Kaffee selbst rösten
Von Claudia am Sep 30, 2007 | In Fool for gadgets, News
Kaffee ist noch vor Bier das beliebteste Getränk der Deutschen. Davon profitiert in erster Linie der Staat: Mit 2,19 Euro Kaffeesteuer pro Kilo Röstkaffee ist das nicht gerade wenig. Hinzu kommt die Mehrwertsteuer. Die Kaffeesteuer lässt sich allerdings im privaten Rahmen umgehen: Nur bereits gerösteter Kaffee unterliegt dem Kaffeesteuergesetz. Allerdings war der finanzielle Aspekt für meine Eigenröstung nebensächlich. Ich muss eben immer alles selbst ausprobieren. Kaffeerösten ist gar nicht so schwer. Aufpassen muss man aber dennoch.
Die 250 g Packung mit äthiopischem Sidamo-Rohkaffee aus der Kaffeerösterei Burg in Hamburg Eppendorf steht schon eine ganze Weile bei mir, heute habe ich mir endlich Zeit dafür genommen. Ehrlich gesagt, hatte ich etwas Angst, den guten Kaffee zu versauen.
Wenn Geruch eine Farbe hätte, der Rohkaffee wäre grün gewesen. Er roch ein wenig nach Wiese. Ich habe den Rohkaffee in meinen Popcorn-Topf gegeben, die Herdplatte angestellt und kontinuierlich die Kurbel betätigt, damit der Kaffee gut gerührt wird. Bald fing der Kafffe an, dunkler zu werden. Es dampfte und schon kurze Zeit sp?ter war die Küche mit einem leicht verbrannten Rauch gefällt. Die Kaffeebohnen sahen aber alles andere als verkohlt aus. Es knisterte und die Kaffeebohnen gewannen an Volumen. Ich habe mir erzählen lassen, dass es am Anfang immer ein wenig verbrannt riecht. Wohliger Kaffeeduft in der Wohnung wäre mir offen gesagt lieber gewesen. Nachdem der Kaffee schön braun war, habe ich aufgehört und den Kaffee abkühlen lassen. Und siehe da: So langsam machte sich der erhoffte Kaffeeduft breit. Nichts war verbrannt.
Gleich noch einmal eine kleine Menge nachgeröstet, diesmal habe ich die Menge vorher gewogen: 52 Gramm. Nach dem Rösten brachten die Kaffeebohnen nur noch 44 Gramm auf die Waage. 15,38 Prozent Einbrand. Damit liege ich irgendwo in der Mitte zwischen den Werten, die sich im Internet finden. Nach dem Abkühlen habe ich mir die erste Tasse vom eigenen Kaffee gegönnt, direkt aus dem Vollautomaten. Die Verkostung: Der Kaffee schmeckt aromatisch, mir aber nicht kräftig genug, dennoch charaktervoller als die meisten gemahlenen Fertigprodukte. Mein gekaufter Espresse ist besser. Für einen ersten Versuch aber nicht schlecht. Zumindest so gut, dass ich weiterrösten werde.
Zum Vergleich: Auf dem Bild sieht man in der ersten Reihe meinen selbst gerösteten Kaffee, in der zweiten Reihe den dazugehörigen Rohkaffee und als Kontrolle in Reihe drei meine gekauften Espresso-Bohnen. Sch?n sieht man auf jeden Fall die Volumenzunahme durchs Rösten.
Wer es selbst probieren m?chte: Eine schwere Pfanne und ein Holzlöffel reichen aus. Die Bohnen langsam erhitzen und bis zum gewünschten Grad rösten. Und immer dran denken: Zwischen einer guten Kaffeeröstung für "normalen" Kaffee und Espresso liegt eine Minute. Eine Minute nach Espresso kommt die Feuerwehr. Sagt jedenfalls der Hamburger Kaffeeröster Jens Burg ...
Kurzes Update für alle, die in der Pfanne rösten möchte: Vorsicht vor den herumfliegenden dünnen Häutchen der Kaffeebohnen, die sich beim Rösten lösen. Sie sind heiß und können leicht etwas entz?nden, etwa herumliegendes Papier. Diese Häutchen spielten in meinem Popcorntopf eine untergeordnete Rolle, weil der Topf entsprechend hoch ist und über einen Deckel mit "Dampfabzugslöchern" verfügt.
5 Kommentare
Hallo Claudia,
ich liebe es auf Deiner Seite zu st?bern und mir die tollen Bilder anzuschauen. Immer wieder, absolut! Du triffst genau meinen Geschmack. Perfekt!
Mich w?rde nun interessieren, welchen Espresso du kaufst (also den bereits fertig ger?steten)?
Ciao
Octo
Hallo Octo,
zurzeit habe ich hier Espressobohnen von Lavazza "perfetto espresso". Recht kr?ftig. Da ich meist Milchkaffee trinke ist diese Bohne prima. Wenn ich Kaffee aus der French Press-Bodum-Kanne trinke (was in der letzten Zeit recht selten vorkommt), nehme ich auch gern Kaffee kleiner R?stereien. Den ?thiopischen Sidamo mochte ich gern, absolutes Highlight war einmal ein Kaffee aus Sulawesi. Aber der ist "f?r jeden Tag" unbezahlbar.
Gru?, Claudia
Ich werd`s mal probieren. Ich habe in Minca, Kolumbien von einem Kaffeebauern eine Tüte mit geschätzten 250 g Rohkaffee bekommen, die nicht schlecht werden soll. Die Schale muss ich auch noch loswerden...
Hi Claudia, erst fand ich die Idee Kaffee selbst zu rösten ziemlich verrückt aber die Neugierde war dann doch zu groß. Mein erster Versuch missglückte zwar etwas, aber mittlerweile geht's echt ganz gut. Mit ein paar Zubereitungs-Tipps von coffeecircle.com genieße ich gerade einen sehr leckeren Kaffee.
Hallo Claudia!
Wir haben heute äthiopischen Wildkaffee selbst geröstet und uns schmeckt der Kaffe sehr gut.
Mein Partner hatte früher schon einmal versucht, Kaffee zu Hause zu rösten und war nicht allzu begeistert, als ich mit der Tüte Rohkaffee ankam... Da es mein erster Versuch war, habe ich ein wenig im Internet recherchiert und bin gleich auf Deine Seite hier gestoßen.
Deine Tips waren sehr hilfreich und Dank ihnen hat auch mein Partner jetzt wieder Lust darauf, weiterhin selbst Kaffee zu rösten. Vielen Dank!
Lieben Gruß,
Steffi & Kim
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