A table - Die wunderbaren Rezepte meiner Familie
Von Claudia am Jun 6, 2007 | In Rezensionen
Beim ersten Durchbl?ttern von "? table! - Die wunderbaren Rezepte meiner franz?sischen Familie" von Murielle Rousseau dachte ich: "Schade, keine Rezept-Fotos." Doch wenn eine Franz?sin, die schon eine ganze Weile in Deutschland lebt, von ihren kulinarischen Erinnerungen in Frankreich berichtet, ist mein Interesse geweckt.
Jedem der zw?lf Kapitel gehen zwei Seiten mit Erinnerungen und dem, was wir Deutsche gern verkl?rt als "savoir vivre" bezeichnen, voran. So erf?hrt der Leser im Kapitel "Les Fromage de France": "Sogar das K?seschneiden ist in Frankreich eine Wissenschaft f?r scih. Wie manch ein Nicht-Franzose den K?se schneidet, l?sst den Franzosen die Haare buchst?blich zu Berge stehen! Dabei sind die Grundregeln beim K?seschneiden recht einfach: Zum einen l?sst jeder am Tisch f?r die anderen ein St?ck von jedem K?se ?brig, zum anderen schneidet man die St?cke immer, ganz gleich ob es sich um runde oder eckige K?se handelt, von der Rinde zum Herzen. So trocknet der Rand nicht so schnell aus."
Ich musste grinsen. In den frz. Familie, in denen ich K?se als Gang vor dem Dessert oder auch mal als Dessert bekam, beanspruchte jede Familie ihre "K?sezeremonie" als allgemeing?ltige f?r sich. Schon sehr fr?h merkte ich mir: Wenn es um K?se geht, sind die Franzosen sehr eigen. In Anbetracht des K?sereichtums im Hexagon finde ich das aber auch heute noch legitim. Und wenn Franzosen in Anbetracht von fadem Camembert in deutschen Superm?rkten wahlweise m?de l?cheln oder angewidert die Mundwinkel verziehen - ich kann sie verstehen. Aber zur?ck zum Buch.
Beim Kapitel "P?tisserie et desserts" widerspreche ich in Gedanken als es hei?t: "Was aber sicher stimmt, ist, dass es wohl kaum ein Land mit so vielen Kuchen und Geb?cksorten gibt wie in Frankreich, wobei das Angebot in der Provinz genauso ?berw?ltigend ist wie in der Hauptstadt." Gerade dar?ber lie?e sich mit einem Deutschen vortrefflich streiten. Mein rein subjektives Empfinden, gepr?gt von Erfahrungen abseits der frz. Haupstadt: ?berw?ltigend wenig Kuchen und Geb?ck f?r eine kuchen-verw?hnte Deutsche. Was ich ?brigens bezeichnend fand: Ich habe noch nie bei einer frz. Familie selbstgebackenen Kuchen bekommen. Der Kuchen wurde meist im Supermarkt gekauft. Auch das ein Unterschied zu Deutschland. Die B?ckerei-/Konditorei-Abteilungen sind in den gro?en Superm?rkten erstaunlich gro?.
Bei den Rezepten zu den Kapiteln handelt es sich um die franz?sischen Klassiker. Ein "Far breton" ist ebenso dabei wie "Madeleines" oder "Mousse au chocolat". Letzteres in einer reinen Schokoladen-Eischnee-Version. Auch "Moules farcies" oder "Boeuf ? la mode" fehlen nicht. Was den Gebrauch des Buches etwas erschwert: Die Rezepte tragen den frz. Titel des Gerichts, die ?bersetzung steht eine Zeile tiefer. Will ich nachtr?glich ein bestimmtes Rezept suchen, helfen mir die frz. Namen nicht weiter, denn sie finden sich im Index nicht wieder. Das Beispiel "Moules farcies" finde ich sp?ter weder unter M wie Miesmuschel noch unter Muschel, sondern unter U wie ?berbackene Miesmuscheln.
Was das Buch allerdings sehr liebenswert macht, ist die Gestaltung. Auch wenn Food-Fotos fehlen, sind doch Fotos aus dem Familienalbum in ein verspieltes, und h?bsch collagen-artig illustriertes Layout eingebunden. Da st?rt es denn auch nicht, wenn man das eine oder andere Rezept suchen muss, denn das Auge st?bert gern ?ber die Seiten und bleibt bei dem einen oder anderen nostalgischen Foto h?ngen.
4 Kommentare
Ich stimme kuchentechnisch absolut zu! Was ich in Deutschland allerdings vermisse, ist die P?tisserie im Mini-Format, winzig-kleine T?rtchen und Zwergen-Eclairs, Buche de No?l nicht einmal so gro? wie meine Handfl?che, Tarte au citron aus dem Ragout-F?rmchen und nat?rlich und bestenfalls NICHT en miniature: fondant au chocolat.
Aber: Es handelt sich um feines Geb?ck und selbstgemachte Kuchen habe ich w?hrend meiner Aufenthalte auch nicht aufgetischt bekommen.
@Froe: Ja, die P?tisserie en miniature gibt es bei uns nicht. Bekommen wir gerade mal von den Portugiesen gezeigt, wobei Bolo d'Arroz & Co. so gar nix von den feinen frz. Schleckereien haben und eher eine rustikale Variante sind. Aber immerhin schon mal das Mini-Format ;-)
Die feine P?tisserie habe ich in Frankreich allenfalls in gro?en St?dten mit gro?en P?tisserien gefunden.
Als Wahlfranzose seit Jahren muss ich allerdings doch die frz. Patisserie verteidigen....Es gibt sie und zwar reichlich, klar, in einem Dorf in der Creuse gibt's nur tarte aux fraises, pommes und das war es, aber ansonsten haben die doch ein recht ?ppiges Angebot! Wenn ich in K?ln bin, kommen nur Fromme & Fassbender an das Niveau heran, und, in Paris, ich sage nur Herm?, Pain de sucre, Mulot, Aoki, Ladur?e.....
« Pasta con le vongole | Crostini mit Ziegenkäse » |