Flusskrebse, Rübchen und Moorschnucken
Von Claudia am Okt 5, 2006 | In Rezensionen
Vereinigungen wie Slow Food oder die vielen regionalen Aktionen propagieren es schon lange: Lebensmittel kleiner Betriebe aus der Region sind schmackhaft, meist auf Nachhaltigkeit bedacht und setzen der Massentierhaltung und den Agrarfabriken mit ihren Monokulturen etwas entgegen. Ein sch?nes Buch zum Thema ist Sabine Herres "Flusskrebse, Rübchen und Moorschnucken".
Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die verschiedenen Regionen Deutschlands. Gestartet wird in Bayern. Es geht durch alte Klöster mit ihren spirituellen spiritu?sen Geheimnissen, über Almwiesen mit geleasten K?hen und in die Donau, wo über den Huchen berichtet wird. Zwischen Schwarzwald und schwäbischer Alb gibt es Wissenswertes über das Hinterwälder Rind, ich erfahre, dass es auf der schwäbischen Alb wieder Weinbergschnecken gibt und dass die Champagner-Bratbirne nicht so heißen darf, weil eben nur Schaumwein aus der Champagne den Namen Champagner tragen darf.
Ob Schwäbisch-H?llisches Schwein, bergische Kr?her, Weinbergpfirsische, Teltower Rübchen oder Finkenwerder Herbstprinz: In kaum einen Buch habe ich mehr über Deutschlands Spezialit?ten erfahren. Die einzelnen Kapitel sind wie Reportagen aufgebaut, die Autorin hat mit vielen Bauern, Käseproduzenten, Viehzüchtern und Metzgern gesprochen, die Zitate machen die Geschichten sehr lebendig.
Den Abschluss bilden rund 30 Rezepte, die den Kapiteln zugeordnet sind. Alles Rezepte wurden "von den Bauern, Metzgern, Züchtern und Käsemachern zur Verfügung gestellt, [...]. Einige wurden von den Küchen entwickelt, die mit diesen Produzenten zusammenarbeiten, andere stammen aus Kochbüchern, die die erwähnten Betriebe selbst herausgegeben haben." Aus der Heuküche kommt beispielsweise ein Rezept für "Halbgefrorenes vom Heulikär", aus Hohenlohe ein Rezept für "Siedfleisch vom Boeuf de Hohenlohe mit Meerrettichsoße". Eine zweifarbige Tomatensuppe oder "Gefüllte Kartoffelpuffer mit Blutwurst und Vinaigrette aus Sylvaner-Essig und Estragon" machen mir Appetit aufs Nachkochen. Oder lieber doch ein "Schinkenbraten in Wacholderrahm" vom Bentheimer Schwein? Zum Nachtisch "Müller's Bierhalbgefrorenes"? Auch wenn es in dem Buch keine Bilder gibt: Die Geschichten sind bildhaft erzählt, die Rezepte entstehen auch so vor dem inneren Auge. Wer sich für regionale Küche und deren wiederentdeckte Spezialitäten interessiert, wird viel Freude an dem Buch haben.
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