Polettos Kochschule - Mein neuer Grundkurs für Einsteiger
Von Claudia am Sep 29, 2010 | In Rezensionen
Es ist ihre 3. Kochschule, 3 Bücher in 3 Jahren. Bietet Polettos Kochschule - Mein neuer Grundkurs für Einsteiger noch Neues?
Gleich vorweg: Rein vom Cover her hätte mich keines der Bücher angesprochen. Ich finde sie etwas altbacken und werden der sympathischen Köchin nicht gerecht. Cornelia Poletto beim Kochen - also "in action" - fotografiert wie bei ihrem Buch Alles Poletto! aus dem G&U-Verlag fand ich da schon besser.
Wie auch schon die anderen Kochschulen-Bücher der Hamburger Köchin, begleitet "Mein neuer Grundkurs für Einsteiger" die neue Staffel ihrer Kochsendung. Egal was man vom Konzept mit dem clownesken Kochschüler halten mag: Wer sich die Sendungen aktiv anschaut, kann viel lernen. Das ist nicht immer so im Koch-TV, vieles ist zu Hause nicht praktikabel oder erfordert - auch wenn's im Fernsehen so leicht aussieht - doch einiges an Koch-Know-How. Frau Poletto zeigt Basics mit Variationen, wie in der aktuellen Staffel etwa "Gulasch", "Schnitzel", "Pasta-Saucen" oder "Hähnchenbrust". Die Sendungen sind momentan noch im Netz abrufbar.
Die Rezepte aus den Sendungen sind in den Büchern natürlich mit dabei, allerdings teilweise unter anderen Namen: So sind die "Schweinekoteletts mit Kartoffel-Apfel-Stampf" als "Schweinkoteletts mit Apfel-Speck-Kartoffeln" zu finden. Wer die Gorgonzola-Sauce sucht, sollte im Pasta-Kapitel nachschlagen, denn im Index findet man sie nur unter "L" wie "Linguine mit Gorgonzolasauce". Bei den Schweinekoteletts wird im Online-Rezept Salbei oder Rosmarin genommen. Auf dem Bild sieht man eindeutig Thymian. Im Buch ist dann keine Rede mehr vom Salbei. Wahrscheinlich wurde da in der Sendung etwas variiert, der Vorlauf, das Buch zu produzieren muss ja recht beträchtlich gewesen sein.
Während die Sendung Themenschwerpunkte wie "Schnitzel", "Kotelett" oder "Gulasch" hat, folgt das Buch klassicher Aufteilung in folgende Kapitel:
Salate
Gemüse
Hülsenfrüchte
Pasta
Fisch
Geflügel
Rind & Kalb
Schwein
Lamm
Mehl & mehr
Das Vorgänger-Buch folgte folgender Gliederung:
Tomaten
Kartoffeln
Pilze
Garnelen
Fisch
Huhn & Ente
Rind & Kalb
Schwein
Käse
Eier
Schokolade
Das aktuelle Buch ist im Vergleich zu dem Vorgänger deutlich dünner: 185 Seiten im Vergleich zu 217 Seiten im Vorjahr, aber mehr Seiten und Rezepte als in der 1. Kochschule (167 Seiten/75 Rezepte). Auch wenn einige Kapitel den gleichen Namen tragen, gibt es keine Überschneidungen.
Soviel zu den "technischen Details". Inhaltlich habe ich nichts auszusetzen. Jedes Kapitel hat wieder Schritt-für-Schritt-Bilder für Grundtechniken wie "Panieren" oder "Filetsteaks braten". Die Rezepte sind - wie schon beim Vorgänger beschrieben - für Hobbyköche, die gern gut kochen und die vor allem, mit nicht ganz alltäglichen Zutaten vertraut sind. Brunnenkresse, Taleggio, Mirin, Salsiccia, Perlzwiebeln, Vin Santo - das sind Zutaten, die man nicht überall bekommt. Brunnenkresse habe ich bislang weder auf meinem Markt, noch beim Gemüsefachhändler oder in der Metro gefunden. Perlzwiebeln nur einmal vor einem Jahr. Da sind die Franzosen besser dran. Perlzwiebeln gibt's in jedem größeren Supermarkt, Brunnenkresse gehört in Großbritannien zum Standard-Grünzeug.
Die Rezepte haben meist einen italienischen Touch - mir gefallen sie sehr gut und mich schrecken auch die etwas längeren Zutatenlisten nicht ab. Die Rezepte sind allesamt sehr inspirierend und haben den gewissen Pfiff:
Die gefüllte Lammkeule wird von Kartoffel-Artischocken-Gemüse begleitet, eine eher langweilige Hähnchenbrust wird mit Safran-Fenchel-Sud und Rouille aufgepeppt und statt süßer Buchteln gibt es bei Cornelia Poletto "Feigenbuchteln mit Thymian und geräucherter Gänsebrust". Solche Rezepte machen das Buch interessant. Ich will ja nicht das 50. Grundkochbuch haben, sondern Inspiration für Alltagsküche bekommen.
Jürgen Dollase schreibt in seiner Kritik zum Buch: "Die Rezepturen sind sicherlich bei den Pasta-Gerichten, Salaten und Vorspeisen eher übersichtlich, bei den Hauptgerichten, wie etwa dem "Klassischen Gänsebraten mit Rotkohl" oder der "Hähnchenbrust im Safran-Fenchel-Sud mit Sauce Rouille" aber schon recht umfangreich und aufwendig. Das wiederum gefällt, weil hier indirekt endlich einmal ein wenig Entwicklung gefordert und propagiert wird." Richtig so! Ich finde auch, dass man ruhig mal über das "Steak in die Pfanne hauen"- und "Tomaten-Sauce selbst machen"-Stadium hinauswachsen kann. Das schult den Geschmack und stärkt das Vertrauen in die eigenen Kochfähigkeiten. Die 3 Kochschul-Bände erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern picken sich einzelne Aspekte heraus. So wird langsam Kochwissen aufgebaut, ohne dass man das Gefühl hat, man würde Rezepte eingetrichtert bekommen. Doch steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein: Wer Frau Polettto zuschaut, wird künftig seine Mayonnaise nur selbst machen und vor allem mit ganzem Ei. Das habe ich zwar nicht bei ihr gelernt, aber ich kann diese Technik nur empfehlen, etwa wie bei dieser Orangen-Kresse-Mayonnaise oder meinem Egg-Mayo-Cress-Sandwich.
Wer eine gründliche Kochschule zum Nachschlagen von Grundrezepten und Kochtechniken sucht, ist mit Büchern wie Die große Schule des Kochens: Zutaten - Techniken - Rezepte, Witzigmann - Plachutta Kochschule: Die Bibel der guten Küche oder Kochen: Grundtechniken, Rezepte und Profitipps internationaler Meisterköche besser bedient.
Fazit: Wer aus Polettos Kochschule - Mein neuer Grundkurs für Einsteiger kochen möchte, sollte etwas Zeit für Einkauf und Zubereitung einkalkulieren, wird dafür aber mit schmackhaften, pfiffigen Gerichten belohnt. Lässt man sich darauf ein und kocht regelmäßig, wird Freude am Kochen entwickeln, wird künftig weniger in Restaurants speisen, sondern lieber zu Hause kochen. Weil's besser schmeckt.
Bereits von Cornelia Poletto nachgekocht (aus allen Büchern)
Garnelen mit Peperonata in Pergament
Omelett mit Käse gefüllt (bei mir 2 Käse, bei Poletto 4 Sorten)
Pasta mit Tomatensauce und Salsiccia (u.a. von Poletto inspiriert)
Gewürz-Apfelragout (ein absoluter Knaller unter den Kompotten!)
Hirschgulasch mit Haselnussspätzle (lediglich die Haselnussspätzle von Poletto)Rezensiert
Polettos Kochschule (1. Staffel)Videos und Rezepte zur Sendung (und somit aus dem Buch ;))
Polettos Kochschule online
Polettos Kochschule - Rezepte (diese Rezepte werden nicht unbegrenzt zugänglich sein und werden nach ca. 3 Monaten gelöscht - meine Einträge können Sie immer lesen ;))Cornelia Polettos Bücher
Alles Poletto!
Polettos Kochschule - Mein neuer Grundkurs für Einsteiger (3. Buch)
Polettos Kochschule (1. Buch)
Polettos Kochschule - Mein Grundkurs für Einsteiger (2. Buch)Andere Kochschulen
Die große Schule des Kochens: Zutaten - Techniken - Rezepte (neulich wieder einen Koch-Azubi in der U-Bahn darin schreiben gesehen)
Kochen: Grundtechniken, Rezepte und Profitipps internationaler Meisterköche (für mich ein sehr gutes Grundkochbuch)
Witzigmann - Plachutta Kochschule: Die Bibel der guten Küche (gutes Nachschlagewerk!)
7 Kommentare
...eben ein Einsteigerbuch und ich gebe dir recht, das Cover wirkt sehr Altbacken und wenig einladend. Da Frau Poletto ihren Stern dieses Jahr abgeben möchte und nun mehr bodenständigere italenische Küchen anbieten will, passt dass vielleicht...?
Auf meine Kaufliste kommt es nicht, aber wie gesagt... für den Einstieg warum nicht.
Den Stern gibt man ja nicht so ab, wie einen Hausausweis. Sie wird einfach nicht mehr das kochen, was ihr zum Stern verholfen hat. Sie nutzt die Gelegenheit, dass alte Verträge auslaufen. Mit Sterneküche und einem kleinen Restaurant wie dem "Poletto" kann sie von ihrer Popularität nicht wirklich profitieren. Mälzer macht's vor, wie man Massen ins Restaurant bringt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Cornelia Poletto einen Laden schaffen wird, der richtig brummt.
Dank für die besondere Besprechung und ein kurzer Nachtrag zum TV-Konzept. Was ich an der Sendung schade finde, ist dass die Kameraführung das Lernkonzept viel zu wenig unterstützt. Wenn handwerkliche Dinge vom Küchengesellen durchexerziert werden, geht das Fernsehauge mitunter mit Frau Poletto zum Backofen, Einspieler zum Einkauf oder Schritt-für-Schritt-Vorspieler gibt es auch nicht, ganz zu schweigen von kulinarischer Erläuterung - Gelungene Küchenpädagogik sieht anders aus. Selbst die alte Hobbythek war da mitunter ergiebiger. Aber vielleicht weht der frische Poletto-Wind ja bald auch im Fernsehen. Ich würd mich freuen.
Danke, Oliver! Da hast Du sehr schön die Trennlinie gezogen zwischen Küchen-Entertainment und wirklicher Kochschule. Das ist mir soo noch nicht aufgefallen. Allerdings erinnere ich mich, dass ich mir im vergangenen Jahr schon abgeschaut hatte, wie man einen Schweinerollbraten bindet. Mehr Draufsichten wären sicherlich noch hilfreicher. Da kommt die Frage auf: Ist so ein Bildungsfernsehen gewollt? Man warf Delia Smith in England immer vor, sie hätte keine Entertainer-Qualitäten. Sie selbst sagte: Ich bin keine Entertainerin, ich mache Bildung. Ich vermittel Wissen. Letztlich war sie es, die Generationen von Briten das Kochen begebracht hat. An den Delia-Effekt reichen weder Nigella noch Jamie kontinuierlich heran. (Delia-Effekt: Meist waren Zutaten oder Gadgets sofort ausverkauft, nachdem Delia sie vorgeführt hatte. Und das waren damals keine Werbedeals ...)
Das frage ich mich auch, bislang hat der ganze Kochboom ja wenig gebracht - siehe Link. Tim Mälzer hat seinen Entertainment-Faktor ja in der ARD sehr zurückgefahren, aber hetzt geradezu durch die Rezepte, das es kaum Freude macht zuzuschauen. Frau Poletto bringt immer wieder schöne Details - die Bindetechnik habe ich auch gesehen - aber ich habe immer das Gefühl, sie möchte noch viel mehr vermitteln, aber das Format hindert sie daran.
Ich glaube immer noch an die Möglichkeit, einer gelungen Kombination aus Lehre und Entertainment. Wäre doch toll, wenn man zum Beispiel zeitgleich zur Sendung richtig mitkochen könnte - im Internet funktioniert es doch auch. Und für die Back- /-Kochzeit kann man sich ja gerne Studiogäste einladen oder Reportagen oder Studio-Spielle mit den Gästen zwischenschneiden. Vielleicht müssen wir bis dahin aber warten, bis alle Küchen standardmäßig mit Fernseher ausgesliefert werden. Freue mich aber auch über Tipps für gute Lehr-DVDs. Hast Du welche parat?-)
PS: Wollte dazu einen Link zur gestrigen Scobel-Sendung auf 3Sat einbauen, hat leicer nicht geklappt.
Die Sendung mit ihr gefällt mir gut. Sie wirkt entspannt, aber bringt ihr Kochwissen rüber. Die Gerichte sind einfach, aber sie haben Pfiff.
Irritierend finde ich, dass die Bücher alle gleich heißen. Bislang habe ich nie eins gekauft. Sollte ich wohl ändern.
Gerade zu dem von Herrn Dollase besonders positiv hervorgehobenem Rezept “Hähnchenbrust im Safran-Fenchel-Sud mit Sauce Rouille” kann ich folgendes sagen:
Wenn man sich an das im Internet veröffentlichte Rezept hält, wird man feststellen, dass das Ergebnis nicht dem von Frau Poletto in ihrer Sendung präsentiertem Gericht entspricht.
Ich hatte so etwas bisher immer der schlampigen Redaktion zugeordnet, die das Rezept, nachdem Frau Poletto es gekocht hat, nicht entsprechend korrigiert hat (es ist ja bspw. bei "Lanz kocht" auch so, dass die Köche ihre Rezepte vor der Sendung einreichen und später häufig anders kochen. Die veröffentlichen Rezepte werden aber nicht korrigiert und funktionieren demzufolge auch nicht immer).
Inzwischen habe ich aber auch dieses Buch und dort ist das gleiche falsche Rezept abgedruckt. Der Text ist zwar leicht editiert, aber nur mit dem Ziel, ihn kochbuchfüllend etwas zu verlängern.
Sieht man sich das Video genauer an, dann stellt man fest, dass Frau Poletto sich garnicht an das Rezept gehalten und das Gericht zum Teil deutlich anders zubereitet hat.
Von Herrn Dollase würde ich mir wünschen, dass er ein Rezept doch bitte einmal selbst ausprobiert, bevor er es in höchsten Tönen lobt. Ist es doch gerade er, der Kochbücher alleine deshalb verreißt, weil ihm z.B. die Mengenangabe "1 EL", oder die Zeitangabe "10 Minuten" zu unpräzise sind, weil das je nach Qualität und Beschaffenheit der Zutaten variiert und ihm ausreicht zu behaupten, dass dann das vorausgesagte Ergebnis nicht erzielt werden kann.
Ich habe so etwas schon sehr häufig beobachtet und bin inzwischen der Meinung, dass das nur Absicht sein kann, damit man feststellt, dass Sterneköche dann doch eben besser kochen können als man selbst.
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