The Ultimate Bar Book
Von Claudia am Apr 4, 2009 | In Rezensionen, Getränke
Wer in den Filialen der großen Buchläden stöbert wird häufig in Eingangsnähe günstige Bücher finden. Bücher, die entweder aus der Buchpreisbindung herausgenommen wurden und nun verramscht werden. Oder Bücher aus dem Taschen-Verlag, die von Haus aus recht erschwinglich sind, sowie die Culinaria-Reihe vom mittlerweile pleite gegangenen Könemann-Verlag. Und merkwürdigerweise finden sich auch immer wieder Bücher des Verlages h.f. ullmann, einem Imprint des Tandem Verlags. So ein wenig umweht diese Tische mit Billigangeboten ja der Hauch des Ramschigen und wenig Nützlichen. Doch jeder Verleger weiß auch, dass die Tisch am Eingangsbereich die Lukrativsten sind. Doch man kann dort auch Interessantes erstehen. Wie beispielsweise "The Ultimate Bar Book" von André Dominé für 29,95 Euro.
Während der Wein im großen Johnson und speziell die Bordeaux-Weine in Parkers Werken ihre Bibeln gefunden haben, sieht es bei Spirituosen im Allgemeinen eher mager aus. "The Ultimate Bar Book" schließt die Lücke. Das Schwergewicht kommt mit 816 Seiten und knapp 2,6 Kilo daher und ist ein echtes Kompendium.
Auf über 700 Seiten gibt es Warenkunde und Geschichte satt, aber nicht dröge, sondern unterhaltsam und gespickt mit der einen oder anderen Anekdote. So erfährt man nicht nur etwas über die alt-ehrwürdige Geschichte des Cognac, sondern auch, dass Songs der Rapper P. Diddy und Busta Rhymes den Absatz des Edelbrandes in den Staaten förderten. Das Kapitel "Brandy" beschränkt sich nicht nur auf spanischen Weinbrand, auch dem griechischen oder georgischen Weinbrand werden jeweils 2 Seiten gewidmet, Brandy aus Südafrika wird sogar ausführlich auf 8 Seiten behandelt. Viele Fotos und Kartenmaterial veranschaulichen die Texte. Ein gutes Register am Ende erlaubt, das Buch auch als Nachschlagewerk zu nutzen. Was mir ein wenig gefehlt hat, sind aktuelle Tendenzen, die es ebenso wie beim Wein sicher bei Spirituose gibt. Das würde allerdings voraussetzen, dass das Buch in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen aktualisiert wird - so wie das bei Parker und auch bei Johnson auch der Fall ist.
Der Rezeptteil gliedert sich auf knapp 100 Seiten in:
Anregendes
Klassisches
Erfrischendes
Fruchtiges
Tropisches
Ausgefallenes
Erhebendes
Bekömmliches
Hitziges
Alkoholfreies
Dabei wird jede Drink-Kategorie berücksichtig: Bitter Apreritifs, Champagner Cocktails, Manhattens, Sours, Martini und Gin Drinks, Wodkas, Shotters und Shortdrinks, klassische Longdrings, Highballs, Fizzes und Collinses, Daisies und Crustas, Juleps, Smashes, Bowlen, Sangrias, Coolers und Cobbers, Daiquiris, tropische Sunrises, Margaritas, Coladas, Punches und Swizzles, Chacaca Drinks, wie Caipirinha, Mocktails mit Schuss, Spicy Drinks, Fancies, Molukular Drinks, Flips, Eggnogs, Pick me ups, After Dinner Drinks, Sweet Drinks, bekömmliche Cold Coffee Drinks, Pousse -Cafes, heiße Punsche, Slings und Toddies, Hot Coffee Drinks, Sherbets und Freezes, alkohohlfreie Mocktails, Limonaden, Smoothies und ein paar Milchmixgetränke. Puh, eine lange Liste!
Besonders schön finde ich, dass auch Coffee-Drinks in heiß & kalt erwähnt werden, dass selbstgemachten Limonaden, Smoothies und Milchmixgetränken ebenfalls einige Seiten spendiert bekommen. Bei den Smoothie-Rezepten handelt es sich zwar nicht um klassische, rein aus Früchten zusammengesetzten Drinks, sondern um Frucht-Mixe, was aber zu verschmerzen ist. Ganze Früchte werden zwar verwendet, aber zusätzlich finden sich auch noch Zutaten wie Zuckersirup, Grüner Tee, Sahne, Honig oder Milch. Dabei schreibt der Autor in seinem Vorwort zu den Smoothies, dass bei den Smoothies im Supermarkt "doch nicht alles Frucht, was drin ist" und rät zur Achtsamkeit. Und panscht dann Zuckersirup in seinen Smoothie ... Ttssss ...
Zu jedem Drink gibt es ein Foto, so dass man sowohl für die Wahl des Glases als auch für die Deko Vorschläge bekommt. Lustigerweise ist bei keinem der Rezepte für Milchmixgetränke, Milch dabei. Für alle, bis auf ein Rezept, wird Joghurt verwendet. Die Begründung wird gleich mitgeliefert: "Er ist weniger fett, aber cremig." Zumindest, wenn man keinen Rahm-Joghurt nimmt, habe ich im Stillen ergänzt. Wobei "Milch-Shakes" mit Joghurt wirklich herrlich cremig werden, wovon mich ein Barkeeper letzte Woche eindrucksvoll überzeugte. Aber das ist eine andere Geschichte ...
Bei den klassischen Bardrinks fand ich keine ungewohnten oder falschen Rezepturen - Expertin bin ich da allerdings auch nicht, zumal man mich nicht mit Cocktails im engeren Sinne, sondern eher mit fruchtigen Sunrisern, tropischen Coladas und spritzigem Punch glücklich machen kann.
Ein schönes Standardwerk für alle, die sich für Spirituosen interessieren und gern auch mal den Cocktailshaker in die Hand nehmen. Auf dem Grabbeltisch jedenfalls hat das Buch nichts verloren, aber wahrscheinlich verkauft es sich dort besser ...
1 Kommentar
Ein super Buch! Habe es selber zu Hause und finde immer wieder tolle neue Rezepte. Das Buch ist echt umfangreich und bietet neben bekannten Rezepten auch ausgefallene Variationen.
Daumen hoch!
« Blumen-Deko für Ostern | Crostini mit Serrano-Schinken und Aprikosen » |