Pizokel mit Wirz (Wirsing) und Speck in der Alpenrose
Von Claudia am Mär 28, 2011 | In Alltagsküche, Pasta, Winter, Gut & Günstig
Restaurant Alpenrose. Pizokel mit Speck und Wirz (Wirsing). Ein Graubündner Klassiker. Bei meiner Rezept-Recherche zwecks Nachkochen stieß ich auf Erfreuliches.
Es war ein Arbeitsessen über Mittag. Auf der Speisekarte des Restaurants Alpenrose (Fabrikstrasse 12 Ecke Limmatstrasse) in Zürich stand:
"Bündner BIO Pizokel mit fidelem Speck vom Muotathal, Metzgerei Heinzer , BIO Wirz 23,50 Fr."
Dafür entschied sich in unserer Frauen-Runde der Großteil. Eine Kollegin sagte, sie würde die immer essen, wenn sie in der Alpenrose sei. Und weil die "Alpenrose" für traditionelle Schweizer Küche steht und ich mich gern in Schweizer Kulinarik fortbilde, bestellte auch ich die Pizokel.
Als "etwas größer als Spätzle" wurden sie mir angekündigt. Das war nicht untertrieben. Von der Größe übertrafen sie sogar Schupfnudeln. Bei mir auf dem Teller recht wenig Wirsing, das Ganze aber dennoch aromatisch und herzhaft lecker. Eigentlich ein Wintergericht, auch wenn es in der Alpenrose ganzjährig auf der Karte steht.
Später, am heimischen Computer suchte ich nach Pizokeln. Und stieß auf ein Video, das die Zubereitung von Pizokel mit Speck und Wirz zeigte. Aufgenommen in der Küche des Restaurants Alpenrose. Prima! Da hüpft des Foodies Herz gleich höher.
Die Köchin zeigt und erklärt (auf Schweizer-Deutsch) die Zubereitung der Rustikalen Teigware:
[video:youtube:bJB9zgpHKWs]
Während Spätzle geschabt werden, nennt die Köchin das Herstellen von Pizokeln "abspachteln". Was so einfach aussieht, ist anfangs etwas tricky, wie ich merken musste.
Zunächst einmal hatte ich kein Brett mit einer glatten Seite, sondern nur ein schon recht abgewetztes Kunststoffbrett (und sehnte einmal mehr mein Hamburger Küchen-Equipment herbei ...). Der Teig klebt unglaublich gut am Brett. Ich habe es dann angefeuchtet bevor ich die nächste Teigladung drauf gab. Das ging schon besser. Der Trick beim Abspachteln erschloss sich mir erst gegen Ende des Teiges, als ich keine Lust mehr hatte und immer schneller wurde. Schnelligkeit ist Trumpf, denn man muss recht flott und beherzt schaben, dann fallen die Pizokel viel besser ins Wasser.
Die Art des Mehls wird im Rezept nicht weiter spezifiziert. Ich habe 400 g 405er-Mehl und 100 g Spätzle-Mehl (griffiger Weichweizendunst). Welches Mehl man nimmt hängt davon ab, was man Zuhause hat. Ich glaube mit 500 g normalem Mehl wär's auch kein Drama gewesen.
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Hier das Rezept für die Pizokel:
4 Eier
3 dl Milch
10 g Salz (knapp 2 TL)
500 g Mehl
1 Bund Petersilie; gehackt
1 Wirz
160 g Bauernspeck
Salz
Pfeffer
Zubereitung
1. Einen großen Topf mit Wasser zum Kochen bringen.
2. Für den Teig Eier mit Milch und Salz verquirlen (im Video mit dem Rührgerät, geht aber auch mit Schneebesen). Mehl auf einmal dazugeben und vermischen. Petersilie fein hacken und ebenfalls dazugeben. Teig wie im Video gezeigt mit dem Mixer verrühren. Ich habe meinfach kräftig mit einem Holzkochlöffel geschlagen. Auch gut.
3. Wirsing (Wirz) in grobe Stücke schneiden und kurz (1-2 Minuten) im kochenden, gesalzenen Wasser blanchieren. Dann mit der Schaumkelle aus dem Wasser heben und zur Seite stellen.
4. Pizokelteig auf ein Brett geben und Stücke direkt ins kochende Wasser "abspachteln". Im Film wird dazu immer nur wenig Teig mit einer Palette ca. 2-3 mm dick auf dem Brett verstrichen. Von dieser Schicht wird mir der Palette dann immer schwungvoll etwas ins kochende Wasser geschabt. Dabei sind Pizokel deutlich dicker als Spätzle.
5. Speck in einer Pfanne knusprig anbraten, blanchierten Wirz dazugeben und kurz aufwärmen.
6. Wenn die Pizokel an die Oberfläche kommen sind sie gar. Mit einer Schaumkelle direkt in die Bratpfanne schöpfen, mit Speck und Wirz mischen und sofort servieren.
10 Kommentare
Super Posts, meine Liebe. Ich freue mich über die vielen Schweizer Details, die ich als Studentin dort leider sehr oberflächlich verfolgt habe, nämlich nur danach, ob es schmeckt! :-)
Aber dafür jetzt. Da hüpft das Herz des Foodies: JA!
schön, die alpenrose, da werden auch gleich erinnerungen wach. vermutlich in den nächsten monaten noch einige mehr ;-)
Danke,
endlich hört der Streit bei mir in der
Küche auf wie richtige Pizockel sein
müssen.
ein hübscher bericht über ein sehr beliebtes lokal momentan in zürich. abends ist meines wissens reservieren pflicht. ich ass dort einmal gebratene saiblingsfilets mit schupfnudeln, was eher weniger mein ding war. die fischfilets waren mir persönlich zu wenig gebräunt und die schupfnudeln zu schwer (schwammen ein wenig in butter und sogen das fett so stark auf, dass einige im teller bleiben mussten..)
zu deiner bemerkung zum mehl: im video erkenne ich das biolabel der supermarktkette coop. Benutzt wird 'normales' Weissmehl ( http://bit.ly/gQ7L9c ) in deutschland kommt das etwa einer mischung des 405 und 550er Mehls nahe (vgl.: http://www.kochking.net/rezepte/grundlagen/m/mehltypen-frankreich-deutschland-schweiz-26061.php)
leider immer ein wenig obskur hier mit den mehlsorten.. =)
liebe grüsse,
alex
Aufschlussreicher Artikel. Sicher nicht verkehrt, sich damit detailierter auseinander zusetzen. Werde sicher die weiteren Artikel lesen.
Ich kenne das als Pizzoccheri und dann aus Buchweizenmehl und noch Kartoffeln dazu. Es gab da mal in den Dritten eine Kochserie mit einem Erzähler mit einer sehr sonoren Stimme, wo sie gemacht wurden. Ist allerdings schon ewig her.
Während ich gerade an unserem Fresh up fürs Shopping & Food arbeite, verzweifelt Deinen Text für Deine neue Kolumne suche: "Claudia weiss es", verirre ich mich auf Deinem blog und siehe da: Die Alpenrose und ihr legendäres Pizockel zaubern mir ein Lächeln aufs Gesicht. Die könnte ich jetzt glatt essen.
Ich bin inzwischen dem Wochenende stolzer Besitzer des Ipad und finde es super, dass der Blog im mitgelieferten Browser korrekt dargestellt wird.
Schaut echt super aus und es braucht nur wenige Zutaten - und mit dem Video gut nachzukochen.
Freue mich schon das ganze zu probieren.
Grüße vom ScoutConcierge
Echt ein tolles Video, habe es gerade mit meinem Ipad beim Kochen angeschaut, ist echt super nachzumachen. Danke!
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