Ciabatta
Von Claudia am Mai 13, 2009 | In Brot & Brötchen, Klassiker, Frühstück & Brunch
Als ich bei Ye Olde Bread Blogge die Ciabatta nach einem Rezpet aus Robert Bertinets Buch "Brot für Genießer - 50 neue Rezepte" sah, fiel mir auf, wielange ich schon keine Ciabatta mehr gebacken hatte. Dass für das Rezept italienisches "00"-Mehl verwendet wurde, machte die Sache noch interessanter, weil ich hier noch Mehl stehen hatte (mit Verfallsdatum im Juli 2009). Jetzt habe ich das Brot schon 3x gebacken.
Zunächst einmal musste ich überlegen, wie ich 1g Hefe für den Vorteig bzw. 3g Frischhefe für den Hauptteig abwiege. Denn trotz 1g-Einteilung bei meiner Waage streikt sie sowohl beim Zuwiegen als auch beim Abwiegen sehr kleiner Mengen. Sie schlägt zu spät an, so dass statt 1g erst ab 2-4g angezeigt wird. Außerdem hatte ich gar keine frische Hefe im Haus, dafür aber noch Trockenhefe in einem Behälter, den ich aus London mitgebracht hatte. Aber wie rechnet man nun 1g Frischhefe in Trockenhefe um? Ich entschied mich dafür, die Hefemenge als Hinweis dafür zu nehmen, dass diese Ciabatta mit der recht langen Teigführung nur wenig Hefe benötigt. Ich habe dann eine kleine Prise Trockenhefe für den Vorteig und eine Prise für den Hauptteig genommen.
Beim ersten Backen war ich aus Zeitdruck etwas ungeduldig und habe zu früh gebacken, denn eigentlich hätte der Teig noch gehen müssen - ich musste aber auch gehen und zwar auf einen Grill-Geburtstag. Beim Brotbacken bezahlt man ja jeden Fehler ... Die Ciabatta war nicht misslungen und schmeckte, aber für mich war die Verteilung der Löcher nicht optimal. Beim 2. Mal ging es schon besser (siehe 1. Foto). Dazu hatte ich übrigens einen Teigrest vom 1. Brot genommen und aufbewahrt. Den Vorteig habe ich dann ohne Hefe mit nicht ganz so viel Mehl und Wasser angesetzt und dem Teigrest natürlich. Der Vorteig musste nicht ganz so lange gehen.
Beim 3. Backen - leider kein Bild vorhanden - hatte ich wiederum einen Teigrest als "Starter" für den Vorteig genommen. Und diesmal lief alles sehr, sehr gut. Besonders der Geschmack war viel besser als bei der ersten Ciabatta, viel würziger und "tiefgründiger", nicht so flach. Ein wenig Teig habe ich natürlich aufbewahrt.
Mehr italienische Brot-Rezepte:
Pane Pugliese
Oliven-Focaccia
No-Knead-Bread - das Brot für Knetfaule
Focaccia mit Sardellen
Amy's Crusty Italian Loaf (nach Amy Sherber, NY)
Und hier nun das Rezept für die Ciabatta nach Bertinet:
Vorteig (Biga)
* 60g Mehl Typ 550
* 60g Italinisches "00"-Mehl (gibt es u.a. bei Gourmondo zu bestellen)
* 70g Wasser
* 1g frische Hefe (Claudia: eine kleine Prise Trockenhefe)
Zutaten vermischen und abgedeckt 14-18 Stunden ruhen lassen.
Hauptteig
* Biga, gesamte Menge
* 100g Mehl Typ 550
* 100g Italienisches "00"-Mehl
* 165g Wasser, 28°C
* 15 Olivenöl
* 3g frische Hefe (1 Prise Trockenhefe)
* 6g Meersalz
Aus allen Zutaten einen Teig mixen, das Salz als letztes zufügen. 1,5 Stunden ruhen lassen.
Dabei ruhig 2x zwischendurch den Teig "falten" - was im engl. immer mit "stretch & fold" umschrieben wird. Nun lässt sich dieser Teig überhaupt nicht richtig kneten, sodass ich mit einem Teigschaber den Teig gefaltet habe, also mehrmals von unten etwas Teig nach oben geführt, als wolle man das eine Ende einklappen.
Den Teig dann auf einer bemehlten Fläche in zwei Teile teilen. Auf einem bemehlten Tuch 45 ruhen lassen.
Auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben (Backpapier ebenfalls einmehlen, sonst klebt der Teig) und in die Form einer Ciabatta bringen. Wiedrum 30-45 Minuten ruhen lassen.
Im vorgeheizten Ofen (230° C) ca. 20 Minuten backen. Der Boden der Ciabatta muss sich hohl anhören.
13 Kommentare
Was so ein "alter" doch an Aroma ausmacht.
Aber Mehl ist doch kein Arzneimittel und verfällt nicht, sondern ist ein Lebensmittel mit Mindesthaltbarkeit.
fällt mir auf: Brotsorten scheinen Modeströmungen zu unterliegen. Noch vor 3-5 Jahren war die Ciabatta in Bäckereien eines der meistverlangten Brote. Heute muss man danach suchen oder selber machen.
@Ulrike: Hach, ein wenig Wortklauberei mag ich ganz gern. Ob nun etwas verfällt oder nur das Mindesthaltbarkeitsdatum überschreitet - darüber dürfen Juristen sich streiten ;-)
@lamiacucina: Das finde ich sehr interessant, das ist hier noch nicht so, aber wo Du es erwähnst: Ich finde Ciabatta meist nur noch mit Oliven, getrockneten Tomaten, Nüssen, etc. Also als aromatisierten Partysnack.
Was mir allerdings schon seit einiger Zeit auffällt: Eine ganz normale Baguette wird immer seltener - es gibt immer häufiger Sorten "à l'ancienne" (werden hier aber irgendwie anders genannt). Die zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie hier rustikaler aussehen und mehr als doppelt so teuer sind. Aber nicht doppelt so gut schmecken.
Nun gerade Juristen streiten sich darüber eben nicht :-) Das ist im LFGB genau festgelegt, wie das heißt und dem lt. Brüssel so mündigen und aufgklärten Verbraucher bekannt sein, das Lebensmittel entweder ein Mindesthaltbarkeitsdatum oder aber ein Verbrauchsdatum haben.
@Ulrike: Wie gut, dass hier jemand aufpasst, sonst würde in diesem Blog Anarchie herrschen, und man würde mich irgendwann ob meiner Unaufgeklärtheit entmündigen.
Meine Nase ist ungeschlagener Haltbarkeit-Indikator. In meiner Küche herrscht Anarchie. Ciabatta ist mein Lieblingsbrot. Habe allerdings noch nie eins selber gebacken.Das könnte sich ja jetzt ändern.
Sehen sehr gut aus, schön einheitliche Kruste und unregelmäßige Krume. Beim Mehl bin ich sehr unsicher, was italienisches '00' überhaupt für einen Unterschied bringt. Ich bilde mir ein, dass das Brot etwas leichter, aber auch mehr 'bissiger' ist. Vielleicht weiß jemand mehr?
Stimmt, ich habe auch schon ewig lange kein Ciabatta mehr gebacken. Vielen Dank für die Erinnerung, ich werde es 'mal für das nächste Wochenende vormerken.
Im brotbacken bin ich ja laien, wie lange kann man den teig denn aufheben und wie macht man das am besten?
@Nils: Bissiger könnte stimmen. Ich habe fast das Gefühl, dass sich 00-Mehl nicht großartig vom 550er Mehl unterscheidet. Beide sind proteinreicher als "normales" Mehl und sorgen eine höhere Elastizität des Teigs.
@Chaosqueen: Und bitte verbloggen ;-)
@creezy: Ich bewahre den Teig immer entweder in einer Glas- oder Porzellanschüssel im Kühlschrank auf. Sehr fest mit Klarsichtfolie abgedeckt. Gefäße mit luftdicht schließendem Deckel sind ungeeignet, der kann evtl. mit lautem "Plopp" wegspringen, da die Hefe ja auch im Kühlschrank noch ein wenig aktiv ist. Ich bewahre Teigreste bis zu einer Woche im Kühlschrank auf.
Zum 00-Mehl: Ich habe mal gehört, dass das italienische Mehl ein anderes Aroma hat, weil ja unter ganz anderen klimatischen Bedingungen "aufgewachsen". (Gilt vor Allem für südital. Mehle). Der Mahlgrad ist wahrscheinlich nicht so entscheindend.
Zum MHD: Für mich ist es schon wichtig, ob ein Libbensmittel abläuft (dann kann ich es am nächsten Tag wegwerfen) oder ein MHD hat, dann kann ich entscheiden ob es für mich noch für einige Zeit ok ist oder nicht. Der Naturjoghurt hält bei mir viel länger als das MHD vorgeben würde.
P.S.: Hatte neulich mal einen Rest Pizzateig mit 00- und Dinkel-mehl, der schon 2 Tage im Kühlschrank gegangen war, das gab auch ein schönes Ciabatta!
Mach mal den Ansatz mit Paneduro Nudelmehl. Du wirst noch ein besseres Aroma erzielen.
Die sonstige Arbeitsweise passt schon so.
Bei Trockenhefe nimmt man die hälfte von Frischhefe . Wobei es bei Trockenhefe auch Unterschiede gibt.
Pizzahefe zum Beispiel hat eine lange Triebdauer.
« Espresso-Panna-Cotta "latte macchiato style" | Süßer Teller zum Kaffee » |