Scheiterhaufen mit Äpfeln, Birnen & Vanillesauce
Von Claudia am Sep 11, 2011 | In Brot & Brötchen, Süßes, Herbst, Winter, Hefeteig, Gut & Günstig
Ehe man sichversieht, verabschiedet sich der Sommer. Nicht allerdings ohne uns ein wenig zu entschädigen: Äpfel und Birnen stehen in den Startlöchern und gehören mit zu den schönsten Herbstfreuden. Zeit für einen ersten Scheiterhaufen.
Der Name war mir gänzlich unbekannt bis ihn auf der Webseite der Schweizer Kochzeitschrift "Saisonküche" las. Scheiterhaufen sind dem britischen Dessert-Klassiker "Bread & Butter Pudding" recht ähnlich. Traditionell wird Bread & Butter Pudding allerdings ohne Früchte zubereitet. Variationen mit Früchten bzw. Kompott finden sich u.a. in dem Buch Forgotten Skills of Cooking.
Eine tolle Möglichkeit, um altbackenes Hefebrot wie Butterzopf, Milch- oder Rosinenbrötchen zu verbrauchen. Bei mir war es altbackener Butterzopf. Im Gegensatz zum Bread & Butter Pudding, wird das altbackene Gebäck hier in Würfel geschnitten und in Einzelförmchen gebacken. Charmant zum Servieren, aber natürlich auch in einer großen Form machbar. Ich habe 2 kleine Förmchen genommen und den Rest dann in einer größeren Form gebacken. Das Rezept sieht 40 g Hefezopf (bzw. Rosinenbrötchen) vor. Ich habe rund 3 Scheiben von dem riesigen Zopf genommen, das waren gut 125 g. Der Zopf war recht heftig und ich hatte schon beim Kauf gemerkt, dass der viel zu schwer für seine Größe war. Das ist häufig der Fall, wenn der Zopf nicht richtig durchgebacken bzw. nicht lange genug gegangen ist. Vorteil für den Hofladen mit kleiner Bäckerei: Sie verkaufen den Zopf nach Gewicht. Ist der Zopf noch recht feucht (aber nicht durchgebacken), bringt aber mehr Gewicht auf die Waage. Ob das ein seltener Fauxpas des Hofladens war - ich weiss es nicht. Er hatte leider auch keinen schönen Eistrich und wirkte etwas rustikal. Ich werde dort auch keine weiteren Zöpfe kaufen, auch wenn ich kleine Hofläden sonst sehr mag. Aber richtig backen sollten die schon können, wenn Sie Brot anbieten. Letztlich war es für den Scheiterhaufen aber nicht weiter schlimm.
Statt nur mit Äpfeln wie im Rezept habe ich einen Apfel durch eine Birne ersetzt. Beim nächsten Mal gibts vielleicht nur Birnen, der Geschmack gefiel mir. Was bei dem Rezept für ein Fragezeigen in meinem Gesicht sorgte: 2 Bio-Zitronen sollten verwendung finden, im Rezept stand dann allerdings nur "Wenig Zitronenschale dazureiben". Daran habe ich mich gehalten und nur die Schale von knapp 1 Zitronen dazugerieben.
Zum Scheiterhaufen gab's bei der "Saisonküche" eine Vanillesauce. Aus 2 Eigelb, 400 ml Milch und 1 TL Maisstärke. Auf die Maisstärke wollte ich verzichten, sonst schmeckt die Vanillesauce nicht viel anders als der Pulverzeugs. Gleichzeitig fand ich 400 ml für 4 Personen auch etwas viel. Darüber lässt sich streiten. Ich fand 300 ml Milch ausreichend. 2 Eigelb erhöhten so den Eigelbanteil. Ich hatte eine sehr schöne Vanilleschote und befand, dass davon eine halbe Schote für die Sauce reichen würde. Das macht Kochen auch aus: Die Lebensmittel beurteilen und danach entscheiden, ob und wieviel man benötigt. Sind beispielweise die Eier sehr klein, benötigt man vielleicht 3 Eigelb statt der angegebenen 2 Eigelb. Oder eben nur eine halbe Vanilleschote. Wer noch einen Rest Schlagsahne übrig hat, kann die auch guten Gewissens mit den Eigelb vermischen und die Sauce so verfeinern. Bei aller Intuition beim Kochen: Ein wenig Mitdenken schadet nie ...
Ein absolut delikater Nachtisch - für Süssschnäbel sicher auch eine vollwertige Mahlzeit. Bietet zudem viele Variationsmöglichkeiten: Denkbar mit Kirschen, Kumquat- oder Stachelbeerkompott, mit (Rum-)Rosinen oder auch Aprikosen.
Rezepte für Hefegebäck, dass sich für Scheiterhaufen eignet
Hokkaido Milk Loaf (für mich eines der besten Milchbrote!)
Challah (ebenfalls ein Stammgast in meinem Ofen!)
Milchbrot
Milchbrot 2
Milchbrötchen
Hefezopf (Ostern)
Hefezopf 2
Osternester
Auch das geht: Grittibänze, Stutenkerle & Co.
Rezept vor genau 5 Jahren: Eierstich
Hier mein Rezept für den Scheiterhaufen mit Äpfel & Birnen:
100-125 g süsses, altbackenes Hefegebäck wie etwa Butterzopf, Milchbrot oder Rosinenbrötchen
Abrieb von einer Bio-Zitrone
1 Apfel, z.B. Boskop
1 Birne, z.B. Williams oder Abate
20 g Mandelblättchn
6 EL (=90 ml) Sahne
6 EL (=90 ml) Milch
3 EL Zucker
2 Eier
Für die Vanillesauce:
2 Eigelb
300 ml Milch
1/2 Vanilleschote (oder 1 TL Vanilleextrakt oder 1 Päckchen guter Vanillezucker)
3 EL Zucker
Eine große Form von ca. 20x20 cm oder vier kleine 250 ml-Förmchen buttern.
Das altbackene Brot erst in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden, dann würfeln. Wer eine große Form nimmt, kann die Scheiben auch ganz lassen und sie mit den Äpfeln und Birnen in die Form schichten. Zitronenschale drüber reiben.
Den Guss für den Scheiterhaufen vorbereiten: Eier mit Milch, Sahne und Zucker verrühren.
Apfel und Birne schälen, Vierteln und das Kerngehäuse herausschneiden. Die Viertel in ca. 5 ml dicke Scheiben schneiden. Mit den Brotwürfeln vermischen und in die Form bzw. die Förmchen geben.
Den Guss auf die Formen verteilen und den Scheiterhaufen mit Mandelblättchen bestreuen. Bei 200° C ca. 20 Minuten backen. Evtl. schon nach 15 Minuten nachschauen, damit der Scheiterhaufen kein zu dunkles Elend wird.
Während der Scheiterhaufen im Ofen ist (oder schon ein paar Stunden vorher), die Vanillesauce zubereiten: Die Vanilleschote halbieren und das Mark herauskratzen. Beides zur Milch geben und aufkochen. Vom Herd nehmen. Eigelb mit dem Zucker verrühren und zur heißen Milch geben. Mit einem Schneebesen sehr gut rühren und noch einmal bis kurz unter dem Siedepunkt erhitzen. Auf keinen Fall kochen, sonst stockt das Eigelb und man hat Eiklumpen in der Sauce. Wenn das doch passiert: Als Nothilfe durch ein Sie streichen.
Die Scheiterhaufen mit der Vanillesauce warm servieren.
8 Kommentare
Hach ja, das ist lecker. Viel besser als manch "neumod'sche" Desserts. Ich glaube in den 30'gern gab's das Rezept schon, ähnlich wie "Arme Ritter". Toll!
LG
Oh, das ist ein Zuhauserezept. Ich schaffe es leider nie bis dahin, weil bei uns kein altbackenes Hefegebäck übrig bleibt. Entweder kaufe/backe ich zu knapp oder meine Familie isst zu viel. Vielleicht sollte ich aber auch das Rezept gleich im Voraus berücksichtigen, das Gebäck verstecken, um es endlich mal wieder wahr werden zu lassen ... Ich versuche es.
@Lilly: Hach, Arme Ritter kann ich auch mal wieder machen.
@Katharina: Das Problem hat man als Single nicht. Da bleibt mir meist mehr übrig als mir lieb ist. Ich habe sogar schon altbackenes Brot eingefroren für einen spontanen Scheiterhaufen ...
interessanter blog!
ja, äpfel und vor allem birnen sind grad wieder in voller reife da, hab auch lust was mit birnen zu machen. schau mal bei unserem neuen blog vorbei:
Marija von intwoo
Bei uns heißt dieses Rezept Ofenschlupfer, und immer, wenn ich es esse, fühle ich mich in meine Kindheit versetzt, in die Küche meiner Großeltern. Heutzutage mache ich eigendlich viel zu selten, denn es ist so lecker!
hab den scheiterhaufen heute nachgekocht - leider sind die äpfel in der kurzen zeit nicht gar geworden, die birnen schon. den kindern und uns hat's trotzdem geschmeckt. nächstes mal würde ich die äpfel etnweder klitzeklein schneiden - vielleicht sogar reiben - oder eben nur birnen nehmen.
Endlich mal ein gutes und leckeres Dessert. Da ich aber MAndeln nicht vertrage, versuche ich es mit Walnüssen.
So einfach kann man die winterliche Atmosphäre versüßen. Sieht super lecker aus und ist anscheinend auch gar nicht so schwer zu machen. Mal schauen wie es bei mir schmecken wird.
« Butterzopf | Flammkuchen mit Pfifferlingen » |