Bittere Orangenmarmelade - English Marmalade
Von Claudia am Feb 13, 2010 | In Aus fremden Küchen, Ans Eingemachte, Landleben
Ich konnte mein Glück kaum glauben, als ich vor etwas über einer Woche doch noch Bitterorangen (Pomeranzen) bei meinem Gemüsehändler bekam. Das Rezept für die bittere Orangenmarmelade - die "English Marmalade" - kam aus London.
Die Betreiberin des B&B, in dem ich untergekommen war, war so freundlich, mir ihr Rezept zu verraten. Die Orangenmarmelade hatte ich ja schon ausgiebig bei ihr probiert - und das obwohl ich eigentlich kaum Marmelade esse. Diese schmeckte aber sehr gut.
Hier die kurze Anleitung, die ich bekam:
3lbs Seville oranges
4 pints water
2 lemons
Granulated sugar
Wash and cover oranges with water overnight.
Boil for approx 2 hours until really soft when cold cut oranges in half and
scoop out pips into plastic sieve over small jug.
Cut up peel (I like it chunky).
Add to water and drained juice from pips (squeeze what you can through the
sieve to extract as much pectin as possible).
For every pint of orange and liquid add 1lb sugar.
Dissolve over low heat and then bring up to fast boil for about 40mins when
a set should be reached. Leave to settle before putting into warm jars
Das war recht wenig Anleitung.
Ich hatte insgesamt ca. 1,2 kg Bitterorangen und musste zunächst von pints und pounds in Milliliter und Pfund (ein pound sind ca. 450 g!) umrechnen.
Letztlich habe ich 1,3 kg Zucker auf meine Bitterorangen gegeben, dazu die entsprechende Menge Wasser. Ich gebe hier nicht die direkten Mengen, da man ja nie weiß, wieviel Bitterorangen man letztlich bekommt. Das Umrechnen war recht mühsam.
Nachdem ich dann die Bitterorangen gekocht, dann entkernt und durch ein Sieb so gut es ging gepresst hatte, die Schale in feine bis grobe Streifen geschnitten, Zucker und Wasser zugegeben hatte, wurde lange (45 Minuten) sprudelnd gekocht.
Es folgte die Gelierprobe mit einer im Kühlschrank gekühlten Untertasse. Dabei gibt man etwas von der heißen Marmelade auf die Untertasse. Das Ergebnis, wenn die Marmelade erkaltet ist, sollte dann der späteren Konsistenz entsprechen. Leider blieb die "Marmelade" in diesem Stadium flüssig. Nicht genug Pektin. Und das auf einem Sonntag. Ich ließ die Marmelade also im Topf und besorgte am nächsten im Bio-Supermarkt Apfelpektin. Leider gab es dort kein reines Apfelpektin, sondern ein Fruchtgel (von Arche) mit Fruchtzucker und Säure. 2 Beutel zu je etwas über einem Euro - damit sollte ich auf der sicheren Seite sein, denn in jedem Beutel waren 25 g. Minimal gelierte die Orangenmarmelade ja schon.
Letztlich brauchte ich beide Beutel von dem Gelierzeugs und bekam immer noch eine sehr flüssige Marmelade. Der Geliererfolg damit war nicht gerade umwerfend. Also machte ich mich noch einmal auf den Weg und kaufte im Reformhaus Apfelpektin in etwas reinerer Form. Und gab wiederum eine ordentliche Menge hinzu. Das reine Pektin gelierte um Klassen besser als die mir ohnehin schon suspekte Gelierhilfe.
Die Gelierprobe gelang und ich konnte die Orangenmarmelade endlich in die vorbereiteten Gläser füllen. Die Marmelade war erstaunlicherweise klarer als ich gedacht hätte, auch wenn die kommerzielle Marmelade transparenter ist. Mehr Transparenz hätte ich sicher erreicht, wenn ich vor dem Kochen noch einmal gefiltert hätte. Allerdings wäre dann sicher auch noch weniger Pektin im Topf gelandet.
Die meiste Marmelade wanderte in normale, kleine Marmeladengläser, das Bügelverschlussglas ist eher ein Schmuckstück denn praktisches Einweckglas: Das Einfüllen funktioniert nur beschwerlich mit einem kleinen Teelöffel und der Verschluss ist mehr Zierde als alles andere. Gefällt mir trotzdem gut auf dem Frühstückstisch. Geschmacklich ist die Marmelade, wie sie sein soll: süß, säuerlich und mit einer ausbalancierten Bitternote. Insgesamt allerdings kein billiges Vergnügen: Die Bitterorangen waren dabei mit knapp 5 Euro pro Kilo noch das günstigste. Mein erster Pektinkauf betrug knapp 2,40 Euro, der zweite Kauf war teurer und schlug mit etwas über 7 Euro zu Buche (auch wenn ich davon jetzt noch recht viel habe). Andererseits ist das Ergebnis besser als die bislang von mir gekaufte Orangenmarmelade - und hat natürlich den Charme des Selbstgemachten.
Mein Marmeladenvorrat sollte jetzt erst einmal bis zum nächsten Winter reichen - Bitterorangen gibt es ja nur ein paar Wochen im Jahr, von Januar bis knapp in den Februar hinein.
Tolle Verwendung für die Orangenmarmelade ist übrigens dieser Schokoladen-Orangenkuchen - den gibt es demnächst wieder einmal.
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6 Kommentare
Ich hab noch nie Bitterorangen irgendwo gefunden... :(
Ob ich dann aber diese Arbeit auf mich nehme und wirklich Marmelade machen würde...? Einmal ganz sicherlich :)
Ich liebe Citrusmarmelade :)
Mein mann ist ja Schotte und kommt aus Dundee, wo diese Marmelade "geboren" wurde.
Seine Tante machte sie auch immer selbst... aber das ist lang her...und die Tante hat uns kein Rezept vererbt... schade.
Aber deine sieht in diesem hübschen Glas richtig lecker aus!!
Deine Geschichte kenn ich in anderer Form... mit einem Quittengelee aus einem Rezeptbuch der 20er Jahre:
Ich schälte und kochte wie im Rezept, aber es blieb flüssig. *grrr*
Ich hörte, dass Pektin nach einer Weile Kochen wieder dünn wird (??) und packte das möchtenichtgern-Gelee so in Gläser. (ich hatte auch kein anderes Pektin)
Nach drei Monaten(!!!) im Glas in der Ecke der Speisekammer war es auf einmal relativ dick.
Schmeckt lecker, ist aber auf warmem Toast oder so wieder flüssig :(
Ich hab es kurzerhand in süßsauren Quittenessig verwandelt... oberlecker: mit Essigessenz (ja, ich weiss, guter Essig ist das nicht, aber ich hatte grad keinen andern als meine Putzessigessenz) mit viel Quittengelee und ein bissel Wasser.
Ergebnis: ein schöner, leicht dicklicher Essig, der gut auf dem Salat klebt. Lecker für vieles.
Dies nur als Tip für eventuellen Orangenessig ;) (fänd ich auch lecker)
Liebe Grüße aus dem Norden,
Monika
sehr schick... ich habe die Tage auch eine gemacht aber leider nicht mit so schönen Pomeranzen
Ich habe auch letzte Woche Pomeranzen bei meinem Gemüsehändler entdeckt. Der verlangt zum Glück "nur" € 3,70 und ich versuche kandierte Orangenschale zu machen. Mal schauen.
Hallo,
dein Blog ist spitze, ich bin seit einem Jahr süchtiger Leser - und auch eifriger Nachahmer.
Die Orangenmarmelade habe ich Sonntag gemacht! Ich war etwas skeptisch wegen der Pektin-Sache und auch etwas unsicher ob der relativ knappen Angaben im Originalrezept und habe daher noch ein anderes Rezept zu Rate gezogen (Link folgt unten) - letztlich war es dann eine Mischung.
Was m.E. in deinem Rezept super ist, ist der Tipp mit dem Kochen der ganzen Orangen (was das Einweichen über Nacht bringen soll, weiß ich aber nicht so recht). Das Rauslöffeln der Kerne und des Fruchtfleisches geht ratz-fatz und die Schale ist schon im gewünscht weichem, gut zu schneidendem Zustand, die weiße Haut innen ist verkocht und lässt sich eben einfach rauskratzen. Aus dem anderen Rezept hab ich das Mitkochen der Kerne im Mulltuch zur Pektingewinnung - das ging auch gut und ich konnte richtig viel Pektin "melken"...allerdings hab ich trotzdem noch Gelierzucker 1:1 verwendet...das Ergebnis ist ok, aber nicht so geleeartig fest wie gekaufte Marmelade. Nächstes Mal würde ich wohl auch noch mit Pektin nachhelfen...allerdings habe ich die Marmelade "nur" ca. 20 Min. gekocht, da ich befürchtete, das Pektin zu "überkochen" - die Gelierprobe war letztlich so gut wie das Ergebnis ;).
Eine Frage: hast du das Kochwasser verwendet oder weggeschüttet? Ich hatte Bio-Pomeranzen, war mir aber doch unsicher, da das Wasser sehr bitter war. Ich hab dann gemischt...1/3 vom Kochwasser, 2/3 frisches Wasser.
Hier der Link zu dem ausführlichen Rezept, das aber sicher bzgl. der Abschälerei viel mehr Arbeit ist.
http://simplyrecipes.com/recipes/seville_orange_marmalade/
Das Ergebnis ist aber auf jedem Fall SEHR lecker!! Danke!
Gruß aus München
Bernhard
Liebe Claudia, heute habe ich das Orangenmarmeladen-Rezept aus "i Know how to Cook" probiert. Mit so Lala-Erfolg, daher wollte ich nun bei Dir nachlesen. Das Rezept sah 1,5 kg Zucker auf 7 Orangen vor. Ganz schoen viel, das habe ich dann in letzter Minute nicht nachgemacht. Brrr.
also ich habs ein einfacheres Rezept
8 bis 10 Orangen -unbehandelt
-kochen bis sie weich sind -ab in die Küchenmaschine, zerkleinern -anschliessend in den Topf
mit ca.400 g Zucker u. gut eine Stunde
kochen.FERTIG zum abfüllen .
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