Kochkurs: Weber Grill Academy
Von Claudia am Mai 19, 2012 | In News, Foodie-Events, Landleben, Kochschulen, BBQ & Grill
Seit kurzem gibt es die Weber-Grill-Academys des Grill-Herstellers Weber auch in der Schweiz. Ein Veranstaltungsort ist dabei keine 500 m (und wahrscheinlich 400 Höhenmeter) von mir entfernt. Da habe ich die Einladung gern angenommen.
Schon bei Ankunft glühten Kohlen in einigen Grills. Um die Lebensdauer der Kugelgrills zu demonstrieren war ein knallroter, 30 Jahre alter Grill - so jedenfalls die Aussage der Weber-Leute - aufgebaut. An dem gefielen mir ganz besonders die Holzgriffe. Wie ich finde viel besser als Plastikgriffe, wie sie auch mein Rösle-Grill hat. Die sind - bei aller Qualität ansonsten - nämlich mit scharfen Kanten vom Plastikguss versehen. Ich finde, es muss nicht immer alles hypermodernes Plastik aus dem Labor sein, wenn man auch charmantes Holz nehmen kann. Leider ist auch Weber von den Holzgriffen abgekommen.
Doch zurück zur Grill-Academy. Die Firma Weber möchte mit ihren Grills natürlich demonstrieren, dass man ein ganzes Menü von der Vorspeise bis zum Dessert zubereiten kann. Als Apéro (in der Schweiz geht vor dem Essen nichts ohne Apéro, bei dem Häppchen gereicht werden) gab es Flammkuchen vom Grill. Schon der Möbelmacher befand in seinem Test des Rösle-Pizzasteins im Kugelgrill, dass der Grill auf herkömmliche Weise nicht heiss genug für eine richtig gute Pizza wird. So war ich auch gespannt, wie die Grillprofis von Weber das machen. Davon einmal abgesehen, dass der Flammkuchen recht dick und für mich nicht unbedingt ein Flammkuchen war, konnte ich des Möbelmachers Eindruck beim Backen bestätigen: So richtig knusprig wurde der Flammkuchen nicht. Wobei es natürlich irgendwie charmant ist, beim Grillen auch Pizza oder Flammkuchen zu backen. Draußen geht es ja rustikaler zu. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, den Pizzastein zum Backen von Fladenbroten zu verwenden. Die könnten evtl. etwas besser werden als die, die ich sonst in einer normalen Bratpfanne zubereite. Beim Kugelgrill kommt ja noch etwas Hitze von oben, dadurch könnten die Fladenbrote etwas besser aufpoppen. Ob ich mir allerdings so einen Pizzastein zulegen werde, steht in den Sternen. Ich haltes es nicht unbedingt für ein notwendiges Grillutensil.
Zur Einleitung wurde uns viel über die Grills erzählt, über die verschiedenen Arten von Holzkohle und Briketts und welche Kohle für welche Art von Grillen geeignet ist. Darüber macht sicher der 0815-Griller, der den Grill einpackt, um im Park oder See zu grillen meist keine Gedanken, denn gegrillt (oder "grilliert" wie es auf Schweizerdeutsch heisst) wird bei solchen Anlässen meist direkt.
Meine Aufmerksamkeit zog der große Smoker "Smokey Mountain Räuchergrill" auf sich.
Den fand ich eigentlich am interessantesten, wusste ich doch noch aus meiner River-Cottage-Zeit, wie gut Selbsgeräuchertes schmecken kann - selbst wenn der Smoker eine Eigenkonstruktion ist.
Zur Demonstration wurde ein Schweinenackenbraten zunächst indirekt bei niedrigen Temperaturen gegrillt und zum Schluss kamen in Wasser eingeweichte Apfelholz-Chips in die Glut. Dazu braucht man natürlich nicht unbedingt einen Smoker, das funktioniert auch mit dem normalen Kugelgrill wie ich seit meinem ersten Versuch mit Räucherchips bestätigen kann. (Für Interessierte: Mein indirekt gegrillter Schweinenacken)
Für das direkte Grillen über der Kohle wurden Steaks genommen. Besonders schön sahen die aus, weil sie auf dem "Sear Grate"-Einsatz gegrillt wurden. Die Steaks bekommen das typische Grill-Gittermuster automatisch, das Grübeln, wie man das Steak platzieren muss, damit das Steak so ein Muster bekommt, entfällt. Wenn ich viele Steaks auf einmal grille, fällt es zwar nicht schwer, das Muster auch händisch hinzubekommen, aber ich werfe nur alle Jubeljahre mal Steaks auf den Grill, sodass es für mich immer wieder eine Überlegung ist.
Als Vorspeise gab es Sandwich, die auf dem Grill gelegt wurden. Ich fand die Kombination von geräuchertem Lachs und Camembert allerdings sehr ungewöhnlich. Man tut weder dem Lachs mit einem guten Camembert einen Gefallen, noch dem Camembert mit dem Lachs. Diese Eiweis-Fett-Kombination würde ich nicht wieder ausprobieren. Das ist ja bekanntlich Geschmackssache, aber so deutlich haben meine Geschmacksknospen noch nie "Geht gar nicht!" gemeldet.
Sehr viel besser fand ich da schon die "Beer Can Chicken". Ganze Hähnchen, die traditionell auf Bierdosen (mit dem Bier in der Dose) aufrecht sitzend im Kugelgrill zubereitet werden. Weber hat auch dafür ein speziellen Hähnchenhalter. Bei uns wurde allerdings nicht auf Bier gesetzt, sondern auf Weißwein. Damit die Aromen aus dem Hähnchen nicht gleich wieder zum Hals hinausverdampfen, wird eine Art Stöpsel aufs den Hals gesetzt. Finde ich sinnvoll.
Der Hähnchenhalter ist so konstruiert, dass die Fleischsäfte unten im Hähnchenhalter aufgefangen werden. Ich werde demnächst einmal zwei andere Hähnchenhalter testen. Ich habe dazu den Hähnchenhalter von Rösle gekauft als auch einen von Küchenprofi. Ich habe so meine Befürchtungen bezüglich der beiden Halter, bin jedoch sehr gespannt auf meinen Praxistest. Die Hähnchen, die während der Weber Grillacademy zubereitet wurden, waren sehr aromatisch. Grilldauer: 1-1,5 Stunden bei 140-160° C.
Das Gemüse aus dem Grillwok war ok, für meinen Geschmack etwas wenig gewürzt. Zeigte aber, dass man auch größere Mengen Gemüse auf dem Grill zubereiten kann. Finde ich für die Praxis nicht ganz optimal - ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie man das alles auf EINEM EINZIGEN Grill zubereiten soll. Die Grill-Praxis am heimischen Grill ist ja doch eine andere. Wer hat schon mehrere Grills ...
Der Lachs, der auf einer Zedernholzplanke gegrillt wurde war lecker. Bei den Planken handelt es sich um dünne Bretter, die gewässert auf den Grill gelegt werden. Das Grillgut - in unserem Fall eben Fisch - wird direkt auf die Planke gelegt. Die Holzbretter sind dabei nicht für den dauerhaften Gebrauch gemacht, sie halten - nach Berichten, die ich gelesen habe - nur ein paar Grillabende. Ich fand, dass das Raucharoma lediglich an den sehr dünnen Randbereichen des Fischs gut durchkam. Zur dickeren Mitte hin, war allenfalls ein Hauch Rauch zu schmecken. Statt der Planke würde ich wohl eher ganze Forellen bei niedriger Temperatur räuchern - mit Räucherchips.
Sehr überzeugt hat mich das grosse Stück Schweinenacken (in der Schweiz sagt man "Schweinehals"). Das lag schon auf dem Grill als wir ankamen und hatte bereits zur Mittagszeit eine Massage mit einem Barbecue-Rub bekommen. Rubs sind Gewürz-Kräutermischungen, mit denen das Grillgut einegerieben und mariniert wird. Im Basic-Kurs war es ein Knoblauch-Kräuter-Rub. Zu dem neben Pfeffer, Herbes de Provence, Zucker, Paprika und Salz auch noch Chiliflocken und Knoblauchpulver kamen. Diese Mischung aus trockenen Zutaten hat den Vorteil, dass man - wie im Rezeptheft - 1 kg dieses Rubs herstellen kann. Der Schweinenacken wurde zusätzlich gegen Ende der indirekten Grillzeit ein wenig geräuchert. Dieses Rezept gefiel mir so gut, dass es das erste Rezept war, dass ich auf meinem neuen Rösle-Kugelgrill ausprobiert habe. Allerdings habe ich nur 1/10 der Barbecue-Rub-Mischung zubereitet. Auf Knoblauchpulver habe ich zudem verzichtet, weil mir frischer Knoblauch viel lieber ist. Auch waren meine Kräuter frisch, ich habe lediglich Rosmarin und Thymian verwendet.
Der Dörraprikosen-Auflauf mit Mandeln zum Desser erinnerte mich an einen britischen Bread & Butter Pudding. Es ist schon klar: Mit einem Kugelgrill lässt sich so ziemlich alles machen, was man sonst in der Pfanne oder im Backofen macht. Auch der Auflauf war gelungen, vielleicht an der Unterseite etwas zu dunkel. Ich würde so einen Auflauf wohl dennoch eher im Backofen zubereiten, eben weil die Unterhitze - wenn man den Kugelgrill eben nicht täglich nutzt und Grillprofi ist - doch recht mühsam zu regulieren ist. Insgesamt finde ich Desserts vom Grill dann klasse, wenn man Obst grillt - finde ich wesentlich charmanter als einen Auflauf.
Beim Kurs war zwar Mitmachen angesagt, aber wer nicht wollte, musste auch nicht tätig werden. Ein Grillmeister hatte alles unter Kontrolle und das Zubereiten betraf vor allem die Vorbereitung - Café de Paris-Butter herstellen, Sandwiches vorbereiten, Gemüse schnibbeln und den Auflauf vorbereiten. Die Bierdosen-Hähnchen-Vorbereitung wurde demonstriert und ein Teilnehmer massierte dann das zweite Hähnchen ein. Beim Tranchieren meldet sich aus meiner Erfahrung dann meist keiner - ich vermute, dass viele Leute Angst haben, das Tier vor den Augen von Zuschauern zu verhunzen. Das war bei der Grillakademie nicht anders.
Fazit: Das war ein schöner Abend mit interessanten Vorführungen. Spannend, welches Potenzial so ein Grill hat. Insgesamt ging es ja auch darum zu zeigen, dass man ein ganzes Menü stressfrei im Freien zubereiten kann. Dazu meine ich: Das ist insbesondere dann gut möglich, wenn man entweder direkt neben dem Grill einen Tisch zum Zubereiten hat oder die Küche nicht allzuweit entfernt ist. Von Vorteil ist natürlich auch, wenn man für mehrere Gerichte auch mehrere Grills hat. Bei einer Grillparty, bei der man sowohl Steaks als auch Fisch und Huhn (in der Schweiz sagen sie immer "Poulet") grillen möchte, braucht man mindestens zwei Grills. Interessant fände ich Themenkurse z.B. für Fisch, Spanferkel & grosse Braten oder Gemüse-Grillen. Wie bei vielen anderen Kursen beobachte ich: Es gibt immer reichlich Kurse für Anfänger (Und speziell bei Weber möchte man ja auch Anfänger als Kunden gewinnen), aber für Leute, die sich mit dem Thema schon ein wenig auskennen, gibt es reichlich wenig und vor allem nicht spezialisiert. Für Anfänger am Grill aber bietet der Kurs für 140,- CHF (in Deutschland: 89,- €, beide Kurse inkl. Grillschürze) viel Inspiration und Grill-Know-How. Nette Leute kennenlernen inklusive.
Mehr Infos zum Thema Grillen (Grillieren)
Weber-Grill-Akademien in DE, CH und A
Weber Grill-Academy in der Schweiz (mit Kursen in Aarburg, Salenstein am Bodensee und Stäfa)
Weber Grill Academy Deutschland
Weber Grill-Academy ÖsterreichGrill-Literatur
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BBQ & Grill von Stéphane Reynaud, von dem auch das großartige "Schwein & Sohn" stammt. Sehr schönes Grillbuch mit machbaren Rezepten.
Sehr gut grillen: Die besten Rezepte der Grill-Weltmeister (Grillbuch von Stiftung Warentest)
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Objekte der Begierde: Weber Kugelgrills
Rösle Kugelgrill 50 cm
Hähnchenhalter von Weber (sehr sinnvoll für ganze Flattermänner auf dem Grill)
Digitales Bratenthermometer mit Timer
(sinnvoll bei Braten auf dem Grill - misst die Kerntemperatur und gibt Alarm, wenn das Fleisch die gewünschte Temperatur erreicht hat)
Weber Fire Spice Hickory Chips (zum Räuchern vom Grillgut)
Weber Anzündkamin Rapidfire Wer schon einmal stundenlang gewartet hat, bis die Kohlen grillbereit waren, wird diesen Anzündkamin schätzen lernen ;)
Tests
Test des Rösle-Kugelgrills bei den Möbelmachern in Franken
Grillsportverein (mit großem Forum und vielen Tests)
5 Kommentare
Ich kann dein Fazit vollumfänglich teilen! Die Sandwiches waren auch nicht so mein Ding, dafür hat mir das "Poulet" umso besser geschmeckt...freue mich schon darauf, wenn ich endlich auch wieder grillen darf!
Liebe Grüsse,
Vanessa
Das haben wir letztes Jahr hier in Deutschland auch gemacht. War eigentlich super, Problem nur, dass ich mir hinterher auch einen fetten Weber Grill rausgelassen habe - aber bis heut nicht bereut :-)
http://www.youtube.com/watch?v=oF0h1jo1pDM
Danke für den ausführlichen Bericht, der die ganze Bandbreite des modernen Grillens zeigt. Er heißt Kugelgrill (Googlegrill, wie der Franke sagen würde), weil man auch beim Grillen die Richtung ändern kann. Die Jungs von Weber haben einfach eine Menge Erfahrung auf dem Gebiet, ich versuche mich so langsam einzuarbeiten http://www.nachhaltigkeitsblog.de/r%C3%B6slekugelgrill/
@Vanessa: Interessant, dass Du das auch so empfunden hast. Ich glaube, die Sandwiches kamen insgesamt nicht gut an.
@Chris: Dann ist das Marketingziel aus der Sicht von Weber ja erreicht ;)
@herwig: Werde berichten von meinen Grillerfahrungen mit dem neuen Grill.
Geile Sache so ein Grill-Kurs. Ich liebe grillen, am Besten jeden Tag im Sommer. Aber so wirklicher Profi bin ich nicht mit meinem Gasgrill und irgendwie möchte ich gerne mal wieder auf einen Holzkohlegrill umsteigen. Gasgrill ist gut wenn es mal schnell gehen muss, aber geschmacklich finde ich die Holzgrillvariante oder einen Smoker tausendmal besser.
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