Spaghetti mit Frühlingsgemüse aus dem Garten
Von Claudia am Jun 2, 2020 | In To die for, Alltagsküche, Frühling, Farm to table
Das erste Gemüse des Jahres ist besonders. Man muss gar nicht lange kochen, um es vom Garten auf den Tisch zu bringen. Zeit hat man in dieser Zeit als Gärtnerin ohnehin nicht. So entsteht echte Frühlingsküche.
Ja, ich lebe noch. Nur mit dem Bloggen tat ich mich in den letzten Jahren schwer. Dass ich als Food-Redakteurin arbeite und sozusagen täglich über Essen und Trinken schreibe, tut einiges dazu. Seit 2017 kommt aber noch etwas anderes hinzu: ein Garten! Seitdem versuche ich mein eigenes Gemüse anzubauen. Mit wechselndem Erfolg, denn wir sind immer mal wieder viele Wochen einfach nicht da und überlassen das Gemüse sich selbst. Das führt aber dazu, dass "Farm to Table" beziehungsweise "Farm to Fork" nur beschränkt möglich ist. Es ist dennoch erstaunlich, was doch geht, auch wenn man im heissesten Sommer nicht giessen kann und dennoch Kürbisse ernten kann. Aber so weit sind wir dieses Jahr noch nicht. Dank Voranzucht im Winter? Ja, richtig gehört - und Auspflanzen im Februar bzw. März konnten wir schon erste Mahlzeiten geniessen.
Ich hatte im Januar die Zuckerschote (Mangetout) "Frieda Welten" gesät und im Februar ausgepflanzt. Wie bitte, das geht? Ja! "Frieda Welten" ist eine Winterkefe, die man im Winter säen kann. Dadurch startet sie im neuen Jahr sehr schnell durch. So schnell, dass unser Nachbar beim Spaziergang entlang der Strasse und neugierem Blick durch die noch kahle Hecke sagte: "Das wird nichts. Sie können jetzt keine Erbsen pflanzen." Ich versuchte zu erklären. Er blieb dabei: "Geht nicht." Auch die Dicken Bohnen (Vicia faba, Puffbohne oder auch Saubohne genannt) empfand er deutlich zu früh. Als ich entgegnete, dass das "Aqua Dulce Claudia", eine Sorte, die man bereits im späten Herbst vor Ort säen kann, blieb er skeptisch. Ich konnte jedenfalls schon Mitte Mai erste Zuckerschoten ernten. Jetzt sind auch die Dicken Bohnen reif. Die Blüten der Zuckerschote sind übrigens auch schön:
Wir entdeckten, dass vom Wilden Rucola ("wild rocket") aus dem vergangenen Jahr eine Pflanze stark wuchs ? im vergangenen Jahr gab es gar kein einziges Blatt von den gesäten Exemplaren. Etwas hatte sich also doch im Boden getan. Nach ein wenig Recherche fand ich heraus, dass Wilde Rauke eigentlich gar keine Rauke ist. Diplotaxis tenuifolia heisst sie auf schlau, auf deutsch ist das, was meist auf Märkten und in Supermärkten angeboten wird eine schmalbl?ttrige Doppelsame. Der Geschmack ist schärfer als bei der Gartenrauke, das eigentliche Kraut, das den Namen Rucola trägt (Eruca sativa). Die Blätter der Wilden Rucola bzw. Doppelsame sind viel besser haltbar als die der echten Rucola. Kein Wunder also, dass häufig die Wildform verkauft wird, denn sie ist zudem eine Staude, der auch Nachtfröste nichts anhaben können.
Und so wäre ich bei meiner Ernte: Wilde Rucola, Zuckerschoten, Dicke Bohnen, Radieschen, Mangold, Schnittlauch und Schnittlauchblüten. Das hört sich nach Mittagessen an. Um es vorwegzunehmen: Die Dicken Bohnen machen Arbeit: Erst palen, dann 3 Minuten blanchieren und dann jede einzelne Bohne aus der etwas ledrigen Haut drücken. Aber lecker. Selbst nur mit Salz und etwas Butter ein Gedicht. Meine Ernte habe ich - bis auf die Bohnen - nicht grossartig verarbeitet: die kleinen Radieschen blieben ganz, und ich habe noch nicht einmal das zarte Grün entfernt. Die Sorte entwickelte nur wenig Laub. Ich dünstete als Mangold in etwas Olivenöl an, gab die Zuckerschoten (Kefen) zu, dann die Radieschen, zum Schluss Rucola und die bereits mit Butter und Salz gewürzten Dicken Bohnen. Im Grund habe ich alles nur im heissen Öl geschwenkt, gesalzen und mit Spaghetti vermischt. Drüber kamen Schnittlauchröllchen und Schnittlauchblüten. Saisonaler ging es nicht. Ich liebe solche Gerichte, die auch ohne Rezept ganz wunderbar funktionieren. Wer auf dem Markt einkauft, sucht sich Radieschen aus, bei denen man noch ein paar Blättchen am Radieschen lassen kann. Das funktioniert ebenfalls gut.
Ich könnte das momentan täglich essen. Aber solche Mengen ernten wir noch nicht. Wir sind über die Frühjahrsmonate nur in punkto Salat Selbstversorger. Aber das ist ja auch schon nicht schlecht auf dem Weg zum saisonalen Essen.
12 Kommentare
Schön, wieder von dir zu lesen. Bei uns im Garten machen sich leidetmr die Schnecken über alles her
Ein toller Beitrag und die Bilder sind großartig. Nudeln mit dicken Bohnen zu kombinieren ist mir noch nie in den Sinn gekommen, wird aber aufjedenfall mal probiert.
Dem kann ich mich nur anschließen,
schön wieder was zu hören bzw. neues zu lesen. Ich hoffe es geht Dir gut.
Liebe Grüße aus Ludwigshafen am Rhein
Hallo Claudia,
ich liebe Spaghettis. Mit dem Frühlingsgemüse muss uch dann noch etwas waten bis ich es frisch bekomme, aber ich speichere mir Dein Rezept mal :).
lg
Flo
Ist ein tolles Rezept und genau so mag ich Spaghetti. Bei mir kommt auch manchmal nur Würzspinat als Soße an die Spaghetti.
Mit Nudeln allgemein hat man doch so viel Möglichkeiten. Weiter so und danke.
Lena
Hallo, vielen Dnak für diese tolle Rezeptur. Es wird Zeit, dass es wieder Frühling wird :).
lg
Hi, vorab vielen Dank für das gelungene Rezept zu den Spaghetti mit Frühlingsgemüse. Da kann der Sommer bald kommen. Bleibt gesund und freue mich auf neue Beiträge.
Hallo zusammen, was für eine tolle Idee. Sieht wirklich toll aus. Leider haben wir Winter. Hätte ich mal früher vorbeigeschaut. Viele Grüße.
Hallo!
Das kann man nicht nur mit Spaghetti, sondern auch mit jeder anderen Pasta machen. Nimmt man "kurze" Pasta, dann kann man das Anrösten in einer trockenen Pfanne auf dem Herd machen. Ist einfacher als im Backofen.
Die Garzeit verlängert sich durch das Rösten. Deshalb, erst probieren, bevor man die Pasta abschüttet.
LG Gustavo Woltmann
Ab diesem Wochenende ist der Frühling wieder da und es kann mit solchen Rezepten wieder losgehen =)
Hey,
ein sehr cooles Gericht. Nach dem ersten Überfliegen noch etwas kritisch gewesen, doch nach dem Probieren begeistert.
Viele Grüße
Winfried
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