Der Eiffelturm in Paris entlockt mir ein müdes Lächeln, den habe ich einmal 1986 bestiegen und muss nun nicht mehr zu der Touri-Attraktion pilgern. Das Innere von Kirchen hat mich auch noch nie sonderlich fasziniert. Die heiligen Hallen der Küchentempel ziehen mich aber magisch an. Wie etwa das Traditionshaus Dehillerin.

Der Familienunternehmen in der Rue Coquillière, Ecke Rue Jean-Jacques Rousseau im 1. Arrondissement der Hauptstadt ist berühmt. Für Profiköche führt fast kein Weg an dem Kochutensilien-Geschäft vorbei.

Der große Laden hat sich den Charme vergangener Jahrhunderte bewahrt, die Ware stapelt sich in deckenhohen, alten Regalen. Die Gänge sind eng, was ständig dazu führt, dass jemand "Pardon" sagt, weil er gern vorbei möchte.

Der Keller ist - etwas düster, hier finden sich gusseiserne Töpfe, Bräter und allerlei Auflaufformen.

Dass sich der Laden vornehmlich an Profis richtet, merkt man unter anderem daran, dass kaum ein Artikel ein Preisschild hat. Lediglich Artikelnummern sind zu finden, die vom Personal in Katalogen nachgeschlagen werden können, um den Preis zu ermitteln. Das bedeutet, dass man auf jeden Fall einen Verkäufer braucht, es sei denn, man achtet nicht auf die Preise. Das Stöbern wird einem so etwas verleidet, weil die Bedienung nur mäßig Lust hat, stöbernden Homecooks beim privaten Sightseeing zu unterstützen. Profiköche haben keine Zeit, wissen, was sie wollen und gucken nicht auf den Preis. Bei meinem 2. Besuch im Laden sagte man mir dann auch ganz locker, ich könne die Preise selbst nachschlagen. Das war praktikabel. Bei Produkten ohne Artikelnummer, muss dann doch der Verkäufer ran - und da sollten Sie aufpassen. Kommt ihnen ein Preis zu hoch vor, evtl. noch einmal extra nachfragen. Ich habe für zwei Mini-Brioche-Formen fast das doppelte bezahlt, beim nächsten Besuch sah ich, dass die Form günstiger war. Als ich das reklamierte, war man sichtlich ungehalten und wollte auf darauf erst nicht eingehen, erstattete mir aber den zuviel gezahlten Betrag. Wachsamkeit ist angesagt, wenn auf dem Bestellzettel die Art.-Nr. 999999 auftaucht und der Preis daneben steht.

Die Preise lagen zu meiner Überraschung bei Dehillerin nicht höher als in anderen Küchenläden der Stadt.

Und was lohnt sich nun bei Dehillerin? Wer Crêpe- und Blini-Pfannen in den unterschiedlichsten Größen sucht, wird hier sicher eher fündig als in Deutschland. Schön fand ich die großen Teighölzer, die ich in Hamburg noch nicht gesehen habe. Allein aus Nostalgiegründen musste deshalb ein Teigholz aus Akazie (nicht so schwer wie gedacht) mit in die Einkaufstüte. Wer gern und häufig Tartes backt, findet sicherlich auch die unterschiedlich großen Tarte-Ringe praktisch, die keinen Boden haben. Ebenfalls kaum in Deutschland erhältlich (wenn ja, wo?). Überhaupt gibt es hier wesentlich mehr für Pâtissiers als in deutschen Läden: Riesige Muffinbleche oder Financier-Formen, die nur in breite Profiöfen passen, keine noch so kleine Form, die es hier nicht gibt. Wer einmal die Kunstwerke in den Konditoreien der Stadt bewundert hat, weiß warum die Auswahl hier so groß ist. Allerdings gibt es für Pâtissiers auch noch das Geschäft "Mora" (Rue Montmartre) - mit einem größeren Angebot an Formen, speziell für Chocolatiers.

Die Kochlöffel gefielen mir ebenfalls, hatte sie oft bei frz. Köchen gesehen. Sie gehören für mich in die Kategorie touristische Mitbringsel. Beim Kochen mit den Löffeln schwingt dann immer ein wenig Fernweh mit und die Löffel sind sicherlich praktischer als glitzernde Eiffeltürme oder Sacre-Coeur-Miniaturen ...

Sehr groß ist bei Dehillerin die Auswahl an Kupfertöpfen. Preislich empfand ich die allerdings nicht so attraktiv, vor allem, wenn man das Gewicht bedenkt, dass man mit nach Hause schleppen muss. Für Freunde von nicht rostfreien Messern, hat Dehillerin eine beachtliche Auswahl. Selbst Austernmesser werden nicht im hintersten Winkel versteckt, sondern liegen neben den üblichen Office-Messern.

Großartig fand ich Ständer für Spitzsiebe ("support pour chinois), die allerdings kaum in einen Koffer gepasst hätten. Erstaunlich auch die Auswahl an Spitzsieben, von denen ein kleines zu meinen Einkäufen wandert.

Das Kaufen selbst ist wie in so manchem Pariser Geschäft etwas kompliziert. Die Einkäufe werden zunächst auf einem Bestellschein per Hand aufgeschrieben, dann trägt man seinen Namen und Adresse ein, zahlt an der Kasse, um dann mit der Rechnung bei dem Herrn, der die Ware erfasst hat, die Tüte mit den neuen Habseligkeiten zu erhalten.

Dehillerin ist für Homecooks sicher einen Besuch wert. Wer etwas Spezielles sucht, wird hier sicher fündig - es sei denn, es handelt sich um elektrische Küchenmaschinen - die gehören nicht zum Programm des Traditionshauses.

Dehillerin
18 et 20, rue Coquillière - 51, rue Jean-Jacques Rousseau
75001 PARIS
Tel 01 42 36 53 13