Silikon in Körperformen lehne ich - soweit nicht wirklich nötig - ab. Bei den Silikonbackformen schwanke ich noch. Als die Silikonformen vor ein paar Jahren auf den Markt kamen waren sie zunächst wahnsinnig teuer, wenn man sie mit Billigbackformen vergleicht. Verglich man sie mit guten emaillierten Formen, relativierte sich der Preis. Heute, da es zahlreiche Anbieter gibt und der Reiz des Novums verflogen ist, sind die Formen durchaus erschwinglich.

Angepriesen wird hauptsächlich, dass sich jegliches Koch- und Backgut leicht aus der Form lösen lässt, ohne lästiges Einfetten. Außerdem sollen Kuchen auch viel schneller und gleichmäßiger garen als in herkömmlichen Formen.

Vor ein ca. drei Jahren kaufte auch ich einen Satz Silikonbackformen: eine kleine Kastenform, eine runde Tarte- und eine Gugelhupfform. Bezüglich des Anklebens konnte ich schnell bestätigen: Bei den Formen aus Silikon klebt nix an. Was mir schon mehr Schwierigkeiten bereitete, war das Transferieren der gefüllten Backform auf das Backblech. Auch wenn die Kastenform eine leichte Seitenverstärkung hat, ist das immer eine wabbelige Angelegenheit. Am besten also die Form aufs Backblech, dann füllen und das Backblech mit der Form in den Ofen schieben. Bei der Kastenform fiel mir besonders auf, dass Kuchen nun nicht mehr nur ausschließlich in die Höhe gingen, sondern auch in die Breite. So hübsch fand ich das nicht, auch wenn es geschmacklich weniger als eine Nebesächlichkeit war.

Sehr lustig wurde es dann, als ich entdeckte, dass man in den kleinen Formen (sechs kleine Halbkugeln oder auch sechs kleine Pyramiden) auch Desserts zubereiten kann. Das Stürzen auf einzelne Teller war dann aber schier unmöglich. Als ich mehrere Köche fragte, wie dieses Problem in den Griff zu kriegen sei, bekam ich von zwei Küchen Schulterzucken. Die meisten Küche behandeln Desserts ja auch eher stiefmütterlich. Der zuletzt befragte Koch gab mir dann den Tipp, die ganze Form mit den sechs Einzelportionen gesamt auf ein großes Blech zu stürzen und dann mit einer Palette auf die Teller zu hieven. Ja, nee, is klar. Hab' ja schließich auch 'ne Küche von Ausmaßen eines Tennisplatzes ... Davon mal abgesehen funktioniert das bei einer Panna Cotta natürlich überhaupt nicht. Ich entschied mich also, die 6er-Silikonform in drei Teile zu je zwei Förmchen zu zerschneiden. Das Einfüllen der Creme funktioniert noch. Das Teil dann ohne Kleckern in den Kühlschrank zu befördern, ist ebensowenig möglich wie ein Omelette zu machen ohne Eier zu zerschlagen. Inzwischen gibt es Formen mit passenden Edelstahlgestellen - zu horrenden Preisen. Dann muss es bei mir eben noch eine Weile ohne Silikon auf dem Dessert-Sektor zugehen.

Ein Punkt, der mich an meinen blauen Silikonformen stört: Sie werden mit der Zeit ziemlich unansehnlich. Kaum hat man sie abgetrocknet ziehen sie unglaublich viel Staub an.

Bei der runden Tarteform ist man gezwungen, den Kuchen auf jeden Fall auf eine Unterlage zu geben. Beim Zerschneiden würde auch das Silikon beschädigt. Auf der Platte meiner Emailleform kann man hingehen nach Herzenslust sägen.

Ein ganz subjektiver Punkt, der mich stärt: Kuchen in einer Silikonform sieht immer so billig und seelenlos aus. Man stelle sich einmal einen gedeckten Apfelkuchen in einer Silikonform vor. Das ist doch charakterlos.

Was ich anfangs bei Silikonformen befürchtete, hat sich als - im großen und ganzen - unbegründet erwiesen. Zumindest urteilte Ökotest bei 15 Formen nur über eine "ungenügend" und eine "ausreichend". Alle anderen schnitten sehr gut (sieben Formen), gut (drei) und befriedigend (drei) ab. Die Gesamtmigration von flüchtigen organischen Stoffe überschritt allerdings bei drei Formen bei hohen Temperaturen den Richtwert für Kunststoffe (für Silikon gibt es bislang keinen Richtwert). Den ganzen Test gibt's gegen Gebühr bei Ökotest.

Bei den meisten Kastenkuchen bin ich inzwischen wieder bei den herkömmlichen Formen gelandet. Bei Spezialformen sieht es etwas anders aus: Bei den süßen Mini-Madeleine-Formen von Fauchon konnte ich nicht widerstehen. Und weil meine alten Stand-Alone-Madeleine-Formen eine Qual sind, habe ich die reguläre Madeleine-Form aus Silikon ein paar Tage später auch noch gekauft. Mit diesen Formen bin ich restlos zufrieden. Sogar die Farbe (schönes Foolforfood-Pink) stimmt. Bei den Formen habe ich außerdem den Eindruck, dass sie irgendwie hochwertiger sind, jedenfalls haben Sie nicht viel mit den blauen, häßlichen Dingern gemeinsam.

Fazit: Ich backe nicht alles in Silikonformen. Spezialformen können sinnvoll sein, wie beispielsweise Muffin- oder Madeleineformen. Wer nicht backen kann, wird auch mit Silikonformen nicht zum Superbäcker ;-)

Update Dezember 2008: Zurzeit günstig - Lafers Silikonformen

Ebenfalls sehr hübsch sind kleine Gebäckstücke aus diesen Silikonformen.