Plastik vs. Glas
Von Claudia am Aug 23, 2010 | In Fool for gadgets, Landleben
Ich kenne beide Seiten. Glas und Plastik. Ich hatte Unmengen an Plastikschüsseln. Doch gegen Glas kommt fast nichts an.
Meine Leidenschaft für Bügelverschlussgläser (bisweilen auch als Schnappdeckelgläser bezeichnet) begann mit 18. Ich jobbte bei Mövenpick. Die Marmelade fürs Frühstück wurde immer aus netten Bügelverschlussgläsern genommen. War ein Glas leer, wurde es - ja, sie hören richtig - WEGGEWORFEN! Damals hatte ich noch keine eigene Wohnung, aber ich nahm im Laufe der Zeit gut 6 oder 7 Gläser mit nach Hause. Dagegen hatte niemand etwas. Meinem Beispiel folgten ein paar Leute, sodass die Geschäftsführung irgendwann auf die Idee kam, diese Gläser für 1 DM zu verkaufen. Die Gläser - es gibt die Marmelade in der Metro immer noch in den gleichen Gläsern - habe ich heute noch, knapp zwei Jahrzehnte später. Und sie sehen immer noch genauso gut aus.
Das kann man von den Plastikschüsseln - so sie denn bis heute überlebt haben - nicht behaupten. In einer frühen weißen Plastikschüssel machte ich die Erfahrung, dass man Tomatensuppe nicht in Plastikschüsseln in die Mikrowelle stellen darf - es sei denn, man mag die leichte Orangefärbung. Auch wenn die Schüsseln gar nicht mit Tomaten in Berührung kamen: Ein Spülgang mit Tomatensaucen- oder Beeren-Resten in der Spülmaschine reichte aus, um gleichzeitig gespülte Plastikschüsseln mindestens leicht zu verfärben. Glas färbt nicht.
Mein liebster Messbecher ist aus Glas - und sogar schon über 20 Jahre alt. Man sieht es ihm nicht an. Er sieht immer noch recht neu aus. Meine ersten Plastikmessbecher sahen irgendwann so unansehnlich aus, dass ich mich ihrer entledigte. In meinem Pyrex Jug (Messbecher aus Glas sind für die meisten Briten einfach ein "pyrex jug", den Ausdruck habe ich irgendwann übernommen) kann ich Schokolade schmelzen, ihn als Wasserbad einfach in einen Topf hängen und er übersteht auch heiße Ofentemperaturen klaglos. Der Gummiring einer Plastik-Rührschüssel hinterließ bleibende Eindrücke auf einer noch heißen Herdplatte.
Bei alten Platikrührschüsseln habe ich immer das Gefühl, dass ein wenig Abrieb stets im Kuchen landet. Dem ist wahrscheinlich gar nicht so, aber große Porzellan oder Steingutschüsseln sind mir mittlerweile lieber. Man muss sie auch nicht so stark festhalten - ihr Wanderpotenzial auf Arbeitsplatten ist begrenzt.
Als ich in Irland war, hatte ich nur wenig Platz im Küchenschrank. Wohin mit den Vorräten, die sich in 3 Monaten ansammeln? Ich bestellte Schnappdeckelgläser. Mitbewohner und Besucher im Cottage fanden die immer sehr toll - bei Plastikschüsseln äußerte sich niemand lobend über die Ästhetik.
Wieder in Deutschland erinnern mich die Gläser aus Irland immer wieder an ihre Herkunft. Mittlerweile habe ich ein großes Sammelsurium an verschiedensten Gläsern. Gewürze kommen bei mir in die ehemaligen Smoothie-Flaschen, auch wenn mir klar ist, dass Gewürze eigentlich vor Licht geschützt aufbewahrt werden sollen. Wenn ich mir überlege, was ich an Geld in Gewürzbehälter der üblich verdächtigen Plastikwarenhersteller hätte investieren müssen - das wären beachtliche Summen gewesen.
Was mich allerdings an den zusammengesuchten Gläsern bislang störte: Die bunten Schraubdeckel, die nur allzu offenherzig ihre Herkunft preisgaben. Damit ist jetzt auch Schluss: Ich habe bei Gläser & Flaschen ziemlich viele Schraubdeckel gekauft. In weiß, gold und silber. Ich hätte nur silber farbene Deckel nehmen sollen, die passen am besten. Ich muss ja sicher nicht betonen, dass ich mehr weiße und goldene Deckel bestellt hatte ... Die einheitlichen Schraubdeckel bringen Ruhe in die Gläsersammlung. Die neuen Deckel haben noch einen Vorteil: Besonders bei Tomaten in Gläsern sind die Deckel innen meist nicht nur verfärbt, sie behalten ihren eigentümlichen Geruch auch recht hartnäckig. Während Glas geruchsneutral ist, nehmen die Gummierungen in den Deckeln dankbar Gerüche und Farben auf. Mit neuen Deckeln bekommen die häufig formschönen Gläser ein neues Leben. Und geht einmal eines kaputt, kann man den Verlust leicht verschmerzen.
Die großen Negativpunkte für Plastikbehälter: Sie werden mit der Zeit unansehnlich, obwohl sie im Grund noch nie ansehnlich waren. Die Deckel gibt es meist nur in hässlichen Farben. Geht ein Deckel verloren (und das tun sie trotz Deckelsammler), leistet eigentlich nur eine Firma gegen gepfefferte Bezahlung Ersatz. Plastikschüsseln kann man nur in geschlossene Schränke stellen, in offenen Küchen sehen sie absolut blöd aus.
Klar, auch Glas hat Nachteile: Es kann kaputt gehen und wenn, dann liegen die Splitter meist überall. Das ist verletzungsträchtig. Aber von meinen allerersten Bügelverschlussgläsern ist noch keines zerbrochen. Bei mir zerbrechen ohnehin nur teure Weingläser und Porzellanteller aus nicht mehr existierenden Serien.
Ich bin vor Jahren dem Wahn verfallen, verschließbare Plastikbecher für Picknick-Abenteuer zu kaufen. Ich sage Ihnen, solche blauen-, grünen- und orangefarbenen Becher killen jede Picknick-Atmosphäre. Ich nehme mittlerweile billige Weingläser mit. Damit kann man wenigstens anstoßen. Zig Plastikschüsseln aus dem Picknickkorb zu holen hat so viel Charme wie mit Lockenwicklern im Haar und im Nylonkittel ein Candlelight-Dinner zu servieren.
Und wie halten Sie das? Lieber Glas oder doch die olle Plastikschüssel?
Diverse Glasartikel
Pyrex Produkte bei amazon.co.uk (ofenfest!) (amazon selbst verschickt die auch nach Deutschland)
Traditionelle britische Rührschüsseln von Mason Cash
Gläser und Flaschen (Versand aus Berlin)
21 Kommentare
Also wenn ich ehrlich bin, eher Plastik, obwohl mir die Glasbehälter viel besser gefallen. Aber meine Kids sind noch nicht sooo groß und da ist mir die Verletzungsgefahr dann doch zu hoch.
Allerdings, wenn ich ein offenes Regal wie Du hätte, würde ich auch mehr Glasbehälter benutzen. Bei mir verschwindet alles in den Schränken.
Für das, was Du damals gemacht hast, würdest Du heute entlassen werden. So ändern sich die Zeiten...
Ich persönlich finde Glas nicht nur nachhaltiger sondern auch viel schöner. Es macht mir einfach Freude, es zu berühren, Plastik löst diese Emotion nicht aus.
@ManuRitter: Dass man bei kleinen Kindern lieber Plastik verwendet, kann ich gut verstehen.
@Arthurs Tochter: Ich habe damals selbstverständlich gefragt, ob ich die Gläser mitnehmen darf. Das war ok. Bei übriggebliebenem Kuchen hingegen waren die Chefs hart - der MUSSTE weggeworfen werden, den durfte keine mitnehmen.
In diesem Haushalt wird kein Glas weggeworfen. Sie warten im Keller auf neue Bestimmung. Wir haben uns auch grad bei Steph http://kuriositaetenladen.blogspot.com/
über Gläser unterhalten.
Vorratsbehälter aus Kunststoff haben nur innen im Schrank etwas zu suchen. Ansonsten hübsche Gläser, da geb ich Dir völlig recht.
LG
Bingo. Glas ist optisch und haptisch dem Plastik in den meisten Fällen überlegen. Vor allem für Vorratshaltung verwende ich ausschließlich Glas. Deine Strategie, einheitliche Deckel für das Gläsersammelsurium zu verwenden finde ich exzellent. Das werde ich kopieren...
Bei Rühr- und Salatschüsseln überwiegt in meinem Schrank noch Plastik. Die geschenkt bekommene hellgrün/weiße viereckige Salatschüssel liebe ich sogar...
Obwohl ich Steingut grundsätzlich heimeliger finde, bezweifle, dass ich mehrere Glas- oder Steingutschüsseln genauso gut verstauen könnte wie halt die praktischen und leichten Plastikschüsseln. Abgesehen vom (eingebildeten?) Abrieb, versuche ich Plastik-Käufe auch aus Umwelt-Gründen einzuschränken.
Bei Rührschüsseln werde ich künftig wohl in Richtung Metall umdisponieren...
@Lilly: Ich versuche auch, soviele Gläser wie möglich aufzubewahren. Gelegentlich muss ich mich dann aber doch von welchen trennen. Was nicht schwer ist, denn für Nachschub ist ja stets gesorgt.
@multikulinaria: In punkto Lagerplatz gebe ich Dir recht, das ist bei Steingut und Glas manchmal ein Problem. Allerdings hatte ich auch 'ne Menge Plastikschüsseln, die nicht optimal ineinanderpassten und zu Riesenstapeln wuchsen ;)
Ich finde es natürlich toll, wenn die gesammelten Gläser alle so schön einheitlich in Form, Größe und Deckel daherkommen. Das schaffe ich nie: meine Gläser sind ein großes Sammelsurium. Außerdem habe ich vor Kurzem mit Entsetzen festgestellt, daß ich kaum noch Lebensmittel in Gläsern kaufe. Kreisch, mein Vorrat an brauchbaren Gläsern geht zur Neige... :-(
Liebe Grüße, Sus
Schönes Thema, schöne Fotos - danke! Meine Schwiegerma hatte im Keller hunderte (ehrlich!) von original Weck-Gläsern diverser Größen, seitdem schwelge ich in Glas-Vorratsdosen. Nur fürs Teigrühren nutze ich noch Plastikschüsseln, wenn's kleinere Mengen sind und die Kitchen Aid nicht zum Einsatz kommt.
Ich finde Glas viel edler, für mich in einem kinderlosen Haushalt die erste Wahl, auch wenn man oftmals bei der Handhabung besser aufpassen muss, als bei Plastik. Wobei ich da meine Linie noch nicht gefunden habe und noch immer über viele verschiedene Formen verfüge, die immer wieder mal ausgemistet werden. Der Tipp mit den Deckeln ist super, vielen Dank.
Bei Salatschüsseln greife ich auf Metall zurück.
Plastik verwende ich ausser bei Messbechern nicht mehr. Ich hatte mir in London Messbecher von Pyrex angeschaut und war ganz angetan, hatte aber keinen Platz mehr im Gepäck. Gibt es die auch in Deutschland zu kaufen?
Ich benutze auch lieber Glas, sieht immer schön aus.
@Sus: Ich kaufe auch stückige Tomaten und Passata im Glas - da geht der Vorrat nicht so schnell zur Neige ;)
@Gabi: Den Becher für den Pürierstab konnte ich leider noch nicht ersetzen - und 1-2 Rührschüsseln habe ich auch noch ...
@Birgit: Ja, Pyrex gibt es auch in Deutschland - aber ich sehe die Marke leider nie als Sortimentsartikel, meist nur als Sonderaktion. Gab auch mal einen bei vente-privee.de
Günstigste Quellen bislang in GB: Tesco und amazon.co.uk. Ich finde auch die pyrex Glasteller klaase - kann man auch als Form für eine rustic tart nehmen.
@Ulrike: Ja, vor allem habe ich mir Glas noch nie "über gesehen".
die kleinen, konischen We-ck-gläschen haben mirs angetan. Mit Fond gefüllt und eingefroren haben die bei mir inzwischen die Plastikdöschen verdrängt.
Bin spät, aber ich wollte auch noch etwas beitragen...
Vor vielen Jahren hatte fast alle Vorräte in Gläsern aufbewahrt. Mit irgendwelchen Flocken holte ich mir damals Motten ins Haus, und ohne daß ich es bemerkte (ich arbeitete zu dieser Zeit ziemlich viel und kochte selten) breiteten sie sich überall aus. Zu meinem größten Entsetzen, waren alle Inhalte der Schraubgläser befallen, egal was darin war. Man erkannte es daran, daß die Körnchen beim langsamen Drehen des Glases wie von Zauberhand aneinander hingen, wie Ketten.... Brrrr!!!
Ich war so entsetzt daß ich kurzerhand alles aber auch wirklich alles entsorgte. Wenn die kleinen Viecher es sogar in Schraubgläser hineinschafften, was war dann erst in den Tüten los?
Seitdem bewahte ich alle "Körner" in Gläsern mit Gummiring auf, Gewürze weiterhin in Schraubgläsern. Plastik war für mich, schon wegen der Ästhetik nie eine Alternative.
Kann nur zustimmen, Glas ist wunderbar und zeitlos. Allerdings mag ich mein DeckelGläserwirrwarr und selbstgemachte Marmelade mit kauzigen Etiketten. Bei Gewürzen schwöre ich auf Blechdosen und schüsseltechnisch auf Krüger-Schüsseln und moderne Abarten. Aber Testglas ist geordert!
Ich bin auch eher ein Fan von Gläsern und mag die Plastikschüsseln nicht, da sie sich im Geschirrspüler verformen und oftmals ein Deckel dann nicht mehr auf seine Schüssel passt.
"Plastikschüsseln kann man nur in geschlossene Schränke stellen, in offenen Küchen sehen sie absolut blöd aus."
Gilt nicht für die Melaminschüsselchen von Mepal Rosti.
Zum Marmeladen-Abfüllen und ähnlich dauerhaften Aufbewahren ziehe ich Glas ebenfalls vor, für kurzfristiges Arbeiten (Backen usw.) Plastikzeugs, bevorzugt Melamin.
Glas ist auch mein Favorit.
Für Vorratsflaschen sind sog. Schliffdeckelflaschen (auch Apothekerflaschen genannt) eine schöne Alternative. Die gibt es in 1 Liter, 0,5 Liter und für Gewürze auch kleiner (z.B. 100 ml).
Wir verwenden braune Schliffdeckelflaschen (1 und 0,5 Liter) z.B. für Reis, Haferflocken, Zucker, Rosinen, Bohnen etc. Getrocknete Kräuter und einige Gewürze sind in den kleinen braunen Flaschen direkt am Herd.
Die Flaschen stehen offen im Regal (außerhalb der Reichweite der Kinder) und sehen sehr dekorativ aus.
Sie stammen eigentlich aus einem großen Chemiebedarf-Restbestand (Im Labor wird ja fast nur noch Plastik für die Aufbewarung von Chemikalien verwendet), waren aber damals noch ungenutzt und originalverpackt ;-)
Vorteile dieser Flaschen: dekorativ, dicht schließend (auch Vorratsschädlinge haben keine Chance), leicht zu öffnen und durch die große Halsöffnung leicht zu befüllen.
Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, Konservengläser für die Vorratshaltung zu verwenden. Darum habe ich bisher immer auf die Ikea-Gläser zurückgegriffen.
Danke für den Hinweis mit den einheitlichen Deckeln. Aber woher weiß man, welche Größe passend ist?
Die Geschichte von Manuela lässt mich gleich schaudern, aber davor ist man wahrscheinlich auch mit der schwedischen Variante nicht geschützt.
Ich stehe auf Gläser, finde sie einfach schön und im Regal machen sie im Gegensatz zu Plastik richtig was her.
Ich sammle leere Marmeladengläser etc. - das habe ich von meiner Mutter übernommen - und befülle sie dann wieder mit meinen Vorräten. Mit kleinen lösbaren Etiketten kann man sie ausserdem schön beschriften.
Seitdem ich im Studium gelernt habe, dass Plastik vielfach Schadstoffe ausdünstet, auch nach Jahren noch - was bei Glas nicht passieren kann - habe ich fast alle Plastikdosen aus meiner Küche verbannt.
Ich hab auch nen Vorratsgläser Tick, die Plastikvarianten überzeugen mich einfach nicht mehr.. Die Marmeladengläser von Bonne Maman sind auch sehr schön.
@foolforfood darf ich fragen wo du die Chocolate chips her hast? Bin schon so lange auf der Suche, in Deutschland sind die so nicht zu bekommen :(
Toller Beitrag, dem ich 100 % zustimme!
Pyrex jug heißen die Dinger, wenn sie von der Firma Pyrex stammen ;) Ich liebe alle diese Glaswaren (Anchor Hocking und Luminarc bieten ähnliches) und backe mein no-knead bread darin.
Seit ich die Aufstellung von smittenkitchen gelesen habe, koche und backe ich nur noch in Glasschüsseln. So vielseitig einsetzbar, platzsparend und schön anzusehen, dass ich ich allenfalls ärgere, nicht schon früher darauf gekommen zu sein.
http://smittenkitchen.com/2009/12/build-your-own-smitten-kitchen/
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