Grüne Smoothies
Von Claudia am Mai 26, 2014 | In Fool for photos, Vegetarisches, In English, Vegan, Frühstück & Brunch, Getränke, Wildkräuter
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Smoothies sind nicht neu. Spätestens seit den späten 80er-Jahren sind sie in Deutschland ein Begriff für Ganzfruchtgetränke. In letzter Zeit erobern Varianten mit frischem Blattgrün die Ernährungsbewussten & Wellnessanhänger der Welt. Ich experimentiere seit einiger Zeit mit den grünen Powerdrinks.
Grüne Smoothies sind also Mixgetränke aus Blattgrün wie Spinat, Mangold, Pak Choi, Kopfsalat, Grünkohl, Wirsing, Sellerie und auch Wildkräutern wie Löwenzahn und anderes Grün.
Die Blätter allein püriert mit Wasser hätten einen bisweilen bitteren oder im Falle von Kohlblättern sogar etwas scharfen Geschmack. Auch die Konsistenz lässt zu wünschen übrig. Deshalb gibt man Früchte hinzu: Banane oder Avocado für die Konsistenz, Apfel, Ananas, Birne, Mango & Co. für Süße und Geschmack. Dabei sollten nicht nur ein paar Alibi-Blättchen in den Drink wandern. Also ruhig ein bis zwei Handvoll Grün in den Mixer geben, dann noch eine kleine Banane und einen Apfel, dazu Wasser – fertig ist der grüne Smoothie. So weit die pure "Lehre". Es gibt aber auch die unterschiedlichsten Varianten. Frei nach dem Motto: Erlaubt ist, was schmeckt und bekömmlich ist.
Aber warum sollte man sich das antun, sprich: Was ist dran am grünen Smoothie?
Selbst wenn wir einen Teller mit Blattsalaten essen, nehmen wir nicht gerade viel Grün zu uns. Und das wird auch noch schlecht verwertet. Beim Pürieren mit hohen Umdrehungen werden die grünen Blätter so stark zerkleinert, dass man keine Blattteilchen mehr erkennt (jedenfalls bei Hochleistungsmixern). Die Zellwände werden dabei aufgebrochen und alle Vitalstoffestoffe wie Vitamine, Eiweiße, Mineralien und auch die sekundären Pflanzenstoffe liegen in verwertbarer Form vor. So schafft man es mit wenigen Schlucken viel Grünzeug zu essen.
In einigen Büchern werden wahre Wunder versprochen, was die grünen Smoothies angeht. Ich persönlich stehe solchen Heilsversprechungen immer sehr skeptisch gegenüber. Auch das sogenannte Anti-Aging durch Antioxidantien ist von einigen Forschern widerlegt worden. Also, was können die Smoothies?
Ich kann nur für mich persönlich sprechen:
Die grünen Drinks sättigen enorm. Wenn ich über den Tag verteilt rund 3/4 l trinke, und auf jeden Fall einen Teil davon am Nachmittag zu mir nehme, habe ich ganz klar keinen Heißhunger auf Süßes mehr. Und das esse ich dann auch einfach nicht mehr.
Durch das viele Grünzeugs haben die Smoothies sehr viele Ballaststoffe oder Nahrungsfasern, wie sie heutzutage genannt werden. Mit persönlich bekommt das sehr gut, denn es regelt die Verdauung. Blähungen hat bei mir noch kein grüner Smoothie ausgelöst.
Das wohl Positivste an den Smoothies für mich: Ich habe mehr Energie und mein Schlafrhythmus hat sich normalisiert. Trinke ich viel davon (eben 750 ml bis 1 l), wache ich nachts nicht auf.
Blätter, Früchte, Wasser - da geht für einige noch mehr
Doch zurück zum Mixen der Smoothies: Statt einfach nur Wasser, Blattgrün und Früchten, verwenden einige auch Mandelmilch oder Kokoswasser, sogar von Kokosmilch habe ich gelesen. Auf eines aber sollte man verzichten: Stärkehaltige Knollen. Die können bei empfindlichen Personen wohl Blähungen verursachen. Auch sollte man immer weniger Frucht als Blattgrün haben. Sonst werden die Smoothies zu wahren Fruchtzuckerbomben, auch wenn der Fruchtzucker in seiner natürlichen Form vorkommt.
Kokoswasser habe ich jetzt einige Male in den Smoothie getan – ich muss gestehen, dass ich das gar nicht richtig herausschmecke. Und dafür ist es mir eindeutig zu teuer.
Als ich bei der Pionierin der Grünen Smoothies, Victoria Boutenko, las, dass sie ihre grünen Smoothies immer in Kaffee-Mugs füllt und sie so mit zur Arbeit nimmt, fragte ich mich: Warum füllt sie die um? Als ich die ersten Mal mit meinen kleinen Glasfläschchen in der Bahn saß, wurde mir schlagartig klar, warum sie das macht: Die Leute gucken einfach komisch bis angewidert. Und auch bei einigen Kolleginnen war die Hemmschwelle groß, so einen Smoothie einmal zu probieren.
Auf dem Foodblogger-BarCamp Anfang März in Reutlingen habe ich grüne Smoothies in einer Session vorgestellt. Die Reaktionen darauf kann man in der Zusammenfassung bei Storify lesen.
Grüne Smoothies in der Kritik
Wo viel Gutes über etwas geschrieben wird, sind die Kritiker nicht weit. Und das ist gut so. Denn natürlich verfügen viele Blattpflanzen über einen Fressschutz in Form von Alkaloiden. Pflanzen bilden ganz unterschiedliche Alkaloide aus, sodass man gut beraten ist, nicht über Monate hinweg größere Mengen einer Sorte zu sich nehmen sollte. Also: Abwechslung ist angesagt.
Ein weiterer Punkt ist bei einigen Arten der hohe Gehalt an Oxalsäure. Und der soll die Bildung von Nierensteinen begünstigen. Man findet in der Literatur dazu durchaus aber auch Studien, die keinen Beweis für die Bildung von Nierensteinen aufgrund von Oxalsäure aus der Nahrung finden. In einem gesunden Körper, der ausgewogen ernährt wird, insbesondere auch Milchprodukte genossen werden, scheint es so zu sein, dass Oxalsäure sich mit dem Kalzium verbindet und ausgeschieden wird. Das wird ja auch beim Genuss von Rhabarber oder Spinat empfohlen: Gern genossen mit Sahne, Ricotta, Joghurt oder im Falle von Spinat mit Käse überbacken.
Kürzlich wetterte Udo Pollmer gegen grüne Smoothies, weil wohl irgendwo in der Presselandschaft irgendjemand allen ernstes Rhabarberblätter empfohlen hatte. Das ist wirklich grober Unfug - die würde ich niemandem empfehlen. Aber Pollmer schimpfte deshalb auf seine Lieblingshass-Truppe, die Ernährungsberater. Die Empfehlung auch Karottengrün, Radieschenblätter, Brennnesseln oder Sauerampfer zu verwenden kritisiert er als Versuch, auch der Biotonne noch etwas Verwertbares abzutrotzen. Dabei sollte er doch eigentlich wissen, dass gerade Brennnesseln immer noch unterschätzt sind. Aber einen notorischen Salathasser wie Pollmer wird man wohl schwer bekehren können.
Ich finde: Probieren geht über studieren. Ich mag die grünen Drinks sehr gern. Eine Religion würde ich nicht gleich daraus machen. Mein Zugang geht immer über den Genuss. Und wenn mir der Genuss gleich noch gut tut: Umso besser.
Warum ein Hochleistungsmixer wie der Vitamix?
Ein paar Worte zur Herstellung und das Thema "Hochleistungsmixer":
Um grüne Smoothies herzustellen reichen für den Anfang sicherlich herkömmliche Standmixer oder auch Pürierstäbe. Ich gestehe aber: Ganz so fein und cremig werden die Smoothies damit nicht. Das Problem beim Pürierstab: Es dauert ewig bis man einen ordentlichen Smoothie hat. Aber es geht. Dennoch war ich froh, dass mir die Firma Vitamix für einige Zeit ein Testgerät zur Verfügung gestellt hat. Der Unterschied zum herkömmlichen Mixer: Der Vitamix schafft über 30.000 Umdrehungen in der Minute, ein normales Mixgerät "nur" 10.000. Er wird dabei auch mit ganzen Äpfeln, zähen Blättern und dem faserigen Strunk der Ananas fertig. Ohne dass man kleine Stückchen auf der Zunge hätte. Ein weiterer Vorteil, der für mich gerade früh morgens wichtig ist: Ich kann alles auf einmal in den Mixer geben, der Mixer püriert alles sehr schnell. Kein nerviges Kleinschneiden, kein "erst das, dann das". Darüber hinaus bietet der Vitamix seine Mixkraft natürlich auch für viele andere Dinge: Z.B. Nussmilch (Mandelmilch) oder Nussmus. Reaktionen auf meine Smoothies, die ich mit dem Vitamix gemixt habe: "Oh, das wird ja viel feiner als bei mir."
So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Info … Probieren Sie es einfach einmal einen grünen Smoothie aus!
Mixer
Vitamix TNC 5200 (bei amazon, es gibt aber auch div., spzialisierte Online-Shops)Bücher
Grüne Smoothies - gutes kleines Einsteigerbuch
Grüne Smoothies: lecker, gesund & schnell zubereitet von Victoria Boutenko, der "Erfinderin" der grünen Smoothies
Green for Life: Grüne Smoothies nach der Boutenko-Methode Viel Hintergrundwissen, aber auch viele "Wunder"-Geschichten
Und hier jetzt mein Standard-Rezept: (ergibt ca. 750 ml)
1-2 Handvoll grüne, gewaschene Blätter (müssen nicht geschleudert werden!)
Spinat, Mangold, Pak Choi
ein paar Zweige Petersilie
250-400 ml Wasser (je nach gewünschter Konsiszent)
1 Banane
1 Apfel (manchmal nur 1/2) Apfel
1 Orange oder Mango
1 Stück Ananas (eher selten, nach Verfügbarkeit)
Optional:
1 TL Chiasamen
ein paar Blätter Karottengrün, Radieschenblätter, Kohlrabigrün, Brennnessel – je nach Verfügbarkeit. Ich nehme nie das gesamte Grün von einem Karottenbund, immer nur ein paar Blätter.
ein Stück Ingwer
eingeweichte Trockenfrüchte
Optional zum Garnieren:
Zitronenmelisse oder Minze
Himbeeren
Blaubeeren
Erdbeeren oder wonach Ihnen sonst der Sinn steht
Die gewaschenen Blätter tropfnass in den Mixer geben. Wer keinen Hochleistungsmixer hat, mixt zuerst die Blätter mit dem Wasser sehr fein.
Dann das kleingeschnittene Obst zugeben. Alles gut pürieren, bis der Drinks sehr fein ist und keine grünen Stücke mehr zu erkennen sind.
Im Vitamix (oder einem anderen Hochleistungsmixer) verkürzt sich die Zubereitungszeit, weil alles auf einmal und ohne lästiges Kleinschneiden in den Mixer gegeben werden kann.
Den grünen Smoothie in ein Glas füllen, den Rest entweder in Schraubgläser oder -flaschen füllen und gut kühlen. Es heißt, man könne den Smoothie gekühlt 3 Tage halten. Ich brauche den Smoothie, wenn ich doch etwas zu viel habe, am nächsten Tag auf. Dann hält sich auch der Verlust an Nährstoffen durch Oxidation in Grenzen. Am besten schmecken sie aber immer noch frisch.
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13 Kommentare
So schön das Foto!
Eine Frage habe ich. Wieviel Blätter kann ich maximal nehmen? Gibt es Beschränkungen bei Kohlblättern?
@Ralf: Danke!
@Lara: Das Ganze sollte noch trinkbar sein. Wenn Du sehr viele Blätter nimmst, musst Du irgendwann auch mehr Flüssigkeit zugeben, damit der grüne Smoothie trinkbar bleibt. Dann hast Du evtl. sehr viel Smoothie ;)
Bei Kohlblättern entscheidet bei mir ganz klar der Geschmack. Ich hatte einen Smoothie, bei dem ich sehr viel Cima di Rapa verwendet habe – auch eine Kohlart. Der war vom Geschmack her so scharf, dass ich ihn zurück in den Mixer gegossen habe und mit noch mehr Obst gemixt habe, damit die Kohlnote nicht so heraussticht.
Ich würde mich langsam herantasten mit einigen Blättern je nach Größe.
Und ist es bei diesen Smoothies auch so wie bei frischen Säften, dass man sie möglichst frisch trinken sollte. Also nicht am morgen herstellen und erst abends trinken?
@zorra: Ja, im Grunde schon. Eben wegen der oxidativen Prozesse. Allerdings solllen die bei grünen Smoothies langsamer eintreten als bei frischen Säften. Ich fülle die Smoothies in kleine 250 ml Glasflaschen und kühle sie. Trinke sie dann spätestens 24 Std. später. Sie sollen aber bis zu 3 Tage halten. Ich denke, das ist auch immer eine Frage der Zutaten - was wie reagiert. Unschlagbar gut sind die Smoothies wirklich frisch.
Wow, was für schöne Fotos, ich bin ganz hin und wech. Leider habe ich weder einen Entsafter noch einen Mixer, sonst würde ich mir auch ständig solche Drinks machen. Das hält mich allerdings nicht davon ab, mir Deinen Beitrag gründlich durchzulesen :)
Viele liebe Grüße,
Anna
Und die Dinger schmecken wirklich? Ich weiß ja nicht....ich mag Spinat, aber zubereitet mit Kartoffeln und Fisch :-). Als Smoothie?
Naja, werde es mal probieren (mein Cousin liebt solche Kreationen und testet alles).
Toller Beitrag! Ich liebe grüne Smoothies und trinke sie jeden Morgen. Sie tun mir ausgesprochen gut. Musste mich auch erst herantasten - Einsteigern empfehle ich auch leichtes Blattgrün wie Babyspinat und Feldsalat - und unbedingt als Einsteiger genügend Obst hinzugeben.
Toll, deine ausführliche Beschreibung und Erklärung zu grünen Smoothies. Ich kann mich da auch nur anschließen....ein wunderschönes Foto.
Das Rezept hab ich mir ausgedruckt. Ich mach auch hin und wieder grüne Smoothies mit Wildkräuter und experimentiere ein wenig.
Lieben Gruß,
Reni
Interessiere mich auch seit einiger Zeit für grüne Smoothies und hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mir einen teuren Mixer zu kaufen. Jedoch habe ich jetzt gelesen, dass das Thema auch seine Schattenseiten hat. Bin jetzt etwas verunsichert. Ich meine, die Quellen Focus.de oder Deutschlandradio sind ja durchaus glaubhaft,oder?
http://www.deutschlandradiokultur.de/gefaehrlicher-kuechentrend-gruene-smoothies-nierensteine.993.de.html?dram:article_id=284981
http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/abnehmen/smoothies-koennen-einiges-aber-laengst-nicht-alles-was-ihnen-nachgesagt-wird-giftig-gruen-aber-urgesund_id_4129519.html
Smoothies schmecken richtig lecker, ich hab die bis jetzt immer etwas anders gemacht, werds aber nach deinem Rezept ausprobieren :)
Also sicherlich eine interessante Creation, die ich auf jeden Fall nachmixen werde.
Eine ganz gut ausgewählte Palette an grünen Zutaten. Der Pak Choi ist in meinen Augen auch für grüße Smoothies zu empfehlen. Dieser ist, wie die anderen Zutaten, im Smoothie Mixer recht leicht zu zerkleinern und macht den Smoothie mit seiner würzigen Senfnote noch intensiver. Eine weitere geschmacklich interessante Grünblatt-Sorte sind außerdem Brombeerstrauchblätter.
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