Winestyle - eine Weinmesse
Von Claudia am Mär 1, 2009 | In Fundstücke, Rezensionen, News, Getränke, Foodie-Events
Mit Messen tue ich mich im Allgemeinen schwer: Selten gibt es wirklich Neues oder Interessantes zu sehen, in den letzten Jahren habe ich immer mehr den Eindruck gewonnen, dass es sich um einfache Märkte handelt, für die man lediglich Eintritt zahlen muss. Mit 12 Euro Eintrittsgeld für einen Tag, macht die Messe "Winestyle" da keine Ausnahme. Doch was wurde dafür geboten?
Der Norden ist weintechnisch ein wenig Entwicklungsland, weil es hier einfach keine Weingüter "um die Ecke" gibt. Man kann nicht einfach mal zum Weingut seines Vertrauens fahren und die Weine verkosten und mit denen vom Nachbargut vergleichen. Einige Weinhändler sind da häufig die einzige Möglichkeit, Weine zu probieren. Insofern ist so eine kleine Weinmesse eine gute Idee.
Schwerpunkt lag auf deutschen Weinen: 22 Aussteller aus Franken, 8 Weingüter von der Mosel, 5 Badener ein Würtemberger sowie 13 Aussteller aus der Pfalz und 23 Winzer aus der Region Rheinhessen präsentierten ihre Rebsäfte. Dass meine Lieblingsweingüter Johner (Baden) und Reichsgraf von Kesselstatt (Mosel, Saar, Ruwer) hatte ich mir fast schon gedacht.
Die USA waren mit keinem einzigen Stand vertreten, Chile und Argentinien wurden jeweils von Weinhändlern vertreten, die aber auch ein paar deutsche Tropfen am Stand hatten. Obwohl Deutschhland die meisten Weine - vom Gesamtimport her betrachtet - aus Italien importiert, waren nur zwei Stände zu finden. Die Länder Mexiko, Neuseeland, Portugal und Südafrika wurden ebenfalls von Händlern vertreten. Australische Weine waren gar nicht vertreten - jedenfalls tauchten sie im Ausstellerverzeichnis nicht auf und ich habe auch keinen australischen Stand gesehen.
Frankreich war immerhin noch mit 7 Ständen vertrerten, Österreich mit 11. Bei den Französischen Ständen gab es hauptsächlich Weine aus Burgund und Bordeaux, wobei die Vielfalt von 54 Appelationen (AOC) des Bordelais fast ausschließlich durch "Bordeaux Supérieur" repräsentiert wurde. Das fand ich schade. Die beiden Weine vom Château Val Beylie haben mich nicht sonderlich vom Hocker gerissen, vom 2001er Wein hätte man sagen können, dass er weg muss. Der 2005er schien mir auch nicht mehr viel Reifungspotenzial zu haben. Aber das ist ja das schöne beim Wein: Alles Geschmackssache.
Ich habe mich bei meinem Rundgang ansonsten fast ausschließlich an Weißweine gehalten, im Speziallen an Sauvignon blanc. Es ist sehr empfehlenswert, sich nicht einfach durch das gesamt Programm eines Winzers zu trinken - was zweifellos viele Messebesucher gemacht haben. Interessant wird es erst, wenn man erschmeckt, wie unterschiedlich ein Rebsorte in unterschiedlichen Lagen gedeiht, wie unterschiedlich die Winzerkunst sein kann. So verströmte der 2008er Sauvignon Blanc vom Weingut "The Ned" (13,50 Euro) herrlichen Tropenfrucht-Duft, insgesondere nach Passionsfrucht. Im Mund verblasste die versprochene Vollmundigkeit. Der im Anschluss probierte Sauvignon Bland von "Spy Valley" kam von der Nase her deutlich verhaltener her, enttäuschte dafür aber nicht im Geschmack. Wer mehrere Weine der selben Rebsorte probiert, wird sich später wundern, warum es Leute gibt, die sagen: "Ich mag keinen Sauvignon blanc". Genausogut könnten sie dann sagen, dass sie keinen Weißwein mögen. Die Geschmacksvielfalt innerhalb eine Sorte kann enorm sein.
Ich will jetzt aber nicht langweilen mit endlosen Weinbesprechungen. Ein Wein, der mir als netter frischer Sommer-Rotwein im Gedächtnis geblieben ist, war ein 2008 Vida Salvaje aus der Rebsorte Malbec. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass auf der Messe hauptsächlich Alltagsweine ausgeschenkt wurden. Ich habe zwar auch einige höherpreisige Weine probiert, war aber insgesamt von diesen "Stichproben" wenig angetan. Das mag auch daran liegen, dass ich versuche, den Wein in seine einzelnen Komponenten zu zerlegen - um den Gesamteindruck abzurunden.
Was mir ebenfalls aufgefallen ist: An den Ständen war es keine Selbstverständlichkeit, dass man sein am Eingang geliehenes Glas vor dem Einschenken kurz ausspült. Das hat außer mir und meiner Begleitung nur selten jemand gemacht. Und ich habe kein einziges Mal gesehen, dass jemand Wein nach dem Probieren ausspuckt. Dabei steigt einem gerade beim Verkosten der Wein schnell zu Kopfe.
Ein schönes Angebot rund um die Messe waren die Seminarveranstaltungen. Wir habe leider eine verpasst und sie wurde auch nicht im Stundentakt angeboten. Das hätte mich schon gereizt - aber auch dort galt: Frühes Kommen sichert gute Plätze.
Ein echtes Highlight auf der Winestyle kam für mich aus einer anderen Ecke: Das Weingut Sippel aus der Pfalz hatte zwar auch Weine, doch mein Augenmerk fiel auf die Destillate: Sippel hatte einen Steinpilz-Brand im Angebot. Der Duft war gigantisch: Waldboden und frisch abgeschnittene Steinpilze vermischten sich zu einem unvergleichlichen Bouquet. Ich hatte so meine Zweifel, ob ich Waldboden und Steinpilze als Brand auf der Zunge haben wollte. Doch nur ein Schluck und ich war vom Gegenteil überzeugt: Es war ein sehr milder Brand mit viel Aroma, aber nicht aufdringlich. Ein richtige Tropfen zum Genießen. Nicht alltäglich. Dass dieser Brand nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist, versteht sich: 38 Euro kostet die 0,35 l-Flasche.
Insgesamt wurde mir wieder einmal bewusst, wie gut es Leute in Weinanbaugebieten haben: Die Weine der Region werden in vielen kleinen Wirtschaften ganz normal ausgeschenkt, Verkostungen bieten viele Weingüter obligatorisch an. Tendenziell trift man auch im Norden immer mehr deutsche Weine auf den Weinkarten an, aber gerade in unkomplizierten Gastwirtschaften meint man immer noch, man müsste trendigen Shiraz aus Australien anbieten oder Chardonnay aus Kalifornien. Zum Verkosten werde ich auch sicher auf die nächste Winestyle gehen.
4 Kommentare
Sehr schöner Einblick, für alle, die nicht dort waren! Sehr schön geschriebener interessanter Beitrag!
Meine Sorge wäre auch, dass ich Eintritt für einen riesigen Supermarkt bezahle. Deswegen wäre es wichtig für mich, dass ich viele Infos und Beratung zu Weinen auf der Messe bekomme. Gab es interessante Gespräche mit Fachleuten?
@Larissa: Danke! :-)
@Patricia: Hmmm, gute Gespräche? Ein wenig fachsimpeln kann man schon, allerdings sind die Winzer oder auch die Weinhändler natürlich darauf aus, zu verkaufen. Ein Weinhändler sagte in Bezug auf drei Weine, die ich bei ihm verkostet und auch in meine eigene "Rangfolge" gebracht hatte: "Ich mag alle drei." Auf Kritik kann kaum jemand reagieren. Viele tun so, als ob ihr 5-Euro-Wein ein absollutes Spitzengewächs sei. Entweder haben es die Winzer es sonst mit extrem unbedarften Kunden zu tun oder sie glauben wirklich, was sie erzählen.
Danke Claudia. Wir waren auch dort und können Teile der Beschreibungen nachvollziehen. "Naturgemäß" haben wir uns an den Bio-Weinen orientiert. So fanden wir einige Weine vom Weingut Seck (Rheinhessen) und Hell (Franken) sehr interessante Tropfen. Trautwein war auch gut aber das Preis- Leitungsverhältnis ist nicht besonders.
Auch griechische Weine waren nicht zu finden. Das allerdings ist, bei dieser allerersten Weinnation Europas und wieder aufstrebenden Wein-Nation sehr schade. Naja, vielleicht stellen wir nächstes Jahr (2012) ja auch mal aus ...! - http://www.wineandnature.com/cms
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