Kartoffelernte - Kartoffeln selbst ausbuddeln
Von Claudia am Sep 25, 2009 | In News, Norddeutsches, Food for Friends, Beilagen, Herbst, Landleben
Zu Beginn des Herbstes gehört das Kartoffelnausbuddeln zu den schönsten Outdoor-Aktivitäten. Allerdings nur bei schönem Wetter, wenn die Erde warm ist und es eine wahre Freude ist, in der Erde zu wühlen. Ich war schon am vergangenen Samstag auf Gut Wulksfelde zum Kartoffelausbuddeln - morgen, am 26. September 2009 ist Kartoffeltag auf Wulksfelde und wer mag, kann auch dann wieder selbst zur Schaufel greifen.
Mittlerweile bin ich geübt (siehe Kartoffeltag 2005 und 2006) und weiß, dass man erstens alte, bequme Schuhe und olle Klamotten zum Ausbuddeln anzieht. Auch das Mitbringen einer Schaufel ist dringend anzuraten - es sind nie genug Schaufeln da. Bei mir haben sich eine kleine Schaufel sowie ein Gärtnerfinger bewährt. Einige Leute rücken mit großen Schaufeln an und geben sich bei den ersten Spatenstichen noch so, als hätten sie einen Teich auszuheben. Das gibt sich meist nach wenigen Minuten.
Das Kilo Bio-Kartoffeln - die Sorte konnte man mir vor Ort nicht nennen - kostet in diesem Jahr 60 Cent, ab 15 kg 50 Cent. Ich sage Ihnen: 15 Kilo hat man schneller beisammen als einer Wühlmaus lieb ist.
Nach meinen Erfahrungen gebe ich einmal ein paar Tipps, denn was ich dieses Jahr wieder erlebt habe, war mehr als amüsant.
1. Zwar wächst auf den Kartoffelnfeldern eine Menge Unkraut, doch die angehäufelten Reihen sollte man schon erkennen, auch wenn das Blattwerk der Kartoffelpflanze nur noch Stroh ist. Man sollte nur dort buddeln, wo auch Kartoffeln sind. Das hört sich banal an, aber einige Leute buddeln einfach drauf los.
2. Dort wo die Erde aufgewühlt ist und wo vereinzelt kleine oder beschädigte Kartoffeln liegen, dort hat schon jemand sein Glück versucht. Lieber dort graben, wo noch keiner gegraben hat. Dort sind meist viel mehr Kartoffeln.
3. Vorsichtig und nicht wie die Axt im Wald buddeln. Aufgespießte oder zerteilte Kartoffeln will keiner. Oder wie ein Vater seinem Sohn - wissenschaftlich nicht so ganz korrekt - erklärte: "Nich' kaputtmachen, dann läuft die ganze Stärke raus."
4. Wo eine Kartoffel ist, sind meist mehrere. Das Aufspüren von "Kartoffel-Kolonien" führt bevorzugt beim weiblichen Geschlecht dazu, der eigenen Brut freudig zuzurufen: "Ich habe ein Nest gefunden!" Weiß doch jeder, dass die großen Kartoffeln es unterirdisch miteinander treiben und so für Nachwuchs sorgen. Das führt dann zu besagten Nestern. Freudesschreibe habe ich gleich von mehreren Müttern vernommen - und deren Söhne hießen weder Kevin noch Dennis (die gehen auch eher nicht Karotffeln ausbuddeln). Ich werde mal die Gründung einer Kartoffelschule anregen ...
5. Bitte auch die kleinen Kartoffeln mitnehmen und nicht aussortieren. Gelegentlich war von Frauen zu hören: "Nee, Torben, die kleinen wollen wir nicht, da muss ich sonst so viel schälen." Anmerkung: Gerade diese kleinen - geradezu wie Marzipankartoffeln anmutenden - Kartoffeln schmecken als Pellkartoffel oder aus dem Ofen auch mit Schale ganz köstlich. Muss man nur ordentlich abbürsten. Und den Wildkräutern und dem ganzen Getier im Erdreich kann man gerade auf einem Bioland-Hof ziemlich sicher sein, dass die Kartoffeln recht unbelastet sind.
6. Überschätzen Sie Ihre Kinder nicht. Bei den meisten Familien hatte man den Eindruck, dass die Eltern viel emsiger bei der Sache waren als die Kinder. Und geben Sie Ihnen ruhig eine Schaufel in die Hand. Der lustige Vorschlag, das Erdreich mit den Schuhen aufzuwühlen trifft bei Kindern nicht unbedingt auf Gegenliebe.
6. Packesel mitnehmen. Irgendwie muss die Beute ja zum Auto transportiert werden.
7. Kofferraum mit schmutzunempfindlicher Decke oder mit Plastiktüten abdecken - man schafft es einfach nicht, die gesamte Erde auf dem Acker zu lassen.
8. Für den Tag des Ausbuddelns abends kein großes Menü planen. Pellkartoffeln mit Butter oder Kräuterquark reichen vollkommen.
Ich kann die eigene Kartoffelernte jedem empfehlen, der keinen eigenen Garten hat. Gibt doch nicht Befriedigenderes als Selbstgeerntetes mit nach Hause zu bringen.
Hungrig? Hier viele leckere Kartoffelrezepte:
Blattsalate mit Ofenkartoffel und Garnelen
Blaue Schweden - Kartoffel-Chips in blau
Cottage Pie
Gnocchi mit Tomaten und Salbei
Geröstete Kartoffel-Julienne mit Spiegelei (aus "Blauen Schweden")
Gratin Dauphinois
Himmel und Erde
Hüftsteak mit Bratkartoffeln und Salat
Hüftsteak mit Kartoffel-Kapern-Stampf
Kartoffelbrot
Kartoffelkuchen
Kartoffelmus mit italienischer Stippe
Kartoffelpuffer mit Karotten und Pastinaken
Kartoffelpuffer mit Lachs
Kartoffelstampf mit Trüffelmayonnaise
Kartoffelsuppe
Kartoffelsuppe mit Petersilienpesto
Kartoffel-Wirsing-Püree
Pellkartoffeln mit Kapern-Dip
Röstkartoffeln mit Gänseschmalz (nach Nigella Lawson)
Rosmarin-Kartoffeln
Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat nach Johann Lafer
Wirsing-Kartoffel-BratlingeInfos rund um die tolle Knolle:
Mehr Ernte-Erfahrungen:
6 Kommentare
ach ja, wenn ich nur wüsste, wo ich die lagern soll …
Das ist in der Tat ein Problem - auch in meiner Wohnung. Im Keller mag ich die nicht lagern. Einen Teil habe ich schon verschenkt und morgen wird's ein großes Kartoffelgericht geben. Träume davon, Kartoffeln anständig lagern zu können. Wo ist das alte Bauernhaus mit kleiner Scheune, das mich als neuen Besitzer benötigt?
Nach Deinem Bericht krieg ich jetzt richtig Lust auf was Kartoffeliges ;)
wenn ich an die zerstochenen und ungehobenen Kartoffeln denke, die durch ungeübte Kartoffelgräber verursacht werden, frage ich mich, ob der Kartoffelbauer nicht besser fahren würde, wenn er mit Profi-Erntern über das Feld fahren würde.
@Martin Jahr: Dann mal los - jetzt ist ja die Saison dafür!
@lamiacucina: Keine Sorge, im Anschluss an die dilettantischen "Erntehelfer" geht noch einmal eine Maschine, der Kartoffelroder, über das Feld und sammelt alles ein, was noch übrig ist.
Erstaunlich: Mein Vater erzählte mir, dass sie damals (Anfang bis Mitte der 50er-Jahre) auf dem Kartoffelacker hinter der Maschine hergelaufen sind, um alles aufzusammeln, was die Maschine nicht erfasst hat. Sie haben aus ca. 1 ha Land (1 Fußballfeld) gut 3 Zentner Kartoffeln zusätzlich bekommen. Auch die damaligen Maschinen konnten nicht alles erfassen.
Wie schön. Das erinnert mich an meine Kindheit.
Würde ich gern nochmal machen, aber um Stuttgart ist mir sowas noch nicht aufgefallen...da spriest jetzt schon eher der Kohl.
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