Waldpilzrisotto
Von Claudia am Sep 20, 2010 | In Alltagsküche, Vegetarisches, Herbst, Landleben
Am Wochenende ging es sehr spontan doch noch in die Pilze. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viele Pilze finden würden.
Bei strahlendem Sonnenschein brachen wir auf, doch das Wetter schlug südlich der Elbe um. So sammelten wir fast mehr im Regen als bei Sonnenschein. Doch bekanntlich brauchen Pilze ja feuchtes Wetter. Des einen Freud, des anderen Leid. Dafür wurden wir mit sehr schönen Pilzen belohnt.
Ich sammel hauptsächlich Maronen und Steinpilze. Trotz mehrerer Pilzbücher traue ich mich an andere Pilze nicht heran, was aber eigentlich nur daran liegt, dass ich noch nie mit einem guten Pilzkundler unterwegs war. Ich müsste die Pilze in Natura sehen und wissen: "Den kann man essen." Pilze können jung und klein ganz anders ausschauen, als später, wenn sie größer werden - da helfen leider auch die meisten Bücher nicht weiter. Proben der Sporen nehmen wäre mir zu viel Aufwand für eine Pilzmahlzeit. Also auch diesmal: Maronen (Boletus badius) und Steinpilze (Boletus edulis).
Ein richtiges Schwergewicht war dabei: Ein Steinpilz von über 590 Gramm! Welch' Sammlerglück! Und der Pilz war prima, nicht zerfressen und madig, wie man es häufig bei größeren Pilzen vorfindet.
Wieder zuhause habe ich mich daran gemacht, ein schönes Waldpilzrisotto zu machen. Für ein reines Steinpilzrisotto wie das von Lea Linster reichten meine Steinpilze nicht bzw. ich hätte dann die schönen Maronen nicht verwenden können. Ich hätte zwar kein Rezept benötigt, aber ich schaute in Locatellis "Made in Italy: Das Kochbuch" nach. Kein großer Unterschied in der Zubereitung bei seinem Steinpilzrisotto. Lediglich Knoblauch kommt bei ihm hinzu.
Da die Maronen insgesamt etwas weniger aromatisch sind, gab es bei mir noch knusprig gebratenen Speck dazu, ähnlich wie beim Risotto allo Speck. Pancetta wäre ideal gewesen, leider blieb es beim Bacon. Wir waren ja sehr spontan aufgebrochen, da blieb zum Einkaufen keine Zeit.
Als Reis habe ich eine Mischung aus verschiedenen Risottoreis-Sorten genommen, deren Reste ich zusammengekippt hatte: Arborio, Vialone nano und Carnaroli. Arborio ist dabei der wohl "gewöhnlichste" Risottoreis, er enthält die meiste Stärke. Vialone nano und Carnoroli sind die edleren Reissorten. Giorgio Locatelli schreibt, dass in Italien die meisten Leute zu Hause Arborio-Reis verwenden. Nicht unbedingt der eleganteste Reis für ein Risotto, weil er sehr viel Stärke an der Außenseite des Korns enthält, die das Risotto eher Michreis-Konsistenz annehmen lässt, wenn man nicht vorsichtig ist. Vialone Nano enthält mehr Stärke im Inneren des Korns und nimmt insgesamt mehr Flüssigkeit auf. Von daher war meine Mischung gar nicht so schlecht ;)
Das Risotto hatte etwas ungemein Befriedigendes: Einerseits wärmte es ordentlich - ich war nach dem Pilzesammeln ziemlich durchnässt - andererseits gibt es wohl kaum ein besseres Pilzrisotto als eines mit selbst gesammelten Pilzen. Herrliches Herbstvergnügen!
Hier das Rezept für das Waldpilzrisotto (4 Peronen):
Für die Pilze:
500 g geputzte Pilze (oder soviele wie Sie wollen bzw. soviele wie Sie gesammelt haben ...)
25 g Butter
etwas Olivenöl
2 Knoblauchzehen
1 Schalotte
4 Scheiben Bacon (oder besser: Pancetta) (Vegetarier lassen den Speck weg)
Für das Risotto:
400 g Risottoreis
etwas Olivenöl
25 g Butter
ca. 1-1,5 Liter Hühnerfond (vegetarisch: Gemüsebrühe)
1 Zwiebel (oder 2 Schalottn)
150 ml trockenen Weißwein
75 g kalte Butter
100 g geriebenen Parmesan
Petersilie
Für die Pilz den Speck knusprig braten und auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Die Pfanne kurz auswischen. Knoblauch und Schalotte fein würfeln. In der gleichen Pfanne etwas Olivenöl mit der Butter erhitzen und Knoblauch und Schalotte kurz anschwitzen lassen, aber nicht bräunen lassen. Dann die Pilz zugeben und braten bis sie durch sind. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Für das Risotto Öl in einem Topf erhitzen, gewürfelte Zwiebel zugeben und leicht dünsten. Dann den Reis hineingeben und gut rühren, sodass alle Reiskörner gut bedeckt mit dem Fett umhüllt sind. Mit Weißwein ablöschen. Wenn der Wein aufgesogen ist, anfangen, Hühnerfond zuzugießen. Dabei immer nur eine kleine Menge angießen, rühren und warten bis die Flüssigkeit komplett aufgenommen wurde. Dann wieder heißen Fond (keinen kalten!) nachgießen. So für für ca. 15-20 Minuten fortfahren. Der Reis ist gar, wenn die Reiskörner zwar außen weich, aber innen noch al dente (bissfest) sind.
Dann die Butter in kleinen Würfeln zugeben. Dazu sollte das Risotto nicht suppig sein, sondern wirklich die Flüssigkeit aufgenommen haben. Zum Schluss den geriebenen Parmesan unterrühren.
Den krossen Speck noch einmal kurz zu den Pilzen in die Pfanne geben und kurz erwärmen. Dann das Risotto auf tiefe Teller füllen und die Pilze mit dem Speck drauf anrichten.
Mit gehackter Petersilie anrichten.
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11 Kommentare
Das Risotto schaut sehr lecker aus!
Neben Steinpilzen könnte ich mich auch noch an den Parasol wagen. Vor ein paar Jahren hatten wir bei Slowfood eine interessante Führung mit einem Pilzkundigen und der Parasol ist mir in Erinnerung geblieben.
Hier in St. Gallen kann man im Botanischen Garten die gesammelten Pilze bringen und bestimmen lassen. Ich habe das mit meinen Berberitzen so gemacht. Obwohl ich zu 99% sicher war, habe ich ein kleines Ästlein mitgenommen, bestätigen lassen und habe dann den Rest vom Strauch geholt. Mit Pilzen würde ich es auch so machen. Vielleicht gibt es ja auch in Deutschland diese Möglichkeit?!
Danke für den Tipp! Ja, ich habe vor Jahren einmal davon gelesen, dass es Stellen gibt, wo Pilzkundler beraten. Ich weiß allerdings nicht, ob die beispielsweise auch am Wochenende beraten. Ich werde wohl mal eine Pilzführung mitmachen müssen, um meinen Pilz-Horizont zu erweitern.
War am Wochenende an der hessischen Bergstraße auf einem Pilzseminar mit Wanderung. Samstag Abend Theorie, Sonntag morgen sammeln, mittags bestimmen. Ergebnis: Ich kenne jetzt fünf bis sieben Pilze und kann diese auch zweifelsfrei bestimmen - sprich so genau, dass ich sie ohne vergiftungsgefahr essen kann. Außerdem gab es noch Tipps zur Haltbarmachung (bei 40-50 Grad im Ofen trocknen, etc.).
Kann das echt empfehlen und die Saison hat ja gerade erst begonnen. Die Pilzvereine bieten das in den nächsten Wochen fast überall an. Außerdem kann man mit den Sachverständigen am Wochenende Termine ausmachen, um Pilze von Ihnen bestimmen zu lassen.
Fazit: Wer Röhrenpilze jagd, der senkt sein Risiko und geschmacklich sind das ohnehin die typischen Pilz-Typen (Steinpilz, Butterpilz, Maronen-, Kuh-, Sand-Röhrling). Außerdem Pilze mindestens 15-20 Minuten garen, dann ist man sicher.
@Oliver Hast Du Fotos gemacht? Bei den Röhrlingen sollte man dennoch aufpassen. Ich hatte vor 4 Jahren mal einen Gallenröhrling - nicht zu empfehlen. Ist zwar nicht giftig, aber - nomen est omen - bitter. Allerdings auch einwandfrei durch Probieren zu identifizieren ;)
Selber sammeln ist doch immer noch am besten... den auch die auf den Märkten angebotenen Maronen sind zu meinem Leidwesen nicht immer so frisch wie sie erst scheinen... Magenverstimmung ahoi!
Aber auf Pfifferlinge darf man nicht verzichten! Die unbedingt mitnehmen, die sind super!
Ich bin quasi im Wald aufgewachsen, meine Mutter hat mich immer mitgenommen zum Pilze sammeln... Jetzt kenne ich fast jeden Pilz und kann sie sogar riechen, wenn sie in der Nähe sind *lach* laufe meiner Nase nach und finde Pilze... sehr praktisch.
Fotos hab ich leider nicht gemacht, wohl aber die Mundprobe beim Gallenröhrling;-)(mit Ausspucken natürlich, aber das kommt ja automatisch!). Wenn Dir so einer ins Essen kommt, dann kann man natürlich das ganze Gericht vergessen.
@Inoramento: Pfifferlinge habe ich auch ein paar kleine mitgenommen. Geschmacklich wunderbar, nur das Putzen muss ich noch perfektionieren, damit der Knirschfaktor kleiner wird. Der Seminarleiter gab den Tipp mit einem Pinsel zu putzen - hätte ich mal befolgen sollen.
@Oliver
es gibt so Pilzmesser, die haben auf der einen Seite die Klinge zum ausklappen und auf der anderen Seite eine kleine Bürste/Pinsel, ist gut für alle Pilzsorten - aber am besten wirklich für Lamellenpilze, sprich Pfifferlinge und ähnliches :) Wenn ihr öfter in die Pilze geht, lohnt es sich bestimmt eins anzuschaffen, sie sind gar nicht so teuer und wirklich sehr sehr praktisch.
Gallenröhrlinge sind wirklich ein graus :D Aber sie sehen so gut aus und man neigt wirklich dazu, sie mitzunehmen. Man kann aber Pilze ruhig im Wald testen - Antippen mit der Zunge ist ungefhärlich, und man merkt sofort ob gut oder schlecht ;) Oder man probiert ein winzig kleines Stück, das kann man dann ja wieder ausspucken - schadet nicht aber gibt Sicherheit.
Ich wusste bisher nicht, dass die Hühnerbrühe heiß sein muss, ich fand es bisher nett, dass immer wieder aufzukochen. Na das werde ich mal probieren, danke.
hast du bei den maronen den schwamm weggeschnitten?
Tolles Rezept ! Danke !
Ich empfehle dazu einen trocknen
Grauburgunder ..........
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