Obazda
Von Claudia am Mär 19, 2010 | In Alltagsküche, Käse, Frühling
Bislang hörte sich Obazda (oder Obatzda, Obatzter?) für mich lautmalerisch nach einem Schlag auf den Kopf an. Doch Alfons Schuhbecks Rezept für eine leckere Käsecreme musste ich einmal ausprobieren.
Obazda ist in Norddeutschland nicht bekannt, auch keine vergleichbare Käsecreme unter anderem Namen. Dabei ist es eine durchaus lohnenswerte Verwertungsmöglichkeit für Reste von reifem Camembert. (Wer Reste vom Camembert verwenden möchte, muss sich allerdings das Rezept herunterrechnen.)
In anderen Rezepten las ich viel von Butter, bisweilen auch von Sahne - das war mir zu feist. Schuhbeck würzt seinen Obazda mit Birne und Birnenbrand - sehr sympathisch, wenn auch nicht stilecht. Aber darauf gebe ich ohnehin nichts. Meine Käsecreme habe ich mit einem echten Camembert aus der Normandie gemacht. Ich finde, es lohnt sich durchaus auch für so einen Brotaufstrich einen guten Camembert zu nehmen - das Resultat ist würziger als mit einem geschmacklosen ("milden") Camembert aus dem Supermarkt. Ich mache mich ohnehin immer ziemlich lustig, wenn Leute einen Käse dafür loben, dass er "so schön mild" ist. Das sind die gleichen Leute, die immer die Nase rümpfen, sobald etwas einen kräftigen Geschmack hat. Also: Nehmen Sie ruhig einen echten Camembert aus der Normandie.
Schuhbeck fügt seinem Obatzda noch Croutons hinzu. Auf die habe ich verzichtet.
Ich fand den Obazda sehr lecker und sehr schnell sehr sättigend. Kräftiges Brot ist ein idealer Begleiter für ihn. Und vielleicht noch ein Birnenbrand hinterher ...
Hier das Rezept nach Alfons Schuhbeck aus Meine bayerische Küche:
Zutaten
Für die Croutons: (auf die habe ich verzichtet)
2 Scheiben Toastbrot
3 EL Butter
2 EL Öl
Für den Obazda:
1/2 reife, feste Birne
5 Frühlingszwiebeln
250 g reifer Camembert (Zimmertemperatur, sonst lässt er sich schlecht zermanschen)
250 g Frischkäse
3-4 EL Sahne
2 cl Williamsgeist (ich habe einen Birnenbrand genommen)
Salz
Cayennepfeffer
gemahlener Kümmel (erwähne ich nur der Vollständigkeithalber - ich mag keinen Kümmel)
etwas braune Butter (auf die habe ich auch verzichtet)
Toastbrot entrinden und in sehr kleine Würfel schneiden. Öl und Butter in einer Pfanner erhitzen und die Croutons darin goldbraun bräunen.
Die Birne schälen, entkernen und in sehr kleine Würfelchen schneiden.
Die Frühlingszwiebeln in sehr feine Ringe schneiden.
Den Camembert klein schneiden und mit dem Frischkäse, der Sahne und dem Birnenbrand(oder -geist) cremig rühren. Ich habe dazu eine Gabel genommen und ein wenig gemust. Dann Birnenstückchen und Frühlingszwiebeln unterrühren.
Den Obazda mit Cayennepfeffer, Salz und Kümmel abschmecken, wer mag, kann jetzt auch die braune Butter zugeben.
Den Obazda in eine Schüssel umfüllen und gegebenenfalls mit den Croutons bestreuen.. Nach Belieben mit Radischen, Brot, Brzeln oder Brötchen servieren. Wie man auf dem Foto sieht, habe ich Radieschen dazu gegessen. Sehr erfrischend, aber sie unterdrücken ein wenig den feinen Birnengeschmack.
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17 Kommentare
also alle drei Schreibweisen sind richtig :)
Ich mag Obazda nicht, obwohl es aus meiner Heimat ist und ich quasi damit aufgewachsen bin. Mir schmeckt es zu stark, und es war immer furchtbar den Kühlschrank aufzumachen, wenn gerade Obazda drin stand. Dennoch ist es interessant, wie Obazda gemacht wird, finde ich :)
LG
Ich mag ihn gerne den Obazten und mein Rezept mit Butter und Rosen-Paprika wird immer sehr gelobt. Aber mit Birne, Frühlingszwiebeln und Frischkäse klingt auch sehr gut.Neue Pellkartoffeln dazu..ja das mach ich mal. Aber auch mit " normalem" Camembert wird ein Obatzter sehr würzig, das liegt wohl an den Ziebeln in Verbindung mit dem Käse.
Wie du schon schreibst - mit Obatzdn wie wir ihn aus Franken oder Bayern kennen hat das absolut nichts zu tun. Dennoch hört sich das Rezept für den "angemachten Camembert" gut an :-)
Nach Birne im Risotto gibt es heute Abend Birne im Käse :-)
Hört sich spannend an!
Genau diesen Obazda habe ich letztes Jahr als Vorspeise in einem 5-Gänge-Menü serviert. Angerichtet auf Scheiben von gerösteten Laugenstangen und mit Wildkräutersalat war das etwas ganz Feines. Meine Gäste waren begeistert.
Njamm, sowas mag ich, auch wenn ich den mit Birne nicht probiert hab und auch nicht drauf selber gekommen wäre.
Obatzda reitzte mich schon seit Jahren, den gab es ja nie bei uns in Berlin, wenn man etwas nicht kennt, probier ich wenigstens einmal gern das Original, um zu wissen "wie's gemeint ist".
Nun hab ich grad echten Obatzden aus Franken probiert und finde ihn sehr mild (schade eigentlich) aber lecker.
Ich mache so etwas ab und zu mit Chaumes oder St Albray... am besten, wenn sie schon anfangen ganz selbstbewußt im Kühlschrank zu steppen und meinen Mann mit dicken Aroma-Wolken zu arg ungeduldigen und bösen Blicken provozieren.
Dann nehme ich viele gehackte Zwiebeln und Deggi Mirch (eine Sorte besonders leckeren und roten indischen scharfen Paprika) und alles kräftig gemischt...
Nichts für Geruchsempfindliche oder Zimperliche, aber sehr lecker!:D
Aber die "sanfte Version" mit Birne ist auch interessant. Werd ich mal probieren
Liebe Grüße aus dem Norden,
Monika
Hier muss ich mal den echten Obatzden verteidigen!
Ich will gar nicht behaupten, dass das gepostete Rezept nicht schmeckt, es hat lediglich den Namen "Obatzda" nicht verdient!
Auch wenn das Rezept von Alfons Schuhbeck stammt und dieser aus Bayern, haben die Zutaten dieses Rezepts (bis auf den Camembert) leider nichts mit einem echt bayerischen Obatzden zu tun. Ich empfehle einen Biergarten in München und Umgebung...
das klingt ja köstlich und daher werde ich das rezept nahmachen ;-)
"Ich mache mich ohnehin immer ziemlich lustig, wenn Leute einen Käse dafür loben, dass er “so schön mild” ist. Das sind die gleichen Leute, die immer die Nase rümpfen, sobald etwas einen kräftigen Geschmack hat"
...Nichts gegen Dich, ich finde Deine Seite und die Rezepte echt toll aber um es mal genauso undiplomatisch auszudrücken: Es steht eben auch nicht jeder auf ranzigen Amoniakgeschmack... Nichts für ungut ;-)
Hallo Claudia,
kenne das Rezept von Schubeck für "Obazter" ich persönlich mag das kräftige "Original" lieber - Geschmackssache halt.
Bei uns in Franken heißt das "Gerupfter",
Obazter ist ein Bayerischer Begriff.
Grüsse Uwe
Also ich bin Dankbar für das Rezept!
Bin nämlich neuerdings auf den Geschmack gekommen und alles was der Supermarkt diesbezüglich hergab, war eine mittlere Katastrophe!
Gruss aus NRW
Also in echten bayerischen Obazda muss einfach Kümmel mit rein! Ich liebe Kümmel und in Kombination mit dem Brot und dem Obazda ist es einfach nur ein Gedicht finde ich.
Die Idee mit der Birne ist aber auch sehr schön, klingt lecker fruchtig. Werde ich mal ausprobieren! :)
mag sein, daß das ein nettes Rezept für irgendeine Käsecreme ist, mit Obatzdem hat das eher mal nichts zu tun. Den typische Geschmack des Originalrezepts wie es in Münchner Biergärten serviert wird wird man ohne Butter und vor allem ohne den obligatorischen Schuss Bier niemals hinbekommen.
Ich mag die Variante mit Birne nicht so, ich mag aber auch sonst kaum Obst mit Käse :)
Meine Mutter macht eine Variante, die mir persönlich sehr gut schmeckt, sie verwendet einen milden Camembert und einen kräftigen, dazu Zwiebeln, sehr fein gehackt, etwas Butter und Frischkäse. Abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer, viel Rosenpaprika, etwas Kümmel und einem Schuss Weißbier.
Danke für diese lesenswerten und informativen Beiträge. Haben mir sehr geholfen. Weiter so!!
Da muss ich mich meinen "landestypischen" Vorrednern, obwohl schon reichlich lange her, trotzdem nochmal zustimmen :-) Okay, ich bin vielleicht ganz allgemein eh schon kein großer Fan vom Herrn Schuhbeck, aber grundsätzlich habe ich nichts gegen "verfeinerte" Rezepte der Herren Spitzenköche. Man sollte aber, wenn man sich schon die Mühe macht ein Traditionsrezept zu modernisieren, sich auch gleichermaßen Mühe machen einen neuen Namen für das Produkt auszudenken, denn ein Obatzda ist das wirklich nicht mehr. Bis auf den Camembert findet hier rein gar nichts Verwendung was man im traditionellen Obatzten findet, also ist es auch keiner. Folglich wäre sonst ein Wurstsalat ja auch ohne Wurst ein Wurstsalat - das ist also Quatsch ;-) Eine schmackhafte Käsecreme sicherlich, aber eben auch nichts anderes.
Echter Obatzder besteht auch eigentlich nie aus nur einer Käsesorte - das wäre dem Sinn des Obatzten einfach zuwider. Und der Schuss dunkles Bier + Kümmel ist einfach ein Muss. Ob der Obatzde dann am Ende mild oder kräftig schmeckt ist eine Frage des Ausgangsprodukts (der Reste die verwertet werden) - es gibt also auch keinen unbedingten Geschmackstypus für den Obatzten.
Im Grunde liest sich das Rezept für einen echten Obatzten wie das Rezept für urtypische Eintöpfe: Es gibt keine Muss-Zutaten, aber es gibt die Geht-gar-nicht-Zutaten-Liste ;-)
Trotzdem ein interessantes Rezept für eine Käsecreme das ich mal ausprobieren werde. Top Blog! Grüße :)
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