Crème Caramel - noch einmal verfeinert
Von Claudia am Dez 18, 2009 | In Nachtisch, Klassiker
Es gibt ja nur selten Rezepte, die man noch einmal verfeinern könnte. Jahrelang habe ich Creme Caramel mit 3 Eiern auf 500 ml Milch zubereitet. Dabei stockte die Creme (oder der Flan wie er in Spanien heißt) nicht immer perfekt. Ich reduzierte die Milch auf 400 ml. Schon besser. Ultimative Tipps für eine Creme Caramel fand ich jetzt kürzlich. Und probierte noch einmal aus.
Auf Valentinas Kochbuch fand sich ein Rezept von Annemarie Wildeisen ("Lauter Lieblingsdesserts") für den Dessert-Klassiker, bei dem auf 4 Eigelb und 2 ganze Eier 500 ml Milch kamen. Deutlich mehr Ei also auf die Flüssigkeit. Interessant war der dazugehörige Text:
Verändern Sie auf keinen Fall die Eiermenge. Auf ein Eigelb rechnet man 1/2 Eiweiss. Verwendet man zuviel Eiweiss – das heisst zuviel ganze Eier -, wird die Crème grossporig und zu fest, nimmt man zuwenig Eiweiss, fallen die Puddingköpfe nach dem Stürzen zusammen.
Nun fällt beim aufmerksamen Lesen auf, dass die Kochbuchautorin sich selbst nicht so ganz an diese Regel hält: Bei 2 ganzen Eiern und 4 Eigelb komme ich auf 6 Eigelb insgesamt und müsste dann eigentlich 3 Eigelb und 3 ganze Eier verwenden. Oder die Regel lautet: 1/3 EIWEISS auf 1 EIGELB. Ich denke, die Regel stimmt hier nicht so ganz, andererseits ist dieser Lapsus nicht so ganz tragisch: Wichtig ist jedenfalls, dass man nicht nur ganze Eier verwendet. Das Rezept funktioniert auf jeden Fall mit dem Mengenverhältnis nach der Regel als auch mit den verwendeten Eier-Mengen.
Was mir ebenfalls gefiel an dem Rezept - und woran ich bislang nie gedacht habe: Die Creme-Töpfchen werden im Ofen mit Folie abgedeckt bzw. verschlossen. So trocknet die Oberfläche nicht zu sehr aus.
Ich habe das ursprüngliche Rezept gedrittelt, sodass ich insgesamt 2 Eigelb hatte. Dann habe ich mich aber an die Wildeisen'sche Regel gehalten und 1 Eigelb und 1 ganze Ei genommen - also 1/2 Eiweiß auf 1 Eigelb. Dazu 165 ml Milch, 33 g Zucker sowie zusätzlichen Zucker für das Karamell. Herausgekommen ist eine sehr cremige Crème Caramel mit schöner Farbe und perfekter Konsistenz - ein wenig geschmeidiger als mein bisheriges Rezept.
Es lohnt sich immer, Rezepte selbst für die eigenen Klassiker noch einmal zu überprüfen und sich von anderen inspirieren zu lassen.
Hier das Rezept, diesmal für 2 Personen (mit Angaben in Klammern für 6 Personen)
165 ml (500 ml) Milch
1/2 (1) Vanilleschote oder 1 TL (1 Päckchen) echter Vanillezucker
100 g Zucker für den Karamell (hier ist es schwierig, nur eine Drittelmenge zuzubereiten. Einfach mehr machen und den Rest über Eis, Pudding, Milchreis oder Joghurt geben!)
100 ml heisses Wasser (hier ebenso keine Reduzierung!)
33 g (100 g) Zucker für die Crème
1 (2) ganze Eier
1 (4) Eigelb
etwas Butter zum Buttern der Förmchen
Zubereitung
1. Die Milch mit dem Vanillemark und der ausgekratzten Schote aufkochen und dann neben der Herdplatte 10 Minuten ziehen und auskühlen lassen.
2. 2 (6) Portionen-Souffléförmchen oder kleine Tassen buttern. (Wer kleine Tassen verwendet, sollte darauf achten, dass die Ofenfest sind - selbst wenn die Tassen das heil überstehen, können im Material kleine Risse entstehen, sodass das Porzellan später unerwartet springt - erzählte mir jedenfalls mal eine Porzellan-Fachfrau)
3. Den Zucker für das Karamell bei mittlerer Hitze zu hellbraunen Karamell schmelzen lassen. Sofort das heiße Wasser dazugießen und so lange kochen lassen, bis sich der Karamell wieder vollständig aufgelöst hat und die Flüssigkeit sirupartig eingedickt ist. Das zischt und dampft - davon nicht beeindrucken lassen! Den Boden der Förmchen mit dem Karamell ausgießen.
4. Den Ofen auf 150 Grad vorheizen. Eine Gratinform oder einen Gastro-Behälter mit doppelt gefaltetem Küchenpapier auslegen. Dies verhindert die Bildung von Bläschen der Crème. (Das habe ich allerdings nicht gemacht)
5. Den Zucker für die Creme mit den Eiern und dem Eigelb nur kurz glattrühren. Bitte nicht schaumig schlagen, sonst bilden sich beim Garen Luftbläschen, die die Konsistenz der Creme beeinträchtigen.
6. Die Milch nochmals aufkochen. Die Vanilleschote entfernen und die Milch zur Eicreme gießen. (Das nochmalige Aufkochen habe ich nicht befolgt) Die Eiermilch in die Förmchen mit dem Karamell gießen, mit Alufolie verschliessen und in die Töpfchen in die Gratinform stellen. Die Förmchen mit soviel kochend heissem Wasser umgießen, dass sie etwa zur Hälfte im Wasserbad stehen. Das ist einfach als die Form schon von vornherein mit viel Wasser zu befüllen. Wenn Sie Pech haben, schwappt sonst eventuell Wasser in die Förmchen (falls Sie die doch nicht mit Alufolie verschließen ...)
7. Die Crème im Wasserbad im 150 Grad heißem Ofen auf der zweituntersten Schiene je nach Größe und Leitfähigkeit der Förmchen 30-45 Minuten gar ziehen lassen, bis die Masse stichfest ist. Anschließend mindestens 4 Stunden kalt stellen. Ich habe rund 45 Minuten benötigt - allerdings habe ich bei Creme-Caramel-Rezepten immer den oberen Zeitwert benötigt - liegt vielleicht auch an meinem Ofen.
8. Zum Servieren die Crème mit einem spitzen Messer sorgfältig dem Rand entlang lösen und auf Teller stürzen. Wildeisen empfiehlt: "Nach Belieben mit steif geschlagenen Rahm garnieren." Davon halte ich nichts - die Creme ist auch so schon perfekt!
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9 Kommentare
Hallo,
kann nur bestätigen, daß eine Mischung aus Eigelb und ganzen Eiern wirklich besser ist. Ich nehme immer 1 ganzes Ei auf 2 Eigelb. Noch "gehaltvoller" wirds wennn 1/3 der Milch durch Sahne ersetzt wird.
Und wer sich das Wasserbad sparen will, verwendet mit abgedeckten Schalen einen Dampfgarer.
Das Rezept bezeichnet übrigens Karamel Köpfli, wie sie in der Schweiz so schön heißen, die Creme ist aber die selbe.
@Klaus: Vielen Dank für die Anregung, die Creme im Dampfgarer stocken zu lassen. Das habe ich "unter den Tisch" fallen lassen, gibt aber auch Annemarie Wildeisen als Tipp. Sie schreibt dazu, dass die Töpfchen im Dampfgarer dann nur 15-18 Minuten benötigen. Wer das ausprobiert, sollte nach dieser Zeit einmal kontrollieren. Abdecken mit Alufolie ist im Dampfgarer natürlich Pflicht!
Nun, ich hab irgendwo gelesen, daß die Porigkeit von der Temperatur im Ofen abhängt, die sollte auf keinen Fall über 115°C liegen. Dementsprechend gare ich die Creme in Portionsförmchen bei etwa 110°C im Wasserbad. Das dauert länger, aber hat bisher immer gute Ergebnisse geliefert. Obendrein schmeckt man das Ei stärker raus, wenn es zu heiß war im Ofen. Achja, ich nehme halb Sahne, halb Milch.
@BasicBear: Danke für den Hinweis auf den Zusammenhang von Eigeschmack und Ofentemperatur. Das würde dann ja durchaus mal dafür sprechen, Creme Caramel im Dampfgarer zuzubereiten.
Die Aussage von BasicBaer deckt sich auch mit meinen Erfahrungenn. Zu heiss gibt sichtbare Poren.
@lamiacucina: Bei 150° C hatte ich keine Probleme mit sichtbaren Poren. Ich werde trotzdem mal den Dampfgarer ausprobieren.
@mipi: Wie wahr, wie wahr! :-)
Mich würde mal interessieren, ob (und wieso) der Karamell fluessig bleibt, wenn man die Creme nach dem Garen in den Kühlschrank stellt? Also ich denke schon, dass es fluessig bleibt - aber wundert mich trotzdem warum... Vielleicht weiss einer von euch warum?
Ganz einfach: Das Karamell hat ja schon im Ofen Flüssigkeit von der Eier-Milch aufgenommen. Das Phänomen kennt man ja auch von festem Karamell, das man bei Zimmertemperatur stehen lässt. Anfangs noch trocken wird es irgendwann klebrig und verflüssigt sich.
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