Rote Grütze
Von Claudia am Apr 23, 2009 | In To die for, Süßes, Norddeutsches, Vegetarisches, Klassiker, Sommer
Die gute alte Hamburger Rote Grütze - ein Wunder, dass ich sie nicht schon längst verbloggt habe. War doch zu Studentenzeiten mein meistgekochtes Sommeressen für heiße Mittage an denen man nichts Warmes mag. Ein großer Teller mit Roter Grütze, dazu eiskalte Milch, selten Sahne oder Vanillesauce. Dass es die so häufig gab, lag an meinem Job im Eiscafé.
Die Himbeeren für den Himbeerbecher kamen stets aus dem Tiefkühler und wurden langsam im begehbaren Kühlschrank aufgetaut. Der Saft, der dabei entstand wurde immer großzügig weggekippt. Oder von der alten Dame, die den Laden in der Frühe putzte zu Roter Grütze verarbeitet. Die mochte meist niemand mehr essen, weil da natürlich keine Früchte drin waren. Irgendwann hörte sie mit dem Rote-Grütze-Kochen auf ("Ihr mögt meine Grütze ja nicht."). Von da an nahm ich gelegentlich den Saft in einer Flasche mit nach Hause und kochte meine eigene Rote Grütze - natürlich mit frischen oder tiefgekühlten Beeren zusätzlich.
Als Kind wollte ich immer unbedingt Kirschen in meiner Roten Grütze haben, aber die waren da nie drin. Heute muss ich gestehen, dass ich ebenfalls keine Kirschen in die Grütze nehme. Der Grund: Die Kirschen gibt es nur in großen Gläsern und ein ganzes oder auch nur halbes Glas Kirschen wäre für meinen Geschmack zu viel des Guten. Frische Kirschen machen sich nicht gut in der Grütze, bzw. erschweren das Kochen, weil sie etwas länger brauchen als die zarten Beeren. Was aber für mich unbedingt hineingehört in die Rote Grütze: Himbeeren sowie schwarze und rote Johannisbeeren. Erdbeeren haben für mich dort nichts zu suchen. Bei Tiefkühlmischungen nehme ich sie allerdings in Kauf, es sind ohnehin nur wenig drin.
Meine heutige Rote Grütze habe ich mit tiefgefrorenen Himbeeren und einem Paket "Beerenmischung" zubereitet. Vor dem Auftauen der Früchte habe sie ordentlich gezuckert, damit sie viel Saft ziehen. Leider hatte ich keinen Himbeersaft vom letzten Sommer.
Der aufgefangene Saft wird dann mit Zucker, Vanillezucker und Speisestärke (oder auch Puddingpulver) aufgekocht. Zum Schluss kommen die Früchte dazu. Verwendet man frische Früchte, dürfen die gern ein paar Minuten mitköcheln, bei tiefgefrorenen Beeren muss ich das nicht haben, da die Beeren sonst zu sehr verkocht werden. Und ich will die Grütze ja nicht einwecken.
Faustregel für den Einsatz von Speisestärke oder auch Puddingpulver: 25g auf 250ml Flüssigkeit. Letztere misst man am besten im Messbecher ab. Wenn die Früchte nicht genügend Saft liefern, kann man beispielsweise auch mit Johannisbeer-Nektar oder edlem Himbeersaft auffüllen oder (falls alle Stricke reißen) auch mit Wasser.
Ähnlich wie beim Puddingkochen rührt man die Stärke mit etwas Flüssigkeit an, so dass sich keine Klümpchen bilden, wenn die Stärke später in den kochenden Saft gerührt wird. Den Saft kocht man mit dem Zucker auf. Wieviel Zucker man nimmt, hängt zum einen davon ab, wie stark man vorher die Früchte gezuckert hat, zum anderen ob man die Grütze gern noch mit etwas Säure mag. Nicht zuletzt hängt es aber auch von dem Beerengemisch ab: Wenn besonders viele rote Johannisbeeren dabe sind, kann man ruhig etwas mehr Zucker nehmen. Gäste sollen ja nicht vor lauter Säure den Mund verziehen ... Als Faustregel würde ich sagen: Auf 1 Kilo Früchte ungefähr 100-125 g Zucker. Ich schmecke die köchelnde Grütze ohnehin mit einem kalten Löffel ab. Falls es zu sauer ist, gebe ich eben noch Zucker dazu. Dazu möchte ich ebenfalls ermuntern. Viele Leute tendieren dazu, ein beliebiges Rezept zu nehmen und sind hinterher enttäuscht, wenn es zu süß oder zu sauer schmeckt. Da hilft wirklich nur probieren.
Aber wo war ich stehengeblieben? Ach ja, der Zucker sollte sich im heißen Saft schon aufgelöst haben. Wenn die Mischung anfängt zu köcheln, die angerührte Speisestärke zugeben und kurz aufkochen. Dann die Früchte zugeben und diese kurz mit köcheln lassen. Einige Leute kochen Rote Grütze so lange, bis man sie quasi einwecken könnte. Das ist nicht mein Ding. Meine Früchte dürfen gern noch ein wenig frisch schmecken. Die Grütze ist ohenhin schnell aufgegessen. Wenn die Grütze fertig geköchelt ist, gibt man sie traditionell in eine große Schale. Jeder darf sich dann - wenn die Grütze abgekühlt ist, bedienen. Natürlich kann man die Grütze auch auf einzelne Teller verteilen. Oder in die heutzutage unvermeidbaren Weckgläser füllen. Dann eignet sie sich ganz besonders für Parties. Ich habe das vor ein paar Jahren einmal gemacht und kurz vor dem Servieren dann pro Glas einen kleinen Baiser draufgelegt. Vanillesauce oder Sahne durften die Gäste dann selbst nehmen.
Die Geister mögen sich streiten, was stilecht zur Grütze ist. Ich meine: Vanillesauce ist nicht stilecht. Schmeckt aber natürlich trotzdem. Sehr puristisch finde ich Rotze Grütze mit eiskalter Milch oder Sahne. Oder einem Gemisch aus beidem.
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4 Kommentare
Oh, wie lecker. Das erinnert mich an warme Sommernachmittage als ich noch bei meiner Mama wohnte...:-). Das ist nun schon ein Weilchen her und das schoene Hamburg mit der leckeren Roten Gruetze weit weg...
Nun ist hier erst mal Winter, aber im naechsten Sommer steht dieses leckere Rezept ganz sicher mal auf unserem Tisch.
Liebe Gruesse aus Wellington, Neuseeland,
Sarah.
Einer mein lieblings desserts als ich in Deutschland wohnte. Ich koche aber die früchte mit rotwein in meiner Version
Schon lange keine rote Grütze mehr gesehen. Liegt wohl an Österreich. Das kennt man hier eher nicht. In meiner Studienzeit in Frankfurt war das immer ein Standard-Party-Dessert. Und ich liebe es auch heute noch. Könnte ich eigentlich mal bei der nächsten Party machen. Ich werde Vanillesoße dazu nehmen.
Noch nie rote Grütze selbstgemacht..nun wird es aber Zeit; danke für deine Version!
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