Mandel-Orangen-Kuchen - Orange & Almond Cake
Von Claudia am Nov 27, 2009 | In To die for, Kuchen & Kekse, Glutenfrei
Als ich vergangene Woche einem sehr frühen Flug und ca. 2 Stunden (für ca. 24 km) Stau im Londoner Morgenverkehr mit dem Leihwagen hinter mir hatte, bot mir meine B&B-Gastgeberin erst einmal einen Kaffee an. Genau das richtige. Außerdem zauberte sie einen leckeren Mandel-Orangen-Kuchen aus dem Kühlschrank, der ein echter Hammer war. Klar, dass ich gleich nach dem Rezept für diesen äußerst exquisiten Kuchen gefragt habe.
Der Clou bei der Zubereitung dieses Kuchens: Es werden GANZE ORANGEN verwendet. Ja, Sie haben richtig gelesen: ganze Orangen. Konnte ich mir erst einmal gar nicht vorstellen.
Einen Tag später hatte sie das Rezept, das die Inhaberin ihres Lieblings-Delikatessenladens häufig für ihre Kunden backt, photokopiert. Sie erklärte, dass es das Rezept auch im Internet gäbe. Hier wurde ich fündig - sogar gleich mit Videoanleitung auf einer australischen Seite. Als Ursprungskultur für den Kuchen wird dort die jüdische Küche angegeben, außerdem der Hinweis auf "Sephardic traditions of Morocco, the Mediterranean and the Middle East". Das fand ich passend.
Update Januar 2010: Ich habe inzwischen weiter recherchiert. Der Kuchen steht fast zu 100% in Claudia Rodens Buch The Book of Jewish Food: An Odyssey from Samarkand to New York von 1996. Sie selbst schreibt, dass dieser Kuchen sephardischen Ursprungs ist und sie ihn aufgrund seiner Bedeutung mit in das Buch genommen hat. Erstmals hatte sie dieses wunderbare Rezept in dem Buch "A Book of Middle Eastern Food" 1968 veröffentlicht. Sephardisch heißt übrigens, dass es sich um eine jüdische Ausprägung handelt, die in Spanien bis zur Vertreibung im 15. Jahrhundert lebendig war. Juden, die sich an den Glaubensgrundsätzen und Traditionen dieser Linie des Judentums orientieren, sind also der "sephardischen" Tradition verhaftet. Verkürzt dargestellt.
Zurück zu den Besonderheiten des Kuchens: Er wird ohne Mehl gebacken, ist also glutenfrei und außerdem auch laktosefrei, was einige Leute mit sensibilisiertem Verdauungstrakt schätzen werden.
Die Orangen werden zunächst mit Wasser bedeckt und 2 Stunden leise geköchelt. Danach halbiert man die nunmehr weichen Früchte und entfernt die Kerne. Die Orangen werden dann püriert. Wahnsinn, oder?
Ich habe den Kuchen mit geschälten gemahlenen Mandeln zubereitet, so war er deutlich feiner als der in meinem B&B. Wer seine Mandeln selbst mahlt erhält einen rustikaleren Kuchen. In meinem Rezept standen 2 Teelöffel Backpulver - in dem Rezept der australischen Seite nur 1 Teelöffel. Mein Kuchen ging im Ofen sehr stark auf, fiel dann beim Auskühlen aber etwas in sich zusammen. Vielleicht hätten 1,5 TL auch gereicht? Die Backtemperatur betrug 175° C, auf der australischen Site wurden 190°C bei gleicher Backzeit angegeben. Ich fand die 175° C perfekt.
Der Kuchen duftet schon beim Backen herrlich nach Orangen. Er hat eine leichte Bitternote, deshalb sind auch die 250 g Zucker durchaus gerechtfertigt. Besonders hervorzuheben: Ein unglaublich saftiger Kuchen, der sehr leicht schmeckt. Immerhin ist er fettfrei (bis auf die eingepinselte Backform) und kommt ohne Mehl aus.
Ein ganz, ganz toller Kuchen!
So, und nun das sehr einfache Rezept für den Mandel-Orangen-Kuchen:
2 große Orangen (möglichst Bio-Qualität, weil auch die Schale verwendet wird)
6 große Eier
250 g Zucker
250 g gemahlene Mandeln
2 TL Backpulver (evtl. nur 1,5 TL)
Puderzucker zum Bestäuben
Zubereitung:
Die Orangen in einnm kleinen Topf geben und mit Wasser bedecken. Zum Kochen bringen und bei geschlossenem Deckel 2 Stunden leise köcheln lassen, bei Bedarf etwas Wasser nachfüllen. Die Orangen dann aus dem Wasser nehmen und auskühlen lassen. Dann halbieren und eventuelle Kerne entfernen.
Die Orangen pürieren (Mixstab oder Food Prozessor). (Das kann man übrigens auch schon am Vortag machen)
Den Ofen auf 175°C vorheizen.
In einer Schüssel die Eier und den Zucker schaumig rühren. Ich habe dazu den gleichen Pürierstab genommen, der auch schon die Orangen püriert hatte. Dann die pürierten Orangen, Mandeln und Backpulver zufügen und rühren bzw. mixen bis eine homogene Masse entstanden ist.
Eine 24-cm-Springform am Rand mit Backpapier auskleiden, Boden gut einbuttern oder mit einem anderen Fett bzw. Öl einpinseln - oder ebenfalls mit Backpapier auslegen. Wie Sie da verfahren, hängt auch von Ihrer Springform ab, neigt sie zur Teighaftung, dann am besten auch den Boden auskleiden. Den Teig in die Form geben und glattstreichen.
60 Minuten backen. Auskühlen lassen und nach Belieben mit Puderzucker bestäuben.
Der Kuchen hält sich sehr gut im Kühlschrank frisch - da kein Mehl drin ist hält er sich gut. Ich denke, eine Woche sollte der Kuchen aushalten können.
40 Kommentare
"Ein unglaublich saftiger Kuchen, der sehr leicht schmeckt. Immerhin ist er fettfrei (bis auf die eingepinselte Backform)"
Ah ja, Mandeln und Eier gibt's jetzt auch schon ohne Fettanteil? ;-)
@Fett: Im Gegensatz zu den meisten Kuchen ist hier kein Extra-Fett im Teig. Bei den ca. 300 g Ei im Kuchen kommt die Masse auf ca. 30 g Fett. Und natürlich sind auch Nüsse nicht fettfrei. Wo wir dabei sind: Zucker wird vom Körper auch in Fett umgewandelt. Aber wie gesagt: Für einen Kuchen finde ich es schon bemerkenswert, wenn kein weiteres Fett hinzukommt.
So einen ähnlichen Kuchen haben Meuth-Duttenhofer vor etwa 10 Jahren schon mal in der ServiceZeit essen & trinken gemacht (Orangenkuchen mit Karamell- und Himbeersauce). Ich habe ihn dann auch gebacken, war aber gar nicht sehr begeistert, bei mir war er ausgesprochen herb, ja bitter. Keine Ahnung, woran das gelegen haben mag - der Kuchen bekommt ja sonst eigentlich gute Bewertungen (es gibt einen chefkoch Thread damit)
Ich mache mir immer die Mühe, meine ganzen Mandeln vor dem Mahlen zu enthäuten. Ich finde das lohnt sich. Einen Mandel-Orangen-Kuchen mit etwas weniger Aufwand habe ich auch im Programm, wir fanden den auch toll.
http://ostwestwind.twoday.net/stories/3117361/
Oh, das klingt in der Tat nach einem spannenden Kuchenrezept! Das muß getestet werden! Dummerweise haben die Läden schon zu, aber morgen! Morgen hole ich Orangen, Mandeln und Eier! Wobei 6 Eier nach relativ viel Ei klingen - schmeckt das dann sehr "eierig"?
@Petra: Wußte nicht, dass dieser Kuchen schon eine so lange Tradition hat - aber irgendwoher muss er ja letztlich stammen ;)
Ich empfinde den Kuchen als angenehm herb - vielleicht lag das damals an der Orangensorte? Wäre die einzige Erklärung, die ich dafür hätte.
@Ulrike: Dein Kuchen sieht von der Konsistenz sehr ähnlich aus. Ich gestehe, dass ich das entfernen der Mandelhäutchen ziemlich nervig finde - aber ich mahle bislang ohnehin nicht selbst - ich weiß, es lohnt sich ...
@la grosse mere: Nein, "eierig" finde ich den Kuchen nicht. Der Geschmack wird wahrscheinlich von den Orangen übertönt.
Die Version gibt's auch mit Mandarinen. http://kochtopf.twoday.net/stories/fremdgebacken-mandarinenkuchen/
Leider habe ich dieses Jahr keine Orangen, da wir die Bäume entfernen musste, sonst hätte ich die Orangenversion nachgebacken.
Schade, dass im Dezember sicher nicht mehr zum Kuchenbacken kommen werde. (Neben Weihnachten und Silvester stehen bei uns auch noch drei Geburtstage an)
Aber irgendwann werd ich den nachbacken da bin ich mir sicher. Diese Art der Zubereitung ist mir vollig neu und Orangengeschmack im Kuchen ist ohnehin was ganz besonders Feines.
So, ist im Ofen. Der macht ja schon beim Backen geruchstechnisch sehr sehr glücklich!
@creezy: Bin sehr gespannt auf Dein Urteil. Ich fand auch schon den Duft beim Backen ungemein verführerisch.
Ein toller Kuchen,ich esse ihn mit einem Klacks Fromage blanc.
Nur sicherheitshalber: die Orangen werden ungeschält gekocht?
@Angelika Witte: Hach, herrlich, Fromage blanc passt sicher prima.
@Besucherin: Ja, die Orangen werden ungeschält gekocht und mit der Schale püriert. Ich konnte es ja anfangs auch nicht glauben.
Danke für die Antwort! Dann werde ich das Rezept in den nächsten Tagen gleich mal ausprobieren.
Da werden wirklich die ganzen Orangen püriert und nicht nur das Fruchtfleisch? Ist das Weiße da nicht zu bitter?
@Chris: Ja, wie schon wiederholt bestätigt: Die ganze Frucht (allerdings ohne eventuelle Kerne). Ja, der Kuchen hat eine Bitternote - das macht den Reiz aus. Ich wollte es anfangs auch nicht glauben ;)
Vielen, vielen Dank für das Rezept! Ich war letzte Woche in London und hab' in einem Cafe einen "flourless Almond Orange Cake" gegessen - saftig, zitrusig, mit einer leichten Bitternote - und konnte nicht rausschmecken woher diese intensive Geschmack kommt. Zum Glück hatte Deinen Blogeintrag im Kopf. Das muss das Rezept sein.
Absolut wunderbar! Vielen Dank!
Ich habe das Rezept für unsere Silvesterparty ausprobiert und alle waren begeistert. Die Weiterverbreitung ist definitiv gesichert ;-)
Auch der Tip mit den geschälten Mandeln hat sich sehr bewährt.
@Micha: Dann wünsche ich gutes Gelingen beim Nachbacken ;)
@Claudia: Hach, freut mich immer wieder, wenn andere die Rezepte auch so toll finden. Vielen Dank zuurück!
Hab den Kuchen gestern gebacken - er schmeckt wirklich ganz wunderbar und ist schnell gemacht. Leider musste ich ihn trotz heftigen Einfettens vom Springformboden schneiden, deshalb mein Tipp: unbedingt Backpapier auf den Boden der Form und die Ränder fetten, wie im englischen Originalrezept empfohlen. Auch der Duft schon beim Backen ist richtig mmmmmmmh.
@Doris: Danke für den Hinweis - ich hatte nur den Rand mit Backpapier ausgekleidet, weil ich den Kuchen ohnehin auf der Glasplatte der Springform serviere. Habe den Hinweis im Rezept ergänzt!
Das Beste an dem Kuchen war der Duft!!!
Meine Güte-es hat die Geschmacksnerven gekitzelt!
Mir war er ansonsten ein bisschen zu süß.Ich würde beim nächsten Mal weniger Zucker nehmen.
Der Kuchen ist einfach göttlich. Mir schmeckte er nach drei Tagen ncoh besser, da war er dann total saftig. Außerdem roch während des Kochens der Orangen die ganze Wohnung danach und das war auch toll. Der Kuchen ist echt spitze!
Ich habe den Kuchen vor ein paar Wochen ausprobiert und bin begeistert!
Ich liebe den Geschmack von Orangen, besonders die zugehörige herbe Note. Bitter war der Kuchen nicht, sondern genau richtig. Die Mandeln abzuziehen, war der mühsame Teil der Zubereitung. Ob ich nun die Mandeln mit Haut verwende? Mal sehen.
Gerade zieht wieder der Duft durch die Wohnung, weil die Orangen gerade vor sich hin kochen.Ich habe beim letzten Mal einen Teil des Kuchens eingefroren, war auch lecker.
Fazit: Mein Lieblingskuchen! ;-)
Das Rezept liest sich toll und passt sehr gut zu meiner Histamin-Intoleranz. Allerdings darf ich auch keine Zitrusfrüchte. Könnte man die Orange auch durch Apfel oder Quitte ersetzen? Etwas anderes fällt mir momentan gerade nicht ein.
@deditte: Gar nicht so einfach das abzuschätzen. Aber: Der Apfel muss sicher nicht ganz so lange gekocht werden. Den würde ich vorher schälen und entkernen und daraus ein Apfelkompott kochen. Die pürierten Orangen sind ja ohnehin etwas apfelmuusig von der Konstistenz her. Evtl. Das Apfelkompott durch ein Sieb geben, um etwas Flüssigkeit zu entziehen? Oder etwas (3-4 EL) geriebene Marzipanrohmasse zum Kompott geben?
@Claudia - ich denke das sollte funktionieren. Deswegen kam ich auch zuerst auf den Apfel. Ich werde es bei Gelegenheit probieren und hier posten. Danke!
wow der Kuchen ist ja der Hammer...so lecker orangig und saftig...unsere Gäste waren begeistert...Vielen Dank für das Rezept.
Danke für dieses wunderbar einfache 'glutenfreie' Rezept: probiere ich bestimmt demnächst mal aus!
Liebe Grüße, Katie
ich hätte nie gedacht, dass ich einen sooo leckeren kuchen, vor allem mit so wenig aufwand machen kann! herzlichen dank für das tolle rezept!
Liebe Claudia, der Kuchen ist fertig gebacken! Ich habe zwei Eier weniger genommen, weil sie sehr riesig waren und es scheint so ideal gewesen zu sein. (Habe zwei kleine Kuchen gebacken, die auch sehr niedlich aussehen!)
Da ich weder Ei noch Gluten vertrage, habe ich den Kuchen in einer modifizierten From ausprobiert, damit ich ihn auch essen kann. So habe ich also noch einen 3. Kuchen gebacken:
2 große Orangen
200 g Zucker
200 g gemahlene Mandeln
2 große Eßlöffel Butter/Magarine
4 gestrichene Eßlöffel Sojamehl (gibt es im Refomrhaus)
100 gr. Maismehl
Alles gemixt in eine ausgefette Form und ab in den Ofen! Schmeckt fast so gut, wie das Original, ich war wirklich überrascht! Eine super Alternative für Leute, die so eine Super-Allergie haben wie ich, also Ei, Gluten, Lactose, ... :)
Gemacht, komplett verschenkt und meinen Bruder glücklich gemacht.Leider ist seitdem meine Springform weg- Andreas, wenn du das liest, den nächsten Kuchen gibt´s erst, wenn die Form wieder da ist. Ich würde ihn so gerne mal selbst essen, er klingt perfekt- einfache Zutaten, raffiniert verarbeitet, will auch!
Hi,
habe beim stöbern eure wunderschöne und reichhaltige Seite gefunden.Dabei viel mir dieses Rezept auf was ich bei den Kochprofis auch gesehen habe.
Danke und weiter so.
Vielen Dank für das herrliche Rezept. Die leicht herbe Orangennote schmeckt uns allen sehr gut. Habe den Kuchen auch schon eingefroren und in der Mikrowelle aufgetaut. Schmeckt wie frisch gebacken und ist total saftig. Kann ich nur empfehlen. Bei uns gab es eine Kugel Joghurteis mit einem Klacks selbstgemachter Orangenmarmelade dazu, - köööstlich.
Ist eines meiner Standardrezepte geworden.
Liebe Grüße Brigitte Müller
Hallo zusammen,
würde diesen Kuchen gerne einmal ausprobieren - kleine Frage dazu noch: Wenn die Orangen purriert warden, dann auch mit Schale? Die schmeckt doch eigentlich eher bitter...?
Lieben Dank für eine rasche Antwort :)
Liebe Lara,
ja, wie ich im Text geschrieben habe: Das ist der Clou. Es werden ganze Orangen gekocht und dann püriert.
Hallo Claudia!
Bin über deinen Beitrag gestolpert, als ich auf der Suche nach einem Rezept für Kuchen mit Orangen war. Ich hatte dann schon eine etwas schnellere Variante im Angriff, werde deine offensichtlich originalere Version aber gerne mal ausprobieren. Hab deinen Post auf meinem Blog auch gleich mal mit erwähnt :)
Viele Grüße
Anita
hallo,
finde es auch ein tolles Rezept mit den Orangen.
Allerdings war mein Kuchen viel zu bitter. Das haben auch Freunde so empfunden. Zu intensiv.
Jetzt probiere ich ihn mal mit nur 1x Schale von 1 Orange und eine geschälte Orange.
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