Kartoffeln
Von Claudia am Mär 23, 2009 | In Lexikon, Landleben
Die Kartoffel (lat. Solanum tuberosum) gehört zu den Nachtschattengewächsen, den Solanaceaen. Damit befindet sie sich in direkter botanisch-systematischer Nachbarschaft zu den Nutzpflanzen Tomate, Paprika und auch Tabak. Bei den Zierpflanzen sind Engelstrompeten, Petunien und die Lampionblume.
Die Kartoffel selbst ist - auch wenn sie landläufig als Ackerfrucht bezeichnet wird - gar keine Frucht. Die Frucht entsteht ja immer aus einer Blüte. Im Fall der Kartoffel wird eine Beere daraus. Die ist giftig und dementsprechend nicht zum Verzehr geeignet. Was auf den Märkten und Supermärkten als eines unserer Grundnahrungsmittel angeboten wird, sind die fleischig verdickten unterirdischen Sprossachsen. Es handelt sich um sogenannte Sprossknollen.
Geschichte und Einführung in Europa
Die Geschichte der Kartoffel ist spannend und kaum in wenigen Worten abzuhandeln. Ihren Ursprung hat die Kartoffel in Südamerika, genauer in Peru (Anden). Die spanischen Konquistadores interessierten sich bei ihren Eroberungsfahrten aber nicht nur auf Gold und andere Wertvolle Güter, recht bald rückten auch Kartoffeln und Tomaten in ihren Fokus. So kam die Kartoffel ca. Mitte des 16. Jahrhunderts nach Spanien. Es dauert wiederum rund 100 Jahre bis die Kartoffelpflanze den Weg nach Deutschland fand. Zunächst als Zierpflanze.
Zum großen Durchbruch verhalf der Kartoffel erst Friedrich der Große in Preußen. Er ließ Kartoffel auf großen Feldern anbauen und von Soldaten bewachen. Und was bewacht wird, muss einen enormen Wert haben. Und so klauten die Leute Kartoffeln vom Acker und konnten sich so gratis von den tollen Eigenschaften der Knollen überzeugen. Dass die Soldaten angewiesen waren, sich bei Diebstahl schlafend zu stellen, konnten die Leute ja nicht wissen. Der olle Fritz hatte nämlich genau das mit der Bewachung bezweckt: Interesse für die Kartoffel wecken. Später ordnete Friedrich der Große den großflächigen Anbau von Kartoffeln - die damals noch Tartuffeln hießen - per Verordnung an. Ihr Siegeszug konnte beginnen.
Ihren deutschen Namen haben die Kartoffeln aus dem Italienischen, wo sie Tartufoli heißen. Das englische "potatoe" ist vom spanischen "patate" abgeleitet. Regional haben Kartoffeln auch im deutschsprachigen Raum mehrere Namen: Erdäpfel, Erdbirnen oder Töften
Heutiger Kartoffelanbau
Der weltweit größte Produzent von Kartoffeln ist China. Dort wurden 2007 (Quelle: Potato.org) über 72 Mio. Tonnen Kartoffeln angebaut. Auf Platz 2 und 3 folgen Russland und Indien. Deutschland belegt in diesem Ranking Platz 7 mit 11.6 Mio. Tonnen Kartoffeln.
Befragt man heute ältere Kartoffelhändler, dann erzählen sie, dass sie noch in den 80er-Jahren mehr als doppelt so viele Kartoffeln verkauft haben. Tatsächlich hatte die Kartoffel als Grundnahrungsmittel ihre Blütezeit im 19. Jahrhundert. Da der Trend zu stark verarbeiteten Lebensmitteln geht, werden insgesamt nicht mehr so viel frische Kartoffeln verkauft. Vieles wird von der Lebensmittelindustrie aufbereitet und kommt als Kartoffelpüree, Kartoffelstärke oder Pommes Frites in die Läden. Besonders die "Generation Pasta" (30+), die kaum mehr Braten und Ragouts zubereitet, hat häufig keine Verwendung für die Kartoffel.
Wie bei anderen landwirtschaftlichen Produkten ist aber auch hier ein Gegen-Trend zu beobachten: Während sich ein großer Teil der Bevölkerung dem Convenience-Food zuwendet, schätzen auf der anderen Seite Gourmets die Artenvielfalt und kaufen immer häufiger alte, schmackhafte Sorten, die von engagierten Bauern angebaut werden. Beliebte Sorten sind: Blaue Schweden, La Ratte, Bamberger Hörnchen und diverse rotschalige Sorten.
Mehr Infos zu Kartoffeln:
Die Kartoffel bei Wikipedia
Die Kulturgeschichte der Kartofffel
2008 war das Jahr der Kartoffel
Die Affaire um die Bio-Kartoffel "Linda"Wie vielseitig die Kartoffel ist, zeigen diese Kartoffelrezepte:
Blattsalate mit Ofenkartoffel und Garnelen
Blaue Schweden - Kartoffel-Chips in blau
Cottage Pie
Gnocchi mit Tomaten und Salbei
Geröstete Kartoffel-Julienne mit Spiegelei (aus "Blauen Schweden")
Gratin Dauphinois
Himmel und Erde
Hüftsteak mit Bratkartoffeln und Salat
Hüftsteak mit Kartoffel-Kapern-Stampf
Kartoffelbrot
Kartoffelkuchen
Kartoffelmus mit italienischer Stippe
Kartoffelpuffer mit Karotten und Pastinaken
Kartoffelpuffer mit Lachs
Kartoffelstampf mit Trüffelmayonnaise
Kartoffelsuppe
Kartoffel-Wirsing-Püree
Pellkartoffeln mit Kapern-Dip
Röstkartoffeln mit Gänseschmalz (nach Nigella Lawson)
Rosmarin-Kartoffeln
Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat nach Johann Lafer
Wirsing-Kartoffel-Bratlinge
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