Miesmuscheln - selbst gepflückt - mit Garnelen
Von Claudia am Nov 23, 2009 | In Fisch & Meeresfrüchte, Landleben
Wenn ich die TV-Sendung River Cottage anschaue, werde ich immer ganz sehnsüchtig. Ich möchte dann auch gern alles selbst machen. Als meine Gastgeber in Cornwall vorschlugen, Miesmuscheln "pflücken" zu gehen, war ich natürlich sofort begeistert. Gestern war endlich einmal Gelegenheit dazu.
Zuvor hatten wir den Tiedenkalender konsultiert, denn die Miesmuscheln leben auf Felsen, die meistens im Wasser liegen und nur bei Ebbe einigermaßen frei zugänglich sind. Allerdings ist das Wetter in Cornwall recht stürmisch und so hatte sich das Meer nicht ganz so weit zurückgezogen, wie angenommen. Zudem hatten wir mit recht viel Schaum zu kämpfen.
Der felsige Küstenabschnitt war nicht einfach zu bewältigen, festes Schuhwerk, am besten Gummistiefel mit Profil sind eigentlich ein Muss. Obwohl ich recht vorsichtig war, habe ich dann doch einmal einen feinen Schaum für Felsen gehalten und bin in die Vertiefung eines Felsens gestolpert. Nass bis zu den Knien, aber um die Erkenntnis reicher, dass das Wasser gar nicht so kalt ist momentan. Die Miesmuscheln sollten diese Unannehmlichkeit allemal wert sein.
Wir haben dann tatsächlich - wie auf dem Foto zu sehen - viele Miesmuscheln gesehen. Die waren allerdings so klein, dass man die nicht pflücken konnte. Nur ganz wenige Muscheln - siehe rotes Brett mit Muscheln - hatten eine einigermaßen akzeptable Größe. Allerdings waren einigen Felsen auch unzugänglich, weil dort das Wasser noch viel zu hoch war. Wir mussten uns eben mit den paar Muscheln zufrieden geben, auch wenn das Areal sonst eine sichere Bank für Muscheln sein soll.
Auf dem Rückweg überlegte ich, dass die paar Muscheln noch nicht einmal eine Geschmacksprobe für 4 Leute abgeben würden. Es war halb vier am Sonntagnachmittag, die Supermärkte schließen um 4 Uhr. Ich hetzte also zum nahegelegenen Supermarkt "Mark & Spencers", der aber relativ klein war. Ich ergatterte eine Tüte mit gefrorenen Garnelen (mit der Aufschrift "Prawns" - dafür fand ich die allerdings zu klein), kaufte noch Frühlingszwiebeln, Petersilie und eine Karotte. Zumindest für eine kleine Mahlzeit mit den wenigen Muscheln sollte das reichen.
Zuhause in Angarrack angekommen sahen wir, dass unser Gastgeber in Erwartung einer reichen Muschelmahlzeit zwei große Baguettestangen gekauft hatte. Die Zubereitung für diesen Abend lag bei mir.
Die Muscheln hatte der Gastgeber schon gesäubert, ich schnitt eine Frühlingszwiebel in kleine Stücke, gab ein paar Scheiben Karotte und etwas kleingeschnittenen Knoblauch mit etwas Olivenöl in einen Topf und dünstete diese Mischung leicht an. Dann kam etwas Weißwein dazu, als der köchelte, habe ich die Miesmuscheln zugegeben und den Deckel auf den Topf gesetzt. Kurze Zeit später waren die Muscheln geöffnet.
In einer Pfanne hatte ich inzwischen wiederum Öl erhitzt, etwas Butter dazugegeben und angefangen feine Streifen von Frühlingszwiebeln mit sehr kleinen Karotten-Würfelchen, Knoblauch und einem Hauch Ingwer anzudünsten. Ein Schuss Weißwein kam dazu. Dann die Garnelen, die ca. 5 Minuten in diesem Sud verbrachten. Salz und Pfeffer dazu. Schon fast perfekt. Damit die Garnelen nicht komplett verkochen, habe ich sie in eine vorgewärmte Schüssel gegeben und und den Sud mit etwas mehr Weißwein verlängert und leicht eingekocht. Zwischendurch habe ich immer abgeschmeckt - ich empfehle fürs nächste Mal, erst gegen Ende richtig zu salzen, denn ich musste etwas mit Öl und Wein strecken, weil ich es zu salzig fand. War aber in diesem Fall unproblematisch.
Den leicht eingekochten Sud habe ich dann über die Muscheln gegeben, darauf kamen dann die Muscheln und abschließend gehackte Petersilie.
Für die Baguette haben wir Butter leicht erwärmt, so dass sie sich leicht mit etwas Olivenöl, Knoblauch und Salz zu einer Paste verrühren ließ. Diese Mischung haben wir auf Baguettescheiben gestrichen und ca. 6 Minuten bei 160° C im Ofen knusprig werden lassen.
Zusammen mit einem Glas Riesling aus Deutschland, den ich mitgebracht hatte, war das dann doch noch ein sehr köstlicher Abend, bei dem selbst der restliche Sud aus der Schüssel noch aufgestippt wurde. Ich musste versprechen bald wiederzukommen, damit wir dann richtig viele Muscheln pflücken können.
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3 Kommentare
Was für ein schönes Erlebnis, da fühlt man sich direkt ans stürmische Meer versetzt. Das würde ich auch gerne mal machen!
Dein Erlebnis entbehrt hinsichtlich der Muschelmenge nicht einer gewisser Komik. Gut, dass Du kreativ bist und es Supermärkte gibt!
@Christina: Ja, es war ein wunderbarer Nachmittag - auch wenn die letztlich heimgetragenen Muscheln eher Beweis unseres guten Willens waren.
@Valentina: Der gute Wille zählt ;) Meine Gastgeber waren sehr sicher, recht viele Miesmuscheln zu pflücken. Aber dafür war das Wasser eben nicht weit genug zurückgegangen. Als ich allerdings mit durchgeweichter Hose im Auto saß, fand ich die Situation auch recht skurril.
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