Ballymaloe Cookery School: Woche 1, Tag 3 bis 5
Von Claudia am Apr 24, 2010 | In News, Landleben, Kochschulen
Die Zeit in der Ballymaloe Cookery School rast. Das liegt vor allem auch daran, dass man so viel zu tun hat.
Der Donnerstag war voll mit Vorlesungen zu Käse & Wein, Lebensmittelhygiene und Feuer-Vorschriften. Von 9-17 nur Vorlesungen ist kein Zuckerschlecken und so war ich froh, dass es am Freitagmorgen mit Kochen weiterging.
Ich war statt um 9 Uhr bereits um 8:15 in der Küche und was zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal die Erste. Los ging es mit einem "Brown Soda Bread", einem typisch irischen Brot, das sehr schnell angerührt wird. Und dabei machte ich gleich schon den ersten Fehler: Ich habe das Brot angesetzt und in den vorgeheizten Ofen geschoben. Der Fehler: Ich hätte die trockenen Zutaten und die Flüssigkeit nicht ohne Zustimmung der Lehrerin zusammenrühren dürfen, weil sie eventuelle Fehler gleich bemerkt hätte. Sagte mir eine andere Lehrerin, die vorbeikam. Mein Brot war aber schon ganz gut aufgegangen, als meine Lehrerin kam und so bekam ich nur ein "lovely" zu hören. Das war noch einmal gut gegangen.
Es ist andererseits auch gar nicht so unwahrscheinlich, dass etwas schief geht. Schon beim Wiegen kann etwas schiefgehen: Viele Studenten hier betätigen die Waagen - da kann es passieren, dass jemand die Waage unbemerkt auf Null setzt und man selbst dann mit seiner Schüssel wiederkommt und wiegen will - da kommen ganz schnell unterschiedliche Mengen zustande. Bei den Soda Breads kann man schon sehen, wie unterschiedliche die aussehen können. Am erstaunlichsten für mich: Nimmt man zu viel Natron, dann färbt sich die Krume leicht grün bis bräunlich.
Weiter ging es mit Marmeladekochen. Himbeermarmelade stand bei mir auf dem Plan. Die wird hier wie in der guten alten Zeit ohne Gelierzucker gekocht. Nur mit Zucker und Himbeeren im Verhältnis 1:1. Der Zucker wird dabei in einer Glasschüssel im Ofen bei 180° C 5-10 Minuten erhitzt und dann heiß zu den kochenden Früchten gegeben. Letztere waren übrigens tiefgefroren von der Vorjahresernte. Die Marmelade war sehr lecker!
Als nächstes habe ich Scones gebacken. Keine große Anforderung für mich. Frisch schmecken Scones wirklich sehr lecker, ganz besonders mit Jersey Cream und der bereits erwähnten Himbeermarmelade. Eine weitere Scones-Variante gab es dann in der Nachmittagsdemonstration: Scones mit Orangenbutter gebacken. Die waren noch viel leckerer als die normalen Scones.
Beim Backen gab es einen guten Tipp, falls die Butter zu hart ist: einfach grob auf einer Gemüsereibe raffeln. Wird die Butter vom Anfassen weich, in etwas Mehl dippen und weiter raffeln. Verblüffend einfach.
Eigentlich sollte ich dann einen Teig, den ich am Mittwoch zubereitet hatte, einfach nur Ausrollen und eine Form damit auskleiden. Jemand anderes würde den Teig dann schon verwenden. Dann sollte ich doch erst einmal blindbacken. Und als das fertig war, kam die Frage, was ich denn jetzt damit machen wolle. So ohne Rezept habe ich dann einfach eine Quiche daraus gemacht. Ich fragte nach Bacon und nahm noch eine Zwiebel dazu. Im Eierguss war ordentlich Gruyere und ein wenig Parmesan. Diese spontane Quiche brachte mir die Bestnote 6 für den Geschmack.
Aber eigentlich hatte ich ja auch noch einen Rucola-Salat mit Ziegenkäse, Granatapfelkernen, Walnüssen und Feigen zuzubereiten. Da tappte ich dann wieder in eine Falle. Die Kerne aus dem Granatapfel habe ich nach dieser Methode herausgelöst. War natürlich falsch, weil zwischen den Kernen noch Saft sein soll, der so herausgewaschen wird. Ich finde es dennoch praktischer. Wie sagte eine Mitstudentin so schön: "Ich mach das hier einfach alles so, wie die das haben wollen." Das Anrichten meines Salates war ebenfalls fehlerhaft: Auf keinen Fall soll man den Tellerrand bedecken. Mein Salat habe nicht so lecker ausgesehen. Außerdem war zuviel Dressing am Rucola. Damit konnte ich noch leben, fand aber, dass der Salat nach 15-20 Minuten herumstehen bevor er beurteilt wurde, auch nicht gerade besser wurde. Das Anrichten der Lehrerin gefiel mir wiederum nicht. Aber das ist ja bekanntlich auch alles Geschmackssache - und darüber will ich mal nicht streiten. Gerade das Anrichten von Speisen folgt ja auch bestimmten Moden und Stilen - fast eine Philosophie für sich. Letztlich kann ich von der Lehrerin viel von der Zubereitung lernen. Sie muss noch nicht einmal neben einem stehen, irgendwo anders sind Zwiebeln kurz davor anzubrennen, sie merkt das auch in der Nebenküchen - sie hat viele gute Tipps für bodenständiges Kochen und Anrichten. Cooler hätte ich es auch gefunden, wenn wir - wie in der Demonstration - für den Salat frische Feigen gehabt hätten. Die Version mit den getrockneten Feigen finde ich optisch nicht so schön.
In der Demonstration heute gab es wiederum viel Interessantes: Es wurde Creme Caramel zubereitet. Das finde ich selbst erst einmal nicht so spannend, aber die Verwendung der übrigen Granatapfelkerne vom Salat auf der Creme fand ich sehr gut. Geschmacklich finde ich diese Creme brûlée interessanter, aber beim Nachkochen werde ich das mal nicht erwähnen ...
Auch interessant, weil ich bislang wenig mexikanisch gekocht habe: Tortillas in mehreren Variationen, Herstellung von Nachos und einigen Leckereien mehr. Dazu werden auch immer landestypische Utensilien gezeigt, etwa eine angeraute Schüssel zum traditionellen Herstellen von Guacamole.
Ich freue mich jetzt aufs Wochenende und etwas Ruhe bzw. den Besuch von Cork. Und natürlich freue ich mich auch schon auf die nächste Woche. Der Ausblick auf die Rezepte der nächsten 5 Tage ist vielversprechend!
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Erste Eindrücke nach der Ankunft
Ballymaloe Cookery School - 1. Woche, Tag 1 & 2
Ballymaloe Cookery School - 3. Woche
Ballymaloe Cookery School - 4. Woche
Ballymaloe Cookery School - 5. Woche
Bericht aus Woche 6
Bericht aus Woche 7
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Bericht aus Woche 9
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Bericht aus Woche 11 & 12
Das Examen in der Ballymaloe Cookery SchoolRezepte aus der Ballymaloe Cookery School
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Glutenfreie Muffins
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Zabaglione Semi Freddo mit italienischem Fruchtsalat - mein Examens-Dessert!
9 Kommentare
Moin Claudia,
hört sich alles lecker an, aber auch anstrengend. Danke für den Tipp mit der Butter. Was hat es denn mit der Orangenbutter auf sich?
Moin Oliver,
die Orangenbutter wird auf den ausgerollten Scone-Teig gestrichen. Dann wird der Teig aufgerollt und Stücke ähnlich wie bei Schnecken abgeschnitten. Ich glaube, nach den 12 Wochen falle ich in ein Butter-Koma ...
Das Rezept für die Scones mit Orangenbutter, das bringst Du uns bitte mit ja? ;-)
Ihr bekommt auch Noten? Au weia. Wobei mal unter uns Foodblogerinnen, ich mache mir überhaupt keinen Kopf bei Dir, was schönes Anrichten anbelangt. Jut, das der Tellerrand dem Gast gehört *gähn* ich habe ja lieber mehr leckeres Essen auf dem Teller und dafür weniger leeren Rand. ;-)
Guck Dir mal die irischen Kühe an, ich finde nirgendwo auf der Welt sehen Kühe so glücklich aus wie in Irland! Also genieße das Butterfest, es ist glückliche Butter! (Und genieße den Lachs vor Ort!) Ich war ja früher oft in Cork, weil Apple Europe dort saß. Habe immer die großen halben Lachse abgepackt mitgebracht nach Hause … traumhaft.
fad wird dir jedenfalls nicht.
das mit dem butter reiben haben wir auch so gelernt. statt mehl einfach das butterpapierl dranlassen (aber nicht mitreiben...).
freue mich auf die nächsten eindrücke.
danke!
Hallo claudia,
das klingt alles sehr interessant. Ich werde unbedingt die vorherigen Berichte noch lesen müssen. Gerade was das Anrichten angeht bin ich eher der pragmatische Typ, was heißen soll, dass es zwar nicht wie "Kraut und Rüben" auf dem Teller aussehen soll, aber allzuviel Sorgfalt ich doch nicht drauf verwende.
Sonnige Grüße vom Bodensee
Jörg
öhmm... ich bin gerade total neidisch auf dein erlebnis!
Na da wäre ich auch gern dabei. Vielen Dank für die tollen Tipps.
Ich lese begeistert mit! Freue mich auf viele tolle Stories und Rezepte aus dem fernen Irland (obwohl mich eher die Hintergründe interessieren).
Viele Grüße,
Arne
ohne Caramel wäre das Dessert sicherlich gut ;)
wobei das Ganze mit Vanille eindeutig besser schmeckt, weiterhin hab ich jetzt lange überlegen müssen, was das in dem Salat ist. Schaut ähnlich aus wie Rindfleischstreifen, scheinen aber die Walnüsse zu sein oder?
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