Ballymaloe Cookery School: Woche 2, Tag 4 & 5
By Claudia on May 3, 2010 | In News, Landleben, Kochschulen
So langsam stellt sich bei mir eine Resistenz gegen Soda-Bread ein, und ich hoffe, nach den 12 Wochen in Irland nie wieder mit diesem Brot konfrontiert zu werden.
Wobei ich sagen muss, dass ich das Backen nicht so schlimm finde, nur essen mag ich es einfach nicht. Hätte das "simply nutricious bread" nicht unendlich viel Saaten als Garnitur - auch das wäre ungenießbar bzw. geschmacklos. Und diese Brote werden tatsächlich auch in jeder Bäckerei und jedem Supermarkt verkauft. Zur Ehrenrettung der irischen Brotbäcker muss ich allerdings sagen, dass es durchaus einige Artisan Bakeries gibt, in denen besser gebacken wird. Nur beliefern die meist nur die Gastronomie und haben kein Ladengeschäft.
Brotbacken gehört hier neben Limonade-machen und Salat-Vorbereiten zu den Mittags-Aufgaben, die turnusmäßig zum normalen Pensum gehören. Am Freitag habe ich erstmal das White Soda Bread gebacken. Leider hat jemand meinen Ofen während des Backens von 230° C auf 150° C heruntergeregelt. Da hätte ich ausflippen können. Denn das heißt dann in der Bewertung eine Abwertung. Kommentar: "Das wäre perfekt gewesen, wenn nicht jemand den Ofen heruntergestellt hätte." Prima. Ich hatte schon aus dem Augenwinkel gesehen, dass das Brot fast gar nicht bräunte. Dass andere Kochstundenten ganz einfach den Timer verstellen, daran gewöhne ich mich schon fast und verfahre genauso. Bzw. bin ich noch auf der Suche nach einem Timer, den ich mir in die Tasche meiner Schürze stecken kann. Man wird etwas kirre, wenn ständig irgendwelche Timer klingeln. In der Küche, in der ich derzeit bin, gibt es rund 10 Öfen. Was das Backergebnis ebenfalls beeinträchtigt: Ständig wird die Ofentür geöffnet, andere Leute schieben ihr Gargut hinein - es ist zum Verzweifeln.
Am Donnerstag war mein "Melk-Tag", für den ich mich eingeschrieben hatte. Auf der Webseite wurde erklärt, dass man Melken lernen könne. Am ersten Tag erklärte Darina Allen, dass es nett für den Lebenslauf sei, wenn man das drin habe. Ich schrieb mich also ein und war am Donnerstag pünktlich um 7:30 vor dem Melkhaus. Der polnische Melkmann kam um 8 Uhr. Die beiden Jersey-Kühe wurden geholt und dann an die Melkmaschinen angeschlossen. Das hätte ich mir dann doch etwas romantischer vorgestellt ;)
Der Melkmann war sehr schweigsam. Außer einem "Good Morning" kam nichts, meine Frage wieviel Liter die beiden Kühe geben würden kam ein "50 Liter pro Tag". Der ganze Spuk inkl. Reinigung der Melkanlage war nach 40 Minuten vorbei. Ich glaube, das schreibe ich nicht in den Lebenslauf ...
Ebenfalls am Donnerstag habe ich meine am Dienstag marinierten "Spicy Drumsticks" fertig gemacht. Die werden im Ofen dann öfter mit der Marinade bestrichen. Lustig, als eine Mitstudentin meine Drumsticks bestrich, weil sie sie für ihre hielt. Geschadet hat es nicht. Die Drumsticks waren sehr spicy - haben mir sehr gut gefallen. Dazu gab's eine leckere Gurken-Koriander-Raita. Das Rezept sah auf ca. 150 g Joghurt einen Teelöffel Salz vor. Der sollte auf die entkernten Gurkenstücke gegeben werden, damit die Wasser ziehen. Dass das dennoch zu viel Salz war, kann man sich denken. Ich habe die Joghurtmenge dann einfach etwas mehr als verdoppelt, dann stimmte es wieder. Geschmacklich habe ich dafür dann volle Punktzahl erhalten. Eine Mitstudentin schien ihre Raita nicht probiert zu haben und so hieß es dann: "Viel zu viel Salz". Ich verbringe viel Zeit mit dem finalen Abschmecken, denn was in den Rezepten steht ist viel zu fade. Wie eben in vielen Kochrezepten - für mich ist immer klar, dass man letztlich selbst abschmecken muss. Das ist für viele hier anscheinend neu.
Die Törtchen am Freitag hätte ich gern mit Blaubeeren oder Himbeeren gemacht, da waren allerdings keine mehr da, als ich welche suchte. Rhabarber wurde mir vorgeschlagen, aber das hätte dann ziemlich eklig ausgesehen. Ich begnügte mich mit Erdbeeren, die allerdings etwas groß für die kleinen Törtchen waren. Der Teig für die Törtchen war klasse: Butter, Zucker und gemahlene Mandeln zu gleichen Teilen. Allerdings nicht ganz so gut für kleine Tartletts geeignet, da die zu schnell verbrennen wie ich feststellen musste. Eine 15er-Form wäre besser gewesen.
Außerdem in der Küche am Freitag: Wir haben gelernt, wie man einen Rundfisch zerlegt, am Beispiel vom Kabeljau. Schwierig dabei: Man filettiert immer nur einen halben Fisch. Ich bräuchte eigentlich einen ganzen Fisch, um das zu verinnerlichen. Werde mir demnächst ein paar Makrelen kaufen, um zu üben.
Die Kochdemonstration am Freitag wurde erstmals von Rachel Allen, Darinas Schwiegertochter geleitet. Sie hatte schon mehrere BBC-Serien und ist in Irland als auch in UK ein echter Fernsehstar. Dementsprechend saßen diesmal mehr Männer in der ersten Reihe und stellten fleißig Zwischenfragen.
Interessant fand ich ihre Erklärung zum Himbeer-Sorbet: Man könne, wenn man Gäste zu Hause habe, das Sorbet auch prima vorbereiten, in dem man es in Kugeln portioniert und die dann einfriert. Dann habe man später weniger Arbeit. Da sieht man eindeutig den Home Cook - eigentlich hätte sie erklären müssen, dass das in Restaurants immer so gemacht wird. Schließlich sollen hier nicht Home Cooks ausgebildet werden, sondern Köche.
Rachel erklärte dann am halben Lamm, die einzelnen Teile und schnitt die Keule heraus, die dann zubereitet wurde. Ich werde morgen eine Lammkeule mit Kreuzkümmel zubereiten. Knoblauch und Rosmarin wären mir lieber gewesen, aber das kann man sich ja leider nicht aussuchen. Den Salat mit Birnen, Blauschimmelkäse und karamellisierten Walnüssen will ich heute machen, denn heute ist "Bank Holiday", ein Feiertag.
Interessant übrigens die Aussagen der meisten Briten und Iren hier: Wenn man die Ballymaloe Cookery School absolviert hat, findet man auf jeden Fall einen Job in einem guten Restaurant. War mir bislang nicht so ganz klar gewesen. Bislang kann ich mir das auch nicht so recht vorstellen. Aber ab Woche 6 soll es so richtig rund gehen - dann soll sich auch der Ton in der Küche deutlich ändern ... Darina Allen sagte schon mehrmals: "Vertraut mir, ihr werde in der Lage sein, in einem Restaurant zu kochen."
Morgen geht es weiter mit der Lammkeule + Gravy (Sauce), Bread-Duty (White Soda Bread) und Himbeer-Sorbet.
Mehr Berichte von der Ballymaloe Cookery School
Erste Eindrücke nach der Ankunft
Bericht Woche 1, die ersten Tage
Woche 1, Teil 2
Bericht aus Woche 2, Teil 1
Bericht aus Woche 2, Teil 2
Bericht aus Woche 3
Bericht aus Woche 4
Bericht aus Woche 5
Bericht aus Woche 6
Bericht aus Woche 7
Bericht aus Woche 8
Bericht aus Woche 9
Bericht aus Woche 10
Bericht aus Woche 11 & 12
Das Examen in der Ballymaloe Cookery School
Irish BreakfastRezepte aus der Ballymaloe Cookery School
Orangen-Butter-Scones
Glutenfreie Scones
Fork Biscuits
Französische Apfeltarte
Seeteufel mit Paprika-Butter-Sahne-Sauce
Frittierte Schollenfilets - Goujons
Salat mit geräuchertem Aal und Roter Bete
Himbeersorbet
Zabaglione Semi Freddo mit italienischem Fruchtsalat - mein Examens-Dessert!Bücher
Mein Familienkochbuch: Lieblingsrezepte für jeden Tag (amazon.de, dt. Ausgabe)
Home Cooking (amazon.co.uk)
Bake (Rachel Allens Backbuch, amazon.co.uk)
Ballymaloe Cookery Course
Forgotten Skills of Cooking: The time-honoured ways are the best - over 700 recipes show you why
6 comments
Stecke Dir am Besten einen Timer in die Schuerzentasche, falls moeglich. Das habe ich im Labor oft so gemacht und hat ganz gut funktioniert.
Vielleicht hülfe Dir ja http://www.amazon.co.uk/dp/B0027CLH7E/ oder http://www.amazon.co.uk/dp/B000095RCE/ in der Schürzentasche.
Trotz allem weiter viel Spaß. Ein bißchen neide Ich dir das ganze ja schon :)
Ich liebe deine erfrischende Ehrlichkeit bei deinen Erzählungen und finde es toll, dass du dir trotz des großen Arbeitspensums die Zeit für diese Artikeln nimmst.
Die Abneigung gegen Sodabrot kann ich verstehen. Das man sowas überhaupt Brot nennen darf...
Das mit dem Timer würde mich wirklich in den Wahnsinn treiben. Nicht das Klingeln, dass ist im Labor auch so, aber bei uns sind laufende Timer absolut tabu.
Am liebsten sind mir Timer, die am Kittel anklipsen kann. Mit Timern in der Tasche habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, den selbst mit Tastensperre kann man die Timer bei uns versehentlich an- und ausschlaten.
Hat nicht auch jedes Handy so eine Timerfunktion, die man entsprechend mit Vibrationsalarm loslassen kann?
@My Kitchen in the Rockies / Basic Baer: Ja, timer ist bestellt. Allerdings nicht über amazon.co.uk. Die mögen mir keinen Timer nach Irland liefern. amazon.de schon.
@Daniela: Danke! Ja, es ist schon recht anstrengend sich auch noch Zeit für die Berichterstattung zu nehmen - hoffe aber auch künftig, die Zeit abknapsen zu können.
@Stefanie: Danke für die Timer-Tipps!
@SchnickSchnackSchnuck: Handies sind in der Küche tabu. Könnten außerdem leicht nass werden ... Außerdem reagiere ich auf diese Geräte allergisch und nehme sie nur mit, wenn unbedingt nötig.
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