Cheese-Sandwich-Boredom?
Von Claudia am Feb 18, 2006 | In News, Fool for photos
Die Foodbloggerszene - zumindest die englischsprachige - ist entrüstet. In der M?rzausgabe des Food-Magazins "Food & Wine" lästert Autor Pete Wells über langweilige Foodblogs und bezeichnet sie als "cheese sandwich blogs", ein Ausdruck, der in der Blogosphäre für Blogs stehen soll, die in ihrer Berichterstattung nicht über ihre eigenen vier Wände hinausblicken. Wells' Artikel zeigt vor allem eines: Die Angst eines Journalisten vor den Bloggern.
Wells zitiert einige Blogs, die er mag, weil sie ihm Neues vermitteln und ihn gut unterhalten. Das ist doch schon mal eine Grundlage, die eigentlich alle Blogleser eint. Langweilen mag sich doch niemand. Und ein Blog, der mich weder unterhält noch sonst irgendwie interessant ist, den lese auch ich nicht. Dennoch kann ich einige Kritikpunkte nicht so ganz nachvollziehen. Warum soll es uninteressant sein, zu erfahren, was jemand gerade zum Mittag hatte? Ich finde es schon spannend, wie einige Blogger es schaffen, tagt?glich abwechslungsreich zu kochen und Neues auszuprobieren. Dass dabei nicht ständig irgendwelche exotischen Tiere oder Pflanzen im Kochtopf landen, ist klar. Auch Käfer, exotische Fische oder Heuschrecken verlieren bei häufigem Verzehr ihren Reiz.
Ein weiterer Kritikpunkt, den Wells anführt, ist das im Foodblogland fehlende Kontrollmedium, das in einer "normalen" Redaktion die Artikel redigiert. Da hat einer die Funktion von Blogs wohl grundlegend missverstanden. Gerade das Ungefilterte macht in den meisten Fällen den Charme aus. Ein weiterer Vorteil: Ich muss nicht auf irgendwelche Anzeigenkunden Rücksicht nehmen und kann durchaus einmal über Produkte lästern.
Restaurantkritiken haben nach Wells auch nichts in den Foodblogs verloren, weil es ohnehin schon zu viele Kritiken gäbe. Das ist ein absolutes K.O.-Argument: Dann kann ich auch gleich aus dem Fenster springen, weil es schon zu viele Menschen auf der Welt gibt.
Ist Wells vielleicht Blog-satt, weil er zu viele gelesen hat oder hat er die "falschen" gelesen? Ich könnte locker spontan zehn Foodblogs aufzählen, die überaus "inspiring" sind.
Kaylin's Kitchen hat das Ganze jedenfalls zu einem Bekenntnis zum Cheese-Sandwich inspiriert. Die Kommentare auf ihr Post scheinen noch mehr Blogger auf den Plan gerufen zu haben, wie man auch hier lesen kann. Käsestullen kommen jedenfalls häufiger vor auf den Tisch als Essen-und-Trinken-Magazine und haben sicherlich mehr Food-Trends überlebt als irgendwelche modernen Sandwich-Kreationen. Nur habe ich persönlich noch kein Käsestullen-Post gefunden. Wird Zeit, einmal damit anzufangen...
4 Kommentare
Und hier ist meine K?sestulle zum Fr?hst?ck! Z?hlt die ;-)?
Irgendwie bin ich bei dir f?r die Links zu bl?d:
Hier kommt die K?sestulle, schon vor Monaten verbloggt:
http://ostwestwind.twoday.net/stories/1290971/
Na wenigstens kapiere ich jetzt warum in so vielen Foodblogs Cheese Sandwiches aufkreuzen :-) - das ist sowas wie die Klowand der Foodbloggerszene...
Was ein Blog von einem Food Magazine auch unterscheidet, ist, da? etwas schiefgehen darf, da? die (teilweise sehr professionellen) Hobbyk?che nicht nur Perfektes ablichten und berichten, da? keine Foodstylisten Bildchen zu Gerichten produzieren die mit dem Rezept nix zu tun haben, da? hier Menschen von ihren Leidenschaften erz?hlen... allein was z.B. die Autorin von Tigers & Strawberries ?ber 'umami' zusammengetragen hat d?rfte ein halbes (Fach-) Buch f?llen, die Brote von Chili & Ciabatta so manchen B?cker vor Neid erblassen lassen.
Die Arroganz des "Experten" ist eigentlich nur ein Armutsbekenntnis - im von Matt'schen Sinne das Medium nicht verstanden. Schlie?lich bloggen auch Vollprofis wie Jamie Oliver oder Vincent Klink, macht sie das zu Deppen? :-)
Love the cheese sandwich photo. I'm just sorry I can't read German.
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