3 Tage, 3 Provinzen: Teil 2, Comacchio, die Stadt der Aale
By Claudia on Oct 27, 2012 | In News
Tag 1 der Pressereise führte uns nach Ferrara. Wir blieben an Tag 2 zunächst in der Provinz Ferrara, die Teil der Emila Romagna ist, fuhren aber Richtung Meer. Nach Comacchio.
Los ging es morgens kurz nach 8 Uhr, sodass für ein ausgedehntes Frühstück kaum Zeit blieb. Im Kleinbus ging es durch die bisweilen recht triste Po-Ebene. Comacchio wurde noch Ende des 19. Jahrhunderts als eine "ungesunde Gegend" bezeichnet, weil dort Malaria verbreitet war. Mücken gibt es dort natürlich noch heute, aber die Malaria ist dort ausgerottet. Das Po-Delta ist heute ein Unesco Welterbe und liegt damit in dem Unesco District, in dem auch Mantova, Ferrara, Bologna und Modena liegen.
Bekannt ist Comacchio auch heute noch für seine Aale, auch wenn immer weniger Aale gefangen werden.
Als wir am frühen Vormittag ankommen ist es diesig. Ein Fischer hat Netze ausgeworfen, verschwindet aber bald nach unserer Ankunft. Das Fischen ist dort am kleinen Deich verboten. Wir begeben uns ins Aalmuseum, der ehemaligen "Manifattura dei Marinati". In dieser ehemaligen Großrösterei wurden Aale und einige Fische in riesigen Grillkaminen geröstet und später eingelegt und in hübsche Metalldosen verpackt. Das Aale-Köpfen und zerkleinern war - wie wir in einem Film sehen konnten - fast Akkordarbeit früher. Die Aal-Manufaktur war übrigens auch Schauplatz eines Films von 1954. In "La donna del fiume" ("Die Frau vom Fluss") spielte Sophia Loren eine Arbeiterin, die sich in einen Fabrikarbeiter verliebte. Mit diesem Film wurden erstmals Filmproduzenten auf die italienische Schauspielerin aufmerksam. Kein Wunder, dass man auch heute noch in Comacchio Filmplakate mit der jungen Loren sieht.
Nach dem Besuch des Aalmuseums schlendern wir über den Markt - wir haben Glück und sind zur Zeit des Aal-Festivals in Comacchio. An vielen Ständen werden Spezialitäten der Region, Haushaltsgegenstände und Keramik angeboten. Wir staunen über riesige Würste, lassen uns von liebenswürdigen Produzenten etwas zu ihren Produkten erzählen und kosten.
Bei der Porchetta möchte ich ein Foto machen. Der Verkäufer bedeutet mir zu warten und kommt einige Sekunden später mit dem Schweinekopf wieder und setzt ihm eine Sonnenbrille auf. Ich fotografiere artig diesen etwas geschmacklosen Gag und bitte ihn dann die Brille doch noch einmal abzunehmen.
Ein paar Stände weiter entdecke ich Salzkapern. Lose. Davon muss ich unbedingt welche mitnehmen. Auch der Stand mit den Trockenfrüchten ist verlockend. Wir genießen das Schlendern durch die kleine Stadt, die mit ihren Kanälen ein wenig an ein sehr kleines Venedig erinnert.
Dann strömt uns irgendwann der Duft von gebratenem Aal entgegen. Erst eine kleine Tüte Fritto Misto gegen eine Spende, dann probieren wir den frisch gebratenen Aal. Dazu wird traditionell gebratene Polenta serviert. Als Hamburger Nordlicht mag ich den Geschmack von Aal. Sicher nicht jedermanns Sache.
Hier ein Video mit Impressionen vom Aal-Festival in Comacchio 2011:
[video:youtube:maF9tFg14XY]
Ein kurzer Besuch im Fischladen lässt mich wehmütig werden: So viele frische Fische - da hätte ich gern zugeschlagen und ein großes Fischmahl bereitet. Aber wir würden ja essen gehen und für den Abend ist ein echtes kulinarisches Fisch-Highlight geplant.
Gegen Mittag fahren wir weiter zu unserer nächsten Unterkunft: Ca'zen in Taglio di Po. Ein imposantes Herrenhaus, das heute im Besitz einer Irin ist. Wir beziehen die herrschaftlichen Räume, fahren dann aber gleich weiter zum Mittagessen in einem kleinen unspektakulären Restaurant.
Von dort geht es weiter zur Bootsfahrt im Po-Delta. Wir genießen die Stille, bestaunen die Kormorane und winken den Fischern zu, die hier völlig illegal ihrem Hobby nachgehen. An einer Stelle stellt der Bootsfahrer die Maschinen ab und ein Angler zieht seine Leinen hoch, damit wir unter ihnen hindurchfahren können.
Danach geht es wieder in B&B, wo wir kurz Zeit haben, einen Apéro einzunehmen. Der Bus bringt uns dann zum Abendessen ins Restaurant. Aber das ist dann noch eine andere besonders schöne Restaurant-Geschichte ...
1 comment
Danke für die kleine, schöne Flucht aus dem Alltag!
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