Halbfertigprodukte und Fertigprodukte in meiner Küche?
Von Claudia am Mär 15, 2006 | In News
Diese Fragen zu Fertigprodukten erreichten mich von Ralph. Da stellt sich gleich die Definitionsfrage: Nudeln, Senf, Wein oder Tomatenmark sind für viele Grundzutaten und keine Fertigprodukte. Im Grunde sind sie es schon. Ich gehe mal davon aus, dass eher "Convenience-Produkte" gemeint sind, auch wenn man da noch weiter unterscheiden kann.
1. Welche Halbfertigprodukte und Fertigprodukte verwendest du in der Küche regelmäßig? Warum?
Ich bemühe mich, so viel wie m?glich selbst herzustellen, was im Alltag natürlich nicht immer gelingt. So greife ich auf guten Senf zurück, auch wenn ich mich an eine exotische Kreation wie Birnensenf schon herangewagt habe. Auch wenn ich mittlerweile viele Fonds selbst gekocht habe, habe ich leider nicht die Möglichkeit, sie in einem gro?en Gefrierschrank zu bevorraten. So gibts für Notfälle immer noch Gemüsebrühwürfel oder Fonds aus dem Glas. Aber "regelmäßig verwenden"? Eher nicht. Ich habe auch immer mehrere Päckchen Vanillepudding im Haus, die werden allerdings meist anderweitig und löffelweise verwendet. Und ein zweimal im Jahr gibts ganz einfach Vanillepudding, eine Kindheitserinnerung, die genau so nach Pulver schmecken muss. ;-)
Dann w?re da noch meine Müslimischung, die kommt von Dr. Oe. Die könnte ich natürlich auch selbst machen, aber die fertige Mischung gefüllt mir gut und enthält keine Zuckerzusätze. Darauf lege ich wert. Das Müsli kommt immer in Joghurt aus dem 1kg-Becher von Weideland. Früher habe ich Joghurt in kleinen Gläsern selbst gemacht. Die Gläschen-Variante finde ich unpraktisch, weil ich für einmal Müsli-Essen schon zwei Gläser brauchte. Ich habe zwischendurch mal überlegt, ob ich mir einen Joghurtbereiter mit nur einem großen Gefäß zulege, das aber wieder verworfen.
2. Welche Teilprodukte sind aus deiner Küche einfach nicht wegzudenken?
Ich greife gern auf Thunfisch aus der Dose zurück und nutze gerade wenn es sich um asiatische Gerichte handelt schon mal die eine oder andere Gewürzmischung. Ich habe zwar auch schon Garam Masala selbst hergestellt, inzwischen habe ich aber eine Fertigmischung mit der ich sehr zufrieden bin. Nudeln kaufe ich auch meist fertig und für Notfälle habe ich ein Glas "Arrabiata"-Sauce von Barilla. Aufmerksam wurde ich darauf, weil Ökotest der Sauce eine gute Note gegeben hatte. Und so sind weder Geschmacksverstärker noch Süßstoffe in der Sauce. Als Basis für weitere Pasta-Kapriolen finde ich sie hervorragend. Wie gesagt, für Notfälle und wenn mich spät abends Hunger auf Nudeln überkommt, Zeit zum Kochen aber nicht da ist.
Aber nicht wegzudenken? Eher nicht. Was ich hingegen noch nie selbst gemacht habe: Ketchup. Davon steht auch eine Flasch bei mir im Kühlschrank. Die kommt allerdings fast ausschlie?lich als Begleiter für Pommes frites zum Einsatz. Die kaufe ich ebenfalls im Supermarkt, eine Friteuse fehlt mir n?mlich noch. Ach ja: Amarenakirschen kaufe ich ebenfalls fertig. Die liebe ich, auch wenn ich sie sehr selten esse.
3. Welche Produkte w?rdest du nie einkaufen bzw. verwenden? Warum?
Mittlerweile keine fertigen Saucen mehr. Aufgewachsen bin ich mit Saucen auf Basis von Bratenfond, der dann mit einem dieser rechteckigen Saucenpulverpakete gebunden wurde. Das hat mich dazu verleitet zu behaupten, ich w?rde keine Sauce m?gen. Fand ich schon immer widerlich, auch als Kind. Ein Horror als Kind diese Saucen mit Kartoffeln zu zermusen. Dabei sagte meine Mutter immer "Da ist Kraft drin." Gezweifelt habe ich daran schon fr?h. Als Argument, mehr davon zu essen, hat es jedenfalls nicht getaugt. Bei meinen ersten Kochversuchen habe ich h?ufig auf Fix-Produkte zur?ckgegriffen, bin davon aber schnell abgekommen, als ich mich mehr mit dem Kochen besch?ftigte und merkte, wie einfach es ist, auch ohne P?lverchen schmackhaft bzw. wesentlich schmackhafter zu kochen.
4. Mit welchen Fertigzutaten hast du schlechte Erfahrungen gemacht? Auch wenns Jahre her ist: Mit Knorr-Maggi-Fix-Und-Wie-Sie-Alle-Hei?en-P?lverchen. Die killen jeden subtilen Eigengeschmack der nat?rlichen Zutaten und dr?ngen ihren eigenen ?bersteigert-intensiven Geschmack auf.
5. Erkennst du geschmackliche Unterschiede im Endprodukt (das mit Teilfertigmischungen zubereitet wurde), wenn du es vorgesetzt bekommst? Welche Erfahrungen hast du damit? Billige Saucenbinder und Fertigmischungen meine ich in Restaurant durchaus herauszuschmecken. Man sollte sich aber nicht t?uschen lassen: Auch in der Spitzengastronomie gibt Convenienceprodukte, die zum Einsatz kommen. Qualitativ hochwertig und ohne Geschmacksverst?rker. Da bin ich mir nicht sicher, ob ich das immer schmecken w?rde. Was ich eindeutig schmecke: Fertigkartoffelp?ree. Ein Herr M?lzer behauptet ja, dass die meisten den Unterschied zwischen Fertigp?ree und selbstgemachtem nicht schmecken. Wie gut, dass ich nicht zu den meisten geh?re...
Was ich ebenfalls schmecke: fertigen Industrie-Fleischsalat und andere Salate: Bei Benzoes?ure flippe ich aus. Das ist widerlich. Ebenso schmecken viele Salate einfach nur s??. Wer hat den Machern in den Laboren gesagt, dass herzhafte Salate s?? sein m?ssen?
6. Wie siehst du die wachsende Zahl von fertigen Mischungen und Mittelchen in der Lebensmittelbranche?
Wer die fertigen Mischungen kaufen m?chte: bitte sch?n. Der Markt ist da und die Leute greifen zu Pfannkuchenteig und Fertigkkuchen aus der Sch?ttelflasche. Habe ich auch schon ausprobiert als es gar nicht anders ging (keine K?che, keine Ma?- bzw. Messger?te, keine Zeit). Aber insgesamt ist das wahnsinnig ?berteuert und geschmacklich mehr als unspektakul?r. Ich finde es auch bedenklich, dass so viele junge Menschen praktisch "entm?ndigt" werden und irgendwann gar nicht mehr wissen, wie viele Dinge ohne "Hilfsmittel" zubereitet werden. Und sie wissen auch nicht, wie die Gerichte eigentlich schmecken k?nnte. Ich bin froh, dass ich diese Fertigprodukte nicht kaufen muss.
7. Was du schon immer mal zu diesem Thema sagen wolltest und noch nicht gefragt wurde...
Es ist so einfach, mit wenigen Mitteln gut zu kochen. Dazu auch noch gesund. Das wissen aber immer weniger Menschen, gerade hier in Deutschland. Das hat mit Kultur zu tun. Und es hat auch eine soziale Komponente: Nichts ist so gesellig wie ein sch?nes, richtiges Schmorgericht. Ein mit Liebe zubereitetes Gericht bringt die Menschen am Tisch zusammen. Wenn aber immer weniger Leute (ich rede nicht von Foodbloggern, sondern von der breiten Masse) wissen, wie gekocht und gebacken wird, geht auch ein St?ck Gemeinschaft den Bach runter. Ich wei?, eine provokante These...
6 Kommentare
Schon eine provokante These, weil verschiedene Arbeitszeiten und -orte (man nennt das dann Flexibilit?t) gemeinsames Essen oft genug nicht zul?sst, ansonsten gebe ich dir aber Recht. Ich wundere mich jedes mal, wenn Leute lieber zur (relativ teuren) Fertigkuchen-Packung greifen, statt Mehl und Backpulver selbst zu mischen.
In Brot schmecktst du den Unterschied zwischen selbst hergestelltem und Fertigp? nicht mehr. Und auch Tomatenmark ist ein Convenience-Produkt per dieser Definition.
http://www.oekolandbau.de/index.cfm?00081BAD3FA21E80ABB36520C0A8E066
@Ulrike: Ja, das glaube ich gern, dass man den Unterschied im Brot nicht mehr schmeckt. Nach der Definition von Convenienceprodukten nutzen wir alle doch recht h?ufig diese Produkte. Demnach haben sogar Tomatenmark und Matjes eine Conveniencestufe von 100%. M?chte wissen, ob es Leute gibt, die ganz und gar ohne auskommen. Vielleicht "der Mann in den Bergen"?
@Piet: Ja, Arbeitszeiten und -orte sind heute f?r eine funktionierende Tisch- und Esskultur eher hinderlich. Vielleicht zerbrechen daran auch so viele Beziehungen und Familien.
Es kommt doch darauf an, was in den Familien daraus gemacht wird. Wir haben auch nicht immer Zeit alle zusammen zu essen, aber einen Tag in der Woche gelingt das bestimmt. Und was gibt es sch?neres als z.B. zu selbstgebackenem Kuchen Platz zu nehmen und zu plaudern?
Selbstverständlich verwende ich in meiner "Hausmann's Kocherei" auch die
sogenannten Halbfertig-Produkte:
Das Rad muß schließlich nicht jeden Tag neu erfunden werden!
Lassen wir doch den Anbietern, die für uns so feine Sachen zu günstigen Preisen herstellen, die Freude ein wenig zu verdienen: Die können das und uns spart es viel Arbeit und Dreck in der Küche...
Ich versuche rationell, schmackhaft und günstig jeden Tag Abwechslung auf den Tisch zu bringen - kein leichtes Unterfangen, wie jede Hausfrau bestätigen kann !
PS:
Meine Rezepte (172) sind für jeden frei
verfügbar...
Es kommt doch darauf an, was in den Familien daraus gemacht wird. Wir haben auch nicht immer Zeit alle zusammen zu essen, aber einen Tag in der Woche gelingt das bestimmt.
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