Internationale Kochbuchmesse in Paris - Cookbook Fair!
Von Claudia am Feb 17, 2010 | In Rezensionen, News, Foodie-Events
Vom 12. bis 15. Februar fand in Paris die erste internationale Kochbuchmesse statt. Ich war von Anfang bis Ende dabei.
Das Programm der Messe war ambitioniert: Über 100 Aussteller, darunter auch viele Kochbuchautoren, die ihre Bücher im Selbstverlag publizieren, 38 Vorträge bzw. Diskussionsrunden mit spannenden Themen rund um Kochbücher sowie 48 Kochdemonstrationen in 2 Showküchen sorgten für ein volles Programm.
Die Kochbuch-Konferenz
Leider fielen sehr viele der Vorträge (zumindest die für mich interessanten) kurzfristig aus. Einige der Vortragenden waren gar nicht anwesend - so zum Beispiel Trish Deseine oder auch Kochbuch-Ikone Claudia Roden, die im Vorfeld als Sprecherin bei der Eröffnungsveranstaltung angekündigt wurde. Wer twitter verfolgt, kann nachvollziehen, dass Madame Deseine nicht auf der Messe sein kann und gleichzeitig auch noch andernorts einen Kochkurs leiten kann.
Bei der Veranstaltung "Bücher verkaufen dank Blogs und Websites" sprach eine frz. Journalistin, die seit kurzem (Januar 2010, sic!) ein Blog hat, gelegentlich Kochbuchrezensionen postet, aber noch kein Kochbuch geschrieben hat. Sie erzählte, dass Blogs eine neue journalistische Form sei, um am Ende dann doch wieder zu betonen, dass sie in erster Linie Journalistin sei. Für mich die typische Haltung von Print-Journalisten, die zwar gern mitreden möchten, denen Internet (abseits der Recherchemöglichkeiten) und speziell Blogs, twitter und facebook nicht ganz geheuter sind. Ein frz. Herr im Publikum zeigte Mut und merkte an, dass das Thema der Sitzung wohl etwas verfehlt sei und das Thema noch nicht angesprochen wurde. Volltreffer. Die Journalistin erwähnte zwar, dass es durchaus einige Blog gäbe, die toll seien, z.B. Chocolate & Zucchini und Mercotte - halt die üblichen Verdächtigen. Aus dieser Sitzung hätte man sehr viel rausholen können. Chance vertan.
Auch andere Teilnehmer der Messe waren ein wenig enttäuscht, dass so viel ausfiel bzw. einige Vorträge sehr oberflächlich waren. Immerhin sollen ein paar Vorträge aber recht lebhaft gewesen sein - die habe ich leider verpasst. Insgesamt denke ich, dass es ein sehr ambitionierter Anfang war, immerhin fand die Messe zum 1. Mal statt. Bleibt zu hoffen, dass der Veranstalter die Kritiken prüft und daraus Konsequenzen für die Messe im nächsten Jahr zieht. Vom Konzept her jedenfalls hätte die Messe von den Themen der Vorträge her eine große Bereicherung sein können.
Die Kochbuch-Ausstellung
Unter den Ausstellern waren 3 deutschsprachige Verlage: Matthaes, Kornmayer und ein österreichischer Verlag, dessen Namen mir entfallen ist. Recht dünne Besetzung, allerdings haben wohl gerade die großen Verlage geahnt bzw. gewusst, dass die frz. Verlage eher zögerlich sind, wenn es um den Ankauf von Rechten geht - dazu war die Messe ja gedacht. Einige Verlage hatten allerdings ihre Programm-Manager an die Seine geschickt, um vor Ort Gespräche zu führen. Ein Stand wäre sicherlich für viele nicht lohnenswert gewesen.
Die Stände der frz. Verlage waren meist nicht mit Verlagsmitarbeitern besetzt, sondern mit Verkäufern des Messe-Buchladens, der sich im gleichen Gebäude befindet. Somit konnten die freundlichen Verkäufer leider kaum Fragen zum Verlagsprogramm beantworten. Das war schade. So konnte man mir am Flammarion-Stand (selbst als jemand vom Verlag da war) nicht sagen, wer der Ansprechpartner für Presseanfragen in Deutschland ist. Über eine Dame vom Christian-Verlag erfuhr ich dann später, dass Flammarion mittlerweile keine Bücher mehr ins Deutsche übersetzt, sondern nur noch die Rechte verkauft.
Warum die Messe lohnenswert war
Der eigentliche Wert der Messe lag darin, viele Leute kennenzulernen und in Büchern zu stöbern, die man sonst nur vom Cover her kennt und meist auf gut Glück bestellen muss. Von einigen Büchern würde man sonst nie erfahren. Amazon promotet meist nur Mainstream und selbst die Kochbuchhandlungen in Deutschland führen größtenteils nur eine kleine Auswahl an fremdsprachigen Büchern - wenn überhaupt.
Großartig waren die Kochdemonstrationen: in den 2 verschiedenen Showküchen bereiteten einige Spitzenköche und viele Kochbuchautoren Rezepte aus ihren Büchern zu. Dort konnte man sich den einen oder anderen Kniff abschauen. Insgesamt also ein insgesamt lohnenswerter Parisaufenthalt - ich würde auch im nächsten Jahr an der Messe teilnehmen, vielleicht dann nicht an allen Tagen.
Was an den Kochdemonstrationen lohnenswert war und warum sich Paris für Foodies immer lohnt - dazu in den nächsten Tagen mehr!
Mehr zur internationalen Kochbuchmesse in Paris
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9 Kommentare
Danke für den interessanten Bericht. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!
Das ist ja interessant, hätte nicht gedacht, dass dieser Markt für eine Messe reicht. Gab es auch englischsprechende Aussteller? Dann wär das auch was für mich nächstes Jahr...
@Petra: Morgen geht's weiter mit Berichten :)
@kochessenz: Nein, konkrete englische Verlage waren mit Ausnahme von Phaidon nicht dabei. Phaidon hatte dafür einen der größten Stände.
Es gab aber ein paar Händler, die englischsprachige Kochbücher ausgestellt haben - z.B. konnte man in Thomas Kellers "Ad hoc at home" oder Heston Blumenthals "The Fat Duck Cookbook" hineinschauen.
Schwerpunkt lag auf frz. Büchern, es gab aber auch einige exotische Aussteller aus Südamerika, Griechenland, Russland (?) oder Spanien.
Hallo Claudia,
gab es auch DVDs? Freu mich schon auf weitere Berichte.
Gruß
Oliver
@Oliver: Schön, von Dir zu hören! Nein, DVDs habe ich nirgends gesehen. Das wäre aber eine schöne Idee für die nächste Preisverleihung. Wie wäre es mit "Bestes Kochbuch mit DVD"? Oder meintest Du kulinarisches Kino?
Detailliert und gut kommentiert. Interessant, dass heute für alles Messen abgehalten werden, vermutlich rentabel nur für die Veranstalter. Viele Aussteller sind naiv, oder sie denken, dabei sein zu müssen, obwohl der Ertrag den Aufwand, die Kosten, nicht rechtfertigt, aber dabei sein muss man, was denken sonst die Händler und die Konkurrenz.
@Erich: Ich denke, dass bei den meisten Messen die Gespräche "im Hintergrund" also im Umfeld der Messe laufen. "Man trifft sich" dort. In einem Artikel habe ich gelesen, dass im nächsten Jahr evtl. ein gemeinsames Essen für die Verlage stattfinden soll - um alle an einen Tisch zu bringen.
@Claudia: Das mit sich treffen sah ich auch bei unseren Messen, wir trafen uns mit Kunden und mit Lieferanten, und da es vermutlich Verlage gibt, die ausschliesslich Kochbücher verlegen, ist auch eine Spezialmesse für diese Verlage geeignet. Oder: Die Flut an neuen Büchern und Ausstellern ist so gross, dass die allgemeinen Buchmessen aus den Nähten platzen.
Sehr interessant, dass es eine eigene Messe für Kochbücher gibt. Das kannte ich bis jetzt noch nicht.
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