Italien: 3 Tage, 3 Provinzen. Teil 1: Ferrara
By Claudia on Oct 19, 2012 | In News, Foodie-Events
3 Provinzen in 3 Tagen. Das Programm der Pressereise, die von den Tourismusbüros der Emilia-Romagna, dem Veneto und der Lombardei veranstaltet wurde, war sportlich. Neben viel Geschichtlichem gab es aber auch viel Kulinarisches zu erkunden.
Für mich ging es am Freitagmorgen früh um 6 Uhr aus dem Haus. Der Flug führte mich von Zürich über München nach Bologna. Dort erwartete mich und meine Mitstreiter bereits unsere Begleiter. Mit einem kleinen Bus ging es gleich nach Ferrara, einer kleinen, geschichtsträchtigen Stadt in der östlichen Po-Ebene.
Doch bevor wir unsere Bed- & Breakfast-Unterkunft beziehen konnten, gab es erst einmal ein bodenständiges Mittagessen im Ristorante/Pizzaria L'Archetto in der Via Bologna. Dort essen recht viele Leute zu mittag. Wir bekommen einen gemischten Salat, Tagliatelle mit Steinpilzen sowie frittiertes Gemüse. Nach einem Espresso geht es in die Unterkunft.
Das B&B Le Stanze de Toricoda liegt in einer der kleinen Gassen des historischen Stadtkerns, genauer gesagt im ehemaligen Judenviertel. Pietro, der Besitzer heißt uns in seinem Haus willkommen und zeigt uns die Zimmer. Rund 15 Minuten bleiben, bis wir uns mit Fahrrädern zu einer Tour durch das charmante Städtchen machen. Ferraras historischer Stadtkern ist Unesco Weltkulturerbe. Das alte Wasserschloss, das Castello Estense, ist immer noch von Wasser umgeben, der alte Stadtwall ist fast unversehrt erhalten und diente heute als Spazierweg und Joggingmeile der Bewohner Ferraras. Wir besichtigen das Schloss und sehen an den Deckengemälden, dass das Erdbeben vom Mai 2012 auch an den historischen Malereien nicht spurlos vorrübergegangen ist. Viele kleine Seidenpapierblättchen überkleben die Risse provisorisch bis zur Restauration. Gerade das Erdbeben hat nicht in einigen Städten imense Schäden angerichtet, auch dem Tourismus hat es in den drei Regionen sehr geschadet. So druckte eine Zeitung beispielsweise ein Bild eines zerstörten historischen Gebäudes ab und schrieb darunter, es handele sich um Ferrara. Was nicht stimmte. Der Tourismus leider noch heute darunter. Auch ein Grund, warum diese Pressereise stattfand.
Beeindruckend im Schloss: Wir sahen Abbildungen von Messern und Küchenhelfern. Bereits im 15. Jahrhundert (Renaissance) waren die Küchentechniken sehr weit. Es gab Austernmesser, Tortenmesser und überhaupt schien jede Zubereitungsart ihre eigenen Werkzeuge zu haben. Die Familie Este konnte Feste feiern ...
Weiter geht es mit den Fahrrädern vorbei am Diamantenpalast mit kurzem Abstecher an den Fachbereich Biologie der Universität. Ferrara ist heute eine Universitätsstadt. Für Kochbuchverrückte gibt es da eine berühmte Absolventin der Universität: Hier legte die Grande Dame der italienischen Küche, Marcella Hazan, ihr Examen in Biologie und Paleontologie ab.
Wir fahren ein Stück auf dem alten Stadtwall, dann geht es durch einen Park. Dort gibt es sogar einen Biohof bzw. eher einen Biogarten mit Hofladen. Dort kehren wir ein, stöbern ein wenig durch den Laden und bekommen einen kleinen Snack. Es gibt viele selbstgemachte Produkte, vor allem aus Tomaten, Äpfeln und zurzeit natürlicha aus Kürbis. Ich nehme ein Paket Risottoreis der Sorte Vialone Nano mit - natürlich aus Bio-Anbau. Dieser Reis ist hervorragend für Risotti und wird in der Gegend - wir befinden uns ja in der Po-Ebene - angebaut.
Zurück in der Unterkunft bleiben uns 15-20 Minuten bis es zum Abendessen geht. Pietro, unser Gastgeber für die Nacht, hatte schon eingangs erwähnt, dass er mit uns in ein anderes Restaurant gehen würde. Aber ich ließ mich überraschen. Wir landeten im "Cusina E Butega" in einer der Geschäftsstraßen. Natürlich gab es wieder Insalata Mista und Pasta. Es gab die für die Provinz Ferrara typischen Capellacci di Zucca, also mit Kürbis gefüllt. Besonderheit: Die gefüllten Ravioli/Tortelloni sind zwar herzhaft aber auch gleichzeit süß. Das Brot war schon wie im Mittagsrestaurant das für die Region typische "Coppia". Das ist ein Hefegebäck, das außen sehr knuspris ist. Sehr einfach und neutral im Geschmack und deshalb gut geeignet, um aromatische Salamis zu begleiten. Dann gab es Brasato mit einem Salama da Sugo con puré. Letzteres sind Salamiwürfelchen, die ausgebraten wurden und mit dem ausgelassenen Fett über Kartoffelpüree gegeben werden. Währschaft wie die Schweizer sagen würden. Dazu einen einfachen Rotwein, einen Sangiovese di Romagna DOC. Pietro betonte am nächsten Morgen noch einmal, dass er mit uns in das kleine Restaurant eine Strasse weiter gegangen wäre, das wäre viel authentischer. Er legte ohnehin viel Wert auf Selbstgemachtes, wie wir beim Frühstück später erfuhren. Sein Schokoladenkuchen, der Brownies ähnelte war sehr, sehr gut. Aber ersteinmal durften wir uns nach Mitternacht in die Betten des schnuckeligen B&B fallen lassen.
Das Frühstück war reichhaltig. Es gab selbstgebackene Crosstata, Salami und Coppa, den bereits erwähnten Schokoladenkuchen, Brötchen und Kekse. Pietro freute sich sehr, dass wir seinen Kuchen lobten, war aber doch ein wenig enttäuscht, dass wir nicht alles probieren konnten. Doch viel Zeit blieb nicht, denn um kurz nach 8 Uhr war auch schon wieder unser Kleinbus da.
Und der brachte uns nach Comacchio, der Hauptstadt der Aale. Davon berichte ich später ...
Disclosure: Diese Pressereise wurde vom italienischen Tourismusverband, genauergesagt von den Regionen Lombardei, Emilia-Romagna und dem Veneto veranstaltet. Anlass war unter anderem der Rückgang des Tourismus nach dem Erdbeben im Mai 2012. Der Artikel gibt meine eigenen Eindrücke und Erfahrungen wieder. Ich habe für das Schreiben des Artikels kein Geld erhalten.
2 comments
Danke für den kurzweiligen Italien-Ausflug. Mein letzter Urlaub in Italien liegt schon etwas zurück.
Ich liebe Risotto. Jeder einzelne Vielzahl davon. Interessante Tatsache, dass jeder Standort seinen eigenen Weg, Risotto hat.
Zwei Gerichte, die als gleich sind, könnten stark variieren im Geschmack.
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