Kulinarische Fundstücke der Woche
Von Claudia am Feb 18, 2013 | In Fundstücke, News
Das hätten wir uns ja denken können, dass der Pferdefleisch-Skandal nicht nur die britische Insel im Griff hat. Tiefkühl-Lasagne beschäftigte fast ganz Europa in der vergangenen Woche.
Wird erst einmal umfassend getestet, wird - bei Preisen für eine ganze Mahlzeit von 1,70 Euro - sicher auch das eine oder andere Stück Pferd im Essen landen. Und so war es auch. Rund 144 Tonnen Fertiggerichte kamen von November 2012 bis Januar 2013 nach Deutschland, wie Spiegel Online berichtet. Dass man den Machenschaften Mafia-ähnliche Strukturen unterstellt kommt nicht von ungefähr. In den Skandal verstrickt scheint eine Firma aus den Niederlanden mit Sitz in Zypern und anonymen Besitzer auf den britischen Virgin Islands. Ja geht's denn noch? Eine Grafik dazu gab's von der SZ - wobei die unterschlagen hat, dass auch in der Schweiz und in Österreich Fertiggerichte positiv auf Pferdefleisch gestestet wurden.
Was ich am Wochenende besonders pikant fand: In einem schweizer Supermarkt war TK-Lasagne von Findus im Angebot ...
Auf twitter kanalisierte sich der Skandal in teilweise sehr lustigen Tweets, hier eine Auswahl, die der Guardian zusammenstellte.
Und auch hierzulande hört man an der Essensausgabe hinter vorgehaltener Hand nicht mehr "Wieviel Kalorien?", sondern "Wieviel PS?". Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als ich las, dass auch Alfons Schuhbeck mit seinen Produkten wahrscheinlich sein Pferdefleisch abbekommen hat. Dazu passend dieser Tweet:
Schön fand ich den Spruch, gefunden auf der facebook-Seite von Zeit Magazin: Geiz isst Gaul. Das bringt es doch auf den Punkt, oder? Doch jetzt genug vom Pferdefleisch.
Doch noch eine unappetitlich Nachricht kam mir ebenfalls vor die Augen: In den USA werden 4/5 aller Antibiotika in der Tiermast eingesetzt. Wahrscheinlich hinlänglich bekannt und deshalb kaum der Rede wert. Die Mainstream-Medien jedenfalls haben sich zurzeit auf andere Themen eingeschossen. Die Konsequenz bei so viel Schindluder in der Fleischproduktion kann eigentlich nur sein: Nur noch wenig Fleisch, dafür aber von verlässlichen Produzenten kaufen.
But now for something completely different...
Für einen Geburtstag überlegte ich mir ein kleines kulinarisches Mitbringsel: 3 Sorten Käse auf einer Schieferplatte. Dazu ein paar Cracker, Walliser Roggenbrot, Trauben, Trockenfrüchte und Nüsse. Mit an Bo(a)rd: Ein reifer Brin d'Or, ein Stück Selles sur Cher und ein Stück eines Urner Hartkäses. In diesem Zusammen ein nützlicher Link: Anatomy of a cheese plate von Martha Stewart.
Ein Buch hielt vergangene Woche Einzug in meine Kochbuchbibliothek: Vollwert-Küche von Ingrid Früchtel. Das Buch erschien 1990 und ich hatte es zu der Zeit fast dauerhaft aus der Bücherhalle ausgeliehen. Die Fotos waren überaus appetitlich - keine Selbstverständlichkeit für ein Buch Vollwertbuch, war man doch muffige Bücher ohne Bilder oder Bücher, die einem gleich die Lust auf Vollwert raubten, gewohnt. Ein paar Rezepte daraus wanderten Jahre später auch in meinen Wochenend-Kochkurs ein, den ich 1996 für Jugendliche für den BUND veranstaltete. Doch das Kochbuch besaß ich nie, irgendwann fand man es auch nicht mehr im Buchhandel. Als ich neulich spaßeshalber einmal danach suchte, wanderte es für äußerst kleines Geld in meinen Warenkorb. Endlich wiedervereint für Nostalgie pur!
Ein Video, das mir diese Woche gefiel: Melissa Clark von der NYT zeigt, wie man Mousse au Chocolat ohne Sahne, Butter oder Eier herstellt. Die Methode geht auf Hervé This zurück, der mit Schokolade und Wasser experimentierte ...
Wissen Sie, was "krüsch" bedeutet? Nein? Dann sind sie nicht aus Norddeutschland. Das Wort bedeutet auf hochdeutsch "wählerisch" und zwar in Bezug auf Essen. Jemand der krüsch ist, isst nicht alles. Wie man diesen Umstand in anderen Landesteilen ausdrückt, dem ist ein Journalist vor ein paar Monaten im Zeit-Magazin nachgegangen. Die Deutschlandkarte dazu gibt es auch online. Ein Wort, was allerdings nicht dabei ist und mir von @saison_ch zugezwitschert wurde, ist "schnädderfräsig".
Was macht eigentlich Ruth Reichl, die ehemalige Chefredakteurin des Kochmagazins "Gourmet"? Erst ging sie in die PR, doch wer die Laufbahn der quirligen Dame verfolgt weiss: Das kann nicht alles sein. Im diesem Interview erfährt man mehr über ihre momentanen Projekte.
Mein kulinarischer Lieblingsspruch der Woche: "No Matter What the Question - Chocolate Cake is the Answer."
3 Kommentare
Bei uns siehts auch nicht besser aus mit den Antibiotika. Ich hab mich für eine Seminararbeit mit dem Thema beschäftigt und das ist zum Teil echt erschreckend. Ich weiß nicht mehr, ob ich die Zahlen oder die Bundesländer richtig im Kopf hatte, aber ich glaube es war davon die Rede, dass in Niedersachsen 92% aller Kälber mit Antibiotika behandelt wurden und in Nordrhein-Westfalen sogar fast 100% aller Kälber. In den anderen Bundesländern sieht es sicher nicht anders aus.
@mangoshake: Dass es in den anderen Bundesländern nicht anders aussieht - davon muss man wohl leider ausgehen.
Nun ich habe schon lange aufgegeben der Lebensmittelindustrie zu vertrauen. Die wollen nur Geld machen und solange die Kunden nicht anfangen die Firmen zu erziehen wird es auch so weiter gehen. Die Kunden müssen einfach kapieren das Lebensmittel einen Wert haben und das es besser ist wenig von etwas gutem und dann auch teurerem zu kaufen als viel billigen Mist.
Gruß Waldo
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