Neue Kochbücher - pünklich zur Buchmesse
Von Claudia am Okt 12, 2009 | In Rezensionen, News, Foodie-Events
Diese Woche blickt die Buch-Welt auf die Frankfurter Buchmesse. Neues wird vorgestellt und allerorten werden Lizenzverträge ausgehandelt. Zeit, einmal zu gucken, was sich momentan auf dem Markt für Kochbücher tut (über englische Neuerscheinungen habe ich hier geschrieben).
Gleich vorweg: Unsere Kochbuchlandschaft ist mittlerweile in hohem Maße von Fernsehköchen geprägt. Nur, wer auch auf diversen Kanälen im TV präsent ist, kann auf gute Verkaufszahlen hoffen.
Einige große Verlage wie der Christian Verlag, Dorling Kindersley oder auch Collection Rolf Heyne präsentieren zum Großteil Lizenzausgaben, sprich Übersetzungen meist englischsprachiger Kochbücher. Das ist einerseits schön, weil es auch fremdsprachlich nicht so versierten Leuten Zugang zu - teilweise - hervorragenden Kochbüchern ermöglicht. Das ist andererseits schade, weil die Entwicklung eigener Ideen und die Präsentation der kulturellen deutschen Vielfalt unter den Tisch fällt. Und Kochbücher werden meist wirklich nur übersetzt und oft nicht "lokalisiert" - sprich den kulturellen Gegebenheiten angepasst. So finden sich in ausländischen Kochbüchern Zutaten, die dort vor Ort leicht verfügbar, hier allerdings nur über (teure) Spezialitätenläden zu haben sind. Eine Lokalisierung wäre aber auch viel zu teuer, weil der Autor (und nicht der Übersetzer) "anpassen" müsste. Übrigens auch ein Grund, warum so selten amerikanische Kochbücher übersetzt werden: Da müsste erst von amerikanischen Volumenmaßen auf Metrik umgerechnet werden.
Natürlich kann man gerade in englischen und amerikanische Büchern auch kulturelle Präferenzen sehen: Bestimmte Kräuter und Gewürze werden in Großbritannien weitaus häufiger verwendet als in Deutschland, in den USA sind die meisten Backrezepte für deutsche Geschmäcker zu süß. Ich persönlich empfinde vor allem die Verwendung von für uns eher ungewöhnlichen Kräutern und Gewürzen als Bereicherung. Es ist mir auch stets klar, wenn ich solche Kochbücher kaufe, dass ich eventuell ein paar Probleme bei der Umsetzung habe. Der breiten Masse ist oft noch nicht einmal bewußt, wer der Autor ist, von dem sie gerade ein Buch erworben haben - es sei denn der Autor ist durch sein Gesicht im Fernsehen bekannt.
Doch genug der Anmerkungen, hier kommen die neuen Kochbücher des Herbstes:
Kochen ist Krieg! behauptet Gregor Weber und liefert Einblick in Sterneküchen und Dorfgasthöfe. Stevan Paul (aka Herr Paulsen) gewährt ebenfalls literarische Einblicke in seine Zeit als Koch Monsieur, der Hummer und ich: Erzählungen vom Kochen unterhält in bester Paulsen-Manier. (hier liest Stevan Paul aus seinem Buch)
Alfons Schuhbeck wird Ende Oktober/Anfang November endlich das schon lange angekündigte Meine Küche der Gewürze auf den Markt bringen. Seit einem Jahr verzögert sich die Erscheinung immer wieder.
Christian Rach vom Tafelhaus in Hamburg und vielen als TV-Restauranttester und -kritiker (Gordon-Ramsay-Verschnitt) bekannt hat konsequenterweise auch den Weg in den Kochbuchmarkt beschritten. Nach seinem Kochgesetz-Buch folgt nun Das Gästebuch: Kochen für besondere Anlässe.
Allen, deren Arterien noch ein wenig Cholesterin zum Dichten und Ablagern benötigen, legt Horst Lichter seiner Leidenschaft für Butter ans Herz: Alles in Butter: Rezepte zum Glücklichsein. Ich geb's ja zu: Butter ziehe ich auch häufig anderen Fetten vor - aber diesem Koch kann ich doch widerstehen ...
Das perfekte Fest: Traumhafte Rezepte und Dekorationen heißt es im Gerstenberg-Verlag und bei Autorin Diane Vanier. Besonders für visuelle Menschen geeignet.
Wer gern mit seinen Gerichten beeindruckt, für den hat G & U die passende Neuerscheinung: Einfach beeindruckend von Andreas Neubauer.
Süß, süßer, La dolce Wiener: Süße Verführungen von Apfelstrudel bis Zimtschnecken. Sarah Wiener bringt endlich ein Buch mit Rezepten, die sie am besten kann: Desserts, Mehlspeisen und Gebäck.
Wer nicht fleißig die britischen TV-Köche verfolgt, muss ihn nicht kennen: Gordon Ramsay. 3 Sterne-Koch mit mittlerweile einem weltweiten Restaurant-Imperium. Fiesling und Fertigmacher unter den TV-Köchen, keine Angst und Skrupel vor nichts. So sein Image. Nach dem Fast-Food-Buch nun auch Geschmack pur: Meine besten Rezepte von ihm auf deutsch.
Ein kurzer Blick nach Österreich: Ganz einfach Kochen lernen mit Martina Willmann ist ein klassischer Kochkurs.
Sein mittlerweile 10. Kochbuch bringt Jamie Oliver heraus: Jamies Amerika. Das Kochbuch als solches ist schon sehr schön gemacht, noch schöner wird es, wenn man die dazugehörige Serie "Jamie's American Roadtrip" kennt. Jamie Oliver war insgesamt 18 Monate in den USA und hat das Land auf sehr erfrischende, persönliche und manchmal nachdenkliche Weise portraitiert. Leider wird Jamie O. in Deutschland immer noch sehr schlecht synchronisiert (ist das für die Serie überhaupt geplant?). Eine Originalversion mit deutschen Untertiteln wäre angebrachter ... Wer sich einige Rezepte aus dem Buch online angucken möchte: Hier entlang ...
Nach ihrer ersten Kochschule mit relativ anspruchsvollen Rezepten bringt Cornelia Poletto nun Polettos Kochschule - Mein Grundkurs für Einsteiger auf den Markt.
Noch eine begabte Köchin: Johanna Mair legt mit Himmlisch gut! ein neues Kochbuch vor.
Dem Trend zur neuen Fleischlichkeit zollt das Buch Feine Braten: Große und kleine Stücke zart und saftig aus dem G & U-Verlag Tribut. Nach Jahren von BSE-Angst und Fleischverdammung darf wieder im Ofen hemmungslos geschmurgelt werden.
Kennen Sie Leila? Kannte ich auch nicht. Die Dame soll in Schweden mindestens so präsent und beliebt im TV sein wie Jamie Olvier in GB. Backen mit Leila: Meine Lieblingsrezepte für Brot, Kuchen, Torten und Gebäck mit leckeren Kuchenrezepten erscheint jetzt auch auf deutsch.
Bleiben wir beim Backen. Was einst aus einer Not geboren wurde, ist mittlerweile ein französischer Dessert-Klassiker: Die Tarte Tatin. Wer Rezepte sucht, wird in Tarte Tatin: Raffinierte Obst- und Gemüsekuchen aus der Tarte-Tatin-Form fündig.
Sehr beliebt bei Kochbuch-Fanatikern sind im englischsprachigen Raum die Bücher von Tessa Kiros. Mehrere ihrer Bestseller wurden schon ins Deutsche übersetzt, jetzt geht Venedig Kochen für alle Sinne an den Start.
Opulent auch imemr wieder die Teubner-Bücher - inhaltlich und vom Preis her. Für 69 Euro gibt es Das große Buch der Saucen. Sicher mehr als ein Coffee-Table-Book.
So, das war meine Vorstellungsrunde der neuen Kochbücher im Herbst 2009. Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich nicht. Viel Uninspirierendes habe ich weggelassen, ebenso jene Bücher die unterhalb meines Radars fliegen ... Habe ich Großartiges verschwiegen?
Weihnachten rückt näher und so kommen auch die Weihnachtsbücher: Vegetarisches fürs Fest: Weihnachtsrezepte aus aller Welt heißt es im pala verlag. Die vegetarischen Rezepte werden begleitet von Texten zu den Weihnachtstraditionen im jeweiligen Land. Die Buch kommt ohne Fotos aus, daran haben sich Fans der pala-Kochbücher längst gewöhnt.
Homemade Weihnachten: 99 kulinarische Überraschungen und 4 Festmenüs heißt es im Gerstenberg-Verlag. Die Novitäten der letzten Jahre überraschen mit schönem Layout und hübschen Illustrationen - dafür aber auch Fotos.
Neue englische Kochbücher aus Großbritannien
Weihnachten 2009 - noch mehr Kochbuch-Tipps für Foodies
9 Kommentare
ist schon komisch, habe alle Deine Buchvorstellungen gelesen, und, kein einziges Buch reizt mich...
Das war früher nicht so....
Die Lokalisierung erfolgt meiner Erfahrung nach über den Übersetzer. Es kann natürlich aber sein, dass der Verlag sagt, dass ihm dies zu teuer ist und dem Übersetzer aufgetragen wird, nur simpel zu übersetzen und nicht, wie auch im Artikel angemerkt, zu lokalisieren.
Danke Claudia für die Vorstellung der Bücher. Das Einzige Buch was mein "Backherz" erfreuen könnte, wäre das von Leila Lindholm, es macht mich neugierig, werd ich mir mal anschauen, ob es sich lohnt es zu kaufen. Jamie Oliver in Amerika, na ja, die amerikanische Küche reizt mich nicht sonderlich..
Ich bin all der Fernsehköche inzwischen so überdrüssig, daß ich Kochbücher von eben diesen explizit NICHT kaufe.
Und danke für die Übersicht, aber ob die Bücher was taugen, weiß man nun ja auch nicht.... ;-)
@Bolliskitchen: Es gibt durchaus noch Kochbücher die mich reizen. Ich gebe aber zu, dass das meist Bücher aus dem Ausland sind. Wobei ich "Backen mit Leila" ansprechend finde und auch (die engl. Ausgabe) "Jamie's America" oder die Bücher von Tessa Kiros - aber eben alles keine ursprünglich dt. Publikationen.
Johanna Maier ist sicher auch nicht schlecht - da habe ich allerdings noch gar nicht reingeguckt und habe auch den Vorgänger nicht.
@Berit: Ja, das Lokalisieren wird häufig den Übersetzern aufgebürdet. Nur muss dann allzu häufig mit krummen Zahlen gearbeitet werden ...
@Ingrid: Ich finde das Buch von Leila Lindholm sehr schön - gebacken habe ich daraus aber noch nicht.
@Thomas Crown: Ja, die Fernsehköche reizen mich auch meist so gar nicht. Da ich keinen Fernseher habe, gucke ich die eben aber auch nicht. Ausnahmen: Lafer, Schuhbeck & Poletto. Die beiden ersten mag ich vom Auftreten her überhaupt nicht, die Bücher sind aber teilweise sehr gut, etwa Schuhbecks Bayerische Küche. Poletto kocht einfach traumhaft.
Ob die Bücher taugen ist Geschmackssache. Ich kenne Leute, die schwören auf Dr. Oetker-Bücher, die ich nicht mal mit Handschuhen anfassen würde - und sicher wird auch ein Horst Lichter treue Fans seiner Bücher finden ... ;-)
Also auf das Dr. Oetker Schulkoch- und Backbuch von 1927 bzw. 1960 lasse ich nichts kommen, bei denen danach ging es rapide bergab.
@Ulrike: Ich meinte auch eher die Ö-Bücher der letzetn 30-40 Jahre ;)
Die allgemeine Verdrossenheit was die Fernsehköche betrifft kann ich nicht so wirklich nachvollziehen - wieso hat dann jeder Sender mindestens 2 Formate die sehr gute Einschaltquoten haben? Jeder motzt aber jeder guckts an:-)
Das Buch von Frau Wiener kann ich empfehlen :-)
@Peter: Ich bin da recht konsequent - habe meinen Fernseher schon vor Jahren entsorgt und gucke dementsprechend auch nicht bzw. sehr selten, wenn mich etwas interessiert über die Mediatheken. Ich habe mir sowohl die Küchenschlacht als auch Lafer, Lichter, Lecker und das neue von Format von Tim Mälzer (seine Vox-Show kannte ich nur vom Hörensagen) - haut mich alles wirklich nicht vom Hocker. Aber recht gebe ich Dir: Verdammen und trotzdem gucken geht gar nicht.
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