Paris Cookbook Fair - die Kochbuchmesse 2013
By Claudia on Mar 3, 2013 | In News
Das Mekka für Kochbuchliebhaber, Autoren und Verlage: Die Cookbook Fair in Paris. Stimmt das? Ich war nach 2010 wieder vor Ort.
Viele Messen sind fürs Fachpublikum gedacht. Die Kochbuchmesse in Paris, diesmal zentral im Caroussel du Louvre - öffnet ihre Tore - gegen Eintrittsgeld - auch für die Öffentlichkeit. Beides hat seine Berechtigung. Es sind Kochbuchverlage vor Ort mit Ständen und viele Verlagsleute stellen das Publikum. Sie suchen alle das Gleiche: Bücher, die sie in ihren Verlagen in Lizenz vertreiben können, sprich: als Übersetzung. Bei Bloomsbury konnte man beispielsweise das River Cottage-Buch "River Cottage Everyday Veg" in seinen bisherigen Übersetzungen sehen.
Wichtig und interessant: die vielen Vorträge, die sich mit Kochbuchkonzepten im Speziellen als auch mit dem Kochbuchmarkt im Allgemeinen beschäftigen. Die Veranstaltung fand dieses Jahr erstmals im Caroussel du Louvre sehr zentral an der Metro-Station "Palais Royal/Musée du Louve" statt. Dafür einen Pluspunkt. Nicht optimal: Messe, Vorträge und Kochbuchvorführungen fanden fast alle in der gleichen Halle statt. Eine kleinere Veranstaltungsreihe fand in der Bar im Foyer statt, gleich neben dem Kaffeecounter, an dem sich Messebesucher kontinuierlich stärkten. Auch wenn die Halle groß und weitläufig war, empfanden viele den hohen Geräuschpegel als sehr unangenehm. So fanden zwei Vortragspanels immer gleichzeitig nebeneinander statt, im Rücken waren Messestände - ich konnte mich da nicht wirklich konzentrieren. So war man auch nicht wirklich gezwungen sich für einen Vortrag zu entscheiden, sondern konnte zwischen den Vorträgen flanieren - im Grunde auch unfair gegenüber den Diskussionsteilnehmern. Es ist schon eine größere Hemmschwelle, wenn man ein Panel verlässt und dafür durch eine Tür schreiten muss, die man dann auch noch hinter sich zumachen muss. So stand man einfach auf und ging ein paar Schritte weiter.
Interessant war der Vortrag von Cookbook-Fair-Gründer Edouard Cointreau, der über allgemeine Kochbuchtrends referierte. Interessante Aspekte: Das Land, in dem die meisten (europäischen?) Kochbücher entstehen: Niederlande. Großer Trend, der auch unübersehbar ist, wenn man in einen größeren Buchladen geht: Vegetarische und vegane Küche, außerdem ist "Health Food" ein großes Thema.
Da es für viele Kochbuchautoren ohnehin schon fast unmöglich ist, vom Kochbuchschreiben zu leben, war ein weiterer Punkt interessant: Viele Kochbücher sind schon rentabel bevor sie überhaupt auf dem Markt sind: Sponsoring ist das Zauberwort. Das fällt mittlerweile doch hin und wieder auch auf und einige Bücher schreiben sich die Marke bereits auf die Fahne, wie man am Beispiel "Nutella" sehr schön sehen kann. Ein bereits älteres Beispiel: "Natürlich koche ich" von Hardy Krüger Jr. Wer das Buch einmal durchblättert hat, dem sind sicherlich auch die recht unverholenen Werbebilder des Topfherstellers Fissler aufgefallen. Also: dieser Trend hat sich wohl noch verstärkt.
Mir persönlich gefielen die beiden Kochbücher von den Isländern Inga Elsa Bergþórsdóttir und Gísli Egill Hrafnsson "Into the North" und "Eldað og bakað í ofninum heima". Selbst das englischsprachige ist noch nicht über amazon.co.uk erhältlich. Bleibt zu hoffen, dass sich vielleicht ein oder zwei Verlage dazu überreden lassen, die Bücher in englischer oder deutscher Lizenz zu vertreiben.
Was ich schade fand: Das Standpersonal der Verlage war häufig nicht in der Lage etwas zu den Büchern der kommenden Monate zu sagen. Der Stand des frz. Verlages Marabout war sogar am Samstag und Sonntag komplett verwaist, am Sonntag standen noch 3 Bücher am Stand. Schade. Das findet man bei amazon.co.uk oder amazon.fr mehr Vorschau.
Die Cordon-Bleu-Schule demonstrierte an ihrem Stand Zuckerkunst in bizarren Blumengebilden. Die erinnerten mich von fern ein wenig an die Blumen, die meine Oma in den früher 80ern aus bunten Nylonstrümpfen und Draht bastelte. Die Zuckerblumen waren natürlich essbar und glänzten.
Bleiben die Kochdemonstrationen, die für mich das Highlight 2010 waren. Von den 2-3 gleichzeitigen Demonstrationen blieb diesmal nur eine Hauptbühne übrig. Waren die Vorführungen damals noch fast alle zu ebener Erde, gab es diesmal eine richtige Bühne. Das entfernte die Köche vom Publikum. Statt eines großen Spiegels über der Kochzeile gab es jetzt eine Kamera, die das Geschehen festhielt. Leider nicht besonders gut gelöst, da man versuchte, möglichst viel abzudecken, sodass ein Fish-Eye-Effekt entstand, der das Bild verzerrte. So konnte man vieles gar nicht richtig mitverfolgen.
Bei einigen Kochdemonstrationen stand das Kochen aber auch gar nicht im Mittelpunkt. So habe ich mich gefragt, warum man dem vielfach ausgezeichneten Koch Michel Roth mit Nadine Rodd eine Dame zur Seite stellte, die mich stark an einen Barbie-Ambassador erinnerte. Google brachte zur der Kochbuchautorin dann auch einige Ergebnisse heraus, die für breites Grinsen sorgten.
Einige Leute auf der Kochbuchmesse kann man bereits zum lebenden Inventar der Veranstaltung sehen: Vefa Alexandiou ("Vefa's Kitchen") enterte immer wieder die Kochbühne und drängelte sich charmant in den Vordergrund.
Auch Chakall mit seinem Markenzeichen, dem Turban, war nicht zu übersehen. Auf dem Foto übrgiens mit Miguel Sanchez Romera, dem Neurologen, der Kochen als Hobby hatte und eben als Hobby in der Nähe von Barcelona ein Restaurant aufmachte. Viele der Zutaten, die die Molekularküche verwendet, lehnte er schon immer ab, weil sie gegen den hypokratischen Eid verstoßen, den er als Mediziner ja geschworen hatte. 2012 eröffnete er ein Restaurant in New York. Sicher eine der schillernsten Persönlichkeiten der Kochbuchmesse, die man leicht übersah, weil sie sich nicht in den Mittelpunkt drängten.
Ebenfalls wieder dabei: Chef Wan aus Malaysia. Er brachte seine Assistentinnen der Cordon-Bleu-Kochschule mehr als einmal in Verlegenheit als er beispielsweise nach deren Jungfräulichkeit fragte. Seine Ausführungen zu Nahrungsfasern hätten selbst auf einem Proktologenkongress für Schenkelklopfer gesorgt. Sein Essen hingegen - der Name ist mir entfallen - gehörte aber mit zu den schmackhaftesten Gerichten, die ich bei den Koch-Demos probiert habe. Deshalb habe ich mir auch sein Buch "Best of Chef Wan" bestellt.
Auch James McIntosh aus Nordirland war eher von der humorigen Fraktion, wobei ich den Witz des Briten noch eher mag. Auch war der Koch und Kochbuchautor im Gespräch bei den Cookbook Awards am Samstagabend ausgesprochen sympathisch.
Das Problem der 3-tägigen Veranstaltung: Da man ja meist den Parisaufenthalt auch noch mit ein wenig Shopping oder Sightseeing verbringen möchte, kann man unmöglich alle Veranstaltungen besuchen. Und dann liefen auch noch ein paar sehr prominente Vertreter der Koch- und Kochbuchszene herum: Ich habe Claudia Roden (leider nur von weitem) gesichtet und stolperte über Guy Savoy.
Einige Highlights gab es aber natürlich auch bei den Kochvorführungen. Da wäre zunächst einmal Chef Wu Zhi Hong, der zur ethnischen, chinesischen Minderheit Hui de Ningxia gehört. Er frittierte einen Graskarpfen (auch weißer Amur genannt). Alles recht kunstvoll angerichtet und mit einer süßsauren Sauce versehen. Was mich an der Sauce abschreckte: Die zusätzliche Kelle des Frittierfetts, die der Koch zu Sauce gab. Geschmacklich fand ich: nicht unbedingt den Aufwand wert, der Fisch fade, die Sauce recht ähnlich wie Saucen, die man aus dem Asialaden kennt. Dennoch beeindruckend, das Kochen zu verfolgen.
Sehr gut gefallen hat mir die Vorführung von Pascal Aussignac ("Cuisiner Gascon"). Er bereitete Gänseleber (Foie Gras) mit Variationen von Mais zu. Das fand ich recht ungewöhnlich.
Es gab eine Sauce aus Maiskörner (passiert), kleine Maiskölbchen und garniert wurde alles mit gemahlenem Popcorn - ok, auf letzteres hätte man verzichten können. Zum Schneiden der Gänseleber gab Aussignac den Tipp, stets ein großes scharfes Messer und heißes Wasser parat zu haben.
Verpasst habe ich leider die Kochshow von Mocomishi Hayami, dem japanischen Schauspieler, Model und TV-Koch. Er hat seit 2011 mehr als 300.000 Exemplare seiner Bücher verkauft. Ich hatte dafür die Gelegenheit, ein Foto von ihm machen zu können. Der Shootingstar war ständig von einem Kamerateam und seinem Pressetross umlagert. Sein Buch habe ich durchblättert, kann allerdings nur etwas zu den Bildern sagen: Das meiste sah recht westlich aus. Hätte mich interessiert, wie seine Kochkünste insgesamt aussehen.
Soviel von der Kochbuchmesser, dem "Salon du Livre Culinaire" in Paris. Bleiben noch die kulinarischen Eindrücke von Paris, über die ich demnächst berichten werde.
Mehr zur internationalen Kochbuchmesse in Paris
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9 comments
Danke fürs Mitnehmen an die Kochbuchmesse(r) ;-) Bin schon auf die Paris-Eindrücke gespannt. Ich war vor über 20 Jahren das letzte mal dort.
Für die frz. Kochbuchverlage ist das nicht die wichhtigste Messe, wenn du Programm und alles haben willst, musst Du im April zum salon du livre und dort wirst Du den Stand von Marabout auch nicht verwaist antreffen....
Ansonsten statt bei amazon lieber bei den Verlagen auf deren Webseite nachschauen und es gibt ja nun auch einige Kochbuchhandlungen in D. statt immer nur diesen schrecklichen Internetanbieter, der übrigens eine harte Konkurrenz für den von Euch allen so geliebten Dehillerin ist und ihm verdammt an's zeug geht!!!!
Noch mehr als die frz. Buchmesse setzen für Kochbücher immer noch die London Book Fair und auch die deutsche Buchmesse in Frankreich Maßstäbe wie mir ein Verleger sagte - deshalb geht er auch nicht nach Paris.
Was die Neuerscheinungen angeht, helfen mir die dt. Kochbuchhandlungen nicht unbedingt weiter. Vorschauen bieten da die wenigsten. Meist habe ich britische Titel, bevor die im Laden überhaupt ausgestellt sind - wenn überhaupt ein ansprechendes Angebot vorhanden ist. Von frz. Büchern ganz zu schweigen. Darüber beklage ich mich aber nicht wirklich, weil ich weiss, dass nur wenige Menschen an englisch- oder französischsprachigen Kochbüchern interessiert sind. Die Verlagsseiten sind wirklich eine Alternative. Da bietet beispielsweise Larousse durchaus eine Vorschau auf gesamte 1. Trimester.
Meine ehrliche Meinung zu Dehillerin: Ja, die haben eine sehr gute Auswahl. Aber: Es ist alles andere als leicht, Preise zu erfahren und die Verkäufer auch nicht unbedingt so freundlich, dass man sich dort gern beraten lässt. Den Besuch dort habe ich mir diesmal denn auch gespart.
Ich sage auch danke für's Mitnehmen, Dein Bericht war sehr interessant!
Schönes Post, man könnte meinen, dabei gewesen zu sein...
Leider war ich noch nie in Paris.
Ich hätte also zunächst reichlich andere Ziele als eine Kochbuchmesse.
Aber das liest sich sehr interessant.
Vielleicht kann man so einen Messebesuch ja auch mit einem 4-wöchigen Aufenthalt in Paris kombinieren ;-)
Mit leckerem Gruß, Peter
Hallo,
nun wenn man den Besuch der Messe mit einem Paris Urlaub verbindet, warum nicht, aber auch ich würde nicht nur wegen der Messe nach Paris fahren.
Gruß
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