River Cottage Bread & Build Course - der Ofenbau-Kurs
Von Claudia am Okt 13, 2010 | In Brot & Brötchen, News, Landleben
Nachdem ich am Dienstagvormittag dies und das in der Küche vorbereitet hatte und insgesamt weniger Gäste zum Essen angemeldet waren, durfte ich am "River Cottage Bread & Build"-Kurs teilnehmen und zeitweise assistieren.
Wow, was für eine Freude. Steht bei mir zu Hause doch schon ein Buch zum Bau von Holzöfen ... In dem Kurs, den Steve und Gideon (Head-Chef der River Cottage Canteen in Bath) leiteten, wurde gezeigt, wie man einfache Brote backt. Das war für mich zwar nicht ganz so interessant, aber ich war ja auch dazu da, die Kursteilnehmer bei ihren - meist ersten - Broterfahrungen zu unterstützen.
Viel spannender war für mich der "Build"-Teil, bei dem Steve zeigte, wie man einen einfach Ton-Ofen baut. Und zwar von Grund auf. Wir gingen - vorzugsweise in Gummistiefeln - zu dem kleinen See auf dem hinteren Teil der Weide. Dabei liefen uns die Kühe schon in freudiger Erwartung auf Essbares entgegen. Die tun natürlich nichts, aber so 4-5 Kühe, die auf einen zurennen haben manchen doch zurückschrecken lassen. Es lohnt sich aber mal dichter ranzugehen, denn die "Red Ruby Devon" haben ein herrlich weiches und wuscheliges Fell. Einige lassen sich bereitwillig kraueln.
Am See angekommen, kamen die Spaten zum Einsatz. Lehm bzw. Ton graben. Die dicken Brocken befreiten wir dann zunächst von großen Steinen, die Ausbeute wurde dann zurück zum Hof getragen und dort mit der doppelten Menge Sand vermischt. Das vermischen war kräftezehrend, weil wir gemeinsam Twist auf dem Ton-Sand-Gemisch tanzen durften. Danach durften wir ersteinmal den Teig für unsere Brot zubereiten. Und dann ging es endlich an den Ofenbau. Steve erläuterte zunächst, wie man die Basis baut, auf der der Ofen permanent stehen soll. Dann ging es an die Grundform des Ofen, in den später bis zu 3 Brot gebacken werden sollen. Dazu formt man zunächst eine Kuppel aus Sand. Darüber kommte eine schicht feuchtes Zeitungspapier, dann kommt das Ton-(bzw. Lehm-)-Sand-Gemisch zum Einsatz. Das war ganz schön Kräfte zehrend, weil die Masse gut verdichtet werden muss. Anschließend müsste der Rohbau ca. 24 Stunden trocknen bevor es weitergeht. Wir haben deshalb an einem bereits vorbereiteten Ofen weitergemacht und gelernt, wie man eine Isolierschicht aufbringt und wie man aus Ziegelsteinen einen Bogentunnel (arc way) baut. Alles gar nicht so schwer, aber ein ganzes Wochenende sollte man dafür schon einplanen.
Zwischendurch haben wir im großen Holzofen, der schon am Morgen vorgeheizt wurde, Pizza gebacken. Während Gideon zeigte, wie der Teig ausgerollt wurde, zeigte ich den Kursteilnehmern, wie man den Pizzateig ohne Nudelholz dünn über den Handrücken auszieht und gleichzeitig einen schönen dicken, knusprigen Rand bekommt. Wer das einmal selbst versucht, benötigt wirklich ein Mehl mit viel Klebereiweiss. Die Italiener nehmen nicht umsonst ihr 00-Mehl. In England bietet sich das "Strong Bread Flour", in Deutschland kann man das 550er-Mehl nehmen.
Gestärkt vom Pizza-Snack ging es weiter mit dem Ofenbau. An unserem Rohbau, der eigentlich noch trocknen sollte, haben wir die Tür ausgeschnitten. Oder besser: Steve dabei zugeschaut, wie er die Tür ausschneidet und den Sand, der unsere Konstruktion bislang gehalten hatte, entfernt. Der Ofen blieb stehen und fiel nicht ein.
Dann kam das eigentliche Mittagessen, das wir auf der sommerlichen Terrasse einnahmen. Immer noch herrliches Wetter, das auch nachmittags eine Jacke überflüssig macht. Zum Schluss haben wir unsere Brot im großen Holzofen fertig gebacken. Dazu war jegliche Glut zuvor aus dem Ofen gekehrt worden. Trotzdem noch heiß genug, um ca. 13 Brote auf einmal fertig zu backen.
Interessant für mich war, dass die meisten Teilnehmer tatsächlich einen eigenen Ofen bauen wollen und genau aus diesem Grund den Kurs gebucht haben. Und außerdem erstaunlich, wie man ohne großes Werkzeug tatsächlich eine funktionierenden Ofen bauen kann. Der kann von Pizza im Minutentakt bis zur langsam gegarten Lammkeule so ziemlich alle, was hohe und mittlere Temperaturen erfordert.
Ein herrlicher Tag!
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6 Kommentare
Es scheint, dass ein eigener Brotbackofen nicht nur im deutschsprachigen Raum bei Hobbybrotbäckern gefragt ist. Eine tolle Geschichte. Ich hole mein Mehl in einer kleinen Mühle und höre dort immer wieder, wie gefragt, so ein eigener Ofen im Garten ist.
Toll, dass hier solche Kurse angeboten werden. Hier könnte man lange danach suchen... Hört sich super spannend an und das Wetter lässt mich bei deinen Berichten regelmäßig fast neidisch werden. :)
Und ich dachte, dass so ein Brotbackofen-Bau viel komplizierter ist.
Vielen Dank für die Idee..werd ich mal meinem Mann vorschlagen müssen. ;-)
Wow, Claudia. Die Adresse "River Cottage" ist ja ein Hit. Wo lernt man schon solche Einmaligkeiten.
Schöne Artikelserie, ich möchte wirklich keinen Teil verpassen! Auch die Fotos machen Laune und das tolle Wetter (ich war erst im Sommer in dieser Gegend und würde sofort wieder hin...)
Ich liebe die Serie und alles was zu River Cottage gehört und bin undenlich neidisch auf deine Erlebnisse.
Dieses Jahr möchte ich in unserem Garten einen solchen Ofen bauen ( immer wieder schaue ich mir die Zwei entscheidenden Folgen der Serie an).
Ach wie gerne wäre ich in der Lage selbst mal an solch einem Kurs teilzunehmen.
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