Töpfermarkt in Kellinghusen
Von Claudia am Aug 15, 2010 | In Fundstücke, News, Landleben
Für Keramik hatte ich schon immer eine Schwäche. Dabei lege ich eher Wert auf Einzelstücke als auf komplette Serien. Der Töpfermarkt in Kellinghusen lud an diesem Wochenende zum Stöbern ein.
Besonders nach meiner Ausbildung in Ballymaloe war klar, dass mindestens eine schöne große Schale her musste. In Ballymaloe wurde alles immer in sehr großzügigen Schüsseln von mindestens 35 cm, meist größer, angerichtet. Das hatte eine Großzügigkeit, das wirkte überbordend, frisch und appetitlich. Keramikläden finden sich aber häufig nur in Touristengebieten, eine Keramik-Tradition wie in England ist hierzuland nicht so stark ausgeprägt. Zudem erschien mir vieles immer bieder, und auf frohe Farben konnte man bei den meisten Keramikern nicht hoffen.
Die Ankündigung des Töpfermarktes in Kellinghusen am 14./15. August 2010 war ideal, um einmal nach Herzenslust zu stöbern.
Rund 60 Aussteller sollen es gewesen sein - ich habe nicht mitgezählt. Das Angebot war aber riesig und vielfältig. Von schnörkelloser Gebrauchskeramik über Kunstwerke war alles vertreten. Da die meisten Käufer sich meist auf kleine Schüsselchen und Becher beschränken, lag auch hier wieder der Schwerpunkt auf - Sie ahnen es - Müslischüsseln und Bechern.
Auf meinem Einkaufszettel stand eine große Schüssel und auf jeden Fall eine "Berry Bowl". Die hatte ich auf Etsy, dem US-Portal für Produkte von Handwerken, Hobbykünstlern, Keramikern, etc, gesehen. Clever: Eine kleine Schüssel mit Löchern wie bei einem Durchschlag, darunter ein kleiner passender Teller. So kann man Beeren in der Schüssel waschen und sie anschließend in der gleichen Schüssel servieren ohne dass Wasser oder Saft auf den Tisch tropft. Leider hatte ich so etwas in Deutschland noch nie gesehen. Auf dem Töpfermarkt gab es einige Anbieter von Durchschlägen, aber keine passenden Tellerchen dafür. Außerdem waren die Durchschläge viel zu groß.
Doch dann fand ich einen Stand, der genau das hatte, was ich suche: Eine Berry Bowl. Dafür möchte ich jetzt einmal das Wort Beerenschale einführen. Die Keramikerin erklärte, dass das doch viele Keramiker so etwas herstellen würden. Ich entgegnete, dass ich das bislang nirgendwo gesehen hätte, aber freudig überrascht sei. Eine Frau, die das Gespräch mitbekam, fügte hinzu, dass diese Schalen sicher nicht ihren Ursprung in Deutschland hätten. Ich schlenderte noch über den Markt, fand aber nur eine Schale, die ansatzweise dem entsprach, was ich suchte, die mir aber nicht gefiel. So kehrte ich zurück und kaufte die schöne Beerenschale.
Dann landete noch ein kleiner sehr bunter Teller in meiner Tasche, eine Müslischale und dann letztlich noch eine große runde, rustikale ofenfeste Auflaufform, die auch als Salatschale funktioniert. Allerdings nicht ansatzweise die Salatschale, die mir vorschwebte. Dafür muss ich wohl weitersuchen.
Was mir wieder einmal aufgefallen ist: Bei den Farben sind es immer wieder blau, grün und braun, die dominieren. Ich habe nicht eine schöne rote Schüssel gesehen. Geschweige denn andere Farben. Die einzige rote Schüssel, die mir gefiel, war nach der Raku-Technik gebrannt und somit nicht wasserfest. Nicht gerade für Lebensmittel geeignet. Warum verwenden Keramiker so selten mehrere Farben? Wenn Farbe zum Einsatz kommt, dann höchstens dezent als leichter Rand. Da ist die Vielfalt in GB größer - auch wenn dort ebenfalls blau zu den dominanten Farben gehört.
Ich freue mich aber auf jeden Fall auf den Töpfermarkt im nächsten Jahr!
10 Kommentare
Was fuer ein toller Markt. Da haette ich bestimmt auch einige huebsche Pieces gefunden. Die Beerenschale sieht sehr schoen aus und ist eine super Idee.
Ein ewiger Magnet für mich auf Weihnachtsmärkten, diese Keramiktöpfchen- und Kännchenstände!
Hallo,
ich hab mal meine Mum gefragt, die ist seit unzähligen Jahren Hobbytöpferin.
Zum einen ist gerade Rot wohl sehr schwierig zu brennen, vor allem mit anderen Farben zusammen. Die dunkleren Farben sind technisch gesehen einfacher zu brennen und werden deshalb öfter benutzt.
Zum anderen ist es eben schwierig, verschiedene Farben exakt nebeneinander aufzutragen. Die Farben werden ja beim Brennen flüssig (der Name Glasur hat schon seine Berechtigung, die Farben schmelzen beim Brennen, ähnlich wie Glas) und laufen deshalb viel zu leicht ineinander.
Ich hoffe, diese Infos helfen, so ganz technisch in der Materie bin ich leider nicht, kann aber bei Interesse nochmal genauer nachfragen!
@My Kitchen in the Rockies: Falls Du Interesse an einer Berry Bowl hast, schau doch mal auf etsy.com und suche nach berry bowl. Die meisten Keramiker verschicken nur innerhalb der USA.
@Arthurs Tochter: Geht mir nicht anders ;)
@CreativeRabbit: Vielen Dank für die Info! Sehr interessant! Dann wäre es interessant zu sehen, wie Porzellandekore oder auch ofenfestes Steinzeug so bunt sein können. Die haben doch bisweilen recht bunte Farben - z.B. die Ofen-Reihen von Le Creuset oder Emile Henry.
Porzellanfarben sind wiederum ganz anders als Glasur für Keramik. Glasur ist von der Struktur her eher spröde und sieht vor dem Brennen anders aus als hinterher. Porzellanmalfarbe ist viel feiner, eher wie z.B. Acrylfarbe, kann ganz anders aufgetragen werden und wird anders gebrannt. (Wir haben uns mal den Spaß gemacht, das auszuprobieren...)
Steinzeug ist nochmal anders, das kriegt nochmal andere Farben!
@CreativeRabbit: Ich merke: das ist eine Wissenschaft für sich. Vielen Dank für die Aufklärung!
Leider ist es so, dass viele sehr kräftige und bunter Farben traditionell nicht lebensmittelgeeignet sind. Beispielsweise kadmium-gelb und selen-rot.
Ich bin der Meinung, dass man die Farben außen verwenden kann, aber nicht innen in einer Schüssel und habe es auch schon so gemacht. Eigengebrauch
Danke, Thomas für die Aufklärung. Ich wußte zwar, dass sich einige Farben bei Keramik nicht eignen - allerdings wußte ich nicht, dass es für einige Farben keinen lebensmittelechten Ersatz gibt!
Inzwischen sollte es eigentlich alle gängigen Farben in lebensmitteltauglich und ungiftig geben.
Aber es spielt eben eine Menge zusammen, dann sind die einen Farben nicht mit den anderen verwendbar oder manche zerlaufen zu stark etc. pp.
Wie schon bemerkt: das ist tatsächlich eine Wissenschaft für sich und eben auch ein Ausbildungsberuf... ;)
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