Hamburger Aalsuppe
Von Claudia am Okt 1, 2005 | In Norddeutsches, Suppen, Klassiker
Es gibt wohl kaum ein Hamburger Gericht, das so missverstanden wird, wie die Hamburger Aalsuppe. Denn die ist mitnichten eine Fischsuppe. Vielmehr wurde sie in feinen Kreisen manchmal um ein wenig Aal bereichert. "Aal" meint auf Plattdeutsch, dass "allens rinkümmt", also alles reinkommt in die gute Suppe. Allerdings würden sich die ganzen Touristen in den Hamburger Restaurants ganz schön verschaukelt vorkommen, wenn sie dieses berühmt berüchtigte Gericht bestellen und dann keinen Aal in der Suppe vorfinden.
Vor ein paar Tagen kam ich in den Genuss einer Aalsuppe. Als Grundlage für die Suppe wird eine Fleischbrühe auf Knochen gekocht. In meinem Fall handelte es sich um eine Brühe, die aus gepökeltem Rindfleisch hergestellt wurde. Das habe ich allerdings noch nie beim Fleischer entdeckt. Wahrscheinlich verlangt zu selten jemand Gepökeltes. Charakteristisch für diese Eintopf ähnliche Suppe: Eine süße Komponente durch Backobst und eine angenehme Säure durch Essig. Ganz wichtig für die Aalsuppe: die Aalkräuter! Zu den wichtigen Kräutern gehören: Thymian, Petersilie, Salbei und Bohnenkraut, Majoran, Basilikum, Estragon, Portulak, Kerbel, Minze, Dill, Zitronenmelisse, Sauerampfer, und Tripmadam. Besonders letzteres ist selbst in Hamburg nur schwer zu bekommen.
In meiner Suppe schwammen ein paar Stückchen Räucheraal und Schwemmklößchen, die auf Basis eines Brandteiges hergestellt wurden. Ich muss gestehen, dass ich selbst als Hamburgerin noch nie zuvor Aalsuppe gegessen habe. Zum einen gab es sie nicht in meiner Familie, zum anderen schreckten mich immer wieder Sprüche wie "Entweder man mag sie oder man hasst sie" ab. Das ließ vermuten, dass es sich bei der Aalsuppe um ein geschmacklich extremes Gericht handelt. Diese Befürchtung war unbegründet, mir hat die Suppe hervorragend geschmeckt. Das salzige vom Fleisch und der Rinderbrühe, das Süße vom Backobst - und in meiner Suppe auch von frischen Birnen, sowie die leichte Essignote verbanden sich prima zu einer tollen Suppe. Mein fester Vorsatz: demnächst einmal Gäste mit einer Aalsuppe zu beglücken - zum Abbau von Vorurteilen.
Das Rezept habe ich bekommen, aber noch nicht nachgekocht. Ich muss wohl mal intensiver Ausschau nach gepökeltem Fleisch halten. In alten Kochbüchern findet man Rezepte, in denen Schinkenknochen verwendet werden. Aber ich möchte schon die Suppe nachkochen, die ich gegessen habe.
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9 Kommentare
F?r ein Hamburger Labskaus brauchte ich auch gep?keltes Rindfleisch. Ich habe den Fleischer meines Vertrauens danach gefragt und er lieferte mir die gew?nschte Menge ohne Problem, sogar k?chenfertig grob durchgedreht.
Ich kenne die Hamburger Aalsuppe, die auf Schinkenknochen gekocht wird. Dann hat man das ger?ucherte Fleisch in der Suppe. LG. Sabine Ohlmann
aber wo kann ich sie denn essen? diese leckere Aalsuppe?
@Dirk: Das Rezept stammt von einem Hamburger Koch und wurde im Rahmen eines Kochkurses ausprobiert. Eine sehr stilechte Aalsuppe gibts nat?rlich im Fischereihafen-Restaurant (bei Kowalke) falls Du den Versuch einmal wagen magst.
Hall?chen, ich bin auch ein Fischfan, aber nicht von der See. Die Mutter meiner Freundin, hat fr?her auch immer Aalsuppe gekocht, allerdings "Aalblau". Leider ist sie schon einige J?hrchen nicht mehr unter uns, nur das Rezept dieser leckeren Suppe, hat sie nicht ?berliefert. Nun suche ich ein Rezept wonach ich "Aalsuppe blau" kochen kann. Vielleicht kann mir da jemand weiter helfen. Liebe Gr??e aus Haldensleben sendet Elke.
Liebe Claudia, schon gemerkt?
In der Hamburger Aalsuppe ist nicht ein Fitzelchen Aal, dafür jede Menge Backobst drin. Hat auch mit Aalblau nix zu tun. Aal kommt wohl in diesem Fall von: aal drin (alles drin). Hab' ich gelesen. also keine Gewähr!
Liebe Leute,
es ist so einfach sich einmal zu informieren. Schaut doch bitte mal in die Wikipedia rein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aalsuppe#Hamburger_Aalsuppe
In eine echte Hamburger Aalsuppe gehört sehr wohl auch Aal hinein.
LG Albert
Lieber Albert,
wenn doch Wikipedia immer der Weisheit letzter Schluss wäre ...
So einfach ist es nicht und die Deutung geht in vielen Buechern, die sich eingehend mit Kochtraditionen beschäftigen dahin, dass anfangs eher Suppen mit "all druenn" waren.
Also ist ja schon ein Bisschen her, aber ich habe hier ein Kochbuch "Martha" ein "Koch- und Wirthschaftsrathgeber" von Minna Hoof herausgegebn um 1899, in dem Aalsuppe mit 6 Kilogramm Rindfleisch, geschmorte Birnen, zweierlei Klößen, verschied, gehackte Kräuter, sowie abgekochte Aale angeboten wird.
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