Ostertag auf Sylt
Von Claudia am Apr 13, 2009 | In Restaurants, Norddeutsches, Ostern
Den Ostersonntag habe ich auf Sylt verbracht. Morgens ging es mit dem 8:33-Uhr-Zug nach Westerland. Auf dem Plan standen bei herrlichstem Osterwetter: Radfahren, Kaffeetrinken und ein obligatorisches Fischbrötchen bevor es abends wieder zurückging.
Hin- und Rückfahrt nach Sylt sind günstiger als man glauben würde: Mit dem Schleswig-Holstein-Ticket können für 30 Euro bis zu 5 Erwachsene fahren. Wir waren zu zweit und fanden eine 8-er-Gruppe, die gern bereit war, uns noch mitzunehmen. Auch sie wollten zur gleichen Zeit wieder den Heimweg antreten. So zahlten wir jeder 6 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Zum Vergleich: eine 9-Uhr-Tageskarte mit dem HVV (Hamburger Verkehrsverbund) kostet im Gesamtbereich der Stadt 13,80 Euro. Wer also Mitreisende sucht oder eine "Mitfahrgelegenheit" ist bestens am Fahrkartenautomaten in Hamburg-Altona positioniert. Dort gibt es gerade an Wochenende eine regelrechte "Ticketbörse".
Nach 3-stündiger Fahrt mieteten wir uns in Bahnhofsnähe Fahrräder. Ein gutees 5-Gang-Rad mit gefedertem Sattel gab es für 7 Euro. Wer etwas weniger zentral anmietet, kann den einen oder anderen Euro sparen, aber wir wollten schnell los. Nach List zur Nordspitze von Sylt sind es rund 16 km. Für uns zu viel für einen kurzen Ausflug - allerdings hätten wir auch die Möglichkeit nutzen können, einen der Wege mit dem Bus zurückzulegen. Es besteht die Möglichkeit, die Räder mitzunehmen.
Wir entschieden uns für den Weg Richtung Südspitze, also Richtung Hörnum. Kurz vor Hörnum drehten wir aber um und entschlossen uns, ums Rantumer Becken zu fahren. Am Deich waren leckere süße Osterlämmer zu sehen, die sich entspannt in der Ostersonne räkelten.
Zeitweise war der Gegenwind so stark, dass wir abstiegen und eine Weile zu Fuß gingen, dann wiederum bestärkte uns der Rückenwind darin, Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Ab und an ein kleiner Stop, um etwa ein Schottisches Highland (Hochland) Rind zu fotografieren (nein, es ist kein Galloway und auch kein Charolais, beide sehen anders aus!)
Zurück in Westerland trafen wir Freunde, mit denen wir uns zum Kaffeetrinken verabredet hatten. Aus Zeitmangel eines Tagesausfluges kann man dann leider nicht die netten Cafés der Insel aufsuchen, sondern ist auf das touristische Angebot der "Hauptstadt" angewiesen. Leysieffer ist einer der Hotspots, bevölkert mit viel Schickimicki-Folk. Wir steuerten das Café Wien an, eines der Traditions-Cafés der Insel. Ich bestellte (auch im Wortlaut) eine Tasse heiße Schokolade mit Sahne. Und bekam prompt ein Kännchen. Auf Nachfrage erhielt ich die Auskunft, dass es draußen nur Kännchen gäbe, das stünde auch in der Karte. Ich hätte es dennoch nett gefunden, wenn die Bedienung mir beim Bestellen diesen Hinweis gegeben hätte, denn ein Kännchen von dem süßen Zeugs war definitiv zu viel. Das sind dann eben die kleinen Touristen-Nepp-Fallen, in die man tappen kann. Am Tresen suchten wir uns Kuchen aus. Für mich eine Nusstorte, die anderen orderten Schoko-Macadamia-Tarte, Südsee-Eisbecher und Erdbeerkuchen vom Blech. Kuchen kostet dort standardmäßig 3 Euro. Der Südseebecher lag bei um die 6 Euro.
Meine Nusstorte war ok, mir gefiel lediglich die kleine Schokoschicht nicht ganz so gut. Die Schoko-Macadamia-Tarte hätte schokoladiger sein können, war aber insgesamt ordentlich. Keine Klagen kamen vom Erdbeerblechkuchen, der war reichhaltig und gut belegt.
"Das Eis geht gar nicht", klagte es von nebenan. Ich probierte das Eis und hätte leider nicht sagen können, um welche Sorte es sich handelte. Dabei wären nur Erdbeer- oder Himbeereis in Frage gekommen. Als Eisexpertin mit 5 Jahren Studenten-Erfahrung im Eiscafé kann ich Eis recht gut beurteilen ... Der Eisbecher sah sehr schön aus, besonderes Augenmerk legte ich auf den hübschen Syltkeks, der nach Hippenmasse aussah. Auch die frischen Früchte waren ein Pluspunkt, auch wenn das Eis, den Gesamteindruck nicht retten konnte. Zudem schamm das Eis in Maraschino. Mir wäre es ebenfalls zu viel gewesen, aber aus meiner Eisverkäufer-Zeit weiß ich: Man kann es nie jemandem recht machen.
Einige Schnapsnasen zahlen sogar extra, damit man ordentlich viel Likör (doppelt soviel) dazugibt. Andere wären mit einem normalen Fruchtbecher besser bedient, wenn ihnen der leiseste Alkoholgeschmack schon zu viel ist. Jeder von uns zahlte für das Kaffeetrinken im Café Wien draußen in der wenig charmanten Fußgängerzone ca. 7,20 Euro. Mit den Kännchen (einfacher, sehr süßer Kakao 4,20 Euro) verdienen die sich eine goldene Nase ... Drinnen wäre es allerdings wenig charmant gewesen. So etwas Altbackenes können noch nicht einmal betagte Senioren als schön empfinden.
Nach dem Café-Besuch schlenderten wir noch ein wenig durch die Einkaufsstraßen von Westerland - alle Geschäfte inkl. Supermärkte hatten geöffnet. Zum Abschluss gab es für mich noch ein Räucheraal-Brötchen von Blum. Gosch ist zwar für Fischiges aller Art die erste Adresse am Platz, aber insgesamt möchte ich den Betreiber nicht unterstützen - von dem Schickimicki-Folk mal ganz abgesehen. Hat übrigens jemand schon mal den Arbeitsbericht von Stuckrad-Barre gehört?? ;-)
Die Zeit ging schnell rum und so wartete dann auch schon der Zug gen Heimat auf uns. Die Rückfahrt war um einiges beschwerlicher und erst dann fällt einem auf, dass die Sitze nicht verstellbar sind und das an Schlafen trotz koma-trächtiger Müdigkeit nicht zu denken ist. Platt wie ich war, habe ich dann zuhause auch 12 Stunden durchgeschlafen. Doch so ein Tagesausflug ist wie ein richtiger Urlaubstag und man schafft es auch, wenn man Kampen und Umgebung meidet, der Schickeria aus dem Weg zu gehen. Dass überall fette Autos unterschiedlichster Autokennzeichen herumkurven und spazierengefahren werden, muss man in Kauf nehmen. Trotzdem: Bei schönem Wetter jederzeit wieder!
4 Kommentare
Danke für den schönen Bericht! :-)
Die Lämmchen gefallen mir hier auch besser als auf dem Teller...
tja, was lernt man daraus, man soll besser nach Sylt fahren, als ins Baskenland...vom Wetter her!
Ich liebe diese Deichlämmer, auf dem Teller......die aus Munkmarsch sind besonders gut!!!
Moin,
eigentlich habt Ihr mit dem Cafe Wien schon alles richtig gemacht, den es ist wirklich eines der besten auf der Insel.
Nur müsst Ihr beim nächsten Mal unbedingt eine heiße Valrhona Schokolade trinken.
(Extreme Suchtgefahr). Mir gefallen die Lämmchen übrigens besser auf der Weide als auf dem Teller.
Gruß Antje
@Barbara: Ja, wenn man die Lämmer da sieht, dann kann man glatt zum Vegetarier werden.
@Bolli: Och, gegen das Baskenland hätte ich auch nichts gehabt ...
@Antja: Ja, qualitativ mag das noch stimmen, aber weder das Café drinnen noch der Platz draußen in der Fußgängerzone finde ich zum Verweilen einladend. Dann vielleicht lieber eine Tasse Tee und ein Stück Butterkuchen in einem gemütlichen Café mit Charme. Aber dafür war leider keine Zeit.
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