Abendessen im "Himmel"
Von Claudia am Apr 6, 2006 | In Restaurants
Es ist sicher nicht so, dass ich tagtäglich in den Nobelrestaurants dieser Stadt speise. Ab und an leiste ich mir dennoch den Genuss oder freue mich über eine Einladung. Letzteres war gestern der Fall. Eine Premiere für mich, denn in dem relativ neuen Hotel "Le Royal Méridien" hatte ich bis dato noch nicht gegessen.
Mit dem Außenfahrstuhl geht es in den neunten Stock. Recht zügig erweitert sich der Horizont bis man fast die gesamte Außenalster ?berblickt. Gerade bei Sonnenuntergang ein gigantischer Ausblick. Das "Le Ciel", wie das Restaurant des Hotels heißt, hat eine Glasfront und so kann man während des Essens den Blick ausgiebig genießen. Trotz angeregter Unterhaltung schweifte mein Blick immer wieder zum Panoramafenster. Schon bald kam der erste "Gruß aus der K?che" - kleine Fisch-Amuse-Gueule. Diesen "Gruß aus der Küche" gibt es in vielen Gourmetrestaurants, meist eine wirklich nur winzige Portion, die Spaß macht.
Der erste Gang war ein "Mille feuille vom frischen Ziegenquark mit kandiertem Rhabarber". Das rote Licht, dass eigentlich ganz angenehme Hauttöne erzeugt, finde ich beim Essen etwas hinderlich, weil man das Essen gar nicht richtig begutachten kann. Nicht, dass ich Neonlicht am Esstisch möchte, aber ein wenig mehr Lichtblick darf es schon sein. So hätte die Vorspeise rein optisch auch als Nachtisch durchgehen k?nnen. Das liegt aber vielleicht am Rhabarber, den ich per se schon mal mit "süß" in Verbindung bringe.
Als kleinen, nicht angekündigten Zwischengang gab es ein Mini-Schölchen mit einer Consommé mit Morcheln. Das Süppchen schmeckte sehr konzentriert und fein. Davon hötte ich gern mehr gehabt.
Der "Porchierte Saibling mit glasierter rote Beete und Schnittlauch Beurre blanc" war solide und einfach, auch die Sauce kam klassisch daher. Mit der roten Beete hat mir der Koch einen persönlichen Gefallen getan: Ich finde, man sollte sie von ihrem "sauer eingelegt"-Image befreien. Zum Fisch passte sie hervorragend. Als Beilage hätte ich mir kleine Kartoffeln gewünscht, den Reis fand ich zwar nicht unpassend, Kartoffeln hätten aber den recht bodenständigen Charakter des Hauptgangs noch unterstrichen.
Auf den Nachtisch freue ich mich ja eigentlich immer ganz besonders, doch diesmal war das Dessert einfach zu mächtig: "Monaco Pralinenmousse mit Nougat-Sauce". Geschmacklich einwandfrei und lecker, aber ich war nach der H?lfte des Nachtischs schon satt. Ein äußerst seltener Zustand bei mir. Kein Wunder, dass ich von den zum Espresso gereichten Pralinen nur noch eine probiert habe und dabei mal wieder die sprichwörtliche Erfahrung gemacht habe, dass das Leben eine Pralinenschachtel ist. Man weiß nie, was man bekommt. Die Praline war leider gar nicht nach meinem Geschmack. Das schöne Essen zuvor konnte sie mir aber auch nicht verderben. Ein sch?ner Abend in netter Atmosphäre. Mit dem Fahrstuhl gings dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
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