Äthiopisch Essen
Von Claudia am Okt 28, 2006 | In Restaurants
Donnerstag scheint wohl so ziemlich der letzte richtg warme Tag des Jahres gewesen zu sein. Ich abends zum Essen eingeladen und hatte vorher noch Zeit. Wie zu - in der Erinnerung glorifizierten - Studentenzeiten habe ich mich ins Café Solo gesetzt. Besser gesagt: nach drau?en, wo gegen 19:00 noch viele Leute den Abend in dem herbstlich-mediterranen Flair ausklingen lie?en. Ich bestellte einen Latte Macchiato und beobachtete die vorbeigehenden Menschen. Absolutes Highlight: Kinder gehen mit ihren Eltern Laterne. Fragt ein ca. 7-jähriges M?dchen seinen ca. 35-jährigen Vater: "Gab es als Du geboren wurdest schon Autos?" Ich fühle mich mit einem Schlag stein-alt, kann mir ein breites Grinsen aber nicht verkneifen. Ich liebe diese kleinen Geschichten. Danach ins "Ethio" in der Grindelallee, nähe Grindelhof. Äthiopisch Essen.
Das Restaurant ist relativ klein, im hinteren Bereich niedrige Tische und Polster. Leider sind die reserviert. Die aufmerksame Äthiopierin bringt uns gleich die Karte. Kleiner Minuspunkt, den wir mit einem Grinsen quittieren: Die dicken Lederkarten, auf denen in goldgeprägter Fraktur "Speisen und Getränke" steht. Ich bestelle als Vorspeise "Sambussa be Missir", eine sehr kross gebackene Teigtasche, gefüllt mit Linsen und Gem?se. Der dazu gereichte Salat ist recht europäisch mit Essig und Öl angemacht. Die Sambussa erinnert mich an die Samossas, die es auf R?union gern als Vorspeise gab und die ursprunglich aus Indien stammen.
Bei der Hauptspeise entscheiden wir uns für "Gebeta", eine Zusammenstellung aus diversen Fleisch- und Gemüsegerichten. Die Speisen werden zusammen auf einer Platte serviert. Als Unterlage dient dabei Injera, das traditionelle ?thiopische Brot, das aus Teff zubereitet wird. Dieses Getreide kommt nur am Horn von Afrika vor, lehrt Wikipedia (Das Foto auf der Wiki-Seite sieht unserem Mahl nicht ganz un?hnlich). Es handelt sich um d?nne Fladenbrote, die wir wohl am ehesten als dicke Crêpes bezeichnen w?rden. Sie werden aus einem einfachen Sauerteig hergestellt, wie ich hier erfahre. Die Kellnerin erklärt uns knapp, was sich alles auf der Platte befindet: Rind, Huhn, Möhren, Linsen, Lamm, Spinat und eine Art Frischkäse. Gegessen wird mit den Fingern: Man reißt ein Stück Brot ab und nimmt damit etwas von den Speisen auf. Das f?hrt dazu, dass man recht schnell satt ist.
Das Rindfleisch war recht scharf gew?rzt und sehr aromatisch. Es schmeckt wie ein indisches Curry-Gericht, sehr lecker. F?r einen Lacher sorgte mein Gegenüber als er ein gro?es St?ck Huhn zum Mund führte, denn es entpuppte sich als hartgekochtes Ei. Das scharfe Linsengericht mochte ich sehr gern, mag ich doch die verschiedenen indischen Dals sehr gern. Bei den Linsen fand ich es schade, dass auch sie mit dem Brot aufgenommen werden. Aber sonst wären die Linsen wohl auch ratzfatz weg gewesen.
Wir haben die Platte zu zweit nicht ganz geschafft und so erübrigte sich die Frage nach einem Nachtisch auch. Weniger ?thiopisch war unser Getränk, wir haben eine Flasche frz. Rotwein genommen. Die Auswahl war ohnehin nicht groß, wir hatten die Wahl zwischen einem Chianti und einem Cotes du Rhone. So klang der wunderbare Abend ein wenig beschwipst aus.
Direkt im Grindelviertel gelegen bietet sich das Ethio auch für den Mittagstisch an. Eine sch?ne Alternative wenn man spontan etwas Abwechslung sucht. Das Essen ist gut gewürzt und scharf, was mir nur recht ist. Die Karte bietet aber auch Schmackhaftes für Weicheier Leute, die es gern etwas milder m?gen. Das Ethio hat mich jedenfalls nicht zum letzten Mal gesehen.
1 Kommentar, 1 Pingback
Danke f?r diesen sch?nen Restaurantbericht / Tipp, ich hab mich schon einige Male gefragt ob ich da mal reingehen sollte...
Die Sache mit dem Kind und den Autos h?tte mich vermutlich meinen Latte Macchiato durch die Gegend prusten lassen :-)
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