Ottolenghi - das Restaurant
By Claudia on Feb 8, 2009 | In Aus fremden Küchen, Restaurants
Auf das "Ottolenghi" wurde ich erstmals aufmerksam, als ich bei amazon.co.uk nach Kochbüchern stöberte. Als Neuerscheinung fiel mir Ottolenghi - The Cookbook gleich auf, weil es bereits viele positive Bewertungen hatte. Ich erfuhr, dass das Ottolenghi ein momentan sehr angesagtes "Deli" ist. Sehr erfreut war ich jetzt, als ich diese Woche in London war und beim Schlendern durch Islington auf das Ottolenghi in der Upper Street stieß. Dort musste ich unbedingt zu mittag essen.
Wie die meisten war auch ich sehr angetan von den Auslagen im Fenster: Feiste Baisers, lecker-sündige Kuchen, Brot und drinnen war ein großes Salatbüffet aufgebaut, das sofort Appetit aufkommen ließ.
Drinnen wird man zunächst gefragt, ob man Essen mitnehmen oder vor Ort speisen möchte. Dann wurde ich zu einem freien Platz geführt und noch bevor ich meinen Mantel ausziehen konnte gefragt, was ich denn trinken möchte. Da ich mich ungern hetzen lasse, bat ich erst einmal um ein wenig Zeit, um mich hinzusetzen.
Dann bekam ich die Karte, ein DIN A4-Blatt, auf der einen Seite die Mittagsgerichte, die täglich wechseln, auf der anderen Seite die Getränke. Hauptsächlich Weine werden angeboten, 13 Weine im offenen Ausschank von 4,50 GBP bis 8,50 GBP das Glas (175 ml). Ganze Flaschen kosten 15,50 bis 47 GBP. Die Auswahl ist sehr gut, von deutschem Riesling, italienischem Chardonnay, Sauvignon blanc aus Bordeaux, Merlot aus dem Languedoc oder Primitivo aus Süditalien - alles dabei und netterweise auch ausschließlich europäische Weine. Ich persönlich halte nicht allzuviel davon, Weine aus Südafrika, Chile oder Australien zu importieren, wo wir doch Spitzengewächse direkt vor der Tür haben.
Für mich gab's allerdings nur Wasser, da ich im Vortag reichlich Weine verkostet hatte ...
Im Ottolenghi hat man die Auswahl zwischen vier Lunch-Kombis:
Salad selection small (3 Salate zur Auswahl): 9,30 GBP
Salad selection normal (4 Salate zur Auswahl): 11,80 GBP
Main course and salads small (2 Salate zum Hauptgericht): 12,30 GBP
Main course and salads normal (3 Salate zum Hauptgericht): 14,30 GBP
Die Preise sind für London recht akzeptabel, bei den gegenwärtig günstigen Wechselkursen auch.
Kurz vorweg: Ottolenghi - er stammt aus Israel - schreibt schon in dem Vorwort zu seinem Buch, dass, wenn man Zitrone und Knoblauch nicht mag, gleich zur letzten Seite springen sollte. Von daher war klar, dass ich die Salate dort bestimmt mögen würde. Ich entscheide mich für "Main course and salads small" und wähle "Roasted aubergine with saffron yoghurt, pomegranate, sunflower seeds and parsley". Da bekomme ich von der freundlcihen Bedienung die Info, dass dieser Salat bereits aus sei. Ich wähle erneut und bei "Chickpeas and crushed roasted squash with goats cheese, coriander, onion and cumin seeds" und "Wild and basmati rice, roasted sweet potato, spring onion, mixed nuts and herbs" ist alles ok.
Mein "Hauptgericht" wird "Roasted strip loin of beef with sour cream, grain mustard and rocket sauce". Das Essen ist recht bald auf dem Tisch. Leider gibt es kein Brot extra dazu, das hätte man für 3,40 GBP extra ordern müssen. Es wäre eine Mischung aus selbstgebackenem Sauerteigbrot, Maisbrot und Focaccia mit Olivenöl gewesen. Ganz so viel Brot wollte ich dann aber doch nicht, als dass ich die Portion noch einmal extra geordert hätte.
Wie man auf dem Foto sehen kann, bestand das "Hauptgericht" aus den drei Scheiben Rinderfilet auf einem Zweig Rosmarin und einem Schälchen Sauce. Das Fleisch ist lauwarm, sehr zart und wirklich lecker, die Sauce dazu ein Traum auch wenn ich von der Rauke nichts geschmeckt habe. Es hätte gern ein wenig mehr sein dürfen, selbst für die drei Scheiben.
Die Kichererbsen mit dem Kürbis und dem Ziegenkäse sind ein Gedicht. Sehr gut gewürzt, Cumin sehr dezent eingesetzt und so lecker, dass ich am nächsten Tag noch ein Stück englischen Ziegenfrischkäse mit nach Deutschland nehmen musste.
Auch der Reissalat mit den Süßkartoffeln und dem Nussmix ist sehr lecker. Während man in Restaurants häufig den Eindruck hat, dass für Salatbüffets (nicht die Rohkost-Büffets) häufig Reste lieblos zusammengeschmissen werden, muss man hier sagen: Das ist alles stimmig, perfekt kombiniert, frisch und auch optisch appetitlich gemacht. Nach diesem Teller bin ich erst einmal satt und zufrieden, hätte mich aber sehr gern durch das gesamte Salatbüffet probiert.
Zum Publikum: Das Ottolenghi liegt in der Upper Street in Islington, einer Hauptstraße mit vielen Boutiquen. Islington selbst (zu erreichen mit der Nothern Line, Station "Angel" oder der Victoria Line, Station "Highbury & Islington", Tube-Karte als pdf hier) ist eines der besseren Viertel, nach Aussage meiner B&B-Gastgeberin wohnen viele Leute dort, die in den Medien arbeiten. Bei meinem Besuch im Ottolenghi waren recht viele Mütter mit ihren noch sehr kleinen Babys dort. Die Mütter schick und tiptop frisiert, die Babys noch stylisher. Mein Urteil: Wer so schick zurecht gemacht ist und ein wenige Monate altes Baby hat, muss sich zu Hause sicherlich um nichts weiter kümmern ...
Als ich beim Verlassen des Restaurants noch ein Foto der schönen Kuchen machen möchte, werde ich freundlich aber doch auch recht bestimmt darauf hingewiesen, dass ich keine Fotos machen dürfe - nicht einmal mit einer kleinen Kompaktkamera. Wie gut, dass ich beim Fotografieren meines Teller und der Auslagen von draußen nicht gefragt habe ...
Von dem Essen war ich restlos überzeugt und bekam spontan Lust, diverse Salate zu Hause auszuprobieren. Das Kochbuch habe ich inzwischen bestellt - für mein Gepäck wäre es eindeutig zu schwer gewesen.
Mehr Ottolenghi:
Hier einige Ottolenghi-Rezepte, die im "Guardian" veröffentlicht wurden.
Rotes Linsencurry mit Joghurt und Gurke (von mit nachgekocht)Großbritannien-Tipps
Das Ottolenghi-Deli in Islington (mein Besuch dort)
Borough Market
Books for Cooks - der Kochbuch-Laden schlechthin
Hummingbird Bakery im Londoner Stadtteil Notting Hill (allerdings mit amerikanischen Cupcakes, Torten und Pies)
Jamie's Italian in Bath
Rick Steins Seafood Restaurant in Padstow/CornwallBritische Rezepte
Cornish Cream Tea: Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream
Scones mit Orangenbutter
Cottage Pie
Dundee-Cake (Schottischer, weihnachtlicher Früchtekuchen)
Eton Mess mit Rhabarber
8 comments
Die Rezepte machen ja wirklich neugierig. Schön extravagant. Danke für den Link, werde bestimmt mal etwas davon nachkochen !Grüße, Larissa
Schöner Bereicht von Deinen Eindrücken. Ich habe das Kochbuch und finde die Rezepte hervorragend, besonders die Salate und Backrezepte, aucb, wenn ich immer etwas sparsamer mit dem Zitronensaft bin.
Hatte das Restaurant / Deli ein bisschen "schicki-micki" eingeschätzt, das sich eindeutig von anderen vergleichbaren Etablissements unterscheiden möchte. Aber wenn's so gut schmeckt, fände ich es auch okay...
Sehr schöner, ausführlicher Bericht, der mich dazu verführen könnte, das Buch zu bestellen. An die günstigen Wechselkurse habe ich auch sofort gedacht, als ich die Preise las. Ich stimme Dir zu, nicht zu teuer.
Ottolenghi hat auch eine wöchentliche Kolumne im Guardian. Diese kann man auch in der Online-Ausgabe lesen in der Rubrik "Life and Style" (updates jeden Samstag).
Einfacher zu finden sind auch ältere Rezepte unter folgendem Link:
http://www.guardian.co.uk/profile/yotamottolenghi
Es sind allerdings ausschliesslich vegetarische Rezepte, daher auch der Obertitel "The New Vegetarian". So habe ich Ottolenghi kennengelernt und war sehr von seinen gesunden, einfachen und schmackhaften Rezepten bald so begeistert, dass ich auch sein Kochbuch gekauft habe, aus dem ich nun schon sehr viele Rezepte probiert habe. Ich kann es sehr weiterempfehlen.
Vielen Dank auch für den ausführlichen Bericht über das Restaurant. Ich habe selber in den 90ern in Islington gewohnt und bin mit der Upper Street sehr vertraut. Allerdings war die Gegend damals noch nicht so "posh". Hört sich nun sehr dannach an, dass es das Londoner Equivalent des Berliner Bezirks Prenzlauer Berg geworden ist. ;-)
@Michael: Ja, die Seite kenne ich, ist am Ende meines Artikels auch verlinkt. Ich habe auch schon eines der Rezepte aus dem Guardian nachgekocht:
Ups! Hahaha...nun ja, das passiert, wenn man auf Arbeit ist und nebenher im Internet surft...da habe ich es ganz übersehen...aber immerhin schadet es nichts, wenn man nochmal darauf hinweist.
Irgendwann will ich auch mal in seinem Restaurant in Islington essen.
Hat mich gefreut, dass Du hier über ihn geschrieben hast. Ich finde, dass ihn mehr Leute kennen sollten.
Leider kennt man hierzulande nur Jamie Oliver und vielleicht Nigella Lawson und Nigel Slater...
Mich interessiert, welche Rezepte Du ausprobiert hast - magst Du eine Empfehlung aussprechen für das ein oder andere Rezept?
Meinst Du von den Rezepten im Kochbuch oder in seiner Guardian Kolumne?
Das erste Rezept, dass ich probierte, war das Ultimate Winter Couscous...das kann ich nur wärmstens empfehlen. Dadurch bin ich auf Ottolenghi aufmerksam geworden.
http://www.guardian.co.uk/lifeandstyle/2008/feb/16/foodanddrink.recipe
Die Kombination von Gemüse, Trockenfrüchten, Kräutern und Gewürzen finde ich sehr gelungen. Auch wenn die Zutatenliste das ganze auf den ersten Blick sehr aufwendig erscheinen lässt.
Im Kochbuch habe ich so viele Rezepte schon getestet...mir gefielen am besten die Rezepte mit Geflügel (der 3-Reis Salat), die Paprikasuppe, das Süßkartoffelgratin und die grandiosen Muffins mit Nüssen, Äpfel und Karotte. Ich werde mich nun mal an seine tollen Baiserrezepte heranwagen. Es ist eine wahre Freude seine Rezepte zu probieren und hoffe auf eine Fortsetzung.
Und vielleicht übersetzt jemand irgendwann das Buch ins Deutsche.
« Rotes Linsencurry - Spiced lentils with cucumber yogurt | Entenbrust mit Béchamel-Marroni (Kastanien) » |