Restaurant Schauermann
Von Claudia am Jan 25, 2007 | In Restaurants
Vorgestern war ich endlich einmal im Schauermann. Dabei stand ich an einem Dienstag im November schon einmal vor der Tür des Restaurants - damals allerdings im stürmischen Hamburger Regen. Leider gab es an dem betreffenden Abend keinen Platz mehr. Diesmal hatte ich vorgesorgt und einen Tisch in dem jungen Restaurant mit Hafenblick reserviert.
Wer in Hamburg an Schauerleute denkt, denkt an Muskel bepackte M?nner, die schwere Ladungen durch Wasser und Schlick transportieren. An körperlich harte Arbeit, die die Schauerleute nur dank feister Hausmannskost wie Labskaus, halben Schweinen und Badewannen voll Bratkartoffeln bewältigen konnten. Wer das im Schauermann erwartet, wird enttäuscht. Das Essen in dem kleinen, aber feinen Restaurant (50 Pl?tze) ist leicht, nimmt seine Inspiration aus der mediterranen Küche und spielt ein wenig mit asiatischen Einfl?ssen.
Im Schauermann speist man à la carte oder stellt sich sein Menü selbst zusammen. Der Preis für ein Menü beträgt 31,- Euro. Wir ordern beide ein Menü. Mein Gegenüber entscheidet sich für einen Blattsalat mit Papaya und Walnüssen, ich nehme Thunfischtartar auf asiatischem Gurkensalat mit Wasabi und Sesam. Auf dem hübsch dekorierten Teller finde ich Tropfen von Sesamöl, der Wasabi-Geschmack ist dezent. Die Radieschen-Sprossen dazu wirken auf mich zu dominant, stören aber auch nicht wirklich.
Zu jedem Gang gibt es frisches Brot mit Butter, das selbst dann ausgewechselt wird, wenn wir es gar nicht angerührt haben. Sehr aufmerksam von der netten Bedienung.
Neben der obligatorischen Wasserflasche haben wir einen spanischen Rotwein genommen. Genauer gesagt einen Monte Nery 1999 (Crianza) aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Süffig-lecker.
Wir kommen zum Hauptgang: Mein Vegetarier-Gegenüber ordert Zanderfilet auf Rahmsauerkraut und gebackenen Kartoffeln, ich kontere mit Lammcarré auf geschmorter Paprika mit Rosmarin-Gnocchi (auch wenn auf der Karte von "Gnoccis", sprich Gnotschies, die Rede ist). Das Rahmsauerkraut findet mein Gegenüber sehr fein, nicht zuletzt, weil es wirklich ganz fein geschnittenes Kraut ist. Auch Fischfilet und Kartoffeln machen einen leckeren Eindruck. Mein Lammcarré ist auf den Punkt gegart, herrlich rosa. Das Bild liefert einen viel zu pinkigen Eindruck. Ich frage bei der Bedienung nach, auf welche Kerntemperatur hin das Fleisch gegart wurde. Sie fragt in der Küche nach und ich bekomme 55 Grad C als Antwort. Ich bin froh, kurz vor der Antwort auf "55 bis 60 Grad" getippt zu haben. Damit kann man bei Nicht-Foodies Eindruck schinden ;-)
Eindruck schinden konnten die Gnotschies bei mir. Sie schmeckten lecker nach Rosmarin ohne den Rest des Gerichts zu ?bertrumpfen.
Auf zum Nachtisch. Mein Gegen?ber zeigt sich von seiner ?si-?sterreichischen Seite und favorisiert Kaiserschmarren mit Vanilleeis. Nach meinen Besuchen im Tafelhaus und im Piment bin ich auf den Geschmack gekommen und ordere eine Auswahl von Rohmilchkäse als Dessert. Normalerweise kann ich der süßen Versuchung nicht widerstehen, aber hier fällt mir die Wahl angesichts von Grießflammerie mit Blaubeerkompott und Kaiserschmarren mit Vanilleeis leicht. Ich bekomme f?nf bis sechs verschiedene Sorten Käse, dazwischen aufgeschnitte frische Birne und Walnüsse, in der Mitte ein Klacks Chutney, das mir als Ananas-Mango-Curry-Chilie-Marmelade beschrieben wird. Und weil wohl noch Radieschensprossen in der Küche lagen, bekomme ich die auch noch mal. Hier haben sie nun aber wirklich gestört. Waren aber sicher nur als Deko gedacht. Sehr angetan war ich von der Präsentation auf dem Baguette-Schiffchen (hat jemand ein anderes Wort fär die längliche Form? Nein, nicht Oliven-Boot ...).
Der Abend neigt sich dem Ende und wir sind glücklich-satt und angenehm angeheitert von dem guten Tropfen. Im Schauermann wird ordentlich gekocht, der Focus liegt meist auf saisonalen Produkten, die perfekt verarbeitet werden. Küche ohne großen Schnickschnack, die ihren Preis wert ist. Ach ja: Im Sommer kann man auch drau?en sitzen und die spektakuläre Hafenkulisse genießen.
Restaurant Schauermann: Hafenstra?e 136-138, St. Pauli. Ge?ffnet Montag bis Samstag.
4 Kommentare
Hi super,
bin n?chste Woche in Hamburg und werde mir morgen mal einen Tisch reservieren. Aber nachdem ich letzte Woche zweimal Kaiserschmarren gegessen habe werde ich bestimmt ein anderes Dessert w?hlen.
"Kalbshaxe und Kaiserschmarrn ? Ein unerwartet Geschmackserlebnis"
Dann w?nsche ich dort guten Appetit! Was ich ganz vergessen habe: Die Karte scheint w?chentlich zu wechseln. Am besten einmal auf der Webseite vorbeischauen.
Das scheint ja wirklich lecker dort zu sein. Ist nur etwas weit weg für mich. Deine Vorspeise Thunfischtatar auf asiatischem Gurkensalat mit Wasabi und Sesam erinnert mich aber sehr an ein Gericht von mir, das heißt lustigerweise auf meinen Verbesserungsvorschlag desselben:
Thunfischtartar auf Rucolasalat
Und Kaiserschmarrn, das muss ich auch 'mal wieder machen, mit glasierten Süßkirschen - lecker und so K-und-K-ig ösig mehl-eierig nahrhaft.
Eine Frage, wie groß war denn das "Käseschiffchen"? Das würde mir auch gefallen, zumal ich ein paar größere von Bodu. und Pillivuy. habe.
Zum Baguette-Schiffchen: In der L?nge ungef?hr 30 cm (von den von einander am weitesten entfernten Punkten gemesssen), meine Form hier hat dazu eine Breite von 9 cm. Die Form im Restaurant lief leicht spitz zu.
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