Rick Steins Seafood Restaurant in Cornwall
Von Claudia am Dez 17, 2009 | In Restaurants
Als ich vor knapp einen Monat in Cornwall war, ging es an einem Tag auch nach Padstow - oder sollte ich besser sagen ins "Rick-Stein-Land" (oder wie einige Einheimische ironisch anmerken "Padstein")? Dass ich dort in Rick Stein's Seafood Restaurant speisen musste war klar.
Rick Stein betreibt in Padstow 4 Restaurants, wobei "The Seafood Restaurant" das Restaurant mit eher gehobener Fischgastronmie ist. Die anderen Lokalitäten scheinen mir in erster Linie dazu da zu sein, die nicht so ganz finanzkräftigen Touristen auch zu bedienen und ihnen ihr "Ich war bei Rick Stein"-Erlebnis zu ermöglichen.
Doch warum ist Stein so bekannt? Er hat zahlreiche Fischkochbücher geschrieben und wurde einem großen Publikum hauptsächlich durch seine schönen Koch-Reportagen auf BBC bekannt, etwa Rick Stein's Taste of the Sea, Fruits of the Sea, Seafood Lovers' Guide, und die French Odyssey - da ich letztere vor gut einem Jahr auf DVD erwarb, war mir der Name Rick Stein nicht unbekannt.
Wer nach Padstow kommt und auf dem großen Parkplatz oberhalb des Fischerstädtchens parkt, kommt zunächst am Delikatessen-Laden und dem Fish- & Chips-Shop vorbei, der auch eine Kochschule beherbergt. Auch an einem November-Mittag unter der Woche war es dort recht voll.
Unser eigentliches, heimliches Ziel - der Besuch des Restaurants war zumindest nur von mir geplant ... - war das Seafood Restaurant. Die Gelegenheit war günstig, weil das Restaurant von November bis Ende März ein spezielles Lunch-Menü anbietet: 28,50 GBP für ein 3-Gänge-Menü, das Fisch und Meeresfrüchte aus der Region in den Mittelpunkt stellt.
Das Restaurant war um die Mittagszeit noch nicht einmal halb ausgebucht, sodass wir unkompliziert einen Tisch in dem hellen und modern eingerichteten Restaurant zugeteilt bekommen. Uns überrascht die große Zahl von Bedienungen, die herumwuselten - im Verlauf des Essen werden wir von 4 verschiedenen Leuten bedient. Ich finde das immer sehr ungemütlich, aber immer noch besser als ein gehetzter Kellner, der unentspannt ist. Wir bekamen bald die Karte. Zur Auswahl standen:
First Courses:
Fish and Shellfish Soup with Rouille and Parmesan
Stir-fried Mussels with Black Beans, Garlic, Ginger, Coriander and Spring Onions
Herring Recheado (Herring stuffed with ginger and chili masala and served with a coriander, tomato and onion salad)
Stir fried Salt and Pepper Squid (with red chili, cucumber and spring onions)
Potato Gnocchi with Langoustines, Tomato and Basil
Main Courses:
Lacal Hake, Chips and Tartare Sauce (deep-fried in dripping, served with thick chips and mushy peas)
Indonesian Seafood Curry with Monkfish, Squid and Tiger Prawns (served with green bean and grated coconut salad with crisp fried shallots, garlic and chili)
Pan-fried Ray Wing au Poivre Nori with Béarnaise Sauce.
Bouillabaisse with Sea Bass, Gurnard, Brill, Mussels and Langoustine (Rick Stein: "I've eaten many a Bouillabaisse in Marseille but I wanted something light, well flavoured and fragrant. It's not a classic but just how I like it. Served with rouille and parmesan.")
Fish and Shellfish Gratin a la Dieppoise (with cod, lobster, squid, scallops and mussels)
Desserts:
Sticky Toffee Pudding with Vanilla Ice Cream
Lemon Tart with Lemon and Yogurt Sorbet
Vanilla Rice Pudding with Strawberry Jam.
Passion Fruit Pavlova
A Selection of Cheese with St. Johns Chutney and Crackers (Montgomery's Cheddar, St. Endellion and Solston Bassett Stilton)
Mit dieser Mittagskarte unterscheidet sich das Restaurant schon einmal ziemlich von den umliegenden Restaurants, die eher auf Touristen ausgerichtet sind. Während meine Begleitung das Mittagsangebot als teuer empfindet, gibt sie später vor den Karten anderer - weniger guter - Restaurants zu, dass man auch dort für 3 Gänge locker über 20 Pfund los wird. Ich weiß aber auch, dass der günstige Pfund-Kurs momentan dafür sorgt, dass man als jemand aus der Euro-Zone nicht mehr so geschockt ist über die Preis in Britannien.
Die Entscheidung ist für mich an diesem Tag einfach: Für mich die Stir-fried Mussel with Black Beans, Garlic, Ginger, Coriander and Spring Onions als Vorspeise,
Fish and Shellfish Gratin à la Dieppoise zum Hauptgang. Die Käseauswahl zum Dessert. Doch beim Dessert schwenke ich nach dem Hauptgang später noch einmal um.
Meine Begleitung (in Cornwall beheimatet) entscheidet sich für Herring Recheado als Vorspeise und für die Bouillabaisse zum Hauptgang. Nach der Bemerkung, dass die Desserts so "typisch britisch" seien und das wohl nieman "rice pudding" hier erwarten würde, war ich amüsiert und froh, dass ich das nicht angemerkt habe.
Zunächst bekommen wir 2 Sorten - auch für deutsche Maßstäbe - sehr gutes Brot und eine hübsch eingepackte Butter aus Cornwall, dazu ein paar äußerst schmackhafte Oliven.
Meine Muscheln aus der Pfanne sind eine ordentliche Portion. Wo oder was daran die Black Beans sein sollten, erschließt sich mir nicht. Insgesamt nett, frisch und lecker, aber bei Ingwer, Koriander und Frühlingszwiebeln hätte das Aroma gern etwas pointierter sein können.
Der Hering mir gegenüber sieht sehr lecker aus und scheint auch so zu schmecken.
Optisch punktet beim Hauptgericht die Bouillabaisse, während mein Fisch-Gratin doch recht enttäuschend aussieht. Aber die wahren Werte liegen ja bekanntlich im Inneren. Und die haben es in sich: Der Fisch als auch der Tintenfisch und die Jakobsmuscheln sind perfekt gegart und werden umhüllt von einer cremigen und überhaupt nicht pampigen Béchamelsauce, die Kruste knuspert. Ich bin äußerst zufrieden mit dem Geschmack der unterschiedlichen Meerestiere und jedesmal verzückt, wenn meine Zähne in ein Stück Jakobsmuschel butterweich eintauchen.
Doch der Auflauf ist ja noch nicht alles, es gibt dazu noch Ofenkartoffeln, eine Art Kohl, den ich nicht ganz einordnen konnte und der mir als "sort of italian kale" beschrieben wird - in Richtung Grünkohl tendierend, außerdem noch Kürbis aus dem Ofen. Alle Beilagen lecker und aromatisch. Die Bouillabaisse wird gegenüber immer wieder mit "delicious" kommentiert.
Da ich mittlerweile schon nicht mehr kann - sowohl die Vorspeise als auch der Fischgratin waren üppig bemessen - entscheide ich mich zum Nachtisch doch nicht für die Käseauswahl, sondern für die Lemon Tart mit dem Zitronen-Joghurt-Sorbet. Dazu einen Espresso. Eine gute Wahl, denn die Lemon-Tarte ist sehr leicht und ebenso erfrischend wie das dazugehörige Sorbet.
Ein Traum von einer Baiser-Wolke auf dem Teller gegenüber, dazu Passionsfrucht und eine Vanillesauce. Beide Desserts bilden einen perfekten Abschluss für das vom Fisch dominierte Mittagsmahl.
Zum Espresso gibt es noch 2 kleine Kekse, ebenfalls lecker und keine Massenware. Meine Begleitung fragt mich, ob das Restaurant in die Kategorie eines Sterne-Restaurants fällt. Ein klares Nein von mir - dazu mangelt es an dem gewissen Etwas und originellen Kompositionen - auch in der Präsentation. Aber ist der Michelin-Stern ein so wichtiges Kriterium? Ich denke nicht, denn hier werden frische Fische verarbeitet und die Köche bieten Interessanteres als manches Hamburger Fisch-Restaurant, das sich den Meerestieren verschrieben hat. Das Lunch-Angebot in Rick Steins Seafood Restaurant ist eine klare Empfehlung!
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