Tim Mälzers "Bullerei" - das Deli
Von Claudia am Okt 21, 2009 | In News, Restaurants, Alltagsküche
Vor ein paar Monaten eröffnete Tim Mälzer im Hamburger Schanzenviertel die "Bullerei". Oder besser gesagt das Restaurant "Bullerei" und das im gleichen Gebäudekomplex liegende Deli der Bullerei. Während die Bullerei stets ausgebucht ist, kann man im Deli ohne Reservierung vorbeischauen. Genau das Richtige also, um eine Kleinigkeit vor dem Kinobesuch zu sich zu nehmen.
Das Deli ist quasi die kleine Bullerei und hier bekommt man kleine Gerichte, von der "Stulle des Tages" für 4,50 Euro bis zur Rotbarbe (auf Puy-Linsensalat) für 12 Euro bleibt alles im kleinen Rahmen. Von den 11 herzhaften Gerichten auf der Karte sind 6 vegetarisch.
Doch der Reihe nach. Der Raum des Delis ist länglich geschnitten, die Decke hoch. Gespeist wird an rustikalen Holztischen, die bei Bedarf auseinandergeschoben werden können, um ein wenig Privatsphäre zu wahren. Die Stühle ebenfalls aus Holz, mein Stuhl hatte einen Drehmechanismus (oder wackelte der nur?) und drohte für den Fall, dass ich meine Tasche über eine Lehne hängen würde mit Umfallen. Ein wenig erinnerte mich das Interieur an Hugh Fearnley Whittingstalls "River Cottage". Da eröffnet der Journalist und spätere "Food-Campaigner" in der 2. Staffel der britischen Serie in den "River Cottage Head Quarters" ein kleines Restaurant, um - nicht jeden Tag - die Früchte seiner Arbeit zu kredenzen. Eine einfach große Halle, Holztische und Stühle. Fertig. Gefällt mir und ich musste schmunzeln als ich unter dem Tresen von Mälzers Bullerei-Deli das "River Cottage Cookbook" und das "River Cottage Meat Book" sehe. Ersteres sogar in einer abgegrabbelten Hardcover-Variante.
Wir bestellen beide den Bullerei-Burger (8,50 Euro).
Wie der Name "Bullerei" andeutet, geht es handfest zu: Der Bullerei-Burger (8,50 Euro) kommt gerade heraus mit einer Rinderhack-Frikadelle ("Patty"), Speck, Tomate, Zwiebel und Sauce zwischen den beiden Brötchenhälfte daher. Sonst nix. Ich verstehe die Philosophie dahinter: Gute Produkte, die ihre Wirkung aus der Einfachheit beziehen. Aber so ein wuchtiger Burger, ganz allein auf einem großen Teller? Die Präsentations-Optik konnte auch das winzige Salatblatt im Burger nicht sonderlich positiv beeinflussen.
Geschmacklich straight: saftiges Rindfleisch, ein einfacher Burger mit leckerem Brötchen und solider Sauce, die an das "Geheimrezept" der Big-Mäc-Sauce von Big M. erinnert. Wir fangen an, den Burger mit den Händen zu essen. Ich habe zwar eine große Klappe, aber das Ding erweist sich als Maulsperre. Wir kapitulieren beide und steigen auf Messer und Gabel um.
An den Tisch neben uns werden andere Gerichte serviert - alles hübsch angerichtet. Am Nebentisch wurde das Gericht eine Mannes vergessen oder falsch gebracht (so genau habe ich das nicht mitbekommen). Er wählt - damit seine Begleitung nicht fertig ist, bevor er überhaupt etwas bekommt - Currywurst mit Pommes. Die kommt mit dicken Kartoffelspalten recht flink an den Tisch.
Zur anderen Seite wird ein Salat serviert und einmal Spargel. Der Spargel ist nicht gerade saisonal, denke ich mir, aber in einer Großstadt scheint immer alles Saison zu haben ... Sehr positiv fällt mir Burrata (16 Euro) auf der Karte auf: Für 2 Personen gibt es den seltenen Mozzarella mit Sahnefüllung. Mälzer hatte ihn neulich in seiner Sendung und sogar mich schrieb jemand an und fragte, wo man denn diesen Burrata bekäme. Ich habe bei Andronaco, dem italienischen Großhandel mit exzellenter Frischetheke nachgefragt und bekam die Antwort: "Haben wir selten, ist immer schnell weg - der hält sich nicht lange." Blöd nur, dass man zu zweit Appetit auf den Burrata haben muss.
Der Burger hat ganze Arbeit geleistet: Wir sind pappsatt. Ich grüble noch, wie man so einen Burger auch ansprechend auf den Tisch bringt.
"Mir ist es ein wenig zu laut hier", befinde ich. "Mir ist es zu laut", sagt meine Begleitung. Nicht nur die Musik, die vom Tresen her schallt, sondern auch die Gespräche geben durch die hohen Decken einen recht lauten Geräuschpegel. Da leise Musik das Problem nicht beheben würde und leise Musik eher Dreck für die Ohren ist, würde ich abends für "Musik aus" plädieren. Ich bin ja hier nicht, um Musik zu hören, sondern eigentlich, um zu essen und gepflegt zu plaudern. Aber wir wollten ja ohnehin nur eine Kleinigkeit und dann ins Kino. Ich überlege noch, was "Crème Brûlée 'vom Tagesfang'" wohl sein mag - aber da drängt uns auch schon die Zeit, wir müssen los.
Soviel zum ersten Eindruck von einem ersten Besuch. Und dann geht es demnächst hoffentlich in das große Restaurant.
5 Kommentare
Bei mir ist es ja jetzt schon etliche Wochen her, dass ich im Deli (bzw damals mehr noch im Freien) war und so finde ich es sehr interessant zu lesen, was du darüber berichtest. Das Essen hat uns damals sehr gut geschmeckt (mir übrigens die Currywurst = sehr gut!!) und das mit der Lautstärke war da noch kein Problem, weil sich das Meiste draußen abspielte.
Hier nachzulesen, falls es dich interessiert:
http://deichrunner.typepad.com/mein_weblog/2009/08/blick-hinter-die-kulissen.html
Habe Deinen schönen Bericht von der Kochshow-Aufzeichnung mal klickbar verlinkt. Nette Eindrücke! Es ist schon erstaunlich, wieviel Vorbereitung so ein "bisschen Kocherei vor laufender Kamera" erfordert und wie lange es dauert. Gerade die "Anschlüsse" sind wichtig. Hätte aber nicht gedacht, dass bei Mälzer häufig Szenen wiederholt werden. Dann sind solche Pannen wie "Oh, jetzt habe ich den Senf vergessen, ok, dann machen wir den Senf woanders ran" wohl auch beabsichtigt.
Och, er verhaspelt sich doch hin- und wieder beim Sprechen....er spricht wohl einfach zu schnell und dann geht es mal daneben, das wird dann wiederholt; aber er weiß dann genau, wo er anschließen muss...kam für mich schon alles sehr professionell rüber und er wirklich menschlich und symphatisch.
Interssant, ihr seid schon gut dran in HH mit eurer Restaurant-Szene
Sehr lecker.Wir waren am 20.08.2016 in der Bullerei 😋 Kann man nur empfehlen. Vor allem die freunlich und kompetente Bedienung .... ( Leena
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