Restaurant Mess in Hamburg
Von Claudia am Mär 16, 2007 | In Restaurants
Wer die paar Stufen in der Hamburger Turnerstraße ins Mess hinabsteigt, betritt ein kleines, aber feines Restaurant. Wir waren eine Gruppe von acht Leuten und machten unter der Woche wohl den Großteil der Gäste aus.
Neben mir wird eine Consommé bestellt, gegenüber soll es etwas mit Linsen, Radicchio und Hähnchenleber sein. Ich verzichte auf eine Vorspeise und freue mich schon aufs Hauptgericht: Tranchen vom Kudurücken mit Mangochutney
Shiitake und gebratenen Kartoffelwürfel. Mir gegenüber wird das gleiche bestellt, nur die Kartoffelwürfel gefallen ihr nicht. Kein Problem, denn der aufmerksame Kellner überlegt gemeinsam mit ihr, was denn dazu passen könnte (und was an diesem Abend auch vorrätig ist). Sie bekommt ihre Kudu-Tranchen mit Süßkartoffelpüree. Bis das Essen kommt, gibt es Brot mit Butter und Tapenade. Dann ein Gruß aus der Küche: Forellenmousse auf Pumpernickel und Lammragout, beides auf Porzellanlöffeln serviert.
Zum Essen habe ich einen südfranzösischen Rotwein gewählt: Carignan Vieille Vigne. Nicht zu schwer, aber auch nicht leicht. Nachdem ich die ersten Schlucke genommen hatte, erklärt der Kellner der Dame gegenüber, dass dieser Wein leicht betäube. Ich merke an, dass ich davon noch nichts merke. Er meint damit aber nur die Geschmacksknospen. Dann wäre es allerdings ein Faux-pas, diesen Wein als offenen Wein auf der Karte zu führen ... Nein, ich finde nicht, dass er betäubt. Ich fand den Wein sogar sehr angenehm.
Große Freude über die zarten, rosigen Kudu-Scheiben. Das Chutney ist sehr würzig, ein wenig scharf und säuerlich, aber insgesamt sehr ausgewogen. Unter den Shitake entdecke ich noch Enoki-Pilze (diese hübschen kleinen weißen Dinger). Ohne das Süßkartoffelpüree gegenüber probiert zu haben, finde ich spontan, dass ich das hätte auch nehmen sollen, auch wenn die Kartoffeln lecker waren.
Zu meiner Linken wird ein Wiener Schnitzel aufgetischt, klassisch mit Gurkensalat. Unspektakulär, auch optisch, aber sehr gut. Ganz fasziniert war ich vom Essen zu meiner Rechten: Hausgemachte Tagliatelle mit jungem Parmesan und Trüffel unter der Carpacciohaube. Wobei ein wenig Parmesan auch über der Carpacciohaube war. Ein leichter Trüffelgeruch zog zu mir herüber. Skeptisch habe ich überlegt, ob da evtl. auch noch Trüffelöl mit im Spiel sein könnte. Den Gedanken habe ich dann allerdings wieder verworfen.
Ich bestelle als einzige Nachtisch. Dessert-Variationen. Großes Erstaunen als ich sechs (6!!) kleine Teller nebeneinander gestellt bekomme. Schokoladenparfait mit Kirschen, ein weißes Schokoladentörtchen, eine Art Brownie-Törtchen und andere Leckereien. Ich freue mich auf Kokoseis. Doch als ich das probiere - in Erwartung von Kokosgeschmack - schmecke ich nur etwas, das mich an mein erstes Erlebnis mit Earl-Grey-Tee erinnert. Zitronig und leicht seifig (Sorry an alle Earl-Grey-Liebhaber. Ich finde, der riecht nach Seife). Ich erkläre, dass das unmöglich Kokos sein kann. Die Bedienung fragt nach. "Zitronengras-Sorbet". Aha. Apart. So gar nicht mein Fall. (Wobei ich Zitronengras-Panna-Cotta klasse finde). Ohne dass ich nun auf Kokoseis bestanden hätte, kommt der Kellner mit einem weiteren Schälchen. Nun aber: Kokoseis. Das fand ich sehr aufmerksam und zuvorkommend. Wie überhaupt der ganze Service. Unsere Gruppe war nämlich außerordentlich gut gelaunt und zu kleinen Späßen aufgelegt. Der Kellner hat locker mitgespielt. Sehr professionell. Ich erinnere mich dann immer an Studentenzeiten, in denen ich auch ab und an in der Gastronomie gearbeitet habe. Mir waren diese Scherzereien immer zuwider und ich hasste "lustig" gemeinte Anzüglichkeiten. Für den netten Service gibt's also noch einmal einen Pluspunkt.
Fazit: Ein schönes Restaurant, aber eher für Mini-Gruppen oder Paare. Gehobene deutsche Gerichte und East-meets-West-Trendiges befriedigen konservative Gaumen genauso wie experimentierfreudige. Umfangreiche Weinkarte (unter www.messwein.de gibt's den Weinhandel dazu).
3 Kommentare
Earl Grey ist f?r Teefreunde wirklich nichts anderes als Badewasser.
Danke f?r den Kommentar! Ich mag guten schwarzen Tee wirklich gern. Man wollte mich schon mehrmals zu Earl Grey bekehren. Ich finde, nicht jeder Unfall der Geschichte sollte weiter fort gef?hrt werden. Beim Earl Grey soll auf einem Schiff das Bergamotte-?l ausgelaufen sein. Direkt in den Tee. Bei solchen Missgeschicken gibt's nur eins: Vernichten! ;-)
Apropos "Kokoserwartung": Ist die Schoki angekommen? Schon aufgegessen und deswegen ein schlechtes Gewissen, das Ankommen der Lieferung zu gestehen??
Liebe Gr??e, Christiane
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