Kaffeetrinken in Worpswede
Von Claudia am Feb 27, 2006 | In Restaurants
Spontaner Sonntagsausflug nach Worpswede. Seit Jahren hatte ich mir vorgenommen, einmal ins Teufelsmoor zu fahren und ein wenig auf den Spuren der K?nstler zu wandeln, die sich dort gegen Ende des 19. Jahrhunderts niedergelassen hatten, um dem Akademiemuff zu entfliehen und in der Natur zu malen. Die Reste der ursprünglich verklärten Idylle kann man nur noch erahnen.
Kitsch und Kommerz haben sich dort in den Stra?en des Dorfes breit gemacht. Immerhin hängen in den Ausstellungen der zahlreichen Gallerien
einige der Originale von Paula Modersohn-Becker, Fritz Mackensen, Heinrich Vogeler & Co. Bei herrlichem Sonnenschein, der die Konturen der Bäume bis ins letzte Blatt, sichtbar werden ließ, ging nach kurzem Abstecher in eine Ausstellung zum restaurierten Barkenhof, den die meisten von Heinrich Vogelers "Sommerabend" kennen. Danach war uns kalt genug, um ein Heißgetränk in einem der zahlreichen Cafés einzunehmen. Das erste Café, das uns als "hübsch" empfohlen wurde, gefiel uns nicht, da wir aber auch nicht lange suchen wollten und die meisten gastronomischen Betriebe des Ortes auf breite Abfertigung von Kaffeeausflüglern spezialisiert zu sein schienen, lie?en wir uns in einem Café nieder, in dem man auch kleinere Gerichte bestellen konnte.
Mich stört an diesen Läden immer, dass das Speisenangebot schon beim Betreten riechen kann. Die Besitzerin eines Cafés in Hamburg erklärte mir mal, dass das der Grund sei, warum es bei Ihr außer Frühstück nix Herzhaftes gäbe. "Der Duft vom Kuchen wäre sonst dahin, wenn sich noch andere Essend?fte darunter mischen würden." Richtig so. Der von uns bestellte Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne war dennoch ok, wenn auch nicht selbst gemacht, wie die maschinelle "Lochung" des Strudelteiges verriet. Eine gro?e Wahl hatten wir ohnehin nicht, denn au?er Mohn-Streusel-Kuchen hätten wir uns nur noch für einen Ananas-Haferflockenkuchen entscheiden können. Schade. Ein Café zum Verweilen war es ohnehin nicht, kein Café, dass man sich als Ort zum Zeitungslesen auserkort. Aber was erwarte ich auch von einem Café in bester Touristenlage? Liebevoll gebackene Kuchen, an die man sich auch später noch erinnert wie beispielsweise in der Teestube in Norddorf auf Amrum? Oder legendären, warmen Streuselkuchen aus dem Petit Café in Hamburg? Ja, so etwas suche ich. Angesichts der Massen, die dem Café wahrschenlich keinen zweiten Besuch abstatten, wird sich eher weniger Mühe gegeben und Kostenrechnung optimiert.
Lust auf Abendessen hat wir in dem touristischen Umfeld nicht. Kurzentschlossen ging es nach Bremen weiter, wo wir im Bellini (Vor dem Steintor 37) Pizza bestellten. Meine Pizza Rucola sah ebenso appetitlich aus wie die Spinat-Gorgonzola-Pizza meines Gegenübers. Meine Pizza war Parmaschinken ordentlich belegt, Ruccola hätte gern mehr sein können, zumal sich bei mir nur die dicken groben Blätter fanden, die noch recht lange Stile hatten. ICH putze Ruccola für gewöhnlich immer recht penibel. Der Parmesan auf der Pizza war groß und großzügig drüber gehobelt. Lecker! Fairerweise muss ich sagen, dass ich vor einigen Wochen im "Due Forni" in Berlin (Sch?nhauser Allee 12) die wohl beste Ruccola-Pizza meines Lebens gegessen hatte und sowohl Geschmack als auch "Mouth feeling" noch in bester Erinnerung habe. Dummerweise hatte ich da meine Kamera nicht dabei. Die Pizza war auch ästhetisch ein Hammer. Doch auch wenn meine Messlatte hoch hängt: Die Pizza im Bellini war lecker! Auch was so auf den anderen Tellern an mir vorhuschte, sah lecker aus, besonders das Carpaccio vom Nebentisch.
4 Kommentare
Wir waren vor gut sechs einhalb Jahren in Worpswede und haben im "Haus im
Schluh" ?bernachtet (ein Hochzeitsgeschenk) und dort haben wir im von Vogeler umgestalteten Bahnhof gespeist. Das war ?u?erst nett. Das Jugendstilm??igen Fachwerk gebaute Cafe Worpswede ar leider damals zu, weil es Ruhetag hatte. Es sah aber auch so sehr nteressant aus. Ansonsten ging uns der Kommerz auch ein wenig auf den Geist.
Der bericht ?ber den Cafe-Besuch in Worpswede trifft,
leider zu. Mein Mann hatte
?ber 40 Minuten auf Kaffee und
Kuchen gewartet (nicht nur er),dann ging er--ohne--.
Ich bummelte durch die Gesch?fte aber daf?r muss ich
nicht herfahren,ein Rummel
f?r Kommerz und Oberfl?chlichkeit--kann ich in
jeder anderen Gro?stadt haben.
Hier bin ich aber sicher,zumindesten ein gem?tliches Cafehaus zu finden.
MfG
Brigitte
Tja.. es ist bewundernswert, wie hoch Euer Anspruch an die Reise nach Worpswede war!! Und was macht Ihr: Ihr geht geradewegs in die Touristen-Meile (die ja in Wirklichkeit keine Meile ist...).
Wenn Ihr schon so hohe Anspr?che habt, dann setzt Euch gef?lligst einige Tage vorher an einen Reisef?hrer oder an den PC und sucht Euch alternative Worpswede-Ideen raus.
Aber einfach rummeckern, weil man wie ein Lemming mit den anderen Touristen durchs Dorf l?uft und nicht an 'geheime', 'stille', 'k?nstlerisch-wertvolle' Ecken ger?t... SELBER SCHULD.
Das ist ja geradewegs so, als w?rdet Ihr Euch in einem Robinson-Club ?ber die vielen Menschen aufregen.
So eine einseitige, selbstgef?llige Sichtweise ?rgert mich. Und hat nicht speziell was mit Worpswede zu tun.
Brrrr....
Kritik ohne Namen und ohne g?ltige E-Mail finde ich recht sch?big ...
Aber vielleicht h?tten Sie ja einen brauchbaren Tipp. Den w?rden Leute dann im Internet auch finden.
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