Crème fraîche selbstgemacht
Von Claudia am Apr 20, 2009 | In Alltagsküche, Vegetarisches, Tipps & Tricks, Klassiker, Selbstgemachtes, Landleben
In seiner aktuellen Columne in der New York Times schreibt Harold McGee, Autor des phantastischen Buches "On Food and Cooking", wie man selbst Joghurt herstellt. Fand ich nicht so spannend, weil ich selbst schon div. Testreihen gemacht habe und schon in den 80ern Joghurt selbst fabrizierte. Interessanter fand ich das Thema "Crème fraîche selbstgemacht".
Bislang hatte ich immer gelesen, dass man Crème fraîche analog zu Joghurt ebenfalls mit Joghurt ansetzt, statt Milch aber Sahne nimmt. McGee schreibt, dass - nimmt man kommerzielle Crème fraîche als Startkultur - das Ergebnis nicht sehr überzeugend ist. Er empfiehlt Buttermilch.
Das habe ich mal ausprobiert.
Ich habe 500 ml H-Sahne mit 30% Fett aus dem Tetrapak genommen. Die Sahne habe ich erhitzt bis sie zwar heiß, aber noch nicht kochte und auch kein Verbrennungspotenzial aufwies. Anschließend habe ich die Sahne in ein großes Schraubglas gefüllt und 4 Esslöffel Buttermilch zugegeben und gut verrührt. Das Glas verschlossen und in ein Handtuch gewickelt und bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Nach 24 Stunden immer noch keine große Veränderung, ich hatte das Gefühl, dass meine Buttermilch eventuell mikrobiologisch tot gewesen sein könnte. In dem Fall würde die Sahne irgendwann schlecht werden, weil die Milchsäurebakterien ihren Job wegen millionenfachen Trauerfalls nicht machen konnten. Die nächsten 12 Stunden stellte ich das Glas auf meinen Kaffeevollautomaten, der immer ein wenig warm oben ist. Perfekt für eine gleichmäßige Temperatur.
Nach dann insgesamt 36 Stunden war die Sahne dicklich geworden. Beim Aufmachen des Glases kam einem ein frischer Crème fraîche-Duft entgegen. Es hatte funktioniert! Damit sich die Creme nun weiter festigen konnte, habe ich sie in den Kühlschrank gestellt. Nachdem sie gut durchgekühlt war, war sie wesentlich fester.
Man kann ein großes Glas auch in den Joghurtbereiter stellen. Das geht natürlich nur mit Modellen, die für große Behälter gemacht sind, die Geräte für die kleinen Portionsgläser sind ungeeignet.
Der Geschmack: feinste Crème fraîche, dagegen schmeckt kommerzielle Creme eher fade. Ich empfand den Geschmack als frischer und etwas säuerlicher, aber gerade richtig. Preislich verglichen schlägt die selbstgemachte Creme fraiche die Handelsware ebenfalls, allerdings nur, wenn man den Preis mit Markenware vergleicht und außerdem nicht abgeneigt ist, die restliche Buttermilch aus dem Becher auch zu vertilgen. Ich sollte mal wieder Buttermilch-Pfannkuchen machen ...
Übrigens: die selbstgemachte Crème fraîche (naja, kommerzielle natürlich auch) soll unglaublich lecker zu Pommes frites schmecken. Glaube ich unprobiert ... Unbedingt auch zu Kuchen probieren! Im River Café in London wird sie standardmäßig zum Kuchen serviert - etwa zu diesem Walnuss-Mandel-Kuchen mit Amaretto
Günstiger und guter Joghurt-(und Creme fraiche-)bereiter bei amazon.de (habe das gleiche Modell!):
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24 Kommentare
Argh, da sehe ich schon wieder Kalorientierchen rumlaufen.
Wenn es sich nur nicht so lecker anhören würde.
also, die Mühe mache ich mir nicht, ich gehe zum meinem fromager, der hat frische aus der Normandie....
Das klingt spannend, ich mag solche Tüfteleien sehr gerne!
Werd ich demnächst sicher ausprobieren, wenn ich mal wieder ein Brot mit Buttermilch backe.
@Balu: Ja, vorsicht, und nimm den kleinen Tierchen das Nähzeug weg, sonst nähen sie wieder die Klamotten enger ...
@Katia: Wenn ich einen Fromager in der Nähe hätte, der ein ähnliches Angebot hat - ich könnte glatt die Finger von diesen Sachen lassen. Vielleicht. ;-)
@Steph: Ich kann mich bei solchen Experimenten auch immer nur schlecht beherrschen. Immerhin habe ich noch nicht - wie Kater Findus - ausprobiert, Fleischklösschen zu pflanzen ...
Interessant! Ich wusste gar nicht, dass man die selber machen kann.
Was für eine tolle Idee! Das wird probiert! Danke für den tollen Post!
Sehr interessantes Experiment. Das öffnet mal wieder die Augen, dass man vieles auch selber, billiger und besser machen kann. Ich wußte vorher gar nicht an welchem "Baum" die Crème Fraîche wächst. ;-)
Eine Frage: Hat es einen bestimmten Grund, dass du H-Sahne genommen hast?
@Eva: Bin gespannt :-)
@Barbara: Hatte davon schon oft gelesen. War aber ungläubig ;-)
@Buntköchin: Ja, es scheint mit dem Einzug von Puddingpulver und Instantsuppen 'ne Menge Knowhow verschütt gegangen zu sein. Leider. Aber das kann man ja wieder ans Tageslicht befördern.
@Unbekannter: Also ich hatte nur einen Tetrapak Sahne im Haus. Das war eher Zufall. McGee schreibt aber, dass einfach Sahne, die nur pasteurisiert und nicht homogenisiert ist, dazu tendiert, Phasen zu bilden. Meine Sahne war ultrahoch erhitzt, über eine Homogenisierung stand nichts auf der Packung. McGee rät, wenn man Creme fraiche beim Kochen erhitzen möchte, die Variante mit der stabileren Sahne wählen würde. Wird Sahne in Deutschland überhaupt homogenisiert?
Ich denke schon, das konventionelle Sahne homogeisiert wird. Bei Bio-Sahne hat man nämlich bei sehr vielen Marken einen dicken "Fett-Pfropfen", den man erstmal unterrühren muss.
Das ist mir bei konventionller Sahne noch nie untergekommen
@Stephanie: Bei Bio-Milch kenne ich den Fett-Pfropfen auch, bei herkömmlicher Sahne aber auch. Besonders im Tetrapak bildet sich ein Pfropfen, wenn man nicht alles gleich auf einmal verbraucht. Würde sonst - wenn ich nicht andere Erfahrungen gemacht hätte - Deiner Theorie zustimmen. Andererseits glaube ich, dass die Hersteller das vielleicht erwähnen müssten, wenn die Sahne homogenisiert wurde? Steht bei Milch ja auch drauf.
Danke für die Antwort.
Also soweit ich weiß, ist ein Rahmpfropfen auf der Sahne eigentlich ganz normal. Bzw. war das so bis nicht vor allzu langer Zeit. Seit einiger Zeit wird in handelsübliche Sahne nämlich Carrageen (sog. Stabilisator/Verdickungsmittel) reingekippt, damit sich diese Fettschicht nicht mehr oben absetzt und die Sahne "gleichmäßig" bleibt.
Meiner Meinung nach völlig unnötig... wirklich sowas von überflüssig! Ich will die Sahne ja nicht so trinken. Sonst hat man die Sahne halt einmal umgerührt und der Fettbatzen war weg. Oder man hat damit eh gekocht oder Schlagsahne daraus gemacht.....
Hach, das klingt toll.
Gibts denn noch mehr Rezepte zum Verbrauch der Restbuttermilch?
Dann würde ich den Versuch auch mal starten.
@Martina: Am schnellsten verbraucht man Buttermilch, wenn man einen netten Buttermilch-Shake macht, z. B. eine Heidelbeer-Buttermilch.
Große Mengen an Buttermilch kann man auch als Buttermilch-Kaltschale mit Melonen "verwerten"
Nicht ganz so viel braucht man für die Buttermilch-Pfannkuchen.
klasse Idee, vielen Dank. Hat mit in der "kann man auch selber machen statt fertig kaufen" Sammlung noch gefehlt!
Das klingt ziemlich spannend und muss ausprobiert werden. Ich weiß nur noch nicht, wo ich das Gefäß dann hinstelle, denn einen Kaffeeautomaten habe ich nicht. Hast du eine Idee?
Hmmm, früher gab es Kochkisten, die mit Stroh ausgelegt waren. Darin konnte man etwa Milchreis fertig quellen lassen.
Vielleicht eine kleine Kühltasche oder so eine Thermotasche aus dem Supermarkt, da rein dann ein Kühlakku, den man vorher in heißes Wasser gelegt hat? Das Gefäß dann schön in ein Handtuch einwickeln.
Momentan ist ja aber eh sehr warm. Vielleicht mal so versuchen? Meine letzte Crème fraiche ist sehr schnell fertig gewesen, ca. 24 Stunden.
Kann man die Creme Fraiche dann "weitervermehren" oder braucht man jedesmal wieder Buttermilch? Ich mag nämlich keine Buttermilch, aber Creme Fraiche sehr gern.
Übrigens, zu den Kommentaren oben: Der Fettpfropfen im Sahne-Tetrapack bildet sich meines Wissens dann, wenn keine Stabilisatoren zugefügt wurden, Also ein gutes Zeichen.
Das Fett setzt sich in der H-Sahne ab, weil sie nach dem Erhitzen nicht mehr homogenisiert werden kann. Würde sie das, wäre der Effekt des Ultrahocherhitzens für die Katz gewesen.
Schlagsahne wird schon seit Jahrzehnten homogenisiert. Dazu werden gerne Homos ;-) zur Hilfe genommen. Also Mittelchen, die helfen, dass sich das Fett in der Sahne nicht absetzt.
Hat zum einen einen ästhetischen Hintergrund und macht Sinn, möchte man nur einen Teil der Sahne aus der/dem Packung/Becher verwenden und möchte, dass der Fettgehalt gleich bleibt.
Beispiel: Ich möchte nur einen halben Becher Sahne steif schlagen.
Hat sich das Fett als Klumpen abgesetzt, muss ich abschätzen, wie viel ich von dem Fettklumpen mit aufschlage. Habe ich zu wenig Fett genommen, wird die Sahne nicht steif.
Schlagsahne benötigt 30 % Fettgehalt, um steif geschlagen zu werden.
Bei größeren Gebinden als dem 200 ml Becher macht die Homogenisierung natürlich erst recht Sinn.
In Konditoreien, Bäckereien und Küchen werden meist 5 Liter-Gebinde verwandt.
Da ist das Homogenisieren schon recht hilfreich.
So, nach ca. 30 Stunden wärmen und 1 Tag kühlen ein voller Erfolg. Vielen Dank!
das önnte ich für meine marokkanischen-backrezepte gut gebrauchen. danke für das Rezept
Das Rezept ist einfach super. Wollte nur etwas beitragen: da ich selber Brot backe und den Sauerteig herstelle, mache ich folgendes: ein E-Heizkissen auf 1 stellen, den Teig, (in diesem Falle die Milch) in ein Handtuch wickeln und in den kalten Backofen auf das E-Heizkissen stellen. Die Temperatur bleibt konstant und das Ergebnis super.
Ich hab's bisher mit 500 ml Sahne (keine UHT!)und 2-3 Esslöffeln Buttermilch im *offenen* Behälter bei Zimmertemperatur gemacht, nach 18 Stunden maximum hat man dann schon eine diche Schicht crème fraîche obenauf. Umrühren, noch ein paar Stunden wirken lassen, dann in den Kühlschrank und bei nächster Gelegenheit verzehren :D
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