Ricotta selbst gemacht
Von Claudia am Jun 7, 2009 | In Tipps & Tricks, Käse, Selbstgemachtes, Landleben
Es gibt im Internet eine große Anzahl an Anleitungen, wie man Ricotta herstellt. Richtiger Ricotta wird aus Molke und Milch herstellt, gesäuert mit Zitronensäure. In einigen Rezepten findet man Essig oder auch Buttermilch als Säurelieferant. Bei der Ricottaherstellung wird - anders als bei herkömmlichen Käse - nicht das Casein ausgefällt (bzw. nur wenig aus der Milch), sondern hauptsächlich das Albumin, dass auch nach der Käseherstellung anderer Sorten noch in der Molke ist. Das schönste aber: Man braucht keine besonderen Utensilien oder weitere Zutaten, um selbst Ricotta herzustellen. Das schreit nach Ausprobieren!
Den ersten Ricotta habe ich nach diesem Rezept von Melissa Kronenthal in einer amerikanischen Zeitung hergestellt:
2 l Milch (2 quarts whole milk - not ultrapasteurized, preferably organic = knapp 2 Liter)
500 ml Buttermilch (2 cups buttermilk)
250 ml Sahne (1 cup heavy cream)
1/2 TL Salz
Zubereitung:
1. Ein Sieb mit einem Tuch auskleiden, ich habe beim ersten Mal eine doppelt gelegte Baumwollwindel genommen, natürlich vorher ohne Waschpulver ausgekocht. Alle Zutaten unter Rühren erhitzen. Langsam auf knapp 80 Grad Celsius erhitzen. Wenn sich erste Klümpchen zeigen, aufhören zu rühren und 10 Minuten stehen lassen. Mit einem Schöpflöffel den Ricotta abschöpfen und in das ausgelegte Sieb geben. Darauf achten, dass ein Gefäß drunter steht, das groß genug ist, um die gesamt Flüssigkeit aufzufangen. Ist das Gefäß zu klein steht das Sieb in der Molke.
2. Den Ricotta gut eine halbe Stunde lang abtropfen lassen, evtl. gegen Ende so viel Flüssigkeit aus dem Tuch drücken, bis der Ricotta die gewünschte Konsistenz hat.
3. Den Ricotta in einer Schale geben und abdecken. Im Kühlschrank hält er eine Woche, schmeckt aber am besten innerhalb der ersten 3-4 Tage - oder am besten noch am gleichen Tag.
So viel zur Theorie. Ich war ungeduldig und hatte nur halbfette H-Milch im Haus. Selbst mit der halben Menge funktionierte es prima, ich bekam einen schön cremigen Frischkäse. Sehr lecker, für meinen Geschmack hätte es aber gern einen Tick salziger sein können. Ausbeute aus der ersten Ricotta-Herstellung bei 1 Liter Milch, 125 ml Sahne und 250 ml Buttermilch: 250g Ricotta bzw. Frischkäse (siehe 3. Bild in der Schale)
Beim 2. Mal habe ich dann gute Milch von Söbbeke genommen, gleich die volle Menge: 2 Liter. Dazu auch die Buttermilch von Söbbeke, die wesentlich milder schmeckt als das Billigprodukt aus dem Supermarkt. Die schmeckte mir sogar als Getränk.
Da ich den Kochvorgang mit meinem Bratenthermometer begleitet habe, war der Prozess der gleiche. Insgesamt bekam ich ein paar größere Frischkäse-Bröckchen, aber insgesamt war das viel zu wenig - es hätte ja mehr sein müssen als beim ersten Mal. Ich überlegte, ob vielleicht die Buttermilch nicht sauer genug gewesen war, um die Proteine zu verklumpen. Andere Rezepte schrieben außerdem vor, die Milch kurz zum Kochen zu bringen - heißt ja schließlich auch Ri-cotta, also "wiedergekocht". Ich habe also alles noch einmal erhitzt, leider hatte ich schon etwas Restflüssigkeit getrunken und etwas weggegossen. Zur besseren Säuerung habe ich ca. 1 EL Zitronensaft zugegeben. Und siehe da: Plötzlich hatte ich sogar recht große Stücke Ricotta, die sich gut abschöpfen ließen.
Insgesamt ist mein 2. Ricotta-Versuch fester geworden und entspricht von der Konsistenz her eher dem gekauften (siehe 1. Bild, in Form "gepresst"). Die 1. Schale Ricotta war cremiger, aber dennoch fest. Bei der Herstellung sollte man bedenken, dass man selbst für eine Menge von 250g Ricotta bereits knapp 2 Lister Flüssigkeit aufsetzen muss. Wer also keine Riesentöpfe hat, wird in die Produktion für Großfamilien nicht einsteigen können. Auch für das Abgießen kann man gern ein sehr großes Gefäß drunterstellen, wenn man die Molke auffangen will. Sie ist im Gegensatz zu dem Abfallprodukt in der professionellen Herstellung etwas reichhaltiger und schmeckt ganz lecker. Bei Mengen von knapp 3 Litern strecke allerdings auch ich die Waffen, so viel will ich nun auch nicht davon trinken.
Auch wenn es ein ziemlicher Aufwand war: Ich war sehr begeistert und werde das sicherlich noch einmal machen. Update: Ich habe meinen Ricotta übrigens zu Ricotta-Gnocchi verarbeitet.
Wer sich etwas mit der Ricotta-Herstellung beschäftigen will, kann sich folgende Rezepte zu Gemüte führen:
Ganz puristisch: Nur Buttermilch und Milch verwendet 101 Cookbooks.
Mario Batali (NYC, "Babbo") verwendet Milch, "half & half" sowie destillierten Essig oder Zitronensaft.
Das Gourmet-Magazine verwendet Milch, Sahne, Salz und sehr wenig Zitronensaft.
Die Hedonistin brachte leckeren Frischkäse mit einer Mischung aus Milch, Grapefruitsaft und Zitronenzesten zustande.
Als nächstes möchte ich Ricotta mal mit richtiger Molke ausprobieren - die gibt es ja auch pur zu kaufen, ganz ohne die diversen Fruchtaromen.
Rezepte mit Ricotta
Pizza mit roten Zwiebeln, Ricotta und Speck
Pasta a la Norma
Orchiette mit Rucola und Ricotta (nach einem River-Café-Rezept)
Ricotta-Tartes mit Frühlingszwiebeln
Pasta mit Ricotta-Bällchen in Auberginen-Tomaten-Sauce
Rhabarberkompott mit Ricotta-Creme
Frischkäsebällchen (statt Doppelrahmfrischkäse Ricotta nehmen!)
Ricotta-Polenta-Kuchen
Ricotta Hotcakes mit karamellisierter Banane
Crespelle mit Spinat-Ricotta-Füllung
Ricotta-Kuchen (Louisa's Cake)Mehr Selbstgemachtes
Creme fraîche selber machen
Butter selbst gemacht
Joghurt selbst gemachtWer mehr mit Milch in der Küche experimentieren möchte, kommt daran nicht vorbei:
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18 Kommentare
Ein sehr interessantes Experiment. Wäre mir zu aufwendig in der alltäglichen Anwendung. Aber Spiel, Spaß und Spannung ist da schon dabei.
@Buntköchin: Ja, im Alltag ist es schon aufwändig - aber ich freue mich immer, wenn ich mir eine Zutat, die man herkömmlicherweise nur fertig kauft, in ihrer Herstellung erschlossen habe. :-)
Ja, Ricotta steht bei mir auch schon seit einiger Zeit auf der "To-Do-Liste". Der Ricotta sieht wirklich gut aus - ich sollte das wirklich endlich mal probieren!
@Stefanie: Nur zu, man wundert sich, wie leicht das geht. Braucht halt ein wenig Zeit, aber man muss ja nicht die ganze Zeit zugucken, wie der Ricotta abtropft ;-)
Ich bin ja auf der Suche nach einer Anleitung zum französischen fromage frais, aber das hier wäre sicher schonmal eine schöne Übung.
@Schnickschnackschnuck: Fromage frais? Der müsste doch auf ähnliche Weise funktionieren, allerdings nur mit Milch und Zitrone - und vielleicht nicht ganz so stark erhitzt.
Oder meinst Du "fromage blanc"? Der würde mich reizen, aber ich glaube, da braucht man eine Starterkultur.
Super!
Ich mache ja auch möglichst viel selbst, damit ich weiß wie es funktioniert, auch wenn ich dann doch noch ab und an zum fertigen Produkt greife.
Vielen Dank für's Ausprobieren.
Das erinnert mich daran, dass ich mal wieder Ravioli mit Ricotta-Spinat-Füllung machen sollte ...
Ich denke, ich werde dann auch ausprobieren, den Ricotta selber zu machen :)
@ Claudia: Das wäre ja famos, aber dann bräuchte man wohl sowieso und auch noch den fromage blanc als Ausgangsprodukt, dachte ich.
@Schnickschnackschnuck: Ja, um den Fromage Blanc (die meisten Franzosen nehmen da gern die Petit Suisse) kommt man nicht herum.
Hallo! Wie interessant!!! Ich habe vor einigen Jahren mal richtig viel Käse gemacht, von Joghurt bis zu echtem Hartkäse, Camembert und allem und alles zu Hause. Hat richtig Spaß gemacht, aber ist eben zeitaufwändig. Dabei fiel auch immer viel Molke an, aber die muss man ja nicht zwangsläufig trinken. Dadurch bin ich nämlich wiederum zur begeisterten Brotbäckerin geworden, da ich sämtliche Liter Molke anstelle der in den Rezepten angegebenen Flüssigkeiten immer im Brot verbacken habe. Und auch Fridas genialer Hefezopf wird mit Molke NOCH besser!
Viele Grüße aus dem Kraichgau von Osteria
Hallo Zusammen,
ich würde gerne Ricotta aus Molke und weiteren Zutaten herstellen. Leider habe ich kein genaues Rezept. Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand seine erprobten Geheimnisse mit teilen würde.
Vielen Dank und viele Grüße
isch
@isch: 50/50 Molke und Milch erhitzen wie in meinem Rezept beschrieben. Dann ca. 3 EL Zitronensaft zufügen. Die genaue Menge findet man sicher durch Ausprobieren heraus. Man sagt immer, dass Molke zur Herstellung von Ricotta noch einmal die gleiche Menge Milch aufnehmen kann, deshalb 50/50.
Mich verwirrt, dass hier am Anfang und bei Wikipedia steht, dass Ricotta aus Molke und "etwas" Milch hergestellt wird.
Die von dir verwendeten Rezepte verwenden aber keine Molke sondern Buttermilch und dann auch noch doppelt so viel Milch...
Ich dachte Ricotta ist geronnenes Albumin? Bei zwei litern Frischmilch hab ich ja doch wieder Casein drin...
Und dann nochwas. Alle schreiben, Ricotta aus Süßmolke sei so fettarm...ich habe aber gerade welchen mit 44 % Fettanteil gekauft. Da ist nur Molke und Frischmilch drin. Weiß jemand, wie das kommt?
Grüße,
Marvin
Das Rezept ist definitiv kein "echter" Ricotta.
Ricotta ist ein Molkenkäse/ Zigerkäse der ausschließlich aus Molke hergestellt wird. Zum Auffetten wird dabei nach der Herstellung Rahm verwendet.
Durch Hitze >90°C denaturiert das Eiweiß.
Der Zusatz von Säure (Zitronensäure ist am besten geeignet) flockt das Albumin aus.
mfg
Ich habe doch geschrieben, dass echter Ricotta aus Molke hergestellt wird ...
Super, ich habe das gleiche Rezept von meiner Mutter nur das auch ein Schuß Zitrone dazu kommt. Bei 2l Milch (1,5% Fett) bekomme ich aber fast 500g Ricotta raus. Ich lasse alles zusammen kurz aufkochen und sobald es etwas Sprudeld gieße ich kaltes Wasser in die Stelle. Das Salz lasse ich auch weg denn meistens brauche ich nur die Hälfte für salzige Gerichte und der Rest wird mit Zucker oder Nutella o.ä. als Süßspeise verwendet. --> Sehr lecker. Viel Spaß noch an alle.
Grüße
Manu
Ich war Anfang der 90er auf einem Biohof in Norditalien (Treviso), dort hab ich gelernt dass Ricotta aus reiner Molke gemacht wird. Muss natürlich ne entsprechende Menge (10 liter) vorhanden sein, um eine gescheite Menge raus zu bekommen.
Die Molke war von frisch abgemolkener Milch, aus der schon Käse gemacht wurde.
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