Gefüllte Baisers
Von Claudia am Aug 30, 2010 | In Süßes, Fool for photos, Nachtisch, Landleben
Bei so ziemlich jedem Rezept, das nur nach Eigelb verlangte, stand bei den Ballymaloe Rezepten in Klammern: "Keep the white for meringues". Eiweiß für Baiser verwenden. Und was macht man mit Baiser?
Fürs Eiweiß hatten wir einen großen Behälter und ich machte es mir zur Gewohnheit, diesen Behälter möglichst wenig in Anspruch zu nehmen, sondern gleich ein paar Baiser zu backen.
In der Restaurantküche vom Ballymaloe House, in der ich drei Schichten gearbeitet habe, war ich zweimal in der Pastry-Section und habe einige Erfahrungen mit Baisermassen sammeln dürfen. Eiweiß wurde dort standardmäßig abgewogen und mit der doppelten Menge an feinem Haushaltszucker (kein Puderzucker, sic!) zu einer fluffig-festen Baisermasse geschlagen. Dabei wurde noch nicht einmal erst das Eiweiß zu Schnee geschlagen, sondern Zucker und Eiweiß gleich zusammen in die riesige Küchenmaschine gegeben. Und die rührte dann fast 20 Minuten lang bis man die Rührschüssel hätte umstülpen können, ohnedass auch nur ein Klekser der Baisermasse herausgekommen wäre.
Im Ballymaloe House habe ich so viele große Backbleche mit dieser Baisermasse bestückt. Zuhause habe ich lediglich zwei Backbleche, beide dürfen zusammen in den Ofen, denn Bräunung ist ja überhaupt nicht gewünscht.
Ich fand (und finde) die Baisers mit langen "Nasen" besonders schön anzuschauen. Praktisch allerdings sind sie nicht, denn die Nasen brechen bei der späteren Lagerung ab und verleihen den Meringuen einen ramponierten Touch.
In Großbritanien sind diese Baisers recht verbreitet, zumindest geistern sie durch Magazine und Kochbücher. Im Ballymaloe House wurden jeweils 2 Baiser mit Sahne als Füllmasse zusammengeklebt - so wie Sie es auf dem Bild sehen. Denkbar als Füllung - und sicher etwas origineller sind Lemon Curd order auch eine Ganachemassse (geschmolzene Schokolade mit Sahne zu einer streichfähigen Masse gerührt).
Die gefüllten Baisers kann man zum Servieren übereinanderstapeln - jedenfalls habe ich das im Ballymaloe House so gemacht und zum Schluss etwas Karamellsauce drübergeträufelt. Das sah - hübsch hoch aufgetürmt - sehr faszinierend aus. Ich stelle mir aber vor, dass das auf dem Büffet nach ein paar Minuten und ersten Lücken im Turm sicher nicht mehr ganz so appetitlich aussah.
Anfangs fand ich diese Baiser nicht so sonderlich spektakulär, aber man muss ihnen eines lassen: Die Gäste haben zum Dessert sehr gern zugegriffen, einmal musste ich sogar noch zwei Teller nachmachen.
Schon irre, wie einen diese kleinen Erfahrungen prägen, denn nun bewahre ich akribisch jedes Eiweiß auf und mache Baiser. Ob zum Füllen oder für ein spontanes Eton Mess - damit kann man jederzeit einen leckeren Nachtisch zaubern.
Und hier noch einmal das Rezept, das man sich leicht merken kann (und wie in diesem Baiser-Artikel auch ähnlich beschrieben):
Eiweiß und Zucker im Verhältnis 1:2
(bei 4 Eiweiß können das rund 200 g Zucker sein, hängt aber auch von der Größe der Eier ab!)
1 Prise Salz ist kein Muss wie ich mittlerweile weiß. Kann aber auch nicht schaden, wenn Sie sich daran gewöhnt haben, beim Eischneeschlagen etwas Salz zuzugeben.
Sahne
Vanillezucker
Eiweiß und Zucker in die Küchenmaschine und mit dem Schneebesen rund 10-15 Minuten schlagen bis die Masse gländend und sehr steif ist. Nimmt man den Schneebesen heraus müssen die Spitzen stehenbleiben. Wenn die Masse noch nicht steif genug ist oder nicht schön glänzt, weiterschlagen!
Küchenmaschine oder Handrührgerät?
Von der Zeit her ist der Einsatz der Küchenmaschine durchaus angebracht, aber natürlich geht's auch ohne, erfordert aber sehr viel Ausdauer.
Die Baisermasse in einen Spritzbeutel mit Sterntülle füllen. Ich habe übrigens eine Rosentülle verwendet, die hat mir sehr gut gefallen. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech schöne Rosetten spritzen. Sie müssen dabei nicht allzuviel Platz lassen, die Baiser gehen nicht sonderlich weiter auf.
Im vorgeheizten Ofen bei 100-130° C ca. 60 Minuten backen. Die fertigen Baisers sollten sehr leicht sein und sich leicht von dem Backpapier ablösen lassen. Die Backzeit hängt auch von der Größe der Baiser ab - kleine Baisers brauchen nicht so lange, um durchzutrocknen.
Wenn die Baiser ausgekühlt sind, Sahne mit Vanillezucker steif schlagen. Wer mag füllt die Sahne auch in einen Spritzbeutel und spritzt gleichmäßig auf je einen Baiser eine Walnuss große Menge Sahne. Vorsichtig einen 2. Baiser dagegendrücken und vorsichtig auf einen Teller legen. Mit den weiteren Baiser ebenso verfahren. Wer keinen Spritzbeutel verwenden möchte, kann auch mit einem Teelöffel Sahne auf die Baiser streichen.
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8 Kommentare
Ich friere Eiweiß immer in Eiswürfelformen ein, dann habe kann ich es portionsweise entnehmen. Sehr praktisch, wenn man für Füllungen, Makronen oder Baiser nur ein Eiweiß braucht.
Die Baiser sehen sehr schön aus, das Rezept werde ich bestimmt ausprobieren.
Deine Baisers sind wirklich hübsch. Das weckt Kindheits Erinnerungen. Damals konnte man bei jedem Bäcker frische Baisers kaufen. Dazu gab es dann Früchte und Sahne. Oder Torte mit Baiser. Lecker!
Hat Dein Baiser eine ganz leicht rosa Farbe? Oder ist da ein leichter Gelbstich vom Backen? Ich frage mich nämlich gerade, ob man etwas Grenadine-Sirup einrühren könnte, um sie zu färben. Oder verträgt die Masse keine zusätzliche Flüssigkeit?
Weitere Idee: Wenn man sie in zwei Formen backen könnte - zum einen die spitzen Rosetten wie bei Dir, zum zweiten flache Spiralen mit einer kleinen Rundtülle - könnte man die flache Form als untere Hälfte nehmen und sie stehend präsentieren.
Leicht rosè sehe ich auch, aber ich denke das ist eher Einstellungssache des Monitors. Aber Safran könnte doch auch als "Färber" funktionieren.
@Stefanie: Eiweiß habe ich auch häufig eingefroren - leider dann aber meist vergessen, dass ich noch welches hatte oder vergessen, es rechtzeitig herauszunehmen.
@Lilly: Kenne hier in der GEgend noch 2 Konditoren, die Baiser anbieten - aber die sind total "old school" - die restlichen Torten und Kuchen dort sind so richtig spießig ;) Kein Vergleich mit Ottolenghi-Baisers ...
@Ute-S: Danke für die Idee mit den 2 unterschiedlichen Baisers, die man dann zu aufrecht stehenden Baisers zusammensetzt!
Ich sehe keinen Rosa-Stich, allerdings habe ich einen Teil der Baisers mit etwas schwarzem Johannisbeer-Püree versetzt. Das habe ich verschwiegen, weil ich da noch nicht das richtige Verhältnis gefunden habe. Die Baisers werden dabei sehr zäh. In England wird vielfach Lebensmittelfarbe zum Färben verwendet - da reichen kleinen Mengen. Finde ich nicht so appetitlich ...
Ich finde Baisers schön anzusehen, aber geschmacklich nicht so ergiebig. Die einzige Ausnahme sind zerbröselte Baisers, mit gefrorenen Himbeeren und geschlagener Sahne geschichtet. Nach vier Stunden im Kühlschrank ist das irgendwas zwischen normalem Dessert und Eis und echt lecker.
Wenn ich die Baisers größer als Du forme, die klassisch Länglichen - wie viel länger brauchen die wohl im Ofen?
@Regine: Klar, Himbeeren zu Baiser und dann auch noch Schlagsahne - Dream Team!
@Ela: Wenn man Baiser länglich spritzt, sind sie meist nicht so breit und auch nicht so hoch - könnte je nach Spritztülle auf die gleiche Zeit hinauslaufen. Am besten einfach nach der angegebenen Zeit einmal prüfen, ob sich die Baisers schon vom Backpapier lösen und ganz leicht sind. Dann sollten sie fertig sein.
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