Brätstrudel nach Schuhbeck
Von Claudia am Mai 24, 2009 | In Suppen, Beilagen, Herbst, Winter
Eigentlich wäre ich nie auf die Idee gekommen, einen bayerischen Brätstrudel zu machen. Ich hatte hier allerdings eine DVD von Alfons Schuhbeck: "Meine Bayerische Küche". Und ich habe das Buch "Meine Bayerische Küche". Ich muss sagen, ich war ziemlich geschockt von der Unlustigkeit von Elmar Wepper und Alfons Schuhbeck, die als Duo die bayerischen Rezepte präsentieren. Diese alten Kalauer müssen die aus tiefen Kellern hervorgekramt haben. Die waren so schlecht, dass man noch nicht einmal hätte sagen können, dass sie schon wieder komisch sind. Einfach unerträglich. Aber ich bin ja fair, denn gegen die Kochkünste von Schuhbeck kann man nix sagen. Ich blieb bei der Episode "Geflügel" hängen wo eine Hendlsuppe gemacht wurde. Mit Brätstrudel. Das hörte sich doch interessant an.
Für den Brätstrudel benötigt man laut Rezept Kalbsbrät. Das ist so was von überhaupt nicht leicht zu bekommen, dass ich die Odyssee abbrach und ganz normales weißes Wurstbrät aus einer feinen Schweinebratwurst nahm. Ich will Ihnen aber die Dialoge mit einem Metzger und einer Fleischfachverkäuferin nicht vorenthalten: Beim Metzger fragte ich nach Kalbsbrät, da riet der Herr: "Da reißen Sie den Darm auf und drücken den Inhalt aus", sagt er und empfiehlt für Kalbsbrät einfach eine Kalbsbratwurst. Leider hatte er gar keine Kalbsbratwurst am Freitag und erklärte, dass neue Ware erst am Montag käme.
In den Supermärkten in der Umgebung gab es noch nicht einmal feine Bratwurst, die so ausgesehen hätte, als wäre sie in Frage gekommen. Am Samstag hatte ich dann an der Fleischtheke von Karstadt Glück. Dort gab es Bratwurst, die so hell aussah, dass ich dachte, das könnte Kalbsbratwurst sein. Weit gefehlt, wie mir die Fleischfachverkäuferin erklärt:
"Kalbsbratwurst gibt's nicht mehr, die heißt jetzt 'feine Bratwurust' und da ist Schwein drin." Herrlich, ich hätte mich vor Lachen wegschmeißen können, beherrschte mich aber. Und nahm um des Friedens Willen zwei feine Bratwürste mit. Und die habe ich heute verwurstet.
Für den Brätstrudel backt man zunächst sehr dünne Pfannkuchen. Das Rezept sah 35g Mehl und 100ml Milch sowie Salz, Pfeffer, Muskatnuss und ein Ei vor. Recht wenig Teig, doch die Menge war prima für 2 Pfannkuchen. Ich hätte allerdings nicht meine Crêpe-Pfanne nehmen sollen, sondern eine kleinere, weil die Pfannkuchen so lang wurden, dass die Strudelwürste hinterher nur gebogen in den Kochtopf passten.
Das Brät ließ sich sehr leicht aus der Wurstpelle drücken, mir war vorher nicht bewusst, wie teigig und weich Wurstbrät ist, weil ich Bratwurst tatsächlich noch nie gekauft habe. Grillwürstchen haben eine ganz andere Konsistenz. Den recht weichen und cremigen Wurstteig habe ich dann mit Senf, Sahne, Muskat, Petersilie, geriebene Zitronenschale Salz und Pfeffer vor.
Das Verstreichen auf dem Pfannkuchen sollte man vorsichtig machen, um den zarten Pfannkuchen nicht zu malträtieren, der reißt sonst und das war's dann mit dem Strudel. ist aber wirklich nicht schwer. Eingewickelt wird der Strudel in Klarsicht- und Alufolie.
Ich habe die Brätstrudel ca. 15 Minuten ziehen lassen. Im Buch steht 10-15 Minuten in siedendem Wasser, im Video erzählt Schuhbeck etwas von 20 Minuten. Der Strudel wird dann ausgewickelt und schräg von der Rolle in Scheiben geschnitten. Nicht zu dünn, bitte, sonst zerfallen die Scheiben in der Suppe. Eine tolle und sehr würzige Suppeneinlage! Ich bin wirklich sehr begeistert davon, auch wenn ich den schauspielerischen Kaspereien von Schuhbeck so gar nichts abgewinnen kann.
Die Brätmischung kann man übrigens auch als Nocken in siedendem Wasser garen und wie Grießklößchen in die Suppe geben. Hat Schuhbeck jedenfalls auf dem Video gezeigt.
Morgen erfahren Sie dann, ob ich die Hühnersuppe dazu nach Schuhbecks Rezept oder nach meinem Rezept für Hühnerfond gemacht habe.
Übrigens: Wer keine Lust auf die Pfannkuchenbäckerei hat, kann auch einfach nur aus der Farce (dann allerdings ohne Senf) Brätnockerl (Fleischklösschen) machen
Hier noch einmal das Rezept für Brätstrudel im Ganzen:
========== REZKONV-Rezept - RezkonvSuite v1.2
Titel: Brätstrudel
Kategorien: Suppe
Menge: 4 Portionen
========================= FÜR DEN TEIG =========================
35 Gramm Mehl
Salz (großzügige Prise)
Muskatnuss
100 ml Milch
1 Ei
1-2 Essl. Flüssige Butter (Claudia: 2 EL!)
======================== FÜR DIE FÜLLUNG ========================
140 Gramm Kalbsbrät (oder Brät aus einer feinen anderen
-- Bratwurst, keine Grillwurst!)
3 Essl. Sahne
1 Teel. Dijonsenf
Salz
Pfeffer
Muskatnuss
1 Messersp. Geriebene Zitronenschale
1 Essl. Petersilie; frisch geschnitten
============================ QUELLE ============================
Alfons Schuhbeck "Meine Bayerische Küche"
-- Erfasst *RK* 24.05.2009 von
-- http://www.foolforfood.de
Das Mehl mit dem Salz und geriebener Muskatnuss in eine Schüssel geben. Mit gut 50 ml Milch glatt rühren, dann die restliche Milch und das Ei unterrühren. Zuletzt die flüssige Butter hinzufügen. Den Teig mindestens 20 Minuten ruhen lassen.
Bei milder Hitze in einer beschichteten Pfanne 2-3 Pfannkuchen backen, herausnehmen und leicht abkühlen lassen. Falls die Pfannkuchen nicht gleich weiterverarbeitet werden, mit Klarsichfolie
abdecken, damit sie nicht austrocknen.
Das Kalbsbrät mit der Sahne und dem Senf glattrühren (beim Kauf von Bratwurst natürlich das Brät zuvor aus der Wurst drücken!), mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Zitronenschale würzen, die Petersilie unterrühren. Pfannkuchen dünn mit der Brätmischung bestreichen und aufrollen. Jede Pfannkuchenrolle zuerst in ein Stück Frischhaltefolie, dann in Alufolie wickeln und die Enden wie bei einem Bonbon zusammendrehen, dann leicht nach oben knicken, sonst passt die Wurst nicht in den Topf. Wasser auf 90° C erhitzen (sieden
lassen) und die Strudel darin zehn bis fünfzehn Minuten ziehen lassen.
Den Brätstrudel aus der Folie wickeln und in Scheiben schneiden. Die Strudelscheiben in klarer Brühe, etwa Hühnersuppe, servieren.
Falls was übrig bleibt: Brätstrudel halten sich im Kühlschrank 1 bis 2 Tage, können aber auch eingefroren werden.
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5 Kommentare
Kalbsbrät findet man hier problemlos. Eigenartig, dass Kalbfleisch im Norden so rar ist.
@lamiacucina: Fand das schon sehr merkwürdig, mit welcher Überzeugung die Dame an der Fleischtheke sagte "Gibt's nicht mehr" - so als wären Kalbsbratwürste ausgestorben ;-)
Ist das nicht einfach nur schrecklich, dass es hier im Norden so schlecht bzw gar kein Kalbfleisch gibt? (Kälber gibt es ja genug!) - Für mich als Süddeutsche, die ich mit Kalbfleisch aufgewachsen bin, ein herber Verlust! :-(
Dein Brätstrudel sieht wunderbar aus - danke für das tolle Rezept!
Beim Brät geht´s weniger um Wurstsorten, sondern darum, ob gebrüht oder nicht. Also einfach "frische" = ungebrühte Bratwurst nehmen. Für Brätnockerl finde ich auch das Brät von groben Bratwürsten super, weil´s halt bissiger ist. Für Deinen feinen Strudel taugt es aber leider natürlich nicht ;-).
Leider habe ich beim Kommentieren etwas auf meine Tasten gesabbert, weil die Rezeptfotos einfach schweinelecker aussehen!
Danke für das Rezept!
Gestern kamen die beiden Herren bei uns im schwäbsichen TV und haben genau die Hendlsuppe mit Brätstrudel gekocht (auch da waren die Kommentare besser nicht gesagt). :-)
Weil es aber so lecker aussah, habe ich mir die Zutaten (hier bekommt man jedes Brät ohne Problem im Supermarkt) besorgt und wollte zum Feinabgleich das Rezept haben und bin hier fündig geworden.
Bin total begeistert von der Seite - nur weiter so!!
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